14:00 Uhr in Panama
(30 Grad im Schatten und 90% Luftfeuchtigkeit)
Rien ne vas plus – nichts geht mehr!
Jede kleinste Anstrengung führt unweigerlich zu massiven Schweißausbrüchen. Die wenigen Kleidungsstücke die wir am Körper tragen kleben nass auf der Haut. Seit 7:00 Uhr in der Früh versuchen wir unsere „Pacific High“ auf Vordermann zu bringen bzw. Helena und Kolja für die Schule zu lernen. Mit unterschiedlichem Erfolg: während die Kinder recht gut mit ihren Schulaufgaben vorankommen und Anita Dank unermüdlichem Putzen, Aufräumen und Wegwerfen (unser Lieblingswort an Bord – es hat sich viel zu viel Unnötiges angesammelt) auf gutem Wege ist die „Pacific High“ wieder in unser wunderschönes heimeliges zu Hause zu verwandeln, hadere ich mit meinen Reparaturen, dem Kampf mit dem Dreck auf dem Deck und Rümpfen und mit der Ungerechtigkeit auf der Welt im Allgemeinen. Während Anita unermüdlich einen Stapel nach dem anderen frische, gut riechende Wäsche in die Schränke räumt, hänge ich über der Bilge und studiere Toilettenschläuche. Helena bemängelte gleich nach der Rückkehr aufs Schiff, dass mit ihrer elektrische Toilette etwas nicht stimme. Ein Funktionstest durch den Bordmechaniker (mich) ergibt, dass beim Betätigen der Toilettenspülung zwar kein Wasser in die Toilette fließt dafür aber die Bilgen Pumpen anspringen: wir pumpen scheinbar das Toilettenspülwasser direkt in die Bilge – nicht ganz optimal! So hänge ich nun den Vormittag schweißgebadet kopfüber in Helenas Bilge und versuche aus dem Gewirr an Schläuchen schlau zu werden: kaum zu glauben wie viele Meter Schlauch, Ventile, Pumpen und Filter unser Toilettenspülwasser durchfließt. Es führt ein durchsichtiger Schlauch Richtung Toilette, dort kommt aber ein weißer an: irgendwo dazwischen muss es eine Verbindung geben, die sich gelöst hat. Das dumme ist nur: dieses Verbindungsstück liegt genau unter der Nasszelle die aus einem Stück gefertigt ist (ca. 3m x 2m). Da ist nicht ranzukommen, eine direkte Reparatur der Verbindungstelle also unmöglich. Ich habe keinen blassen Schimmer wie ich hier vorgehen soll, beschließe erst einmal aufzugeben und auf eine Eingebung zu warten. So sitzen Anita und ich, wie am Anfang des Blogeintrages erwähnt, schwitzend im Cockpit. Bei einer Tasse Kaffee (das Highlight des Tages – Danke Schatz!) besprechen wir die vielen noch anstehenden Arbeiten an Bord und fragen uns“ „warum, um Gottes willen, tun wir uns das Alles an!?“
18:00 Uhr Sonnenuntergang
(nur noch 28 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit)
Was gibt es Schöneres auf der Welt!?
Wir sitzen wieder auf der Fly mit einem Sundowner in der Hand. Die Abendluft ist Dank einer leichten kühlenden Brise sehr angenehm. Unsere Blicke schweifen über den Panama Kanal und die „Puente de las Americas“ zur Skyline von Panama City die in den letzten Sonnenstrahlen golden funkelt. Die tiefen Signalhörner der vorbeiziehenden Containerfrachter und Kreuzfahrtschiffe erzeugen ein vertrautes Gefühl der Verbundenheit, besonders wenn es deutsche Schiff sind, wie die „Stuttgart Express“ von MSC oder ein Frachter der Reederei „Hamburg Süd“. Wir saugen diese besonderen Momente förmlich in uns auf und genießen den Augenblick. Vergessen sind die Hitze und die Ärgernisse des Tages, zumal meine Reparaturversuche von Erfolg gekrönt wurden. Nach einer längeren Siesta während den heißesten Stunden des Tages habe ich einfach auf gut Glück einen neuen Schlauch mit vorbereiteten Schlauchschellen am Ende unter dem Bad durchgeschoben. Auf der anderen Seite habe ich dann blind mit dem Arm in der Bilge gesucht und… eine der Schlauchschellen mit den Fingerspitzen zu fassen bekommen. Ich denke die Chancen standen 1:1000… manchmal muss man einfach Glück haben! Der Rest war einfach, jetzt funktioniert die Toilette wieder einwandfrei. Auch den externen Kühlkreislauf am Generator konnte ich abdichten. Ein Filterelement hatte sich losgerüttelt und für eine mittlere Überschwemmung gesorgt. Bei der Gelegenheit wurden auch Impeller und Öl kontrolliert sowie die Opferanode am Wärmetaucher erneuert. Auch beim Kampf gegen Dreck und Staub sehen wir ein schwaches Licht am Ende des Tunnels. Alles in Allem genug gute Gründe den Tag mit einem gut eingeschenkten Sundowner ausklingen zu lassen!
Oh wie schön ist Panama!