Oft im Leben weiß man den Wert eines Gegenstandes erst dann zu schätzen wenn er verloren gegangen ist oder nicht mehr funktioniert. So erging es uns in den vergangenen Tagen mit unserem Beiboot, genauer gesagt mit unserem Außenbordmotor. Drei Jahre lang verrichtete er klaglos seinen Dienst, brachte uns täglich, schnell und zuverlässig überall hin. Egal ob er Morgens früh nach einer regnerischen und kalten Nacht bei Temperaturen knapp über null Grad anspringen sollte oder ob er den ganzen Tag in sengender Sonne am Dinghy Dock auf uns gewartet hatte: immer war auf ihn Verlass. Murrte auch nicht, weil der überfällige Service wieder einmal hinausgeschoben wurde, oder wir minderwertiges Benzin auf einer entlegenen Insel erwischt hatten. Nur in Panama, am Las Brisas Ankerplatz, scheinen wir etwas Pech zu haben. Schon im Juni nach unserer Kanalüberquerung verweigerte er seinen Dienst (damals hatten wir schlechten Sprit mit hohem Wasseranteil in West Palm Beach erwischt).
Jetzt nach unserem längeren Heimaturlaub: wieder nichts! Keinen Muckser gibt er von sich, da können wir noch so oft an der Starterleine ziehen. Das Benzin und die Kraftstoffleitungen kontrolliere ich natürlich als erstes: schauen gut aus, genau wie die Zündkerzen. Ich habe nicht sonderlich viel Ahnung von Außenbordern, kann gerade mal das Öl oder den Impeller wechseln. Wir fühlen uns wie Gestrandete auf einer Insel. Wir ankern mit der Pacific High zwar in Sichtweite des Dinghi Dock, ohne unser Beiboot ist es jedoch so unerreichbar wie die Sterne am Himmel. Wir wollen eben mal schnell unsere Ankernachbarn von der „Belena“ besuchen, geht nicht. Helena und Kolja möchten mit den beiden Mädchen von der „My Muse“ einem Kat aus Neuseeland spielen: wie hinkommen ohne Beiboot? Die Telefonkarte ist abgelaufen: normalerweise kein Problem, der Automat zum wieder Aufladen steht keine 5 Gehminuten vom Steg… Unser Beiboot fehlt uns auf Schritt und Tritt – wie abhängig man doch von diesem Ding ist! Mit der tatkräftigen Unterstützung von Kolja starte ich noch zwei Reperarturversuche an den kommenden Tagen. Außer, dass wir uns in die Wolle bekommen, wer wohl der dümmere Mechaniker von uns beiden sei, erreichen wir leider nichts.
Ich habe keine große Lust in Panama City nach einem Yamaha Mechaniker zu suchen, ihm Alles auf Spanisch zu erklären und dann stunden- oder tagelang darauf zu hoffen ob er nun kommt oder nicht. Ich starte lieber noch einen Versuch in der morgendlichen Funkrunde um 8:00 Uhr auf dem Panama Cruisers Net und schildere am Funk unser Problem. Außer ein paar gut gemeinten Ratschlägen kommt leider nicht viel dabei heraus aber eine halbe Stunde später kommen Ray und Genna von der „Nighthawk“ zu uns. Ray is Naval Engeneer und seit vielen Jahren mit seiner 38ft Yawl unterwegs. Er schaut sich gleich mal unseren kranken Patienten an und gute 10 Minuten später gibt unser Motor wieder erste Lebenszeichen von sich. Der Vergaser sei vollkommen zu, urteilt er, das sei völlig normal nach drei Monaten Standzeit bei diesen Temperaturen. Dank Rays Reparatur läuft unser Aussenborder ein paar Stunden später wieder rund. Wir sind um viel Erfahrung und etliche Tipps reicher, aber auch um einige Dollars ärmer…