Der Mittwoch verspricht ein ruhiger Segel Tag zu werden. Mit schwachen westlichen Winden um 8kn segeln mit allem Tuch das wir setzen können gemütlich von Panama City zu den Perlen Inseln. Klar geht es nur langsam voran, aber es ist ein wunderschöner Tag mit viel Sonne, einer leichten erfrischenden Brise und ruhiger, glatter See. Das Bordleben gestaltet sich an solchen Tagen als lägen wir vor Anker: Helena und Kolja lernen intensiv für die Schule. Mathe, Geschichte oder Geografie am Tisch im Cockpit und Sprachen auf der Flybridge. Wir lesen uns abwechselnd Texte aus dem Französisch- und Englisch- Schulbuch vor und korrigieren gegenseitig unsere Aussprache. Während dem Vorlesen hören wir plötzlich das Ausblasgeräusch eines Wales und richtig, wir entdecken zwei Buckelwale direkt neben der Pacific High in nur ca. 30m Entfernung. Am späten Vormittag bereiten wir zusammen einen köstlichen Brunch vor: unser Cockpit Tisch biegt sich unter all den Köstlichkeiten: Spiegeleier mit kross gebratenem Speck, Tomaten mit Mozzarella, italienische Salami und Schinken, frische Ananas und Melone und Mango, heißer Cappuccino und Orangensaft… wir stopfen in uns hinein bis wir platzen und diskutieren dabei angeregt über die Südsee. Was mag uns wohl auf den Marquesas erwarten?
Wann werden wir wohl von Französisch Polynesien aus wieder unsere Lieben daheim wiedersehen? So sehr wir uns auf den Pazifik mit seinen vielen weit verstreuten Inseln freuen, werden uns die Entfernung von Daheim und die Schwierigkeiten eines Rückfluges bewusst. Besonders bei den Kindern haben wir den Eindruck, dass sie gerne ihre Großeltern und Freunde wiedersehen würden… Kurz bevor wir Contadora erreichen entdecke ich plötzlich einen großen hellen Gegenstand der auf die Pacific High zutreibt. Ich kann nicht genau erkennen was es ist, während dem Ausweichmanöver schiesse ich schnell einen Schnappschuß. Erst später am Computer erkenne ich, daß es sich um ein totes Krokodil handelt, das mit dem hellen unterkörper nach oben im Wasser schwimmt…
Am späten Nachmittag ankern wir vor Contadora, eine der nördlichsten und am besten entwickelten Inseln der Perleninseln. Der Ankerplatz erscheint mir nicht sonderlich geschützt, wird aber vom Cruising Guide empfohlen und hat einen entscheidenden Vorteil: wir haben endlich einmal wieder schnelles Internet. So können wir auch seit langem aufgeschobene Updates der Betriebssysteme unsere Laptops, iPods etc. installieren, das sind ja immer gleich Gigabytes an Downloads…
Die Nacht wird ruhig mit Gewittern rings um uns herum. Ich wache bereits um 5:00 Uhr Morgens auf mache mir einen starken Kaffee und nutze das Internet um Mails zu schreiben und unser Blog zu aktualisieren. Der Himmel hat sich zugezogen, gegen 9:00 Uhr zieht ein erster Squall mit 22kn und heftigem Regen über uns hinweg. Es folgen ihm weitere Regenwolken mit bis zu 30kn Wind. Es baut sich eine steile Welle von gut 1m auf, die Squalls rauschen aus der völlig ungeschützten Südost Richtung über unseren Ankerplatz. Wir ankern zwar sicher in 14m Wassertiefe mit gut 80m Kette aber angenehm ist es nicht in dieser ungeschützten Bucht. Als es gegen 11:30 Uhr heller wird beschließen wir zu den ca. 15sm entfernten geschützten Inseln
Espiritu Santo zu segeln. Pech gehabt: kaum sind wir Anker auf, peitscht ein weiterer Squall mit 28kn über uns hinweg. Ich sitze relativ geschützt auf der Fly hinter der Persenning, aber Anita vorne am Anker erwischt es voll und Sie wird klitschnass. Wir motoren zuerst mit beiden Maschinen mit 2/3 Kraft gegen die steilen Wellen und um 30kn Wind bei gerade mal 3kn bis 4,5kn Geschwindigkeit: da strömt er durch die Einspritzdüsen unser kostbarer Diesel! Nach einer Stunde können wir Segel setzen und hart am Wind und gegen die steile Welle ansegeln. Spaß macht das nicht – was für ein Unterschied zu gestern! Wenigstens geht es jetzt mit 6kn bis 7kn voran. Es regnet wie aus Kübeln, horizontal! Die dicken Regentropfen fühlen sich bei 30kn Wind an wie kleine Geschosse. Anita und ich sitzen auf der Fly in Badeshorts und dicken Segeljacken. Endlich erreichen wir den Schutz der größten der Perleninseln, der Isla Rey. Unterwegs sehen wir zwei Windhosen vor der Pacific High durchziehen. Etliche pechschwarze Gewitterwolken ziehen über uns hinweg. An unserem Ankerplatz zwischen den Inseln Espiritu Santo und El Rey angekommen ist von dem Unwetter nichts mehr zu spüren: glattes Wasser, unter 10kn Wind, die Grillen zirpen, kaum zu glauben wie unangenehm die Segelei während den letzten drei Stunden war! Es ankern hier bereits zwei Kats und wir finden einen schönen und sicheren Platz dahinter in knapp 9m Wassertiefe.
Die Weilt ist wie ausgewechselt! Anita und ich genießen einen wunderbaren Sundowner vor einer atemberaubenden Abendkulisse: der Regenwald ist zum greifen nah mit seinen fremdartigen Geräuschen. Die untergehende Sonne färbt alles in ein tiefes dunkelrot. Kurz nach Sonnenuntergang müssen wir aber vor den Heerscharen an Mücken Sandfliegen und Noseeums fliehen, die über uns herfallen: auch das Paradies ist nicht perfekt! Wir verbarrikadieren uns im Salon und schauen einen Film zum Abendessen: es gibt Geschnetzeltes mit frischen Pilzen an Madeira Sauce, mit Salzkartoffeln und gemischtem Salat.