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18.11.2012 Leben in den Tropen

Panama liegt in einer tropischen Klimazone. Erst vor kurzer Zeit haben wir mit Kolja im Erdkundeunterricht die Klimazonen der Erde durchgenommen (bei Helena ist es schon etwas länger her). Genauso wie im Schulbuch beschrieben erleben wir derzeit das Wetter in Panama. Wir haben uns angepasst und leben mit dem Wetter und der Natur.

Morgens früh ist es am kühlsten, mit ca. 26 Grad und einer leichten Brise sehr angenehm. Wir stehen meistens schon gegen 6:00 Uhr, spätestens aber um 7:00 Uhr auf, um die kühlste Zeit des Tages zu nutzen. Helena und Kolja beginnen gleich, mehr oder minder ausgeschlafen, mit dem Schulunterricht. Einer von uns Eltern unterstützt sie dabei während der andere “frei“ hat und am Boot arbeitet, putzt, aufräumt oder repariert. Die Sonne strahlt vom großen Teil wolkenfreien Himmel, nur über dem Festland und den Perleninseln haben sich die ganze Nacht über die Cumuluswolken gehalten.

Spätestens zum zweiten Cappuccino auf dem Vorschiff gegen 9:00 Uhr haben sich erste größere Regenwolken gebildet. Die Temperaturen sind auf knapp 30 Grad geklettert, aber Dank der weiterhin präsenten kühlenden Brise von Land gut zu ertragen. Es ist für uns immer wieder faszinierend die sich so rasant verändernden Wolkenbilder zu bestaunen.

Gegen 10:00 Uhr, spätestens um 11:00 Uhr ist der Schulunterricht beendet. Es ist jetzt mit über 33 Grad zu heiß geworden und auch der Wind lässt langsam nach. Je nach Lust und Laune gibt es jetzt ein gemeinsames großes Frühstück bevor die Kinder Freizeit haben und Anita und ich versuchen unsere Arbeiten zu Ende zu bringen.

Gegen 13:00 Uhr geht nichts mehr. Es ist jetzt richtig schwül-heiß und je nach Wetterlage ziehen die ersten Squalls über uns hinweg. Diese können völlig unterschiedlich ausfallen. Manchmal sind sie innerhalb einer halben Stunde durchgezogen und bringen nur wenig Wind (20kn) wie zum Beispiel heute. Manchmal kommen sie erst spät am Abend (wie am 11.11) dauern 2-3 Stunden und bringen 45kn (85 km/h) Wind. Oft werden die Squalls von Gewittern begleitet. Alle Regenwolken haben eines gemein: sie bringen Unmengen an Niederschlag und eine deutliche Abkühlung mit sich Der Rest des Nachmittages ist dann wieder gut auszuhalten.

Oft sieht Kolja eine herannahende Regenwolke als erstes. Man kann auf dem Wasser recht gut abschätzen wie lange es noch dauert bis die Regenfront uns erreichen wird. Es heißt dann alle Luken dicht machen, die Wäsche abnehmen und alle losen Gegenstände verräumen. Die Zeit während des Squalls verbringen wir zusammen im Salon oder im geschützten Cockpit – in den Kabinen ist es bei geschlossenen Fenstern einfach zu stickig. Je nachdem wie stark der Squall ist, beobachten wir das Wetter oder spielen etwas zusammen.

Man weiß ja nie im voraus, wie viel Wind und Welle kommen werden, ob mit dem eigenen Schiff alles OK ist, oder ob sich ein anderer Seglerlosreißt und durchs Ankerfeld slippt. Ich denke da nur an den Abend des 11.11 an dem sich gut ein halbes Dutzend Schiffe selbstständig gemacht hatten oder an den Squall im Juli als sich eine große stählerne Plattform losgerissen hatte und knapp am Ankerfeld vorbei durch die Bucht rauschte.

Beunruhigend war auch unser gestriges Erlebnis mit einem kleinen Patrouillenboot der Panamaischen Marine. Es ankert öfters für einige Stunden mitten im Ankerfeld. Ob zu unserem Schutz oder um uns zu Kontrollieren ist nicht ganz klar…

Sie schienen keinen vernünftigen Anker zu besitzen. Nur einen kleinen Brittany Anker (leichter als unser Zweitanker), den sie einfach von Hand über Bug werfen und an einer kurzen Leine ohne Kettenvorlauf festmachten. Gestern, bei unter 20kn Wind hielt ihr Anker plötzlich nicht mehr und das Patrouillenboot slippte zunächst an unserer Steuerbordseite vorbei und berührte dabei beinahe den neuseeländischen Katamaran „My Muse“.

Die Jungs taten uns Leid wie sie bei dem starken Regen, völlig durchnässt, den Anker von Hand hoch hieven mussten. Wenig erfreut waren wir als sie direkt vor uns zu Ankern versuchten, was ihnen aber misslang, da sie keinen Halt finden konnten. So probierten sie es Schlussendlich an unserer Backbordseite waren aber eine halbe Stunde später wieder an uns vorbei gerutscht.

Sie blieben die ganze Nacht vor Anker – keine beruhigende Vorstellung neben so einem Wackelkandidaten zu schlafen!

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11.11.2012 Panama City – Las Brisas Stürmische Zeiten

Es ist dunkel, der Regen peitscht uns ins Gesicht. Wir sind durchnäßt bis auf die Haut und hoffen, dass er bald vorüber ist. Er, der Sturm, der uns und alle anderen Ankerlieger beim Abendessen überrascht hat. Mit einer 180°-Drehung aller Boote innerhalb weniger Sekunden bricht er mit 45 Knoten über uns herein. In Sekundenschnelle driftet die Pacific High nach hinten. Schnell die Motoren an und ans Steuer gehechtet. Aber kurz darauf macht sich Erleichterung breit: Der Anker hält, nur unsere Kette dehnt sich auf ihre Länge von 60 Meter aus, die wir vorsorglich ausgelegt hatten. Vor uns spielen sich mehrere Dramen ab. Boote stoßen aneinander, verhaken sich, driften durchs Ankerfeld. Wir beobachten alles von unserer erhöhten Sitzposition auf der Fly im strömenden Regen, betend, daß keines der driftenden Boote unseren Anker herausreißt. Ein Nachbarboot geht Anker auf und verlegt sich in das hintere Ankerfeld. (Leider ist es nicht das Boot mit dem unglaublich lauten Windgenerator). Auf dem Funk werden Hilferufe abgesetzt. Wem es möglich ist, der hilft. Auch ein Einheimischer mit seinem Boot und starkem Aussenborder hilft aus wo er kann. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und wir stellen wieder mal fest, daß ein Leben an Land durchaus auch Vorteile mit sich bringt…

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06.11.2012 Kleine Ursache – Große Wirkung

Oft im Leben weiß man den Wert eines Gegenstandes erst dann zu schätzen wenn er verloren gegangen ist oder nicht mehr funktioniert. So erging es uns in den vergangenen Tagen mit unserem Beiboot, genauer gesagt mit unserem Außenbordmotor. Drei Jahre lang verrichtete er klaglos seinen Dienst, brachte uns täglich, schnell und zuverlässig überall hin. Egal ob er Morgens früh nach einer regnerischen und kalten Nacht bei Temperaturen knapp über null Grad anspringen sollte oder ob er den ganzen Tag in sengender Sonne am Dinghy Dock auf uns gewartet hatte: immer war auf ihn Verlass. Murrte auch nicht, weil der überfällige Service wieder einmal hinausgeschoben wurde, oder wir minderwertiges Benzin auf einer entlegenen Insel erwischt hatten. Nur in Panama, am Las Brisas Ankerplatz, scheinen wir etwas Pech zu haben. Schon im Juni nach unserer Kanalüberquerung verweigerte er seinen Dienst (damals hatten wir schlechten Sprit mit hohem Wasseranteil in West Palm Beach erwischt).

Jetzt nach unserem längeren Heimaturlaub: wieder nichts! Keinen Muckser gibt er von sich, da können wir noch so oft an der Starterleine ziehen. Das Benzin und die Kraftstoffleitungen kontrolliere ich natürlich als erstes: schauen gut aus, genau wie die Zündkerzen. Ich habe nicht sonderlich viel Ahnung von Außenbordern, kann gerade mal das Öl oder den Impeller wechseln. Wir fühlen uns wie Gestrandete auf einer Insel. Wir ankern mit der Pacific High zwar in Sichtweite des Dinghi Dock, ohne unser Beiboot ist es jedoch so unerreichbar wie die Sterne am Himmel. Wir wollen eben mal schnell unsere Ankernachbarn von der „Belena“ besuchen, geht nicht. Helena und Kolja möchten mit den beiden Mädchen von der „My Muse“ einem Kat aus Neuseeland spielen: wie hinkommen ohne Beiboot? Die Telefonkarte ist abgelaufen: normalerweise kein Problem, der Automat zum wieder Aufladen steht keine 5 Gehminuten vom Steg… Unser Beiboot fehlt uns auf Schritt und Tritt – wie abhängig man doch von diesem Ding ist! Mit der tatkräftigen Unterstützung von Kolja starte ich noch zwei Reperarturversuche an den kommenden Tagen. Außer, dass wir uns in die Wolle bekommen, wer wohl der dümmere Mechaniker von uns beiden sei, erreichen wir leider nichts.

Ich habe keine große Lust in Panama City nach einem Yamaha Mechaniker zu suchen, ihm Alles auf Spanisch zu erklären und dann stunden- oder tagelang darauf zu hoffen ob er nun kommt oder nicht. Ich starte lieber noch einen Versuch in der morgendlichen Funkrunde um 8:00 Uhr auf dem Panama Cruisers Net und schildere am Funk unser Problem. Außer ein paar gut gemeinten Ratschlägen kommt leider nicht viel dabei heraus aber eine halbe Stunde später kommen Ray und Genna von der „Nighthawk“ zu uns. Ray is Naval Engeneer und seit vielen Jahren mit seiner 38ft Yawl unterwegs. Er schaut sich gleich mal unseren kranken Patienten an und gute 10 Minuten später gibt unser Motor wieder erste Lebenszeichen von sich. Der Vergaser sei vollkommen zu, urteilt er, das sei völlig normal nach drei Monaten Standzeit bei diesen Temperaturen. Dank Rays Reparatur läuft unser Aussenborder ein paar Stunden später wieder rund. Wir sind um viel Erfahrung und etliche Tipps reicher, aber auch um einige Dollars ärmer…

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02.11.2012 Schwitzen in Panama

 

14:00 Uhr in Panama

(30 Grad im Schatten und 90% Luftfeuchtigkeit)

Rien ne vas plus – nichts geht mehr!

Jede kleinste Anstrengung führt unweigerlich zu massiven Schweißausbrüchen. Die wenigen Kleidungsstücke die wir am Körper tragen kleben nass auf der Haut. Seit 7:00 Uhr in der Früh versuchen wir unsere „Pacific High“ auf Vordermann zu bringen bzw. Helena und Kolja für die Schule zu lernen. Mit unterschiedlichem Erfolg: während die Kinder recht gut mit ihren Schulaufgaben vorankommen und Anita Dank unermüdlichem Putzen, Aufräumen und Wegwerfen (unser Lieblingswort an Bord – es hat sich viel zu viel Unnötiges angesammelt) auf gutem Wege ist die „Pacific High“ wieder in unser wunderschönes heimeliges zu Hause zu verwandeln, hadere ich mit meinen Reparaturen, dem Kampf mit dem Dreck auf dem Deck und Rümpfen und mit der Ungerechtigkeit auf der Welt im Allgemeinen. Während Anita unermüdlich einen Stapel nach dem anderen frische, gut riechende Wäsche in die Schränke räumt, hänge ich über der Bilge und studiere Toilettenschläuche. Helena bemängelte gleich nach der Rückkehr aufs Schiff, dass mit ihrer elektrische Toilette etwas nicht stimme. Ein Funktionstest durch den Bordmechaniker (mich) ergibt, dass beim Betätigen der Toilettenspülung zwar kein Wasser in die Toilette fließt dafür aber die Bilgen Pumpen anspringen: wir pumpen scheinbar das Toilettenspülwasser direkt in die Bilge – nicht ganz optimal! So hänge ich nun den Vormittag schweißgebadet kopfüber in Helenas Bilge und versuche aus dem Gewirr an Schläuchen schlau zu werden: kaum zu glauben wie viele Meter Schlauch, Ventile, Pumpen und Filter unser Toilettenspülwasser durchfließt. Es führt ein durchsichtiger Schlauch Richtung Toilette, dort kommt aber ein weißer an: irgendwo dazwischen muss es eine Verbindung geben, die sich gelöst hat. Das dumme ist nur: dieses Verbindungsstück liegt genau unter der Nasszelle die aus einem Stück gefertigt ist (ca. 3m x 2m). Da ist nicht ranzukommen, eine direkte Reparatur der Verbindungstelle also unmöglich. Ich habe keinen blassen Schimmer wie ich hier vorgehen soll, beschließe erst einmal aufzugeben und auf eine Eingebung zu warten. So sitzen Anita und ich, wie am Anfang des Blogeintrages erwähnt, schwitzend im Cockpit. Bei einer Tasse Kaffee (das Highlight des Tages – Danke Schatz!) besprechen wir die vielen noch anstehenden Arbeiten an Bord und fragen uns“ „warum, um Gottes willen, tun wir uns das Alles an!?“

18:00 Uhr Sonnenuntergang

(nur noch 28 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit)

Was gibt es Schöneres auf der Welt!?

Wir sitzen wieder auf der Fly mit einem Sundowner in der Hand. Die Abendluft ist Dank einer leichten kühlenden Brise sehr angenehm. Unsere Blicke schweifen über den Panama Kanal und die „Puente de las Americas“ zur Skyline von Panama City die in den letzten Sonnenstrahlen golden funkelt. Die tiefen Signalhörner der vorbeiziehenden Containerfrachter und Kreuzfahrtschiffe erzeugen ein vertrautes Gefühl der Verbundenheit, besonders wenn es deutsche Schiff sind, wie die „Stuttgart Express“ von MSC oder ein Frachter der Reederei „Hamburg Süd“. Wir saugen diese besonderen Momente förmlich in uns auf und genießen den Augenblick. Vergessen sind die Hitze und die Ärgernisse des Tages, zumal meine Reparaturversuche von Erfolg gekrönt wurden. Nach einer längeren Siesta während den heißesten Stunden des Tages habe ich einfach auf gut Glück einen neuen Schlauch mit vorbereiteten Schlauchschellen am Ende unter dem Bad durchgeschoben. Auf der anderen Seite habe ich dann blind mit dem Arm in der Bilge gesucht und… eine der Schlauchschellen mit den Fingerspitzen zu fassen bekommen. Ich denke die Chancen standen 1:1000… manchmal muss man einfach Glück haben! Der Rest war einfach, jetzt funktioniert die Toilette wieder einwandfrei. Auch den externen Kühlkreislauf am Generator konnte ich abdichten. Ein Filterelement hatte sich losgerüttelt und für eine mittlere Überschwemmung gesorgt. Bei der Gelegenheit wurden auch Impeller und Öl kontrolliert sowie die Opferanode am Wärmetaucher erneuert. Auch beim Kampf gegen Dreck und Staub sehen wir ein schwaches Licht am Ende des Tunnels. Alles in Allem genug gute Gründe den Tag mit einem gut eingeschenkten Sundowner ausklingen zu lassen!

Oh wie schön ist Panama!

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29.10.2012 Reise München – Panama City

Vorwort: Dies ist unser erster Blogeintrag nach über drei Monaten. Wir führen kein tägliches Blog, sondern schreiben dann, wenn wir interessante Dinge erleben und die Zeit aber auch die Muße finden diese zu veröffentlichen. Im Schnitt stehen hinter jeder Seite im Blog ein bis drei Stunden in dehnen wir Bilder auswählen und bearbeiten sowie die Texte schreiben und überarbeiten. Diesmal war es jedoch eine ganz bewusste (Schreib) Pause für die wir uns bei unseren Internet Wegbegleitern entschuldigen wollen. Besonderen Dank an all diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben uns zu schreiben, zu chatten, mailen oder anzurufen. Teilweise aus Sorge ob uns etwas zugestoßen sei, oder um sich zu beschweren warum wir plötzlich so schreibfaul geworden sind… nicht zuletzt aber auch einfach um uns Hallo zu sagen… vielen Dank Euch allen dafür!!! Wir hatten uns relativ spontan dazu entschlossen vor unserem Pacific Abenteuer doch noch einmal unsere Familien und Freunde in Europa zu besuchen. Die „Pacific High“ mussten wir in Panama lassen – nicht gerade einer der sichersten Orte der Welt (siehe unsere Blogeinträge von Juni über überfallene Segler und gestohlene Dinghis). Da man immer wieder von anderen Seglern hört, dass ihre Boote in Abwesenheit ausgeraubt wurden, wollten wir unseren längeren Auslandsaufenthalt nicht im Internet ankündigen / publik machen. Noch einmal unsere Entschuldigung an all unsere regelmäßigen Leser die wir durch unsere lange Schreibpause verärgert haben: Sorry!!! Last but not least möchten wir unserem Freund Elvir danken, der sich so rührend in den vergangenen Monaten um unser schwimmendes fünftes Familien Mitglied gekümmert hat, eigentlich kann man das niemanden zumuten: trotzdem, ganz herzlichen Dank dafür!!!

 Reise München – Panama City

Ein letztes Mal genießen wir den gedeckten Frühstückstisch bei Uschi und Gerhard. Wie bei der Ankunft gibt es auch heute wieder „traditionell“ ein letztes Weißwurstfrühstück: wir lassen es uns schmecken! Die Stimmung ist zwiegespalten: auf der einen Seite sind unsere Gedanken schon bei unserem „zu Hause“ der Pacific High im Pazifik, auf der anderen Seite fällt uns diesmal der Abschied von der „Heimat“ und unseren Lieben schwerer als beim letzten Mal: wir hatten eine wirklich schöne, intensive und abwechslungsreiche Zeit. Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Familien, Freunde und Verwandten die wir während den gut drei Monaten besuchen durften oder die sich die Mühe gemacht haben uns zu treffen!

Naturgemäß vergingen die letzten Stunden mit aufräumen, packen, verabschieden sehr schnell, bis uns Gerhard gegen 16:00 Uhr durch die verschneite Winterlandschaft zum Flughafen München brachte.

Dort warteten schon Uschi und Familie Haas (ein ganz liebes Dankeschön an Euch fürs Kommen!) auf uns. Nach dem Einchecken saßen wir noch gemütlich eine gute Stunde bei Kaffee und Bier zusammen bis dann die große Verabschiedung losging. Wir alle vier stiegen anschließend doch ein wenig traurig in unseren Flieger nach Frankfurt.

Dort erwartete uns eine unangenehme Überraschung: wir hatten bereits in München unser Gepäck bis Panama durchchecken können und passierten die Zoll und Passkontrollen in Frankfurt „nur“ mit unserem Handgepäck. Dies wurde zu unserer Überraschung hier gewogen: wir hatten natürlich deutlich zu viel Gewicht dabei und hätten € 20,– pro Kg Übergepäck zahlen müssen. Nach langem hin- und her, vielem Umpacken, dem Entfernen der Laptops (diese dürfen extra transportiert werden und zählen beim Wiegen nicht mit) mussten wir dann doch nichts Nachzahlen, aber zwei schwere faltbare Hocker die wir neu für die Pacific High gekauft hatten schweren Herzens zurücklassen. Unser Flug südlich an Hurricane „Sandy“ vorbei, war ruhig und schnell. Schon gegen 5:15 Uhr landeten wir eine halbe Stunde zu früh in Panama. Auch die Einreise verlief problemlos. Elvir – unser Freund, der auch auf die Pacific High während unserer Abwesenheit aufgepasst hatte – holte uns vom Flughafen ab und nach einer langen Fahrt durch die morgendliche Rush Hour von Panama City (3 ½ Stunden für nur ca. 40km Strecke) und einem kurzen Stopp bei dem Supermarkt „El Rey“ um frisches Gemüse und Obst zu kaufen, fuhren wir um 10:00 Uhr mit dem Launch Boat des Balboa Yacht Club zur Pacific High. Ruhig und aus der Ferne gesehen völlig unverändert lag sie vor uns an der Mooring, Puuuhh: tonnenschwere Sorgen fielen von unseren Herzen. Ganz so, als wären wir nicht drei Monate fort gewesen, sondern nur kurz zum Einkaufen gefahren. Wir hievten unser Gepäck an Bord, machten einen kurzen Rundgang und nahmen erst einmal einen „Wieder-zurück-zu-Hause-an-Bord“ Drink (Cola und Bier). Insgesamt hat die Pacific High die letzten Monate gut überstanden: keine größeren Schäden oder Ausfälle und Dank Elvirs unermüdlichen Einsatz das Boot zu lüften und per Klimaanlage zu trocknen, auch keinerlei Schimmel an Bord. Von außen schaut die Pacific High allerdings fürchterlich aus: eine schwarz-grüne Dreckschicht bedeckt das ganze Schiff: in jede kleine Ritze ist der Smog von Panama (wohl hauptsächlich durch die vielen Containerschiffe verursacht) eingedrungen. Wie lange werden wir wohl schrubben müssen um unser Schiff wieder einigermaßen sauber zu bekommen? Am Bugstag, der unser Spifall hält, ist etwas abgebrochen, Helenas Toilette funktioniert nicht (ich vermute ein defekter Schlauch), einige Lampen im Salon leuchten nicht, eine Schublade in der Küche erfordert eine Generalüberholung (sprichwörtlich aus dem Leim gegangen), die Leisten am Salontisch haben doch unter der Feuchtigkeit gelitten und sich etwas gelöst, das Rollo einer Luke in der Eigner Kabine lässt sich nicht mehr öffnen und einige andere kleinere Schäden haben wir dann doch festgestellt.  In der Summe zwar eine Menge Arbeit, zumal wir auch die vielen neuen Teile aus Deutschland einbauen müssen, aber nichts wirklich Gravierendes. Nach einem ersten harten Arbeitstag mit viel Putzen, Einräumen und einigen kleinen Reparaturen versammelte sich die ganze Familie gegen 19:00 Panama Zeit (01:00 Uhr Nachts in Deutschland) im Salon zum Arbeitsessen. Beim Abendgespräch am Eßtisch stellte sich auch das Glücklich-wieder-an-Bord-zu-sein-Gefühl ein. Während eine große Portion Putengeschnetzeltem in Sahnesauce mit Kartoffelpüree und gemischtem Salat vertilgt wurde freuten wir uns alle Vier wieder zu Hause zu sein!

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24.06.2012 Islas Perlas: Espiritu Santo

Wir verbringen einige wunderschöne ruhige Tage an diesem geschützten Ankerplatz – wie immer verweilen wir länger als geplant, Wir freunden uns mit unseren Ankernachbarn an, besonders mit Sunny und Blake von der „Slow-Mocean“ die schon seit Oktober in der Perlas segeln und uns viele wertvolle Tipps über dieses Segelrevier geben. Nach dem Schulunterricht unternehmen wir ausgedehnte Entdeckungstouren mit dem Dinghy in die uns umgebende Inselwelt. Es gibt viele kleinere und größere Sandstrände in der Nähe die sich gut zum Anlanden mit dem Dinghy eignen. Die Farbe der Sandes ist ganz unterschiedlich: von schwarz über gold-braun bis hin zu weiß. Bei Flut oft nur ein schmaler Streifen, dehnen sich die Strände bei Ebbe, auf Grund des großen Tidenhubs von ca. 5m, weit aus. Einige geschützte Stellen wären auch optimal dazu geeignet unsere Pacific High wieder einmal trocken fallen zu lassen. Von Blake haben wir den Tipp bekommen, das von dem Strand (Farbe gold-braun) direkt vor der Pacific High, ein kleiner Pfad auf die andere Seite der Insel, zu zwei kleinen Sandbuchten, führt. Einen wilden Mango Baum soll es dort auch geben. Mit Proviant im Rucksack machen wir uns auf den Weg und finden den gut versteckten Pfad erst nach langen Suchen. Er schlängelt sich mitten durch den Dschungel und führt uns zu einer kleinen versteckten Bucht. Wir fühlen uns wie in einem Abenteuerfilm: die Bucht ist kreisförmig und auf beiden Seiten von Felsen begrenzt. Der Sand ist strahlend weiß, und die dicht wachsenden hohen Bäume des Urwaldes spenden kühlen Schatten. Ein traumhaftes Plätzchen, das auf uns einen verwunschenen, beinahe magischen Eindruck macht. Helena und Kolja gehen auf Entdeckungstour, klettern über meterdicke umgefallene Baumstämme, finden einen kleinen Bach einige reife Kokosnüsse und auch den Mango Baum. Dieser ist viel größer als ich ihn erwartet hätte und wir holen vom Strand lange Bambusstangen mit dehnen wir die reifen Mangos herunterholen. Im Nuh haben wir sechs Stück gepflückt und kehren mit reicher Beute zurück zur Pacific High. Dort öffnen wir eine der Kokosnüsse (köstlich) und probieren die frischen Mangos: selbst Helena und Kolja, die sonst keine Mangos mögen, schmecken sie gut: sie sind noch nicht ganz reif und haben einen erfrischenden leicht säuerlichen Geschmack. Nachmittags kommen Sunny und Blake auf einen Drink an Bord. Blake war beim Fischen und hat einen Mordsfisch gespeert, den er uns schenken will. Schweren Herzens und mit großem Bedauern lehnen wir ab: unser Kühlschrank wie auch die Gefriertruhe sind zum bersten voll und wir haben für heute Abend schon etwas aufgetaut. Getreu einem Chinesischen Sprichwort verabreden wir Männer uns (Blake, Kolja und ich) zum gemeinsamen Fischen, damit Blake uns das Speerfischen beibringen kann. Sunny und Blake kommen ursprünglich aus dem Nordwesten der USA, dem Staate Washington, haben sich vor 6 Jahren in Florida ihren Kat gekauft und sind seitdem die Karibik hinunter in den Pazifik gesegelt. Die beiden schwärmen von den Perleninseln und wundern sich warum wir uns so hetzen. Nun ja, Geschwindigkeit ist ein relativer Begriff, gegenüber den beiden sind wir in der Tat schnell unterwegs, im Vergleich zu einigen unserer Freunde, die bereits in der Südsee oder in Neuseeland segeln, schwächeln wir allerdings enorm… so hat jeder seinen Rhythmus…  Spät am Abend, nachdem sich die Mücken wieder verzogen haben sitzen wir alle vier auf der Flybridge und beobachten die Sterne. Dank moderner Technik ist das Finden und Erkennen von Sternenbilder, Galaxien und sogar einzelner Sterne ein Kinderspiel. Das iPad oder iPhone zeigt anhand der genauen Position, Tageszeit und Kompassausrichtung exakt den aktuellen Sternenhimmel. Man kann nach Sternenbildern suchen und wird dann gezielt zu der Position geführt an der sich die Sterne befinden, einfacher geht’s nicht mehr. So haben sogar wir „unsere“ Sternenbilder „Schütze“, „Widder“ und Waage gefunden. Besonders beeindruckt aber hat uns das „Kreuz des Südens“, dass wir von unserer aktuellen Position zum ersten Mal erblickt haben. Übrigens können wir gleichzeitig auch noch den kleinen Wagen/Bären sehen und natürlich den Nordstern. Wer sich für die App interessiert: sie heißt „Star Walk“ und gibt es im Appstore für 2,39 EUR. Nach der Astronomiestunde gingen Helena und Kolja müde ins Bett während Anita und ich bei einem „Amaretto“ und einem „Talisker“ Single Malt noch einmal das Thema Heimflug diskutieren. Je mehr wir darüber reden, umso mehr fragen wir uns: warum eigentlich nicht?

 

 

 

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21.06.2012 Segeln in den Islas Perlas

Der Mittwoch verspricht ein ruhiger Segel Tag zu werden. Mit schwachen westlichen Winden um 8kn segeln mit allem Tuch das wir setzen können gemütlich von Panama City zu den Perlen Inseln. Klar geht es nur langsam voran, aber es ist ein wunderschöner Tag mit viel Sonne, einer leichten erfrischenden Brise und ruhiger, glatter See. Das Bordleben gestaltet sich an solchen Tagen als lägen wir vor Anker: Helena und Kolja lernen intensiv für die Schule. Mathe, Geschichte oder Geografie am Tisch im Cockpit und Sprachen auf der Flybridge. Wir lesen uns abwechselnd Texte aus dem Französisch- und Englisch- Schulbuch vor und korrigieren gegenseitig unsere Aussprache. Während dem Vorlesen hören wir plötzlich das Ausblasgeräusch eines Wales und richtig, wir entdecken zwei Buckelwale direkt neben der Pacific High in nur ca. 30m Entfernung. Am späten Vormittag bereiten wir zusammen einen köstlichen Brunch vor: unser Cockpit Tisch biegt sich unter all den Köstlichkeiten: Spiegeleier mit kross gebratenem Speck, Tomaten mit Mozzarella, italienische Salami und Schinken, frische Ananas und Melone und Mango, heißer Cappuccino und Orangensaft… wir stopfen in uns hinein bis wir platzen und diskutieren dabei angeregt über die Südsee. Was mag uns wohl auf den Marquesas erwarten? Wann werden wir wohl von Französisch Polynesien aus wieder unsere Lieben daheim wiedersehen? So sehr wir uns auf den Pazifik mit seinen vielen weit verstreuten Inseln freuen, werden uns die Entfernung von Daheim und die Schwierigkeiten eines Rückfluges bewusst. Besonders bei den Kindern haben wir den Eindruck, dass sie gerne ihre Großeltern und Freunde wiedersehen würden… Kurz bevor wir Contadora erreichen entdecke ich plötzlich einen großen hellen Gegenstand der auf die Pacific High zutreibt. Ich kann nicht genau erkennen was es ist, während dem Ausweichmanöver schiesse ich schnell einen Schnappschuß. Erst später am Computer erkenne ich, daß es sich um ein totes Krokodil handelt, das mit dem hellen unterkörper nach oben im Wasser schwimmt…

Am späten Nachmittag ankern wir vor Contadora, eine der nördlichsten und am besten entwickelten Inseln der Perleninseln. Der Ankerplatz erscheint mir nicht sonderlich geschützt, wird aber vom Cruising Guide empfohlen und hat einen entscheidenden Vorteil: wir haben endlich einmal wieder schnelles Internet. So können wir auch seit langem aufgeschobene Updates der Betriebssysteme unsere Laptops, iPods etc. installieren, das sind ja immer gleich Gigabytes an Downloads…

Die Nacht wird ruhig mit Gewittern rings um uns herum.  Ich wache bereits um 5:00 Uhr Morgens auf mache mir einen starken Kaffee und nutze das Internet um Mails zu schreiben und unser Blog zu aktualisieren. Der Himmel hat sich zugezogen, gegen 9:00 Uhr zieht ein erster Squall mit 22kn und heftigem Regen über uns hinweg. Es folgen ihm weitere Regenwolken mit bis zu 30kn Wind. Es baut sich eine steile Welle von gut 1m auf, die Squalls rauschen aus der völlig ungeschützten Südost Richtung über unseren Ankerplatz. Wir ankern zwar sicher in 14m Wassertiefe mit gut 80m Kette aber angenehm ist es nicht in dieser ungeschützten Bucht. Als es gegen 11:30 Uhr heller wird beschließen wir zu den ca. 15sm entfernten geschützten Inseln Espiritu Santo zu segeln. Pech gehabt: kaum sind wir Anker auf, peitscht ein weiterer Squall mit 28kn über uns hinweg. Ich sitze relativ geschützt auf der Fly hinter der Persenning, aber Anita vorne am Anker erwischt es voll und Sie wird klitschnass. Wir motoren zuerst mit beiden Maschinen mit 2/3 Kraft gegen die steilen Wellen und um 30kn Wind bei gerade mal 3kn bis 4,5kn Geschwindigkeit: da strömt er durch die Einspritzdüsen unser kostbarer Diesel! Nach einer Stunde können wir Segel setzen und hart am Wind und gegen die steile Welle ansegeln. Spaß macht das nicht – was für ein Unterschied zu gestern! Wenigstens geht es jetzt mit 6kn bis 7kn voran. Es regnet wie aus Kübeln, horizontal! Die dicken Regentropfen fühlen sich bei 30kn Wind an wie kleine Geschosse. Anita und ich sitzen auf der Fly in Badeshorts und dicken Segeljacken. Endlich erreichen wir den Schutz der größten der Perleninseln, der Isla Rey. Unterwegs sehen wir zwei Windhosen vor der Pacific High durchziehen. Etliche pechschwarze Gewitterwolken ziehen über uns hinweg. An unserem Ankerplatz zwischen den Inseln Espiritu Santo und El Rey angekommen ist von dem Unwetter nichts mehr zu spüren: glattes Wasser, unter 10kn Wind, die Grillen zirpen, kaum zu glauben wie unangenehm die Segelei während den letzten drei Stunden war!  Es ankern hier bereits  zwei Kats und wir finden einen schönen und sicheren Platz dahinter in knapp 9m Wassertiefe. Die Weilt ist wie ausgewechselt! Anita und ich genießen einen wunderbaren Sundowner vor einer atemberaubenden Abendkulisse: der Regenwald ist zum greifen nah mit seinen fremdartigen Geräuschen. Die untergehende Sonne färbt alles in ein tiefes dunkelrot. Kurz nach Sonnenuntergang müssen wir aber vor den Heerscharen an Mücken Sandfliegen und Noseeums fliehen, die über uns herfallen: auch das Paradies ist nicht perfekt! Wir verbarrikadieren uns im Salon und schauen einen Film zum Abendessen: es gibt Geschnetzeltes mit frischen Pilzen an Madeira Sauce, mit  Salzkartoffeln und gemischtem Salat.

 

 

 

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19.06.2012 Letzte Vorbereitungen am „Las Brisas“ Ankerplatz

Wir verbringen unsere letzten Tage am Las Brisas Ankerplatz mit intensivem Schulunterricht (Vormittags) und letzten Vorbereitungen an der Pacific High (Nachmittags). Helena und Kolja schreiben noch einige Klassenarbeiten die wir dann einscannen und an die ILS mailen. Einer unserer Motorstundenzähler auf der Fly ist defekt. Bei der Suche nach einer möglichen Reparaturanleitung / Hilfe im Internet finde ich viele Leidensgenossen. Warum muss an Bord eines Segelschiffes alles kaputt gehen? Oder ist an Eurem Auto schon einmal der Tacho ausgefallen? Bei mir noch nie. Auf einem Boot scheinen solche Defekte „normal“ zu sein – warum mur? Ich kann mir leicht helfen, da wir noch zwei Motoreninstrumente im Salon haben, deren Motorstundenzähler nicht mitlaufen. Ich tausche sie einfach aus.

Zwischendurch erledigen wir noch unsere letzten Einkäufe. Bei Tesa kaufen wir noch 4 Yanmar Diesel Filter auf Vorrat. Einmal fahren wir noch in die Albrook Mall, neue Kopfhörer für Helena und Kolja und günstige Sonnenbrillen kaufen. Wir haben uns ein letztes Mal beim PriceSmart (USA = Costco) verproviantiert. Das Taxi war bis zur Decke vollgepackt und unser Dinghi wäre unter dem Gewicht beinahe untergegangen. Es wird wirklich Zeit, dass wir Panama verlassen, sonst wird die Pacific High so schwer, dass wir gar nicht mehr vom Fleck kommen. Zum Schluss fahren wir noch zum Obst- und Gemüse- Markt. Es ist mehr eine Art Großmarkt auf dem wir Obst und Gemüse frisch und zu wirklich günstigen Preisen aber in großen Mengen einkaufen. Hier nur ein kleiner Auszug: 10 Ananas (Stück 50 cent), ein Sack Kartoffeln (geschätzte 25kg für 20$), 20kg Zwiebeln (22 $), Zucchini, Gurken, ein halbes Dutzend Salatköpfe, 10kg Möhren, usw.

Abends sitzen wir dann Müde und geschafft auf der Flybridge und bewundern die Skyline von Panama City. Danach gibt es dann meistens etwas leckeres, frisches zum Abendessen: wir haben jetzt ja den Luxus einer großen Auswah an Vorräten!

 

 

 

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17.06.2012 Panama – Gewitter

Wir haben es in unseren Blogeinträgen seit unserer Ankunft auf den San Blas Inseln bereits öfters beschrieben: so viele Gewitter wie hier in Panama haben wir noch nie erlebt. Sie gehören mittlerweile zum Tagesablauf wie Aufstehen, Sonnenschein oder Schule. Unangenehm bleiben sie dennoch: wegen ihrer Unberechenbarkeit und den heftigen Schäden am Boot die durch einen Blitzschlag entstehen können. Wir haben viele Segler kennengelernt die sich eine längere Zeit in dieser Gegend (Venezuela, Panama, Kolumbien) aufgehalten haben. Irgendwann kommt man während jedem Gespräch mit Ihnen auf das Thema Gewitter und stellt fest, dass mindestens die Hälfte von Ihnen schon einen Blitzschlag erlebt hat. John und Deborah von der „Bella Donna“ haben schon drei Blitzeinschläge erlebt ohne schwere Schäden an Bord zu verzeichnen. Es mussten einige wenige Instrumente ausgetauscht werden, zweimal viel die komplette Elektronik für einen Tag komplett aus um dann aber wieder zu funktionieren. Peter und Anisa von der „Calisto“ hatten einen Blitzeinschlag in Costa Rica. Sie lagen in der Marina als neben ihrer Amel ein Blitz ins Wasser schlug und hatten einen Totalausfall der Elektronik. Sie mussten ALLE elektronischen Geräte an Bord, von der Küchenuhr bis zum Chartplotter neu kaufen und austauschen. Noch heute, ein Jahr danach, funktioniert nicht alles zu 100%. Jean-Yves, den wir mit seinem Kat vor Cocos Banderos in dem San Blas getroffen haben fährt komplett ohne elektronische Geräte auf seinem Mast: nach drei Blitzeinschlägen in einem Jahr hat er es aufgegeben Antenne, Windmesser, Ankerlicht, etc. immer wieder neu zu kaufen und einzubauen. Wir haben allerdings noch niemanden getroffen der ernsthafte Schäden am Boot zu beklagen hätte.

Ein “übliches” Satellitenbild für Panama: rund um unseren Ankerplatz (der rote Punkt in der Mitte) erstrecken sich gigantische Gewitterwolken von bis zu 300km Durchmesser. Sie erreichen Höhen bis 12km und mehr (die rosa und weissen Gebiete auf der Karte). Welche Kräfte wohl innerhalb dieser Wolken toben mögen!?

Wir selbst hatten bisher Glück und keine Schäden zu beklagen. Zweimal ist bisher ein Blitz in unserer Nähe eingeschlagen (weniger als 1 km): einmal in den San Blas und einmal vor Panama City. Grund genug uns ein wenig intensiver mit dem Wetterphänomen Gewitter und Blitzschlag zu beschäftigen. Passt auch gut zu unserem Schulunterricht und so haben wir – Internet, besonders Wikipedia, sei Dank – viel dazugelernt. Obwohl über Gewitter bereits seit der Antike berichtet wird und sie zu den am längsten studierten Naturphänomenen gehören haben wir das Gefühl, dass viele ihrer Aspekte nicht umfassend bzw. noch nicht zweifelsfrei erforscht wurden. So habe ich noch in der Schule gelernt, dass ein Blitz aus einem Vorblitz von der Wolke zur Erde und einem Hauptblitz von der Erde zur Wolke besteht. Heute spricht man von Positiven und Negativen Blitzen, letztere machen 95% aller Blitze aus. 75% der Negativen Blitze sind innerhalb der Gewitterwolken und nur ein Viertel schlägt in die Erde (oder das Meer) ein. Relativ sicher ist man sich über die Entstehung der Energie (Spannung) von Blitzen die, sehr vereinfacht ausgedrückt, entweder durch das Kollidieren von Eiskristallen oder durch induktive Spannungen zwischen den Kristallen, die mit hoher Geschwindigkeit innerhalb der Gewitterwolke nach oben sausen und wieder hinabfallen, entsteht. Es ergibt sich daraus die für Gewitterwolken typische Ladungsverteilung: oben positiv geladen unten negativ. Blitze gleichen nun in Sekundenbruchteilen diese Spannungsunterschiede aus, je häufiger und stärker die Blitze. Warum und wie aber genau dann ein Blitz entsteht, darüber sind sich die Experten noch nicht ganz im Klaren. Auch haben wir gelernt, das die Energiemenge eines Blitzes überschätz wird. Diese gewaltigen und lauten Naturschauspiele haben zwar Spannungen von einigen 10 Millionen Volt und Stromstärken von etlichen 10.000 Ampere: das aber nur für Sekundenbruchteile! Für uns besonders interessant war die Entdeckung einer Karte mit der Häufigkeitsverteilung von Blitzen (Blitzdichte) weltweit. Durch Ortung auf Kurz- und Langwelle und durch moderne Satelliten wird jeder Blitzeinschlag weltweit seit Jahren genau erfasst. Es gibt drei Gebiete auf der Welt mit einer besonders hohen Blitzhäufigkeit: das Kongobecken in Zentralafrika, der Norden Kolumbiens, Venezuela und Panama (da, wo wir gerade segeln) und die Straße vom Malakka. Während in Deutschland durchschnittlich 5 Blitze pro km2 und Jahr einschlagen und in der Schweiz 10 Blitze, sind es im Kongobecken über 70 und hier in Panama immer noch um 50 Blitzeinschläge.

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15.06.2012 Bordalltag in Panama City

Wie immer vergehen die Tage an Bord der Pacific High viel zu schnell! Ist es das Alter (im Ernst)? Sind es die vielen Erlebnisse? Ist es der Schulunterricht? Die vielen kleinen Arbeiten an Bord? Unsere vielen Hobbies und Beschäftigungen? … ich glaube, es ist eine Mischung aus dem Entdecken neuer Welten (und sei es nur ein neuer Gemüsehändler der die saftigsten Mangos meines Lebens verkauft) und unserem komfortablen Bordleben mit all den Annehmlichkeiten eines „normales“ Haushaltes an Land. Auf jeden Fall sind wir langsamer und länger an einem Ort als die meisten anderen Segler, fühlen uns aber pudelwohl dabei! Hier ein paar kleine Geschichten von unseren Erlebnissen der letzten Tage:

Das Wetter in Panama City… schwankt zwischen schwülfeuchter brütender Hitze, und kühleren bedeckten Tagen, meistens nach dem Durchzug einer gewaltigen Gewitterfront. Trotz der Regenzeit, die jetzt offiziell begonnen hat erleben wir viele sonnige Tage und hatten 14 Tage lang keinen einzigen Regentropfen gespürt. Dafür ist es sehr heiß (35 Grad im Schatten, über 40 Grad in der Sonne) und es gibt zwei Varianten diese mörderischen Temperaturen zu überleben: entweder man besucht eine der vielen kühlen Shopping Malls (Klimaanlage sei Dank!), oder macht man von 12:00 Uhr bis 16:00 Uhr Siesta. An kühleren bedeckten Tagen kann man ja die Arbeit nachholen (muss man aber nicht!). Im Unterschied zu Deutschland, wo wir ja hauptsächlich Wärmegewitter nach heißen Sommertagen erleben ist hier in Mittelamerika Nahe dem Äquator die Sonneneinstrahlung so stark, dass auch bei völlig bedecktem Himmel – so wie heute – es den ganzen Tag Gewittern kann. Gerade erst ist ein Blitz ca. einen halben km (1 ½ Sekunden Abstand zwischen Blitz und Donner) von der Pacific High eingeschlagen.

Vorgestern haben Anita und ich ein letztes Mal das Dinghy Dock der Flamenco Marina ausgenutzt und uns in die kühle Albrook Mall geflüchtet Auf dem Rückweg wollten wir noch ein paar Lebensmittel bei Super 99 einkaufen um unsere Vorräte zu ergänzen. Irgendwie haben wir immer noch Probleme die Mengen einzuschätzen und kaufen am liebsten gleich ganze Regale leer. Auf jeden Fall war unser Dinghy bis über die Bordwand voll und wir konnten von Glück reden, dass das Meer wieder einmal spiegelglatt war!

Selten freiwillig oder aus eigner Initiative helfen uns Helena und Kolja bei der Wartung und Reparatur der Pacific High. Beim letzten Service unserer Dieselmotoren war mir aufgefallen, dass einer der Lüfter im Motorraum nicht mehr funktionierte. Natürlich war er, wieder einmal, an einer völlig unzugänglichen Stelle eingebaut. Da ich schon während dem Service stundenlang verkrümmt gearbeitet hatte, mussten diesmal die beiden ran: ich zeigte ihnen den defekten Lüfter und überliess es ihrer Geschicklichkeit wie und mit welchen Werkzeugen sie den widerspenstigen Lüfter zu Leibe rücken wollten. Eine gute Stunde später, hatten sie es geschafft und präsentierten mir stolz den ausgebauten Lüfter. Glücklicherweise konnte ich den Elektromotor reparieren (wieder gangbar machen) und jetzt wartet er auf seinen (Wieder) Einbau… Zusammen mit Kolja habe ich auch unser Spi Fall erneuert. Wir haben festgestellt, das moderne Hochleistungleinen (Dyneema, Spectra, etc.) in unseren Klemmen bei hoher Belastung gerne einmal etwas durchrutschen und dabei stark in Mitleidenschaft genommen werden. Die Ummantelung der Leinen ist eigentlich extrem strapazierfähig, dadurch aber auch weniger griffig und rutscht gerne mal ein paar cm durch unsere Spinlock XCS Klemmen. So haben wir uns schon etliche Leinen ruiniert, diesmal war das Spi Fall dran…

Abends toben Helena und Kolja öfters Mal auf den Trampolinen und manchmal gelingen mir ein paar nette Schnappschüsse von den beiden mit einem herrlichen Abendrot im Hintergrund…

Nach dem Abendessen setzen Kolja und ich uns gerne auf die Flybridge, schauen uns die hell erleuchtete Skyline von Panama City an und reden über Gott und die Welt. Meistens reden wir über Technik: Flugzeuge, Turbinen, Raketen, Schiffe, Segelboote und besonders Katamarane. Aber auch über den Sternenhimmel, Planeten, Ökosysteme (aktuell den Regenwald) und vieles mehr. Ein immer wiederkehrendes Thema sind auch das Fotografieren, Blitze und Gewitter (dazu mehr in einem gesonderten Blog Eintrag). Gestern Abend fragte er mich warum ich nicht einmal die nächtliche Skyline von Panama City fotografieren würde. Ich antwortete, dass sei von einem Boot aus, auch einem Katamaran wie die Pacific High, nicht möglich, da wir immer etwas schwanken würden. Wir diskutierten lange über Verschluss Zeiten, Blenden und Langzeitbelichtung bis mich Kolja überredet hatte es doch zu versuchen. Er hatte recht: es geht doch, wie die Bilder beweisen. Zumindest mit Stativ, Fernauslöser und einer sehr guten Spiegelreflexkamera bei hoher ISO Empfindlichkeit von 800 – 1200 ISO und einem lichtstarken Objektiv…