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Segeln

08.12.2014 Segeln von Neukaledonien nach Australien

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(940sm / 5 Nächte / 120 Stunden / knapp 8kn Fahrt durchschnittl.)

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01_20141203_Panorama_DSC00900Sonnenaufgang am frühen Mittwoch Morgen

Wie immer fällt uns der Abschied nicht leicht… Neukaledonien hat sich uns als ein wenig bekanntes Paradies offenbart! Nach den beiden windigen Tagen vor der Ile Maitre sind wir aber auch ein wenig froh diesen unruhigen Ankerplatz am Mittwochmorgen zu verlassen und nach Australien zu segeln.

02_20141203_DSC00912Ein letztes Erinnerungsfoto, dann gehen wir Anker auf

Unter Fock steuert Kolja die Pacific High um 7:00 Uhr morgens durch den breiten Pass von Dumbea. Je weiter wir uns von der Grande Terre (so heißt die Hauptinsel Neukaledoniens) entfernen, umso mehr frischt der Wind auf und nehmen Schwell und Wellen zu. Rund 25kn sollen es die ersten beiden Tage laut Wettervorhersage sein, daher setzten wir unser Groß gleich ins Reff und segeln mit 9kn bis 11kn genau Kurs Neukaledonien. Der Pazifik offenbart sich (wieder einmal) von seiner ruppigen Seite: 1,5m Welle aus Ost überschneiden sich mit 3m Schwell aus Süd… aber das soll in den kommenden Tagen besser werden! Mit langen Hosen, Fließpulli und Segeljacken sitzen wir vier auf der Fly, eine heiße Tasse Tee oder Kaffee in der Hand – trotz 25 Grad Lufttemperatur. Der Himmel ist bedeckt aber es regnet (noch) nicht. Viel schneller als erwartet verschwindet die lange und hohe Silhouette der Berge Neukaledoniens in einem Wolkenmeer: wir drei verziehen uns in den geschützten und warmen Salon, nur Anita hält die Stellung und liest in ihrem Kindle.

03_20141203_DSC00921Großsegel im dritten Reff

Welch praktische Erfindung für uns Segler: bei diesen kräftigen Winden ein „normales“ Buch zu lesen: (fast) unmöglich und aktuelle deutsche Bücher, die wir überall auf der Welt auf unsere Kindle laden können, schon mal gleich gar nicht. Richtiger Schulunterricht ist bei der unruhigen See nicht möglich, aber Kolja und Len lernen Französisch Grammatik und fragen sich gegenseitig Vokabeln ab. Am späten Vormittag gibt es ein üppiges Frühstück, haben wir doch viele Köstlichkeiten gebunkert, die wir nicht nach Australien mitnehmen dürfen. Die französischen Inseln im Pazifik sind für uns Segler schon allein aus einkaufstechnischer Sicht ein Paradies! Len und ich sind ein wenig Seekrank und halten uns daher – gezwungenermaßen – zurück. Überhaupt, was soll das: vier Jahre lang war ich nie Seekrank, konnte mir auch der übelste Schwell nichts anhaben. Jetzt ist mir bei jeder längeren Passage erst einmal zwei Tage leicht übel und ich bekomme auch immer öfters Kopfweh von dem vielen Wind. Ohne Mütze oder Stirnband segele ich schon gar nicht mehr… Nachmittags spielen wir Karten und schauen Filme.

Viel zu sehen gibt es nicht, der Himmel ist immer noch grau in grau, aber die Wellen kommen – wie vorausgesagt – mehr aus achterlicher Richtung. Die Pacific High scheint sich bei diesen Wetter Bedingungen wohl zu fühlen und stapft weiter genau Kurs Coffs Harbour durch die See. Viel zu tun haben wir nicht: die Segel stehen gut, der Wind weht konstant – ehrlich gesagt ist uns langweilig. Die See ist zu unruhig für ein „normales“ Bordleben, es reicht nur zum Lesen oder Filme schauen. Willkommene Abwechslung sind kleine Rituale wir unser nachmittags Cappuccino auf der Fly. Wenigstens für das leibliche Wohl ist gesorgt: abends gibt es italienische Kartoffelgnocchi (gab es Vakuum verpackt beim Casino Supermarkt in Noumea) mit Tomatensauce Bolognese Art mit vielen Kräutern (immer noch von unseren Freunden Aline und Elodie, die uns auf der Ile des Pins besucht hatten – halten sich in der 0 Grad Box im Kühlschrank wochenlang frisch) dazu einen großen bunten Salat.

Die erste Nacht bringt wenig Aufregung. Nachtwachen bei 25kn Wind und Geschwindigkeiten im 2-stelligen Bereich erfordern zwar erhöhte Aufmerksamkeit, solange uns keine dicken Squalls oder Gewitter heimsuchen, sind sie aber immer noch gut zu verkraften zumal uns jetzt Kolja und Len unterstützen.

04_20141207_Panorama_DSC00926Schwarze Wolken, viel Wind = schnelles Segeln

Am Donnerstag um 7:00 Uhr morgens trage ich unser erstes Etmal von 200sm ins Logbuch ein: das ist doch ganz ordentlich und die kabbelige See gleich besser zu ertragen. Auch unser zweiter Segeltag verläuft ähnlich: größtenteils bedeckter Himmel, konstante Winde über 20kn abnehmender Schwell um 2m. Wir spielen „Chase the Ace“, ein Kartenspiel, dass wir vor vielen Jahren von der Crew der „Mango Groove“ gelernt haben. Len ist irgendwie ein Pechvogel: sie ist die einzige die nie gewinnt, selbst wenn sie kurz vor Ende haushoch führt, gelingt es noch jemand anderem ihr den Sieg wegzuschnappen! Abends gib es Rindergulasch mit Blumenkohl an Sauce Bechamel und Kartoffelpüree. Nach einer gemeinsamen Filmrunde verkrümeln sich alle außer der Nachtwache früh in ihre Kojen. Auch diese Nacht verläuft ohne größere Aufregungen. Der Himmel klart auf, wie haben fast Vollmond, es ist also die ganze Nacht über recht hell. Gegen 4:30 Uhr beginnt bereits die Morgendämmerung und um kurz nach 5 Uhr geht die Sonne auf.

Wir sind weiterhin flott unterwegs: 380sm in 48 Stunden. Das Wetter ist schön geworden: Passatbewölkung und viel Sonne. Wind (18kn) und Welle kommen jetzt genau von achtern, wir haben den Parasailor (Spi) gesetzt. Obwohl der Pazifik ruhiger und das Bordleben angenehmer geworden sind empfinden wir alle vier diese Tage ein wenig als verlorene Zeit. Man ist doch sehr eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, vertreibt sich die Zeit mit Lesen oder Spielen. Vielleicht sind wir einfach nur ein wenig übersättigt, ausgepowert? Am Nachmittag feiern wir Bergfest, haben also über die Hälfte der Strecke bereits hinter uns. Wenn wir weiter so schnell unterwegs sind, könnten wir es sogar in nur vier Nächten bis Coffs Harbour schaffen. Während meiner folgenden Nachtwache soll aber Alles anders kommen…

Ich habe die letzte Nachtwache ab 2:30 Uhr. Der Wind hat weiter nachgelassen, wir sind mit 7-8kn langsamer unterwegs. Alles ist ruhig: eine entspannte Nachtwache. Ich langweile mich und lade per Kurzwelle / Pactor Modem nicht nur die aktuellen Wetter Grib Files herunter, sondern auch den Australischen Marine Weather Forecast für Queensland und New South Wales. Die Grib Files sind unverändert: wie nähern uns einem Starkwindgebiet vor der Küste Australiens mit max. 25kn Wind aus Nord. Das hat uns der Wetterserver von MaxSea schon vor einer Woche vorausgesagt – business as usual. Dann lese ich mir die detaillierten Australischen Seewetterprognosen durch und koche mir erst einmal einen starken Kaffee. Die zeichnen nämlich ein ganz anderes Szenario auf: in ihnen wimmelt es nur so von Unwetter-, Sturm-, Starkwind- und Gewitter- Warnungen… und zwar entlang der gesamten Ostküste von Brisbane bis Sydney: na super! Es ist gar nicht so leicht die vielen Sturmwarnungen zuzuordnen, da die betroffenen Küstenabschnitte mit lokalen Bezeichnungen versehen sind, die man in den Seekarten nicht auf Anhieb findet. Mein erster Impuls ist: in diese Suppe will ich nicht hineinsegeln, nicht vor der unbekannten Küste eines mir fremden Kontinents! Wir müssen uns das nicht antun: ich ändere den Kurs um 40 Grad nach Steuerbord, dann segeln wir halt nach Brisbane.

Am frühen Vormittag, beim Frühstück (wir haben immer noch leckeres Landbrot aus Noumea im Tiefkühler, dass – kurz im Ofen aufgebacken – köstlich riecht und schmeckt!) unterrichte ich meine Crew über die Sturm- und Gewitterwarnungen und unserem geänderten Ankunftshafen. Zu meinem großen Erstaunen meutert diese gegen ihren eigenen Kaptain! Das ist ja nur Rückenwind, der zählt nicht! Auch der Schwell und die Wellen kommen von achtern! Das wird schon nicht so schlimm kommen! Die übertreiben immer, die Aussies! Wir wollen wie geplant in dem malerischen Fischerort Coffs Harbour als in der Großstadt Brisbane einklarieren! Diese Flut an Argumenten hatte ich nicht erwartet und droht schon all meine Bedenken über Bord zu spülen, als Anita und Kolja zum vernichtenden Schlag ausholen. Sie erinnern mich daran, dass ich letzte Nacht den Spi stehen lassen wollte, während die beiden dagegen waren. Ihre Entscheidung auf Groß und Fock zu wechseln war die richtige: wir hatten einige Squalls und Windwechsel die unter Spi nicht lustig gewesen wären. Ich gebe mich endgültig geschlagen: wir einigen uns aber darauf in einem weiten Bogen nach Coffs Harbour zu segeln. Zusammen mit meiner Kursänderung verlängert sich dadurch unsere Segelstrecke, aber wir haben so an der Küste Australiens die Starkwinde genau von achtern.

Der Tag verläuft ereignislos = angenehmes Segeln! Die See hat sich so weit beruhigt, dass wir nach dem Abendessen (Rindergeschnetzeltes mit Zucchini/Möhren Gemüse und Reis) noch ein paar Runden „Buzz“ auf der Playstation spielen (ein Fragequiz ähnlich „Wer wird Millionär“). Len übernimmt die erste Wache, dann Kolja, Anita und ich wieder die letzte. Wir sind noch rund 150sm von Australien entfernt und erleben ein unglaubliches nächtliches Spektakel: gewaltige Gewitter über der Ostküste! Von 21:00 Uhr abends bis zur Morgendämmerung erhellen Blitze den gesamten Horizont. Gott sei Dank ist es nur Wetterleuchten, nur ab und zu ein leichtes. Die Gewitter scheinen sich über dem heißen Kontinent zu bilden um dann weit aufs Meer hinaus zu ziehen. Ab Mitternacht halten Anita und ich zusammen Nachtwache. Rundherum zucken jetzt Blitze, wir segeln nur noch unter Fock. Spaß macht das keinen mehr! Während wir heute Nacht noch in einigem Abstand zu den eigentlichen Gewitterherden segeln, wandern meine Gedanken schon voraus: morgen Nacht segeln wir nur 30sm vor der Küste mitten in dieser Suppe!

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Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages brechen gegen fünf Uhr durch die Wolken und offenbaren einen aufgewühlten Wolkenhimmel. Dicke schwarze Squalls, überlagert von einer recht kompakten Wolkendecke die in hohe wild zerzauste Cirrus Wolken übergeht. Schaut traumhaft aber nicht gerade beruhigend aus! Wir trinken zusammen im Salon Kaffee / Tee, dann übernimmt Len die Vormittagswache und ich hole mir noch eine Mütze Schlaf.

Als ich mittags wieder auf der Fly erscheine hat sich das Wetter erneut komplett geändert: kleine Schäfchenwolken ziehen schnell am blauen Himmel vorbei, das Wetter ist einer stabilen Passatwetterlage nicht unähnlich. Der Wind hat auf 25kn aus Nord aufgefrischt. Wir hören zum ersten Mal auf UKW Kanal 16 die Australische Küstenwache (aus rund 100sm Entfernung!) die das aktuelle Wetter und die vielen Sturmwarnungen wiederholt. Das Wetter schert sich nicht drum und auch bei Sonnenuntergang herrscht eine stabile Wetterlage, von Gewitterzellen, auch über dem Festland, keine Spur. Sollten wir doch Glück haben und ohne Gewitter durch unsere letzte Nacht segeln? Ja, die Nachtwachen sind zwar kein Zuckerschlecken, aber wir bleiben von den verhassten Blitzen verschont. Dass wir wirklich Glück hatten erfahren wir zwei Tage später von Elise, der Marina Managerin von Coffs Harbour. Am Vortag wurde ein leckgeschlagenes Segelschiff in den Hafen geschleppt, das kurz vor dem Untergehen war. Ein Blitzschlag hatte nicht nur die komplette Elektrik lahmgelegt, sondern auch mehrere Löcher unterhalb der Wasserlinie in den Rumpf gerissen!

Wir laufen aus eigener Kraft und ohne Schäden bei Nieselregen am frühen Morgen in die geschützte Bucht von Coffs Harbour ein. Den Maritime Rescue Service hatte ich schon 20sm davor angefunkt und über unsere geplante Ankunftszeit informiert. In den letzten Stunden hat die Crew, allen voran Anita, die Pacific High auf Hochglanz gebracht und noch einmal alle Schränke, Schubladen, Luken etc. kontrolliert und geputzt. Wir wurden von vielen befreundeten Seglern, die in den letzten Wochen in Australien einklariert hatten, vorgewarnt, dass die Segelboote vom Australischen Zoll freundlich, aber penibel genau kontrolliert werden. Jetzt ankern wir in der zugewiesenen Quarantäne Zone zwischen Jetty und Marina Einfahrt und meinen für jegliche Inspektion gut gerüstet zu sein. Wir sitzen in Fließpulli und Segeljacke auf der Fly und beobachten die sportbegeisterten Aussies am Strand und auf dem Jetty. Es wird gejogged, geschwommen, gekajackt, …und das um 7:00 Uhr früh! Die Luft ist gefühlte 15 Grad kalt und das Meer auch (in Wirklichkeit sind es schon ein paar Grad mehr)… brrr da würden wir nie auf die Idee kommen schwimmen zu gehen! Eine Großfamilie schlendert direkt am Heck der Pacific High über die Pier, zieht sich T-Shirt und Shorts aus und schon springen Vater, Mutter, Kind unter lautem Mutgebrüll ins Meer… und das gleich drei Mal hintereinander! Die spinnen die Römer, äh die Aussies!

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Der Zoll hat uns entdeckt und bittet uns via Funk in die Marina zu kommen und am Transient Dock festzumachen. Kaum haben wir angelegt, erscheinen auch schon zwei Zollbeamte. Ein kurzer Blick auf unser Unterwasserschiff, dann sind sie an Bord. Während Rory mit mir im Salon sitzt und sich mehr um den Papierkram kümmert, geht Anthony mit Anita durch die Kabinen. Die beiden sind sehr freundlich, es werden nur stichpunktartig wenige Schubladen oder Luken kontrolliert. Da wir schon vorab aus dem Internet die Einklarierungsformulare heruntergeladen und ausgefüllt hatten ist auch der Papierkram schnell erledigt und die beiden machen Anstalten sich schon zu verabschieden. Das soll schon Alles gewesen sein? Nach all den Horrorgeschichten die wir gehört haben!?

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So schnell kommen die beiden uns nicht davon: erst einmal werden Erinnerungsfotos geschossen (Rory hasst es fotografiert zu werden, wie uns Anthony kichernd erzählt, macht aber gute Miene zu bösem Spiel) und dann fragen wir sie noch über Coffs Harbour aus. Wir bekommen viele Tipps, wo man gut einkaufen kann, wann der Markt geöffnet hat und wo man für nur 10 AUD (7 EUR) die besten Steaks essen kann. Da sie keinen Kaffee mit uns trinken wollen, dürfen sie jetzt von Bord und auch wir müssen die Marina verlassen, da sie ausgebucht ist. Wir ankern diesmal links vom Jetty in 4m Wassertiefe auf Sand: Seglerherz was willst Du mehr?

Wir machen uns Tee oder Kaffee, nehmen leckere Kekse mit und setzten uns alle gemütlich auf die Fly. Wir bestaunen die Australische Küste und können es noch nicht so recht glauben mit unserem eigenen Segelboot hier zu ankern. Ein guter Zeitpunkt die letzten Jahre Revue passieren zu lassen, jeder hat seine speziellen Erinnerungen gespeichert. Weißt Du noch in … da haben wir doch …, erzählen wir uns gegenseitig unsere Lieblingserlebnisse der vergangenen Reise. Genau 2078 Tage leben wir an Bord der Pacific High, rund 30.000sm (55.000km) sind wir gesegelt: von Europa ins Mittelmeer, über den Atlantik, die Inseln der Karibik abgeklappert, die USA Ostküste hinauf bis nach Kanada, Kuba, Mittelamerika, den Panama Kanal durchquert, Galapagos, Französisch Polynesien, Samoa, Fiji, Neukaledonien und jetzt Australien – genug Stoff für viele Geschichten!

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Bordalltag

21.08.2014 Segel letzter Teil

Heute ist nun der große Tag gekommen an dem sich endlich herausstellt ob wir unser neues Großsegel gleich in die Tonne werfen können, weil es falsch geliefert wurde oder ob alles passt und wir endlich nach Fiji weiter segeln können

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Zunächst machen wir das Unterlieg am Baum fest.

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Dann verschrauben wir Latte um Latte mit den Schlitten am Mast. Der leichte Wind um 10kn hilft uns diesmal, da er das Segel zu einer großen Welle aufbläht. Seht ihr Len am „Ende des Tunnels“, die das Achterliek festhält?

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Alle Latten sind angeschlagen, jetzt muss noch das Square Top justiert werden

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Wir werden von einer lautstarken Schaar Ruderer abgelenkt, die am neuen Steg neben der Pacific High heute ein neues „Riesen Kanu“ zu Wasser lassen

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Derweil ist unser Groß oben. Schaut gut aus, es muss noch im Detail justiert werden

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Zwischendurch ist auch noch Zeit für eine Foto mit unserem Freund und Hafenmeister Wesley (links). Er nimmt zusammen mit seinem Chef (im kühlen Auto sitzend) an der offiziellen Kanu Zeremonie teil

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Kolja uns Len justieren den Lazy Bag

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Die 30 Ruderer sitzen im Kanu…

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… und paddeln los. Viel Glück mit dem neuen Kanu!

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Ron ist auch gekommen und wir blödeln ein wenig herum

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Ach ja, vom Großsegel haben wir auch noch ein Foto

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Die stolze Mannschaft

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Bordalltag

20.08.2014 Segel anpassen 2ter Teil

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Die Steganlage im Hafen von Pago Pago wird gerade erneuert. Seit Wochen werkeln ein Team aus Samoanern und Philippinern fleißig an den Schwimmpontons. Es ist zu einem allmorgendlichen Ritual geworden, dass wir ein wenig miteinander plaudern.

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Heute arbeitet die ganze Familie zusammen auf der Pacific High an den Segeln. Fertig genäht ist das Groß, jetzt müssen wir „nur“ noch die Latten und Lattenendstücke anbringen. Da der Wind  immer noch mit rund 15kn bläst, hat Anita die Idee im Cockpit zu arbeiten: Da ist es zwar beengt, aber wir können windgeschützt arbeiten.

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12 Lattenendstücke mit 8 oder 6 Schrauben müssen angepasst, vorgebohrt und angebracht werden

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6 Latten, teilweise über 6m lang wollen eingepasst werden

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Man wächst mit seinen Aufgaben: so eine Arbeit hätten wir uns früher bestimmt nicht zugetraut. Jetzt liegt unser Groß, bereit am Mast angebracht zu werden auf der Backbordseite der Pacific High. Aber es ist kurz vor vier Uhr nachmittags, wir alle vier sind Müde, für heute reicht es. Da wir immer noch kein Foto von unserem groß haben, müssen für heute die technischen Zeichnungen genügen…

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Das Groß hat gut 100qm und misst 19,8m (Vorliek), 20,3m (Achterliek), 6,8m (Unterliek), 3,0m Square Top. Die Genua hat rund 64qm und misst 19,3m (Vorliek), 16,9m (Achterliek), 7,6m (Unterliek). Beide sind triradial geschnitten aus  10.11oz Challenge Warp Drive.

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19.08.2014 Segel Anpassen – Teil 1

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Wie versprochen stehen Mr. Moon-Ho Oh und Patila um kurz nach neun am Pier und lassen sich die Änderungen, die wir am Groß vornehmen wollen / müssen, erklären. Mr. Moon-Ho Oh meint anschließend, dass er unser Segel nähen kann und auf meinen Hinweis bezgl. der Größe und Gewicht des Segels ergänzt Patila, dass ihre großen Söhne ihnen helfen würden. Die beiden machen einen vertrauenserweckenden Eindruck, es klingen mir aber auch noch Anitas nur bedingt optimistische Bemerkungen  vom Vortag in den Ohren. Ich mache daher zur Bedingung, dass ich mitkomme und bei den Näharbeiten mithelfe. Gerne, antwortet Patila, sie hätten heute Vormittag einen größeren Auftrag in der Fischfabrik zu besprechen, aber gegen Mittag käme sie mich und Segel mit ihrem Pickup abholen.

Patila ist eine liebenswürdige, tatkräftige Samoanerin. Auf der Fahrt erzählt Sie mir viel von Ihrem Leben auf der Insel. Zusammen mit ihren kräftigen Söhnen ist es ein Leichtes das Segel in den Näh Raum zu tragen. Dieser ist komplett ausgeräumt, nur die große Nähmaschine steht auf einer Seite und der rote Linoleum Boden glänzt wie frisch gebohnert. Ich bin erleichtert, das schaut besser aus als wie ich mir es ausgemalt hatte. Die nächsten Stunden arbeiten wir vier Hand in Hand als hätten wir nie etwas anderes getan.  Mr. Moon-Ho Oh sitzt mit einer unglaublichen Zähigkeit hinter der Nähmaschine, Patila, ihr Sohn und ich arbeiten ihm zu, wuchten und drehen unser riesiges Segel in dem kleinen Atelier damit er optimal nähen kann. Ich zeige ihm genau wo ich was geändert haben möchte, wo genau die 6 Taschen hingehören, wo das Material gedoppelt werden soll.  Ich bestehe darauf, dass die Taschen mit fünf Nähten rundum angenäht werden (bei unserem alten Segel waren es zwei). Das dauert! Während mir die Arme lang werden und ich froh über Patilas frisch gebrühten Kaffee bin, lehnt der alte Herr es ab eine Pause zu machen und nötigt auch uns weiter zu arbeiten: wer will sich schon eine Blöße geben wenn der 79 jährige Mr. Oh durchhält!? Nach den Taschen ändern wir auch das Square Top und verstärken speziell den Aufstellmechanismus. Alle fehlenden Nähte sind nachgearbeitet, fünf-fach genäht und besonders beanspruchte Stellen gedoppelt.

Ich bin mit der Arbeit sehr zufrieden und Mr. Moon-Ho Oh freut sich über mein Lob. Jetzt erst genießt er seinen Kaffee, setzt sich gemütlich in einen uralten Bürostuhl und legt die Füße auf den Tisch. Während die Söhne erhebliche Mühe haben das Segel wieder einigermaßen zu falten und in dem Segel Sack zu verstauen erzählt mir Mr. Oh aus seinem Leben. Wie er vor über 40 Jahren als Ingenieur von Korea nach Samoa gekommen, seine Frau kennengelernt und wegen Ihr hier gestrandet ist. Seit 37 Jahren sind die beiden schon verheiratet. Ich genieße es den Geschichten der beiden zu lauschen. Das alte Leder des Bürostuhls knarzt und ich  schaue mich verstohlen im Halbdunkel des Hauses von Moon-Ho und Patila um. Einfach schaut es aus, fast ärmlich. Nackte unverputzte Wände, ein Wellblechdach, klapprige Türen und Fenster. Aber die beiden scheinen glücklich zu sein, zufrieden mit sich und ihrem Leben. Es ist Zeit zu gehen und da niemand Anstalten macht mir eine Rechnung zu präsentieren frage ich Mr. Oh wie viel ich ihm für seine Arbeit schulde. Vier Stunden haben wir zusammen genäht, plus Maschine, Material und zwei Mal Abholen in Pago Pago.  Ohne seine Hilfe wären wir aufgeschmissen gewesen. Ich habe einige hundert Dollar im Portemonnaie und bin bereit ihm (fast) jede gewünschte Summe zu zahlen.

Ob 40$ in Ordnung währen, antwortet er bescheiden. Ich gebe ihm 60$ und habe trotzdem das Gefühl ihn betrogen zu haben…

(Leider habe ich es versäumt einen Kamera mitzunehmen und somit keine Fotos von diesem ereignisreichen Tag: ÄRGER – GRUMMEL! Vielleicht besuchen wir Familie Oh einmal in den kommenden Tagen)

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18.08.2014 Unsere Segel sind da!

Seit Tagen gibt es nur noch um ein Thema an Bord der Pacific High: wann kommen endlich unsere Segel? Am 09. August wurde sie per Express Luftfracht von Hongkong verschickt. Via Los Angeles und Hawaii sind sie Freitagabend mit der Frachtmaschine in Am. Samoa angekommen. Leider arbeiten weder Zoll noch DHL am Wochenende und unsere Geduld wird noch ein wenig auf die Probe gestellt. Wenigstens auf Ziggy (unser Freund mit der kleinen Spedition) ist Verlass: er hat bereits bei DHL Druck gemacht, das unsere Lieferung Montag früh als erstes abgefertigt wird.

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Wie versprochen parkt er seinem Pickup pünktlich um 10:00 Uhr seitlich neben der Pacific High. Auf der Ladefläche steht eine Holzkiste: darin müssen unsere Segel sein.

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Ganz schön schwer, aber kleiner als wir erwartet haben ist die Kiste: und da sollen unsere Genua und das Großsegel drin sein?

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Ziggy muss gleich weiter. Wir bedanken uns bei ihm und er verabschiedet sich mit den prophetischen Worten: „wenn ihr noch irgendetwas braucht, ruft mich einfach an!“

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Wir öffnen den Segelsack und finden unser neues Groß darin. Kaum zu glauben wie eng es gefaltet ist. Aber da ist kein zweites Segel: wo ist unsere Genua? So ein Mist! Haben die von Fareastsails vergessen sie mitzuschicken, wohl kaum. Unterwegs verloren gegangen? Das wäre eine Katastrophe, bitte, bitte nicht! Da der Mitarbeiter von DHL am Flughafen von Tutuila auf mich nicht den fittesten Eindruck gemacht hat, rufe ich direkt Ziggy an und bitte ihn alles stehen und liegen zu lassen um bei DHL nach unserem zweiten Segel zu fanden. Während wir auf seinen Rückruf warten schauen wir uns unser Großsegel genauer an. Die Verarbeitung macht einen ordentlichen Eindruck auf uns und im direkten Vergleich mit unserem alten Segel fallen uns einige positive Details auf. Auch scheinen die Masse korrekt und die Reffs an den richtigen Stellen zu sein. Aber was ist das: es fehlen die sechs Taschen am Vorliek in denen die Batten Receptacles (Halterungen für die Latten) eingeschraubt werden die das Groß mit den Mast Schlitten verbinden. Die Taschen am Achterliek sind alle da und super genäht. Ohne die Taschen am Vorliek können wir das Segel nicht am Mast anschlagen, ist es quasi nutzlos. Auch ist der Faltmechanismus des Square Top nicht korrekt ausgeführt bzw. wurde auch hier eine Lasche vergessen anzunähen. Unsere Stimmung ist auf dem Nullpunkt!

Wenigstens Ziggy hat gute Neuigkeiten für uns: auf sein Drängen hin hat DHL noch einmal im Lager nachgeschaut und – welch Überraschung – ein weiteres großes Paket für uns entdeckt. Eine Stunde später liegt die Genua ausgepackt auf dem Vorderdeck der Pacific High. Sie ist schnell in die Rollreffanlage eingefädelt und hochgezogen: passt wie angegossen. Wir haben 10kn Wind aus 30 Grad: die Genua steht wie eine Eins und flattert kein bisschen: das wäre mit der alten Fock nicht möglich gewesen. Ob der triradiale Schnitt wirklich Vorteile gegenüber dem einfachen Cross Cut bringt, werden nach unserer Überfahrt nach Fijii berichten können.

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Ziggy hat auch einen Rat wo wir eventuell unser Groß nähen lassen können: er arbeitet ab und zu mit einem Koreaner zusammen der Lederpolster für Autos oder Sofas näht. Mr. Moon-Ho Oh hat schon einigen Seglern in Pago Pago geholfen und ihre Segel repariert. Ziggy schlägt vor uns gleich mit dem Segel zu Mr. Oh zu fahren, wir sind eher skeptisch, wollen nicht das neue Segel auf Verdacht durch die Gegend karren und beschließen, dass Anita erst einmal alleine mit Ziggy Mr. Oh in Lauuli besucht und sich sein Atelier anschaut. Derweil mache ich Fotos vom Groß und schreibe eine Beschwerde Mail an Fareastsail. Es ist schon dunkel als Anita und Ziggy zurückkommen. Der verabschiedet sich rasch, hat seine eigentlichen Arbeiten noch nicht erledigen können. Nochmals vielen, vielen Dank an Dich, Ziggy Vollrath. Wir können dich nur wärmstens weiter empfehlen. Obwohl er an unserem Missgeschick keine Schuld trägt, will er für die extra Fahrten zu DHL und zum Segelmacher, nicht zu vergessen die vielen verlorenen Stunden, kein Geld annehmen. Das sei schon in Ordnung!

Anitas Eindrücke von Mr. Oh sind zwiegespalten: er mache einen kompetenten Eindruck und habe durchaus schon etliche Segel genäht, seine Nähmaschine sei auch in Ordnung. Mr. Oh ist aber schon 79 Jahre, noch schmächtiger als die Segelmacherin Regine in Raiatea und sein Atelier nicht einmal so groß wie unser Salon und auch nicht super sauber… unser schönes neues weißes Segel dort zu nähen!? Mr. Oh hat Anita auf jeden Fall versprochen Morgen um 9:00 Uhr mit seiner Frau Patila vorbeizuschauen um uns zu sagen ob er das Segel nähen kann oder nicht. Auch wir wollen erst einmal eine Nacht darüber schlafen bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen…