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Bordalltag

21.08.2014 Segel letzter Teil

Heute ist nun der große Tag gekommen an dem sich endlich herausstellt ob wir unser neues Großsegel gleich in die Tonne werfen können, weil es falsch geliefert wurde oder ob alles passt und wir endlich nach Fiji weiter segeln können

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Zunächst machen wir das Unterlieg am Baum fest.

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Dann verschrauben wir Latte um Latte mit den Schlitten am Mast. Der leichte Wind um 10kn hilft uns diesmal, da er das Segel zu einer großen Welle aufbläht. Seht ihr Len am „Ende des Tunnels“, die das Achterliek festhält?

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Alle Latten sind angeschlagen, jetzt muss noch das Square Top justiert werden

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Wir werden von einer lautstarken Schaar Ruderer abgelenkt, die am neuen Steg neben der Pacific High heute ein neues „Riesen Kanu“ zu Wasser lassen

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Derweil ist unser Groß oben. Schaut gut aus, es muss noch im Detail justiert werden

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Zwischendurch ist auch noch Zeit für eine Foto mit unserem Freund und Hafenmeister Wesley (links). Er nimmt zusammen mit seinem Chef (im kühlen Auto sitzend) an der offiziellen Kanu Zeremonie teil

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Kolja uns Len justieren den Lazy Bag

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Die 30 Ruderer sitzen im Kanu…

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… und paddeln los. Viel Glück mit dem neuen Kanu!

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Ron ist auch gekommen und wir blödeln ein wenig herum

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Ach ja, vom Großsegel haben wir auch noch ein Foto

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Die stolze Mannschaft

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19.08.2014 Segel Anpassen – Teil 1

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Wie versprochen stehen Mr. Moon-Ho Oh und Patila um kurz nach neun am Pier und lassen sich die Änderungen, die wir am Groß vornehmen wollen / müssen, erklären. Mr. Moon-Ho Oh meint anschließend, dass er unser Segel nähen kann und auf meinen Hinweis bezgl. der Größe und Gewicht des Segels ergänzt Patila, dass ihre großen Söhne ihnen helfen würden. Die beiden machen einen vertrauenserweckenden Eindruck, es klingen mir aber auch noch Anitas nur bedingt optimistische Bemerkungen  vom Vortag in den Ohren. Ich mache daher zur Bedingung, dass ich mitkomme und bei den Näharbeiten mithelfe. Gerne, antwortet Patila, sie hätten heute Vormittag einen größeren Auftrag in der Fischfabrik zu besprechen, aber gegen Mittag käme sie mich und Segel mit ihrem Pickup abholen.

Patila ist eine liebenswürdige, tatkräftige Samoanerin. Auf der Fahrt erzählt Sie mir viel von Ihrem Leben auf der Insel. Zusammen mit ihren kräftigen Söhnen ist es ein Leichtes das Segel in den Näh Raum zu tragen. Dieser ist komplett ausgeräumt, nur die große Nähmaschine steht auf einer Seite und der rote Linoleum Boden glänzt wie frisch gebohnert. Ich bin erleichtert, das schaut besser aus als wie ich mir es ausgemalt hatte. Die nächsten Stunden arbeiten wir vier Hand in Hand als hätten wir nie etwas anderes getan.  Mr. Moon-Ho Oh sitzt mit einer unglaublichen Zähigkeit hinter der Nähmaschine, Patila, ihr Sohn und ich arbeiten ihm zu, wuchten und drehen unser riesiges Segel in dem kleinen Atelier damit er optimal nähen kann. Ich zeige ihm genau wo ich was geändert haben möchte, wo genau die 6 Taschen hingehören, wo das Material gedoppelt werden soll.  Ich bestehe darauf, dass die Taschen mit fünf Nähten rundum angenäht werden (bei unserem alten Segel waren es zwei). Das dauert! Während mir die Arme lang werden und ich froh über Patilas frisch gebrühten Kaffee bin, lehnt der alte Herr es ab eine Pause zu machen und nötigt auch uns weiter zu arbeiten: wer will sich schon eine Blöße geben wenn der 79 jährige Mr. Oh durchhält!? Nach den Taschen ändern wir auch das Square Top und verstärken speziell den Aufstellmechanismus. Alle fehlenden Nähte sind nachgearbeitet, fünf-fach genäht und besonders beanspruchte Stellen gedoppelt.

Ich bin mit der Arbeit sehr zufrieden und Mr. Moon-Ho Oh freut sich über mein Lob. Jetzt erst genießt er seinen Kaffee, setzt sich gemütlich in einen uralten Bürostuhl und legt die Füße auf den Tisch. Während die Söhne erhebliche Mühe haben das Segel wieder einigermaßen zu falten und in dem Segel Sack zu verstauen erzählt mir Mr. Oh aus seinem Leben. Wie er vor über 40 Jahren als Ingenieur von Korea nach Samoa gekommen, seine Frau kennengelernt und wegen Ihr hier gestrandet ist. Seit 37 Jahren sind die beiden schon verheiratet. Ich genieße es den Geschichten der beiden zu lauschen. Das alte Leder des Bürostuhls knarzt und ich  schaue mich verstohlen im Halbdunkel des Hauses von Moon-Ho und Patila um. Einfach schaut es aus, fast ärmlich. Nackte unverputzte Wände, ein Wellblechdach, klapprige Türen und Fenster. Aber die beiden scheinen glücklich zu sein, zufrieden mit sich und ihrem Leben. Es ist Zeit zu gehen und da niemand Anstalten macht mir eine Rechnung zu präsentieren frage ich Mr. Oh wie viel ich ihm für seine Arbeit schulde. Vier Stunden haben wir zusammen genäht, plus Maschine, Material und zwei Mal Abholen in Pago Pago.  Ohne seine Hilfe wären wir aufgeschmissen gewesen. Ich habe einige hundert Dollar im Portemonnaie und bin bereit ihm (fast) jede gewünschte Summe zu zahlen.

Ob 40$ in Ordnung währen, antwortet er bescheiden. Ich gebe ihm 60$ und habe trotzdem das Gefühl ihn betrogen zu haben…

(Leider habe ich es versäumt einen Kamera mitzunehmen und somit keine Fotos von diesem ereignisreichen Tag: ÄRGER – GRUMMEL! Vielleicht besuchen wir Familie Oh einmal in den kommenden Tagen)

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18.08.2014 Unsere Segel sind da!

Seit Tagen gibt es nur noch um ein Thema an Bord der Pacific High: wann kommen endlich unsere Segel? Am 09. August wurde sie per Express Luftfracht von Hongkong verschickt. Via Los Angeles und Hawaii sind sie Freitagabend mit der Frachtmaschine in Am. Samoa angekommen. Leider arbeiten weder Zoll noch DHL am Wochenende und unsere Geduld wird noch ein wenig auf die Probe gestellt. Wenigstens auf Ziggy (unser Freund mit der kleinen Spedition) ist Verlass: er hat bereits bei DHL Druck gemacht, das unsere Lieferung Montag früh als erstes abgefertigt wird.

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Wie versprochen parkt er seinem Pickup pünktlich um 10:00 Uhr seitlich neben der Pacific High. Auf der Ladefläche steht eine Holzkiste: darin müssen unsere Segel sein.

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Ganz schön schwer, aber kleiner als wir erwartet haben ist die Kiste: und da sollen unsere Genua und das Großsegel drin sein?

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Ziggy muss gleich weiter. Wir bedanken uns bei ihm und er verabschiedet sich mit den prophetischen Worten: „wenn ihr noch irgendetwas braucht, ruft mich einfach an!“

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Wir öffnen den Segelsack und finden unser neues Groß darin. Kaum zu glauben wie eng es gefaltet ist. Aber da ist kein zweites Segel: wo ist unsere Genua? So ein Mist! Haben die von Fareastsails vergessen sie mitzuschicken, wohl kaum. Unterwegs verloren gegangen? Das wäre eine Katastrophe, bitte, bitte nicht! Da der Mitarbeiter von DHL am Flughafen von Tutuila auf mich nicht den fittesten Eindruck gemacht hat, rufe ich direkt Ziggy an und bitte ihn alles stehen und liegen zu lassen um bei DHL nach unserem zweiten Segel zu fanden. Während wir auf seinen Rückruf warten schauen wir uns unser Großsegel genauer an. Die Verarbeitung macht einen ordentlichen Eindruck auf uns und im direkten Vergleich mit unserem alten Segel fallen uns einige positive Details auf. Auch scheinen die Masse korrekt und die Reffs an den richtigen Stellen zu sein. Aber was ist das: es fehlen die sechs Taschen am Vorliek in denen die Batten Receptacles (Halterungen für die Latten) eingeschraubt werden die das Groß mit den Mast Schlitten verbinden. Die Taschen am Achterliek sind alle da und super genäht. Ohne die Taschen am Vorliek können wir das Segel nicht am Mast anschlagen, ist es quasi nutzlos. Auch ist der Faltmechanismus des Square Top nicht korrekt ausgeführt bzw. wurde auch hier eine Lasche vergessen anzunähen. Unsere Stimmung ist auf dem Nullpunkt!

Wenigstens Ziggy hat gute Neuigkeiten für uns: auf sein Drängen hin hat DHL noch einmal im Lager nachgeschaut und – welch Überraschung – ein weiteres großes Paket für uns entdeckt. Eine Stunde später liegt die Genua ausgepackt auf dem Vorderdeck der Pacific High. Sie ist schnell in die Rollreffanlage eingefädelt und hochgezogen: passt wie angegossen. Wir haben 10kn Wind aus 30 Grad: die Genua steht wie eine Eins und flattert kein bisschen: das wäre mit der alten Fock nicht möglich gewesen. Ob der triradiale Schnitt wirklich Vorteile gegenüber dem einfachen Cross Cut bringt, werden nach unserer Überfahrt nach Fijii berichten können.

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Ziggy hat auch einen Rat wo wir eventuell unser Groß nähen lassen können: er arbeitet ab und zu mit einem Koreaner zusammen der Lederpolster für Autos oder Sofas näht. Mr. Moon-Ho Oh hat schon einigen Seglern in Pago Pago geholfen und ihre Segel repariert. Ziggy schlägt vor uns gleich mit dem Segel zu Mr. Oh zu fahren, wir sind eher skeptisch, wollen nicht das neue Segel auf Verdacht durch die Gegend karren und beschließen, dass Anita erst einmal alleine mit Ziggy Mr. Oh in Lauuli besucht und sich sein Atelier anschaut. Derweil mache ich Fotos vom Groß und schreibe eine Beschwerde Mail an Fareastsail. Es ist schon dunkel als Anita und Ziggy zurückkommen. Der verabschiedet sich rasch, hat seine eigentlichen Arbeiten noch nicht erledigen können. Nochmals vielen, vielen Dank an Dich, Ziggy Vollrath. Wir können dich nur wärmstens weiter empfehlen. Obwohl er an unserem Missgeschick keine Schuld trägt, will er für die extra Fahrten zu DHL und zum Segelmacher, nicht zu vergessen die vielen verlorenen Stunden, kein Geld annehmen. Das sei schon in Ordnung!

Anitas Eindrücke von Mr. Oh sind zwiegespalten: er mache einen kompetenten Eindruck und habe durchaus schon etliche Segel genäht, seine Nähmaschine sei auch in Ordnung. Mr. Oh ist aber schon 79 Jahre, noch schmächtiger als die Segelmacherin Regine in Raiatea und sein Atelier nicht einmal so groß wie unser Salon und auch nicht super sauber… unser schönes neues weißes Segel dort zu nähen!? Mr. Oh hat Anita auf jeden Fall versprochen Morgen um 9:00 Uhr mit seiner Frau Patila vorbeizuschauen um uns zu sagen ob er das Segel nähen kann oder nicht. Auch wir wollen erst einmal eine Nacht darüber schlafen bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen…