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17.06.2012 Panama – Gewitter

Wir haben es in unseren Blogeinträgen seit unserer Ankunft auf den San Blas Inseln bereits öfters beschrieben: so viele Gewitter wie hier in Panama haben wir noch nie erlebt. Sie gehören mittlerweile zum Tagesablauf wie Aufstehen, Sonnenschein oder Schule. Unangenehm bleiben sie dennoch: wegen ihrer Unberechenbarkeit und den heftigen Schäden am Boot die durch einen Blitzschlag entstehen können. Wir haben viele Segler kennengelernt die sich eine längere Zeit in dieser Gegend (Venezuela, Panama, Kolumbien) aufgehalten haben. Irgendwann kommt man während jedem Gespräch mit Ihnen auf das Thema Gewitter und stellt fest, dass mindestens die Hälfte von Ihnen schon einen Blitzschlag erlebt hat. John und Deborah von der „Bella Donna“ haben schon drei Blitzeinschläge erlebt ohne schwere Schäden an Bord zu verzeichnen. Es mussten einige wenige Instrumente ausgetauscht werden, zweimal viel die komplette Elektronik für einen Tag komplett aus um dann aber wieder zu funktionieren. Peter und Anisa von der „Calisto“ hatten einen Blitzeinschlag in Costa Rica. Sie lagen in der Marina als neben ihrer Amel ein Blitz ins Wasser schlug und hatten einen Totalausfall der Elektronik. Sie mussten ALLE elektronischen Geräte an Bord, von der Küchenuhr bis zum Chartplotter neu kaufen und austauschen. Noch heute, ein Jahr danach, funktioniert nicht alles zu 100%. Jean-Yves, den wir mit seinem Kat vor Cocos Banderos in dem San Blas getroffen haben fährt komplett ohne elektronische Geräte auf seinem Mast: nach drei Blitzeinschlägen in einem Jahr hat er es aufgegeben Antenne, Windmesser, Ankerlicht, etc. immer wieder neu zu kaufen und einzubauen. Wir haben allerdings noch niemanden getroffen der ernsthafte Schäden am Boot zu beklagen hätte.

Ein “übliches” Satellitenbild für Panama: rund um unseren Ankerplatz (der rote Punkt in der Mitte) erstrecken sich gigantische Gewitterwolken von bis zu 300km Durchmesser. Sie erreichen Höhen bis 12km und mehr (die rosa und weissen Gebiete auf der Karte). Welche Kräfte wohl innerhalb dieser Wolken toben mögen!?

Wir selbst hatten bisher Glück und keine Schäden zu beklagen. Zweimal ist bisher ein Blitz in unserer Nähe eingeschlagen (weniger als 1 km): einmal in den San Blas und einmal vor Panama City. Grund genug uns ein wenig intensiver mit dem Wetterphänomen Gewitter und Blitzschlag zu beschäftigen. Passt auch gut zu unserem Schulunterricht und so haben wir – Internet, besonders Wikipedia, sei Dank – viel dazugelernt. Obwohl über Gewitter bereits seit der Antike berichtet wird und sie zu den am längsten studierten Naturphänomenen gehören haben wir das Gefühl, dass viele ihrer Aspekte nicht umfassend bzw. noch nicht zweifelsfrei erforscht wurden. So habe ich noch in der Schule gelernt, dass ein Blitz aus einem Vorblitz von der Wolke zur Erde und einem Hauptblitz von der Erde zur Wolke besteht. Heute spricht man von Positiven und Negativen Blitzen, letztere machen 95% aller Blitze aus. 75% der Negativen Blitze sind innerhalb der Gewitterwolken und nur ein Viertel schlägt in die Erde (oder das Meer) ein. Relativ sicher ist man sich über die Entstehung der Energie (Spannung) von Blitzen die, sehr vereinfacht ausgedrückt, entweder durch das Kollidieren von Eiskristallen oder durch induktive Spannungen zwischen den Kristallen, die mit hoher Geschwindigkeit innerhalb der Gewitterwolke nach oben sausen und wieder hinabfallen, entsteht. Es ergibt sich daraus die für Gewitterwolken typische Ladungsverteilung: oben positiv geladen unten negativ. Blitze gleichen nun in Sekundenbruchteilen diese Spannungsunterschiede aus, je häufiger und stärker die Blitze. Warum und wie aber genau dann ein Blitz entsteht, darüber sind sich die Experten noch nicht ganz im Klaren. Auch haben wir gelernt, das die Energiemenge eines Blitzes überschätz wird. Diese gewaltigen und lauten Naturschauspiele haben zwar Spannungen von einigen 10 Millionen Volt und Stromstärken von etlichen 10.000 Ampere: das aber nur für Sekundenbruchteile! Für uns besonders interessant war die Entdeckung einer Karte mit der Häufigkeitsverteilung von Blitzen (Blitzdichte) weltweit. Durch Ortung auf Kurz- und Langwelle und durch moderne Satelliten wird jeder Blitzeinschlag weltweit seit Jahren genau erfasst. Es gibt drei Gebiete auf der Welt mit einer besonders hohen Blitzhäufigkeit: das Kongobecken in Zentralafrika, der Norden Kolumbiens, Venezuela und Panama (da, wo wir gerade segeln) und die Straße vom Malakka. Während in Deutschland durchschnittlich 5 Blitze pro km2 und Jahr einschlagen und in der Schweiz 10 Blitze, sind es im Kongobecken über 70 und hier in Panama immer noch um 50 Blitzeinschläge.