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08.12.2014 Segeln von Neukaledonien nach Australien

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(940sm / 5 Nächte / 120 Stunden / knapp 8kn Fahrt durchschnittl.)

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01_20141203_Panorama_DSC00900Sonnenaufgang am frühen Mittwoch Morgen

Wie immer fällt uns der Abschied nicht leicht… Neukaledonien hat sich uns als ein wenig bekanntes Paradies offenbart! Nach den beiden windigen Tagen vor der Ile Maitre sind wir aber auch ein wenig froh diesen unruhigen Ankerplatz am Mittwochmorgen zu verlassen und nach Australien zu segeln.

02_20141203_DSC00912Ein letztes Erinnerungsfoto, dann gehen wir Anker auf

Unter Fock steuert Kolja die Pacific High um 7:00 Uhr morgens durch den breiten Pass von Dumbea. Je weiter wir uns von der Grande Terre (so heißt die Hauptinsel Neukaledoniens) entfernen, umso mehr frischt der Wind auf und nehmen Schwell und Wellen zu. Rund 25kn sollen es die ersten beiden Tage laut Wettervorhersage sein, daher setzten wir unser Groß gleich ins Reff und segeln mit 9kn bis 11kn genau Kurs Neukaledonien. Der Pazifik offenbart sich (wieder einmal) von seiner ruppigen Seite: 1,5m Welle aus Ost überschneiden sich mit 3m Schwell aus Süd… aber das soll in den kommenden Tagen besser werden! Mit langen Hosen, Fließpulli und Segeljacken sitzen wir vier auf der Fly, eine heiße Tasse Tee oder Kaffee in der Hand – trotz 25 Grad Lufttemperatur. Der Himmel ist bedeckt aber es regnet (noch) nicht. Viel schneller als erwartet verschwindet die lange und hohe Silhouette der Berge Neukaledoniens in einem Wolkenmeer: wir drei verziehen uns in den geschützten und warmen Salon, nur Anita hält die Stellung und liest in ihrem Kindle.

03_20141203_DSC00921Großsegel im dritten Reff

Welch praktische Erfindung für uns Segler: bei diesen kräftigen Winden ein „normales“ Buch zu lesen: (fast) unmöglich und aktuelle deutsche Bücher, die wir überall auf der Welt auf unsere Kindle laden können, schon mal gleich gar nicht. Richtiger Schulunterricht ist bei der unruhigen See nicht möglich, aber Kolja und Len lernen Französisch Grammatik und fragen sich gegenseitig Vokabeln ab. Am späten Vormittag gibt es ein üppiges Frühstück, haben wir doch viele Köstlichkeiten gebunkert, die wir nicht nach Australien mitnehmen dürfen. Die französischen Inseln im Pazifik sind für uns Segler schon allein aus einkaufstechnischer Sicht ein Paradies! Len und ich sind ein wenig Seekrank und halten uns daher – gezwungenermaßen – zurück. Überhaupt, was soll das: vier Jahre lang war ich nie Seekrank, konnte mir auch der übelste Schwell nichts anhaben. Jetzt ist mir bei jeder längeren Passage erst einmal zwei Tage leicht übel und ich bekomme auch immer öfters Kopfweh von dem vielen Wind. Ohne Mütze oder Stirnband segele ich schon gar nicht mehr… Nachmittags spielen wir Karten und schauen Filme.

Viel zu sehen gibt es nicht, der Himmel ist immer noch grau in grau, aber die Wellen kommen – wie vorausgesagt – mehr aus achterlicher Richtung. Die Pacific High scheint sich bei diesen Wetter Bedingungen wohl zu fühlen und stapft weiter genau Kurs Coffs Harbour durch die See. Viel zu tun haben wir nicht: die Segel stehen gut, der Wind weht konstant – ehrlich gesagt ist uns langweilig. Die See ist zu unruhig für ein „normales“ Bordleben, es reicht nur zum Lesen oder Filme schauen. Willkommene Abwechslung sind kleine Rituale wir unser nachmittags Cappuccino auf der Fly. Wenigstens für das leibliche Wohl ist gesorgt: abends gibt es italienische Kartoffelgnocchi (gab es Vakuum verpackt beim Casino Supermarkt in Noumea) mit Tomatensauce Bolognese Art mit vielen Kräutern (immer noch von unseren Freunden Aline und Elodie, die uns auf der Ile des Pins besucht hatten – halten sich in der 0 Grad Box im Kühlschrank wochenlang frisch) dazu einen großen bunten Salat.

Die erste Nacht bringt wenig Aufregung. Nachtwachen bei 25kn Wind und Geschwindigkeiten im 2-stelligen Bereich erfordern zwar erhöhte Aufmerksamkeit, solange uns keine dicken Squalls oder Gewitter heimsuchen, sind sie aber immer noch gut zu verkraften zumal uns jetzt Kolja und Len unterstützen.

04_20141207_Panorama_DSC00926Schwarze Wolken, viel Wind = schnelles Segeln

Am Donnerstag um 7:00 Uhr morgens trage ich unser erstes Etmal von 200sm ins Logbuch ein: das ist doch ganz ordentlich und die kabbelige See gleich besser zu ertragen. Auch unser zweiter Segeltag verläuft ähnlich: größtenteils bedeckter Himmel, konstante Winde über 20kn abnehmender Schwell um 2m. Wir spielen „Chase the Ace“, ein Kartenspiel, dass wir vor vielen Jahren von der Crew der „Mango Groove“ gelernt haben. Len ist irgendwie ein Pechvogel: sie ist die einzige die nie gewinnt, selbst wenn sie kurz vor Ende haushoch führt, gelingt es noch jemand anderem ihr den Sieg wegzuschnappen! Abends gib es Rindergulasch mit Blumenkohl an Sauce Bechamel und Kartoffelpüree. Nach einer gemeinsamen Filmrunde verkrümeln sich alle außer der Nachtwache früh in ihre Kojen. Auch diese Nacht verläuft ohne größere Aufregungen. Der Himmel klart auf, wie haben fast Vollmond, es ist also die ganze Nacht über recht hell. Gegen 4:30 Uhr beginnt bereits die Morgendämmerung und um kurz nach 5 Uhr geht die Sonne auf.

Wir sind weiterhin flott unterwegs: 380sm in 48 Stunden. Das Wetter ist schön geworden: Passatbewölkung und viel Sonne. Wind (18kn) und Welle kommen jetzt genau von achtern, wir haben den Parasailor (Spi) gesetzt. Obwohl der Pazifik ruhiger und das Bordleben angenehmer geworden sind empfinden wir alle vier diese Tage ein wenig als verlorene Zeit. Man ist doch sehr eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, vertreibt sich die Zeit mit Lesen oder Spielen. Vielleicht sind wir einfach nur ein wenig übersättigt, ausgepowert? Am Nachmittag feiern wir Bergfest, haben also über die Hälfte der Strecke bereits hinter uns. Wenn wir weiter so schnell unterwegs sind, könnten wir es sogar in nur vier Nächten bis Coffs Harbour schaffen. Während meiner folgenden Nachtwache soll aber Alles anders kommen…

Ich habe die letzte Nachtwache ab 2:30 Uhr. Der Wind hat weiter nachgelassen, wir sind mit 7-8kn langsamer unterwegs. Alles ist ruhig: eine entspannte Nachtwache. Ich langweile mich und lade per Kurzwelle / Pactor Modem nicht nur die aktuellen Wetter Grib Files herunter, sondern auch den Australischen Marine Weather Forecast für Queensland und New South Wales. Die Grib Files sind unverändert: wie nähern uns einem Starkwindgebiet vor der Küste Australiens mit max. 25kn Wind aus Nord. Das hat uns der Wetterserver von MaxSea schon vor einer Woche vorausgesagt – business as usual. Dann lese ich mir die detaillierten Australischen Seewetterprognosen durch und koche mir erst einmal einen starken Kaffee. Die zeichnen nämlich ein ganz anderes Szenario auf: in ihnen wimmelt es nur so von Unwetter-, Sturm-, Starkwind- und Gewitter- Warnungen… und zwar entlang der gesamten Ostküste von Brisbane bis Sydney: na super! Es ist gar nicht so leicht die vielen Sturmwarnungen zuzuordnen, da die betroffenen Küstenabschnitte mit lokalen Bezeichnungen versehen sind, die man in den Seekarten nicht auf Anhieb findet. Mein erster Impuls ist: in diese Suppe will ich nicht hineinsegeln, nicht vor der unbekannten Küste eines mir fremden Kontinents! Wir müssen uns das nicht antun: ich ändere den Kurs um 40 Grad nach Steuerbord, dann segeln wir halt nach Brisbane.

Am frühen Vormittag, beim Frühstück (wir haben immer noch leckeres Landbrot aus Noumea im Tiefkühler, dass – kurz im Ofen aufgebacken – köstlich riecht und schmeckt!) unterrichte ich meine Crew über die Sturm- und Gewitterwarnungen und unserem geänderten Ankunftshafen. Zu meinem großen Erstaunen meutert diese gegen ihren eigenen Kaptain! Das ist ja nur Rückenwind, der zählt nicht! Auch der Schwell und die Wellen kommen von achtern! Das wird schon nicht so schlimm kommen! Die übertreiben immer, die Aussies! Wir wollen wie geplant in dem malerischen Fischerort Coffs Harbour als in der Großstadt Brisbane einklarieren! Diese Flut an Argumenten hatte ich nicht erwartet und droht schon all meine Bedenken über Bord zu spülen, als Anita und Kolja zum vernichtenden Schlag ausholen. Sie erinnern mich daran, dass ich letzte Nacht den Spi stehen lassen wollte, während die beiden dagegen waren. Ihre Entscheidung auf Groß und Fock zu wechseln war die richtige: wir hatten einige Squalls und Windwechsel die unter Spi nicht lustig gewesen wären. Ich gebe mich endgültig geschlagen: wir einigen uns aber darauf in einem weiten Bogen nach Coffs Harbour zu segeln. Zusammen mit meiner Kursänderung verlängert sich dadurch unsere Segelstrecke, aber wir haben so an der Küste Australiens die Starkwinde genau von achtern.

Der Tag verläuft ereignislos = angenehmes Segeln! Die See hat sich so weit beruhigt, dass wir nach dem Abendessen (Rindergeschnetzeltes mit Zucchini/Möhren Gemüse und Reis) noch ein paar Runden „Buzz“ auf der Playstation spielen (ein Fragequiz ähnlich „Wer wird Millionär“). Len übernimmt die erste Wache, dann Kolja, Anita und ich wieder die letzte. Wir sind noch rund 150sm von Australien entfernt und erleben ein unglaubliches nächtliches Spektakel: gewaltige Gewitter über der Ostküste! Von 21:00 Uhr abends bis zur Morgendämmerung erhellen Blitze den gesamten Horizont. Gott sei Dank ist es nur Wetterleuchten, nur ab und zu ein leichtes. Die Gewitter scheinen sich über dem heißen Kontinent zu bilden um dann weit aufs Meer hinaus zu ziehen. Ab Mitternacht halten Anita und ich zusammen Nachtwache. Rundherum zucken jetzt Blitze, wir segeln nur noch unter Fock. Spaß macht das keinen mehr! Während wir heute Nacht noch in einigem Abstand zu den eigentlichen Gewitterherden segeln, wandern meine Gedanken schon voraus: morgen Nacht segeln wir nur 30sm vor der Küste mitten in dieser Suppe!

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Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages brechen gegen fünf Uhr durch die Wolken und offenbaren einen aufgewühlten Wolkenhimmel. Dicke schwarze Squalls, überlagert von einer recht kompakten Wolkendecke die in hohe wild zerzauste Cirrus Wolken übergeht. Schaut traumhaft aber nicht gerade beruhigend aus! Wir trinken zusammen im Salon Kaffee / Tee, dann übernimmt Len die Vormittagswache und ich hole mir noch eine Mütze Schlaf.

Als ich mittags wieder auf der Fly erscheine hat sich das Wetter erneut komplett geändert: kleine Schäfchenwolken ziehen schnell am blauen Himmel vorbei, das Wetter ist einer stabilen Passatwetterlage nicht unähnlich. Der Wind hat auf 25kn aus Nord aufgefrischt. Wir hören zum ersten Mal auf UKW Kanal 16 die Australische Küstenwache (aus rund 100sm Entfernung!) die das aktuelle Wetter und die vielen Sturmwarnungen wiederholt. Das Wetter schert sich nicht drum und auch bei Sonnenuntergang herrscht eine stabile Wetterlage, von Gewitterzellen, auch über dem Festland, keine Spur. Sollten wir doch Glück haben und ohne Gewitter durch unsere letzte Nacht segeln? Ja, die Nachtwachen sind zwar kein Zuckerschlecken, aber wir bleiben von den verhassten Blitzen verschont. Dass wir wirklich Glück hatten erfahren wir zwei Tage später von Elise, der Marina Managerin von Coffs Harbour. Am Vortag wurde ein leckgeschlagenes Segelschiff in den Hafen geschleppt, das kurz vor dem Untergehen war. Ein Blitzschlag hatte nicht nur die komplette Elektrik lahmgelegt, sondern auch mehrere Löcher unterhalb der Wasserlinie in den Rumpf gerissen!

Wir laufen aus eigener Kraft und ohne Schäden bei Nieselregen am frühen Morgen in die geschützte Bucht von Coffs Harbour ein. Den Maritime Rescue Service hatte ich schon 20sm davor angefunkt und über unsere geplante Ankunftszeit informiert. In den letzten Stunden hat die Crew, allen voran Anita, die Pacific High auf Hochglanz gebracht und noch einmal alle Schränke, Schubladen, Luken etc. kontrolliert und geputzt. Wir wurden von vielen befreundeten Seglern, die in den letzten Wochen in Australien einklariert hatten, vorgewarnt, dass die Segelboote vom Australischen Zoll freundlich, aber penibel genau kontrolliert werden. Jetzt ankern wir in der zugewiesenen Quarantäne Zone zwischen Jetty und Marina Einfahrt und meinen für jegliche Inspektion gut gerüstet zu sein. Wir sitzen in Fließpulli und Segeljacke auf der Fly und beobachten die sportbegeisterten Aussies am Strand und auf dem Jetty. Es wird gejogged, geschwommen, gekajackt, …und das um 7:00 Uhr früh! Die Luft ist gefühlte 15 Grad kalt und das Meer auch (in Wirklichkeit sind es schon ein paar Grad mehr)… brrr da würden wir nie auf die Idee kommen schwimmen zu gehen! Eine Großfamilie schlendert direkt am Heck der Pacific High über die Pier, zieht sich T-Shirt und Shorts aus und schon springen Vater, Mutter, Kind unter lautem Mutgebrüll ins Meer… und das gleich drei Mal hintereinander! Die spinnen die Römer, äh die Aussies!

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Der Zoll hat uns entdeckt und bittet uns via Funk in die Marina zu kommen und am Transient Dock festzumachen. Kaum haben wir angelegt, erscheinen auch schon zwei Zollbeamte. Ein kurzer Blick auf unser Unterwasserschiff, dann sind sie an Bord. Während Rory mit mir im Salon sitzt und sich mehr um den Papierkram kümmert, geht Anthony mit Anita durch die Kabinen. Die beiden sind sehr freundlich, es werden nur stichpunktartig wenige Schubladen oder Luken kontrolliert. Da wir schon vorab aus dem Internet die Einklarierungsformulare heruntergeladen und ausgefüllt hatten ist auch der Papierkram schnell erledigt und die beiden machen Anstalten sich schon zu verabschieden. Das soll schon Alles gewesen sein? Nach all den Horrorgeschichten die wir gehört haben!?

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So schnell kommen die beiden uns nicht davon: erst einmal werden Erinnerungsfotos geschossen (Rory hasst es fotografiert zu werden, wie uns Anthony kichernd erzählt, macht aber gute Miene zu bösem Spiel) und dann fragen wir sie noch über Coffs Harbour aus. Wir bekommen viele Tipps, wo man gut einkaufen kann, wann der Markt geöffnet hat und wo man für nur 10 AUD (7 EUR) die besten Steaks essen kann. Da sie keinen Kaffee mit uns trinken wollen, dürfen sie jetzt von Bord und auch wir müssen die Marina verlassen, da sie ausgebucht ist. Wir ankern diesmal links vom Jetty in 4m Wassertiefe auf Sand: Seglerherz was willst Du mehr?

Wir machen uns Tee oder Kaffee, nehmen leckere Kekse mit und setzten uns alle gemütlich auf die Fly. Wir bestaunen die Australische Küste und können es noch nicht so recht glauben mit unserem eigenen Segelboot hier zu ankern. Ein guter Zeitpunkt die letzten Jahre Revue passieren zu lassen, jeder hat seine speziellen Erinnerungen gespeichert. Weißt Du noch in … da haben wir doch …, erzählen wir uns gegenseitig unsere Lieblingserlebnisse der vergangenen Reise. Genau 2078 Tage leben wir an Bord der Pacific High, rund 30.000sm (55.000km) sind wir gesegelt: von Europa ins Mittelmeer, über den Atlantik, die Inseln der Karibik abgeklappert, die USA Ostküste hinauf bis nach Kanada, Kuba, Mittelamerika, den Panama Kanal durchquert, Galapagos, Französisch Polynesien, Samoa, Fiji, Neukaledonien und jetzt Australien – genug Stoff für viele Geschichten!

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02.08.2014 Noch mal Glück gehabt!

10 Tage ankern wir jetzt in der Bucht von Pago Pago. Wie schon beschrieben ist der Ankergrund nicht gerade der Beste und wir haben schon viele Segler slippen sehen, wenn der Wind mit über 20kn bläst. Wir hatten bisher Glück, unser Anker scheint zu halten, zumindest haben wir uns laut GPS bis zum heutigen Samstagnachmittag um keinen Meter bewegt. Wir haben 100m Kette draußen und den Anker gut eingefahren, fühlen uns auch angesichts der für heute Nacht kräftigen Winde sicher. Dumm ist nur, dass gerade jetzt unser Windmesser ausgefallen ist. Scheint ein Leiden bei Raymarine zu sein. Es dringt Feuchtigkeit in den Stecker der den Windmesser am Mast befestigt, dieser oxidiert und die Verbindung ist gestört: in unserem Fall wird zwar noch die Windrichtung, aber nicht mehr die Windstärke angezeigt (anders herum wäre es mir lieber). Dummerweise ist die Steckverbindung in 26m Höhe, bei 30kn Wind an eine Reparatur nicht zu denken.

Es wird dunkel, wir vier spielen Karten im Salon. Der Wind wird immer stärker. Ich scherze noch und erkläre, dass der Käpten sich jetzt in die Koje schlafen legt. Das ist ein „Running Gag“ bei uns an Bord, meine Crew behauptet dass in brenzligen Situationen der Käpten immer schläft oder gerade auf der Toilette ist. Es zieht ein Squall über uns hinweg, der Regen peitscht horizontal gegen die Salon Fenster: da bemerke ich es als Erster: wir slippen – und wie schnell wir slippen! Es genügt ein kurzer Ruf „Wir slippen, der Anker hält nicht mehr!“ und schon springen alle vier auf. Während ich auf die Flybridge stürme, startet Kolja die Motoren und schaltet die Elektronik ein. So kann ich gleich Gas geben und unsere Rutschpartie stoppen bevor wir die dicke Tonne oder einen anderen Segler zu nahe kommen. Anita und Len stehen schon auf dem Vordeck und haben den Anker klar zum Aufholen gemacht. h1 Das ist leichter gesagt als getan denn, wie wir später von der „True Blue“ erfahren bläst es jetzt mit 45kn. Mittlerweile ist es ganz dunkel geworden, die Sicht bei dem peitschenden Regen gleich Null. Kolja und Ich versuchen zusammen die Pacific High im Wind zu halten und die Ankerkette zu entlasten während Anita und Len vorne kämpfen diese einzuholen. Trotz 2x 75PS machen die Böen mit der Pacific High was sie wollen. Die Ankerwinsch dreht sich elendig langsam und 100m Kette sind verdammt lang. Innerhalb weniger Minuten sind wir von Kopf bis Fuß klitschnass und bibbern vor Kälte: die 25 Grad fühlen sich bei dem Wind und Regen eher wie 10 Grad an. Ähnlich wie bei unserem Windmesser ist dieser Regen auch für unseren Ankerkettenzähler zu viel: ohne Vorankündigung hat er einen Kurzschluss, das Display erlischt und… die Kette rauscht wieder in die Tiefe! Kolja springt geistesgegenwärtig zum Sicherungspanel und schaltet die Sicherung des Zählers ab – Gott sei Dank ist dieser (wie jedes Gerät an Bord) einzeln abgesichert, das heißt wir können die Ankerwinsch auch ohne ihn bedienen. Geschätzte 40m Kette, die wir gerade mühevoll hinaufgezogen hatten, gehen so verloren! Ich fluche laut vor mich hin (hören kann mich bei dem Sturm sowieso keiner) während die Crew am Bug weiter kämpft. Ich kann nicht genau sagen wann es war, ob nach einer halben Stunde oder später (die ganze Aktion dauerte zwei Stunden), irgendwann bitte ich Kolja , die beiden vorne zu unterstützen und Anita, die sich mit unserem Ankergeschirr am besten auskennt, soll einmal in den Ankerkasten schauen ob die Ankerkette sich sauber auf schlichtet. Als Sie den Ankerkasten öffnet kommt Ihr Rauch entgegen: unsere Ankerwinsch glüht, es stinkt verbrannt und der Elektromotor qualmt. Gegen Wind und Regen brülle ich neue Kommandos. Wir haben dieses Szenario vor langer Zeit besprochen: eine kräftige Leine liegt griffbereit, dazu ein Schnappschekel. Kolja verlegt die Leine von der Ankerkette über das Kabinendach zur Steuerbord Genua Winsch. So können wir über die Winsch immer 2-Meter weise die Kette auffieren und die Ankerwinsch entlasten. Leider haben wir völlig den Überblick verloren wie viel Kette noch draußen ist. h2Obwohl Anita und Kolja ein fantastisches Team bilden und nach wenigen Umläufen einen super Rhytmus drauf haben, dauert mir das ganze mir zu lang: wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem unsere Kräfte schwinden? Ich rufe Helena zu, Sie soll vom Salon aus auf Kanal 16 die anderen Segler im Ankerfeld um Hilfe bitten. Viele von Ihnen haben bestimmt selber Probleme, ob ich bei diesen Wetterbedingungen mein Schiff verlassen würde? Doch schon kurze Zeit später kommen zwei Dinghis auf die Pacific High zugeschossen. Das lenkt mich ab, so dass mich ein lauter Rumps am Bug mich völlig überrascht. Es dauert ein paar Sekunden bis ich es begreife: das war unser Anker – er ist oben!!! Während unsere Helfer in der Not an Bord kommen gebe ich Vollgas: die größte Gefahr ist erst einmal gebannt! Für mich steht fest, dass wir bei dem Sauwetter kein weiteres Ankermanöver riskieren, sondern gleich an einem der Hafenschlepper am Pier festmachen. Auch James von der „True Blue“ teilt meine Meinung. Obwohl das Tugboat in der Abdeckung der großen Containerschiffe liegt gestaltet sich das Anlegemanöver als haarig. Strömungswirbel, plötzliche Böen aus allen Richtungen und die schlechte Sicht machen es uns nicht leichter. Dank unserer neuen Helfer liegt die Pacific High aber kurze Zeit später sicher vertäut längsseits und wir können endlich aufatmen. Viel Zeit zum feiern bleibt nicht, unsere Helfer wollen schnellstmöglich zurück auf die eigenen Boote. Unser Dank gilt James und Donald von der „True Blue“ (eine Oyster66) und ganz besonders Alex und seinem Vater John von der „Exodus“ (eine Lagoon 400) die, obwohl sie selbst am Nachmittag geslipped, uns zu Hilfe geeilt sind! Zwei weitere Boote wollten uns zur Hilfe kommen, darunter die „Moonjoos“ deren Außenborder aber leider nicht anspringen wollte, auch an sie vielen Dank!

So langsam kehrt wieder Ruhe ein auf der Pacific High – auch die innere Ruhe. Jetzt werden wir endlich die nassen Klamotten los, rubbeln uns mit Handtüchern trocken. Fast zwei Stunden hat uns Anker auf Manöver gedauert: uns kam es nur wie Minuten vor. h3Gemeinsam besprechen wir vier im Salon das bestandene Abenteuer. Was für ein Glück wir hatten: keinerlei Schäden oder Macken am Boot, alle Crew Mitglieder wohlauf – das hätte auch anders ausgehen können. Alkohol gibt es keinen, nicht einmal für den Käpten – wer weiß, was die Nacht noch so bringt. Der UKW Funk bleibt die ganze Nacht an: jetzt wo wir sicher vertäut sind können wir ja anderen helfen. Es bleibt aber ruhig auf Kanal 16, es slippen zwar noch etliche weitere Yachten, diese können sich jedoch selbst helfen bzw. Ihr Anker findet nach kurzer Rutschpartie wieder halt.

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Nachtrag: Am nächsten Abend können wir uns gebührend bei unseren Helfern bedanken: wir laden „True Blue“ und „Exodus“ zu Snacks und Drinks zu uns ein. Beide Crews kommen von der US-Westküste, aus San Francisco bzw. San Diego. Es wird wieder ein Abend mit vielen spannenden Erzählungen und die ein oder andere Flasche Rotwein leeren wir auch…

Unsere Windanzeige funktioniert wieder: sobald sich der Wind gelegt hatte, bin ich in den Mast. Wir haben einen Reserve Windgeber an Bord. Nachdem ich die Kontakte gereinigt und die Oxidation entfernt hatte habe ich den neuen Windgeber mit einer zusätzlichen Silikon Schicht montiert. Vielleicht hält er ja diesmal länger!?

Die Ankerwinsch funktioniert auch wieder ganz normal und hat keinen Schaden genommen. Die Rauchentwicklung kam von der Rostschutzfarbe mit der der Elektromotor nachlackiert wurde.

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2014.07.22 Ankunft in American Samoa

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20. Juli – Kurz vor 6:00 Uhr werde ich wach und geselle mich zu Kolja in den Salon. Er spielt FIFA 2009 auf der Playstation. Alle Nachtwachen waren angenehm, wir machen gute Fahrt. Vielleicht schaffen wir es und kommen schon am Dienstag spät abends an? Jeder Segler kennt diese Spekulationen und Hoffnungen. Wir spielen noch ein paar Pacific Rift Autorennen zusammen am großen Bildschirm bis es hell genug ist den Parasailor zu setzen. Ab 7:00 Uhr zieht er uns wieder mit durchschnittlich 7,5kn.

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Wunderschöner Sonnenaufgang am wolkenlosen Himmel. Ruhiges angenehmes Segeln. Leider lässt der Wind im Laufe des Tages etwas nach. Ab dem Nachmittag haben wir wieder Passatbewölkung. Pünktlich zum Sonnenuntergang erfolgt der Segelwechsel. Was würde ich darum geben jetzt ein Großsegel zuhaben um etwas schneller zu sein: aber um den Spi stehen zu lassen sind uns einfach die Wetterverhältnisse zu instabil. Zum Abendessen gibt es Kartoffeln mit Gulasch sowie Butter und Salz, dazu bunten Salat. Es folgt wieder eine dunkle, mondlose, aber ruhige Nacht. Nur wenige leichte Squalls.

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21.Juli – Der Wind lässt weiter nach, dreht aber wie vorhergesagt weiter auf Nord. Len hat diesmal die letzte Nachtwache. Um 6:00 Uhr komme ich zu Ihr auf die Fly. Wir erleben zusammen den Sonnenaufgang und ab 7:00 Uhr zieht uns wieder der Gennaker. Vormittags wird für die Schule gebüffelt, es ist wieder heiß geworden. Nachmittags spielen die Kids und ich wieder auf der PS3: Little Big Planet, FIFA09, Ridge Racer und Pacific Rift sind angesagt. Da wir immer mal wieder einen Motor mitlaufen haben und die Solarzellen bei der intensiven Sonne auch viel Strom erzeugen, genießen wir Energie im Überfluss. Anita bäckt derweil eine leckere Käse Sahne Torte: superlecker, man geht es uns schlecht!

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Gegen 17:30 Uhr, ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang zeichnet sich ein langes graues Wolkenband ab das von Nord nach Süd verläuft und unser Kaffeekränzchen sprengt.

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Sind das die Ausläufer des Mini Tiefdruckgebietes, das sich laut Vorhersage über Samoa bildet? Schaut nicht bedrohlich aus, das Wetter verändert sich aber definitiv.

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Nachdem Kolja und ich die Wolkenformationen noch eine Weile gemeinsam von der Fly beobachten, übernehme ich heute die erste Woche und Kolja verschwindet ins Bett. Schon gegen 23:00 Uhr taucht Helena auf: Sie ist putzmunter und kann nicht schlafen. Also lege ich mich hin und Sie hält Wache…

22.Juli – Gegen 2:00 Uhr nachts macht mich Len wieder wach und ich löse Sie ab. Nachdem ich einige Minuten lang den Himmel und die Anzeigen beobachtet habe, rolle ich die Genua komplett aus und stoppe den Backbord Motor: wir laufen immer noch knapp 7kn. Toll! Erst jetzt bemerke ich, dass der fette gelbe Fleck auf dem Radar sich auf die PH zubewegt. Es handelt sich um keine Radarechos der Wellen wie ich scheinbar noch schlaftrunken vermutet hatte, sondern entpuppt sich als der erste große Squall. Auch haben sich meine Augen jetzt an die Dunkelheit gewöhnt und ich merke dass der Himmel um mich herum nicht gleichmäßig schwarz ist. Eigentlich funkeln viele Sterne am Himmel: bis auf dieses große schwarze Etwas, das auf uns zukommt. Ich habe aber Glück und kann die Genua so trimmen, das wir knapp hinter dem Squall hersegeln und dieser uns sogar einige Stunden mitzieht. Gegen 3:00 Uhr nachts sind es nur noch 99nm bis Am. Samoa! Um 5:30 Uhr schickt mich Anita ins Bett.

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Als ich gegen 7:00 Uhr aufwache segeln Kolja und Sie unter Gennaker mit 8kn plus. Kolja steuert von Hand immer 60 Grad am Wind – mehr geht unter Gennaker nicht, reicht aber auch um genau Kurs Pago Pago zu halten.

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Manu’a Islands / Ta’u Island im Sonnenaufgang. Anders als in den Wetterprognosen vorhergesagt haben wir keine Flaute sondern der Wind steigert sich auf 18kn. Das ist zu viel für unseren Gennaker und wir müssen zurück auf die Fock wechseln. Der kräftige Nordwind bleibt uns bis zur Hafeneinfahrt erhalten und wir kommen bereits um 16:30 Uhr in Pago Pago an. Das ist auch gut so, denn unsere beiden ersten Ankermanöver misslingen. Der Ankergrund (8m bis 30m Wassertiefe) hält schlecht und wir haben Böen aus wechselnden Richtungen bis 30kn! Der dritte Versuch in 27m Wassertiefe mit 100m Kette sitzt dann, auch wenn uns dabei nicht ganz wohl ist. Andere Segler haben weniger Glück: probieren bis tief in die Dunkelheit zu ankern bzw. umzuankern weil Sie geslippt sind. Eine Seglerfamilie zieht es sogar vor, die Nacht draußen auf See zu verbringen, da sie ihren Anker nicht richtig zum Halten bringt. Die armen haben unser tiefstes Mitgefühl – darauf hätten wir und gar keine Lust! Derweil hat Anita kross angebratene Schinken-Nudeln mit viel gemischten Salat zubereitet. Die verputzen wir in null-komma-nichts: segeln macht hungrig! Für die 1170sm von Bora Bora nach Pago Pago haben wir 7 Tage, 7 Stunden und 30 Minuten gebraucht. Wir haben recht erfolgreich einen weiten nördlichen Bogen geschlagen um der Flaute im Süden auszuweichen.

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Einfahrt in die Bucht von Pago Pago gegen die spätnachmittägliche Sonne.

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Der erste Eindruck: Tutuila scheint eine hübsche, üppig grün schillernde Insel zu sein!

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Die großen Tunfisch-Trawler sind nicht zu übersehen…

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… und auch den Mc Donlads haben Len und Kolja gleich entdeckt!

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13.05.2014 Einmal Hawaii und zurück

6 Uhr aufstehen, Kaffee machen und Wetter checken: die Wettervorhersage für unseren Törn nach Hawaii ist unverändert gut. Anita, Len u. Kolja fahren ein letztes Mal zum Einkaufen. Sie bringen unsere leeren Bierflaschen weg und viele Baguettes mit!

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Ein letzter Baguette-Bring-Service für Felice, Gipsy 4 und Afrcan Afair. Wer weiß wann wir uns wieder sehen!?

Um 9:00 setzen wir das Groß vor der Maikai Marina und segeln mit Motorunterstützung durch den Pass. Hier trennen wir uns endgültig von den drei befreundeten Segelbooten: während wir einen Nordkurs Richtung Hawaii einschlagen, bleiben unsere Freunde auf Westkurs nach Suwarov. Bald können wir den Diesel abstellen und bei 10kn TWS aus OSO (60 Grad AWA) segeln wir zwischen 7,5kn und 9kn.

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Genauso schnell wie Bora Bora am Horizont verschwindet verlieren wir leider auch den Kontakt zu den drei anderen Booten. Die Stimmung an Bord könnte besser nicht sein: die See ist zwar etwas ruppig aber wir werden immer schneller und laufen konstant 10kn. Ein zwei dicke graue Regenwolken ziehen mittags über uns hinweg, ansonsten herrscht Sonnenschein pur und wir wechseln uns gerne bei der Wache auf der Fly ab. Um 16:00 Uhr melden wir uns bei der Funkrunde des Pacific Island Net (Günther aus Costa Rica). Trotz der rund 9.000km nach Costa Rica haben wir eine klare Verbindung – Kontakt zu halten via Kurzwelle ist schon toll. Um 18:00 Uhr klappt auch die Funkrunde mit Felice, Gipsy 4 und African Afair. Zum Abendbrot gibt es die letzten leckeren Baguettes belegt mit allerlei Köstlichkeiten und frischen Salat. Danach kommt für Anita und mich der Höhepunkt unseres bisherigen Segelabenteuers: Len und Kolja übernehmen Nachtwachen: was für eine Erleichterung für uns! Wacheinteilung für heute Nacht: 7:00-22:00 Uhr Len, 22:00 bis 01:00 Uhr Kolja, 01:00 – 04:00 Uhr Klaus, 04:00 bis 07:00 Uhr Anita. Es werden ruhige Nachtwachen: der Wind bläst weiterhin kräftig um die 18kn aus 60 Grad, die seitliche 2,5m Welle ist nicht gerade angenehm aber gut zu ertragen. Wir haben gerefft, segeln aber weiterhin konstant über 9kn. Alle machen ihre Nachtwachen mit Bravour. Gegen 23:00 Uhr bittet mich Kolja einen Squall, den er am Radar gesichtet hat, mit ihm zusammen zu durchsegeln – er entpuppt sich als harmlos, wie all seine Vorgänger, mit Böen von max. 23kn – find ich trotzdem toll, dass er so Umsichtig gehandelt und mich deswegen geweckt hat! Auch während meiner Wache ab 01:00 Uhr ziehen einige Squalls durch, die aber keine kräftigen Böen mit sich bringen. Wie schnell sind meine drei Stunden Wache vergangen: so ist Nachtsegeln angenehm! Auch den Vormittag über halten die Kinder Wache, so dass Anita und ich uns lange ausschlafen können – das sind ja paradiesische Zustände! Der Wind weht weiterhin konstant um 20kn, wir sind schnell und segeln Etmale von über 200sm an Tag. Das Meer ist noch etwas unruhiger geworden: an Schulunterricht ist da nicht zu denken. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Spielen, viel Lesen und Musikhören.

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Auch die Wachen der zweiten Nacht teilen wir vier uns. In Len und Kolja’s Nachtwachen passiert nichts Aufregendes. Auch meine verläuft zunächst unspektakulär, zwei leichte Squalls mit unter 25kn. Die Pacific High segelt durch die unruhige See mit ca. 8kn (Groß erstes Reff, Fock 2tes Reff) als ich gegen 3:00 Uhr morgens wieder einen gelben Fleck auf dem Radar entdecke. Er ist nicht grösser als die bisherigen und ich gehe nur der Sicherheit halber auf die Fly um dort den Squall zu beobachten. Doch diesmal kommt es ganz anders: innerhalb Sekunden zeigt der Windmesser 30kn an und steigt weiter. Ich steuere von Hand einen möglichst Material schonenden Kurs. Die Pacific High liegt gut am Ruder und ich mache mir eigentlich keine Sorgen auch wenn der Windmesser auf über 50kn gestiegen ist. Kolja, der im Salon geschlafen hat, bekommt den Sturm natürlich mit und holt Anita aus dem Tiefschlaf. Als Sie in den Salon stürmt um mir zu helfen, wird Sie von einer heftigen seitlichen Welle durch die Küche den Abgang zum Backbordrumpf geschleudert und knallt mit voller Wucht auf die Treppe und den Kühlschrank. Trotzdem ist Sie wenige Sekunden später bei mir auf der Fly. Gemeinsam steuern wir die Pacific High während den nächsten 10 Minuten auf einem günstigen Kurs, dann ist der Spuk vorbei. Wir inspizieren unser Segel und Rigg mit starken Taschenlampen, hatten wir doch einen lauten Knall gehört. Dem ersten Augenschein nach, scheint Alles OK zu sein und wir nehmen unseren alten Am Wind Kurs wieder auf. Da hören wir ein Flattern im Groß: das Schothorn des ersten Reffs scheint ausgerissen zu sein. Mist, wieder eine Reparatur an unserem Segel, dass wir gerade erst generalüberholen lassen haben. Jetzt sehen wir auch, dass unser Lazy Bag schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und unser Chartplotter einen Schlag auf’s Display bekommen hat. Halb so wild, wir können ja im 2ten Reff weitersegeln. Keine 10 Minuten später hören wir ein lautes Ratsch und dann wieder ein verdächtiges Schlagen im Groß: zwei lange Risse im Segel klaffen bis zur Latte des dritten Reffs. Als wir ins dritte Reff gehen wollen stellen wir fest dass an anderer Stelle auch oberhalb der Latte das Groß gerissen ist. Wir befinden uns auf Position 10o30‘ S 150 o 26‘ W, schon 430sm von Französisch Polynesien entfernt, aber immer noch knapp 2200sm nach Hawaii. Ohne Groß weiter zu segeln erscheint uns riskant. Wir beschließen schweren Herzens auf Süd Kurs zu gehen und wieder nach Bora Bora zurück zu segeln…

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Bordalltag

18.10.2013 Einkauf bei Carrefour und nächtliche Aktion

Wir sind bei Carrefour und machen den Wochenendeinkauf. Es soll ein verregnetes Wochenende werden und keiner von uns hat Lust, im Regen einkaufen zu gehen. Wir entscheiden uns für weißen Thunfisch, der im Angebot sehr günstig ist. Etwa 8,– EUR/kg.
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Die Marina hat, wie wir es schon kennen, wieder mal die Bojen betaucht und kontrolliert. Das ist gut. Weniger gut allerdings ist, daß sie dem Katamaran Double Helix eine neue Boje zugewiesen haben, da ihre offensichtlich nicht für gut befunden wurde. Die neue Boje ist nämlich die nächste zu uns und das sieht ein Blinder, daß das nicht gutgehen kann. Die Boje ist viel zu nah und auch die Crew der Double Helix ist nicht wirklich glücklich. Da aber momentan der Wind weht und die beiden Boote einen guten Abstand zueinander haben, machen alle die Augen zu und denken: wird schon gut gehen.

Es sieht aus, als wäre der Abstand ausreichend…
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Auch unsere Boje wird überprüft und ist ok.
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Gegen Abend wissen wir, warum die Marina die Bojen betaucht hat. Es kommt viel Wind und kündigt das vorhergesagte Regengebiet zum Wochenende an. Der Squall bringt Böen um die 30 Knoten mit sich und viel Regen. Die Double Helix ist durch den Wind ein gutes Stück von uns entfernt. Aber gegen 23.00 Uhr ist der Wind weg und die Double Helix bei uns. Ihr Skipper und Klaus können die Boote gerade noch voneinander wegdrücken.
Tja, mitten in der Nacht hat keiner Lust, sich eine neue Boje zu suchen. Die Crew der Double Helix macht irgendwie keine Anstalten. Wenn die nicht wechseln müssen wir das tun, sonst können wir nicht schlafen. Aber wir waren ja zuerst hier… Andererseits verstehe ich sie, ich hätte auch keine Lust mitten in der Nacht nach einer neuen Boje zu suchen… Wir einigen uns darauf, daß Klaus ihnen mit dem Beiboot hilft. Er sucht in der Dunkelheit eine neue Boje und hilft der Crew der Double Helix, sich neu festzumachen.
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Wir sind ein bißchen sauer auf die Marina. Da gehen wir extra an die Boje und dann haben wir es schlimmer als am Ankerplatz. Obwohl wir einen so schönen Platz haben im türkisen Wasser mit “unverbaubarem” Blick auf Moorea, überlegen wir ins Ankerfeld zu wechseln. Sonst haben wir bald das nächste Boot an der nahen Boje.

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Bordalltag

20.09.2013 Pictionary auf amerikanisch

Helena und Kolja freuen sich nach der Schule auf ihre neuen Freunde. Helena und Skyla holen schon mal das Bettzeug für den Sleep Over. Rourke und Kolja “segeln” derweil bei Null Wind in der Bucht herum. Spaß macht es den beiden trotzdem.
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Wir sind zum Abendessen auf der Maestro eingeladen. Davor zum Sundowner auf der One White Tree. Helena und Skyla, Kolja und Rourke wollen in der Nacht zelten, und zwar auf der Tribe. Die Zelte werden auf den Trampolinen aufgestellt und alles Bettzeug wandert schon mal auf die Tribe in die Zelte.
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Chris und Sasha spielen Wassertaxi: kann ganz schön eng werden bei so vielen Kindern!

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Während wir uns jedoch alle auf der One White Tree zum Sundowner treffen, kommt ein großer Squall auf uns zu, der jegliche Zeltträume vernichtet. Während wir versuchen, einigermassen trocken auf die Pacific High zu kommen und von dort aus zur Maestro zum Dinner, rast Chris auf die Tribe und packt in Windeseile die Zelte zusammen, die sonst wahrscheinlich Opfer der kräftigen Windböen geworden wären. Arme Teens, einmal wollen sie zelten und dann das. Trotzdem wird der Sleepover durchgezogen, jetzt halt in den Kabinen. Wir müssen etwas ausharren um in einer klitzekleinen Sturmpause zur Maestro überzusetzen. Die Kinder singen derweil lautstark Karaoke bei uns an Bord.

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Für das Abendessen haben wir einen kleinen Vorspeisenteller vorbereitet.

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Gegrillte Zucchini und Thunfischstreifen mit italienischem Kräuter-Ricotta auf frischem Baguette

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Auch Lyla und Ben verspäten sich, aber ohne sie können wir nicht anfangen, sie haben die Hauptspeise vorbereitet und werden nun sehnsüchtig von uns erwartet. In bestem Nordseevollzeug kommen sie schließlich an. Len zeigt uns in der Zwischenzeit ihr schönes großes Schiff (74 Fuss lang). Trotzdem es sich um einen Monohull handelt, haben die beiden viel mehr Platz als wir. Ein schönes Schiff.

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Das Abendessen ist ausgezeichnet. Apropos zeichnen: anschließend spielen wir Pictionary. Bei diesem Spiel wird ein Begriff genannt, ein Spieler aus der Gruppe muß nun versuchen, den Begriff in kurzer Zeit so zu zeichnen, daß die Mitspieler den Begriff erkennen. Kein Problem, denken wir. Aber, ähem, der erste Begriff lautet: Ham it up! Was ist denn das bitteschön? Und wie soll man das zeichnen? Es geht weiter mit so wunderbaren Begriffen wie Head and shoulders above und Fair square, wo selbst ein Teil der Amerikaner Schwierigkeiten hat, zu rätseln, was das jetzt heißen soll. Gott sei Dank habe ich Len, der mir hin und wieder bei besonders schwierigen Begriffen Hinweise gibt, obwohl er der gegnerischen Gruppe angehört. Wir hatten jedenfalls alle viel Spaß dabei.
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