So, der Endspurt naht. So langsam denken wir alle daran, New York wieder zu verlassen. Auch die Casulo möchte weiter und wir werden wohl in zwei, drei Tagen wieder die Segel setzen. So sehen wir uns jetzt noch die Sachen an, zu denen wir bisher noch nicht gekommen sind. Heute war das Lincoln Center und Bloomingdales dran. Zuerst sind wir mit dem Bus zum Lincoln Center gefahren. Die haben einen tollen Springbrunnen dort, der immer wieder andere Formationen bildet. Den Wasserspielen kann man lange zusehen, ohne dass es langweilig wird. Die Metropolitan Opera wurde in den 60er Jahren gebaut und haut mich jetzt nicht vom Hocker. Wir sind weiter zu B&H, einem riesigen Foto- und Computerladen. Da er in jüdischer Hand ist, hatte er heute (Samstag) geschlossen. Leider, leider. Ich brauche ein neues Stativ für meine Videokamera und Klaus braucht neue Festplatten für seine gigantische Fotosammlung. So wanderten wir ein bisschen durch die Stadt, die wir nun schon so gut kennen und kamen noch einmal am Central Park vorbei. Ich wollte unbedingt noch zu Bloomingdales. Dieses weltbekannte Kaufhaus muß man besuchen, wenn man hier ist. Gekauft haben wir nichts. Klaus hatte sich zwar in einen Toaster verliebt, 4-fach-Toaster aus Edelstahl mit allen Raffinessen, und ich glaube, es hat ihm zum ersten Mal ein bisschen leid getan, dass wir auf einem Boot leben. Aber was sollen wir mit einem Toaster mit den Ausmaßen einer gigantischen Kaffeemaschine? Ausserdem war der Toaster 110 V, damit hatte sich die Sache sowieso erledigt. Apropos erledigt: Nach vier Wochen Intensivsightseeing in New York bin ich auch völlig erledigt. Meine Beine tun weh, jeder Schritt tut weh, meine Arme sind lang vom Tütenschleppen und mein Kopf ist übervoll von neuen Eindrücken, neuen Ideen. Mal wieder ein Tag nur an Bord wäre schön. Ausruhen. Wieder mal Ordnung machen. Mal einen ganzen Tag nur malen. Aber ehrlich…ich kann das nicht. Ich kann nicht an Bord bleiben, wenn ich weiß, Manhattan liegt nur einen Steinwurf entfernt. Die Stadt ruft mich, ich muß dorthin, jeden Tag.
30.07.2010 Queens – Flushing Meadows
Klaus und ich sind heute ziemlich früh los. Um 9.00 Uhr schon. Wir waren bewaffnet mit Foto und Videokamera, weil wir heute nach Queens wollten. Vom gestrigen Film MIB I animiert wollten wir uns den Flushing Meadows Corona Park ansehen, in dem die tolle Weltkugel steht und die „Ufos“, mit denen der Alien in MIB von der Erde fliehen wollte. Auf dem Weg zum Park kommt man an den legendären Tennisanlagen vorbei, die Klaus sehr interessiert haben. Zu gerne hätte er ein Spiel dort gesehen, aber die U.S. Open finden erst im September statt.
Die Weltkugel ist toll anzusehen. Genauso alt wie Klaus. Als wir ankamen parkte gerade ein Feuerwehrauto davor und die Feuerwehrmänner fotografierten ihr Fahrzeug voller Stolz vor der grandiosen Kulisse. Ich wiederum filmte die Feuerwehrmänner. Klaus hatte sogar das Glück innerhalb des Zaunes, der die gesamte Weltkugel incl. Wasserspiele umspannt zu gelangen, da gerade Arbeiten durchgeführt wurden und die Arbeiten ihn reinliessen. Ich filmte brav von außen, aber ich hätte so nah gar nicht filmen können. Wir gingen weiter durch den Park zum Theater, das so verrostet und marode aussieht, gerade dadurch aber seinen Charme hat. Das eigentliche Theater ist aus Glas neu dazugebaut und nun fangen gerade die Renovierungsarbeiten an. Auch das Theater ist so alt wie Klaus, ich muß aber sagen, da hat er sich besser gehalten. Ein Kunstmuseum gibt es auch, aber leider hatte es noch nicht geöffnet.
Auf dem Weg zurück nach Manhattan stoppten wir noch in einem Einkaufszentrum am Woodhaven Blvd. Was soll ich sagen? Ein Paradies, jedenfalls für mich. Klaus hatte nach einer Stunde schon genug und so fuhr er zurück, während ich noch stundenlang die Geschäfte durchforstete. Die Shoppingmall ist in etwa vergleichbar mit dem OEZ in München, vielleicht etwas größer. Es gibt auch die üblichen großen Ketten wir H+M, Zara usw. Aber auch New Yorker Geschäfte wie Macy’s und JCPenny. In den Läden selbst sind kaum Spiegel aufgehängt, so muß man wirklich jedes Teil in die Umkleidekabine schleppen. Die Umkleidekabinen sind ein bisschen schmuddelig, dafür aber riesengroß. Überall gibt es Personal, das darüber wacht, dass man auch nicht mehr als 6 Teile zur Anprobe mitnimmt. Als ich wieder auf die Uhr schaute, war es schon 18.30. Holla, ich muß zum Boot zurück. Wie sollen die mich denn sehen und am Ufer abholen, wenn es dunkel ist. Klaus hatte in der Zwischenzeit noch Harlem und die Bronx erkundet. Am Abend schauten wir alle zusammen MIB II, mittlerweile weisen wir jedoch Ermüdungserscheinungen auf und sind nach der Hälfte alle eingeschlafen.
Die Metrocard ist toll! Man kann jederzeit in Bus- oder U-Bahn ein- und aussteigen und fährt auch mal nur ein oder zwei Stationen. Ich bin mit dem 96-Bus quer gefahren und dann noch zwei Stationen die 5th Ave entlang.
Als erstes stand die Neue Galerie auf dem Programm. Die heißt wirklich so und stellt hauptsächlich österreichische und deutsche Kunst aus. Was für eine Offenbarung! Gustav Klimt’s Gemälde Adele Bloch-Bauer, das man von den Postern kennt, hängt hier. Bisher war ich von dem Bild nicht so begeistert. Gut, die Malweise mit den verschiedenen Ornamenten war originell, aber der Zauber kam auf den Postern nicht so richtig rüber. Was für ein Unterschied im Original! Das Bild nimmt einen gefangen. Ich war so beeindruckt. Alleine für dieses Bild hat sich die Ausstellung schon gelohnt. Ein weiteres Bild zog mich in seinen Bann: Die Tänzerin Anita Berber von Otto Dix. So verbrachte ich einige Zeit in der Neuen Galerie, wo Kinder bis 12 übrigens keinen Zutritt haben. Auch das Gebäude ist wunderschön, es stammt aus der Jahrhundertwende. Da ich wieder erst um 13.00 Uhr losgekommen bin (ich weiß auch immer nicht, wo die Zeit bleibt, wir haben halt erst gefrühstückt, und bis ich endlich losgekommen bin…) und ich noch das Whitney Museum ansehen wollte machte ich mich um 14.30 Uhr auf den Weg. Das Whitney Museum musste ich erst suchen, ich bin auch einmal knapp daran vorbeigelaufen, aber dafür konnte ich diese wunderschönen Stadthäuser in der Gegend bewundern. Nicht umsonst wird die Gegend hier an der 5th Avenue „The Millionaire’s Row“ genannt, stehen doch hier die Häuser der Superreichen. Das Whitney Museum hat 5 Stockwerke. Der 5. Stock hat mich am meisten angesprochen. Er ist den Künstlern der Whitney Sammlung gewidmet, deren Werke auf der Biennale der letzten acht Jahrzehnten zu sehen waren. So war von Charles Ray „Puzzle Bottle“ zu sehen. Leider nur ein Edward Hopper Gemälde (ich dachte eigentlich es wären viele, viele mehr von Hopper ausgestellt, da das Whitney Museum eine Sammlung von 2500 Bildern von der Witwe Edward Hoppers geschenkt bekommen hat). Mark Rothko war vertreten, Barnet Newman, Willem de Kooning. Als ich in einen Raum trat, bin ich ein bisschen erschrocken. Da saß eine Frau auf einem Stuhl, mitten im Raum. Während ich mich mit dem Rücken zu ihr dem ersten Kunstwerk an der Wand widmete, lief mein Gehirn auf Hochtouren. Also, da sitzt eine Frau auf einem Stuhl. Anscheinend ist der Stuhl das Kunstwerk, denn mitten im Raum wird ja kein Stuhl aufgestellt um die Besucher ausruhen zu lassen. Sie hat sich tatsächlich auf ein Kunstwerk gesetzt. Naja, sie sah ja auch ein bisschen seltsam aus. Komisch nur, dass der Wärter im Raum nichts zu ihr gesagt hat. Also, das muß ich mir noch mal genauer ansehen. Aha, die Frau ist das Kunstwerk. So was von lebensecht, man muß wirklich genau hinsehen, bis man sicher ist, dass die Frau gar nicht lebt. -Duane Hanson (1925 – 1996) Woman with dog-. Im dritten Stock war eine Ausstellung des Lebenswerkes von Charles Burchfield. Bisher mir unbekannt war ich froh, auch die Bilder dieses Künstlers kennenzulernen. Um 17.30 Uhr bin ich aus dem Museum und mit dem Bus nach Hause gefahren. Plötzlich stiegen alle Leute aus. Aha, anscheinend Endstation. Der Busfahrer war aber so nett, mich noch 2 Blocks mitzunehmen. Ich war froh, als ich wieder am Boot ankam. Wir hatten ein tolles Essen von Chefkoch Klaus (Spaghetti mit Trüffel) und sahen noch MIB Teil 1. Er spielt in New York und es war wieder mal lustig, wie jeder von uns irgendetwas erkannt hat.
We did it!!! We did the Cycloon!!! Wer jemals mit dieser Achterbahn gefahren ist, weiß was ich meine. Aber der Reihe nach:
Wir haben uns zur Marina vorverlegt, da wir erstens heute wieder mit den Kinder unterwegs waren und zweitens Solange heute abend ihren Geburtstag im Pastis feiert. Wir starteten mit den Kinder erst mal in Richtung Süden. Ich wollte die Trinity Church ansehen und bei der Gelegenheit sind wir auch durch die berühmte Wall Street spaziert und haben die New York Stock Exchange bewundern können. Dann machten wir uns auf nach Brooklyn, zum berühmten Vergnügungspark auf Cooney Island. Wir fuhren mit der Metro erst unter dem East River durch, dann teils oberirdisch 40 Minuten durch Brooklyn und sahen so viel mehr als auf unserer Sightseeingbustour. Kurz nach dem East River mussten wir umsteigen. Der Unterschied zu Manhattan war deutlich zu merken. Der Anteil der Schwarzen ist deutlich nach oben geschnellt. Sind in Manhattan überwiegend Weiße anzutreffen, ist es in Brooklyn andersrum. In der U-Bahn waren ausser uns nur 5 andere Weiße. Hier sieht man auch Graffiti an den Häusern, zumindest an den Bahnstrecken entlang. Graffiti sieht man in Manhattan gar nicht, auch nicht an den U-Bahnzügen. Kein Einziges! Alex hat erklärt, dass man in New York mit einer Linie angefangen hat, die Züge graffitifrei zu halten. Sobald ein Wagen besprüht wurde, wurde dieser sofort aus dem Verkehr genommen, gereinigt und wieder eingesetzt. Das hat sich dann herumgesprochen und die Züge dieser Linie wurden nicht mehr besprüht. Dann wurde mit der nächsten Linie so verfahren. Und heute sind die Züge ausnahmslos frei von Graffiti.
Und dann waren wir im Vergnügungspark. Als erstes zog es uns zum Cycloon, der Holzachterbahn von 1927. Sieht eigentlich ziemlich harmlos aus, aber…als wir den ersten Abhang hinuntersausten, blieb mir echt die Luft weg. So was von scary (tja, da fängt es schon an. Ich finde kein passendes deutsches Wort, angsteinflößend würde noch am ehesten zutreffen). Senkrecht schoß die Bahn die Gleise herunter und dazu diese Geräusche. Und schon waren wir wieder oben und die nächste Talfahrt, genauso schlimm und so blieb das die ganze Fahrt. Ich war richtig froh, als es zuende war. Mannomann, ich bin schon viele Achterbahnen gefahren, aber da kann sich jeder 5-er Looping verstecken! Was für ein Erlebnis! Auch die Kinder fanden es toll. Auf dem Foto kann man sehen, wie viel Spaß? wir hatten. Die Kinder fuhren anschließend noch den Twistler, eine Art Wilde Maus, aber nach dem Cycloon…was soll da noch kommen?
Die Zeit verraste und wir fuhren nach einem kurzem Besuch am Strand wieder zurück nach Manhattan. Diesmal fast die ganze Zeit oberirdisch, so konnten wir wieder einiges von Brooklyn sehen. Teilweise recht runtergekommen, aber wir sahen ja nur die direkte Umgebung der Hochtrasse der S-Bahn. Aber auch viele wirklich nette Reihenhaussiedlungen. Wir fuhren mit der Bahn sogar über die Manhattan Bridge zurück. Wir waren aufgeregt, alle anderen Insassen dagegen saßen ganz lässig da. Naja, die haben den Ausblick auf die Brooklynbridge wahrscheinlich auch schon 1000 mal gesehen.
Abends waren wir von Solange im Pastis, einem In-Restaurant an der 9th Avenue zu ihrem Geburtstag eingeladen. Es war brechend voll, aber wir hatten einen netten Tisch draußen. Die Kinder freuten sich alle sehr Spielkameraden zu haben. Solange’s Schwester Raquel aus Sao Paulo, die sich auch gerade in New York befindet, war mit dabei, und Lamuel, ein Freund, ebenfalls aus Sao Paulo. Wir waren eine nette Runde und hatten viel Spaß. Da wir am Abend vorher schon lange gefeiert hatten und auch die Kinder müde waren von den Erlebnissen des Tages beschlossen wir auf der Casulo den Abend auszuklingen zu lassen. Vorher bekam Solange aber noch mitten in Manhattan auf der Straße ein Geburtstagständchen „Happy Birthday“ auf brasilianisch und auf deutsch vorgesungen.
Greenwich Village gefällt uns außerordentlich gut. Es ist wie in einer anderen Welt. Nette Stadthäuschen mit viel Grün, kleine Läden, viele ansprechende Restaurant, die einem das Gefühl vermittelt: Komm rein, setz’ dich und fühl’ dich wohl, du kannst bleiben, so lange du willst. Das ist in anderen Teilen von Manhattan nicht immer ganz so. Die Einrichtungen der Lokale sind oft zweckmäßig und ungemütlich und es wird erwartet, dass man schnell isst und genauso schnell wieder verschwindet. In Greenvich Village, oder nur kurz Village, wie es von New Yorkern genannt wird, fällt die Entscheidung für ein Lokal nicht leicht, so viele schöne Restaurants gibt es hier. Und so wanderten wir auch erst mal mit Joao und Solange etwas durch die Strassen bis wir uns für einen Italiener entschieden haben. Ich war vorher noch etwas in der Stadt und habe zwei Künstlerläden aufgesucht um mich mit verschiedenem Material einzudecken. Lee’s Art Shop war nicht ganz so groß, aber Blick Art Materials in der Bond Street kann fast mit Boesner (Kunstgroßhandel in Deutschland) mithalten. Leider waren die grundierten Leinwände ausverkauft, aber ich hätte sowieso nicht gewusst wie ich 1,60 Meter lange, schwere Rollen Leinwände transportieren soll. Noch dazu wo wir doch heute abend erst noch essen gehen wollten. Aber diesen Laden gibt es auch in Boston, da kann ich mich auch dort mit neuem Material eindecken. Es war aber schön, mal wieder diesen besonderen Geruch einzuatmen, diese Mischung aus Leinwänden, Farben und Lösungsmitteln. Ich fühlte mich fast wie zu Hause. Marina und Luana waren den Abend über bei unseren Kindern auf dem Schiff und wir Erwachsenen konnten einen ruhigen Abend im Restaurant geniessen. Solange’s Schwester Raquel, die bei Casulo zu Besuch ist, kam später noch hinzu. Kurz vor Mitternacht fuhren wir alle zurück zur Pacific-High. Da es fünf vor zwölf war und Solange am nächsten Tag ihren 40. Geburtstag feierte, holten wir eine Flasche Champagner aus dem Kühlfach und stießen auf ihren Geburtstag an. Es gibt wohl schlechtere Orte, als auf dem Hudson River vor Manhatten Geburtstag zu feiern. Wir feierten noch eine ganze Weile und dann trat die Besatzung der Casulo den weiten Heimweg (etwa 1,5 km über den Hudson River per Dinghy) an, da sie sich mit der Casulo zur Marina vorverlegt haben.
25.07.2010 Die Casulo ist da!!!
Vor einiger Zeit fragte mich eine Freundin aus Deutschland per Mail, ob mir die sozialen Kontakte nicht fehlen würden. Natürlich vermisse ich meine Eltern, Schwester, Freunde. Und meine beste Freundin Marliese vermisse ich sehr. Aber auch wenn man es nicht vermutet: Wir haben viele Freunde hier. Ich war noch niemals vorher in New York, auch nicht in Amerika. Trotzdem fühle ich mich nicht einsam. Die Seglerwelt ist klein. Man bekommt schnell Kontakt und trifft sich immer wieder. Freundschaften werden gepflegt. Man bleibt über Mail in Kontakt. In New York haben wir bis jetzt schon mehr als fünf Seglerfreunde wiedergetroffen. Wir haben Jim und Linda aus Manhattan als neue Freunde dazugewonnen. Ich habe Alex wiedergetroffen und seine Familie kennengelernt. Momentan sind Imke und Uli von der Eiland, die wir vor der Thunderball Grotto in den Bahamas kennenlernten, hier im Mooringfeld. Und gestern kamen endlich, endlich unsere lieben brasilianischen Freunde von der Casulo. Sie waren bisher in Florida und sind vor sechs Tagen in Richtung New York aufgebrochen. Wir sind wirklich froh, sie endlich wiederzusehen. Wir wollen nun noch eine Woche hier in New York bleiben und mit ihnen zusammen weiter nach Boston segeln und vielleicht sogar noch bis nach Maine.
Gary (auch so ein besonderer Mensch), ein Segler, den wir in Georgetown, Bahamas kennenlernten, der mit seiner Familie Anfang der 80’er eine Weltumsegelung machte, schenkte mir ein Buch. Folgender Spruch daraus steht für die Seglergemeinschaft:
CRUISING
What a joy to connect with other cruisers!
To share
Adventures, problems, stories, and
To have the time
That you might not have had or
Take while back home
To form close relationships.
Perhaps it’s something special about
Cruisers.
You often form strong bonds
In a very short time.
23.07.2010 Sony-Museum
Alex hat uns heute besucht. Alex kenne ich schon seit ich auf der Welt bin. Seine und meine Eltern waren/sind befreundet und so haben wir uns oft als Kinder gesehen. Das letzte Zusammentreffen liegt aber schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück und so war ich gespannt auf ein Wiedersehen. Alex hat eine Amerikanerin geheiratet und ist vor 10 Jahren mit seiner Familie nach Boston gezogen. Er kam mit seinem Sohn Thomas zu uns an Bord und später machten wir uns alle auf den Weg ins Sony-Museum. Im Sony-Museum sind einige der Gerätschaften von Alex’ Firma und so kamen wir in den Genuß, die Technik aus erster Hand zu erfahren. Den Kindern machte es Spaß die verschiedenen Sachen auszuprobieren. Zum Schluss sahen wir noch einen Film über die Galapagos im HD-Kino des Sony-Museums. Hmmm, ist ja wirklich schön dort. Vielleicht sollten wir doch dorthin segeln und nicht die Westküste der USA entlang nach Vancouver. Andererseits haben wir eigentlich bis auf die Seelöwen alle Tiere, die dort vorkamen bisher auf unserer Reise auch schon gesehen.
Abends waren wir noch essen in einem netten italienischen Lokal an der 51th Strasse. Gegen 21.30 Uhr zog unvermittelt ein Unwetter auf. Zunächst konnte man es durch die Scheiben des Lokals nur blitzen sehen. Ein Blitz jagte den anderen und nun kann ich auch verstehen, wie es möglich ist, dass das Empire State Building pro Jahr 500 Mal vom Blitz getroffen wird. Und dann ging die Welt unter. Windboen fegten durch die Strassen und ein Wolkenbruch ergoß sich über die Stadt. Uns ist gleich ganz anders geworden. Die Pacific-High ganz alleine…. So richtig ruhig kann man dann nicht im Restaurant sitzen und da auch Alex’ und Jessie’s Kinder schon recht müde waren, beschlossen wir zu unserem Schiff zu eilen. Per Taxi. Wie im Film stellten wir uns an die Straße auf der Suche nach einem gelben Taxi. Es kam auch gleich eines und war sogar günstiger als mit der Metro. Der Fahrer war aus Rumänien und sehr nett. Der letzte Taxler, den wir hatten, war aus Bangladesh und auch sehr nett. Er sagte, dass es in Bangladesh nicht immer nur Überschwemmungen gibt, wie wir es im Fernsehen sehen. Nur höchstens alle fünf Jahre einmal. Als wir am Boat Basin ankamen war alles schon wieder komplett ruhig. Etwas mehr Wellen als üblich auf dem Hudson aber sonst friedlich. Zeth vom Boat Basin war in ziemlicher Hektik, er schaute überall nach dem Rechten. Er meinte es wäre ein grobes Unwetter gewesen und wir sollten bitte auf dem Weg zu unserem Schiff bei den anderen Schiffen an den Moorings nachsehen, ob uns etwas auffällt. Am nächsten Tag wurde in den Nachrichten von Windgeschwindigkeiten von 70 Knoten und mehr auf dem Hudson River berichtet. Unsere arme Pacific-High. Aber sie lag so friedlich und vollkommen ruhig im Wasser wie immer. Nur an den völlig durcheinander geratenen Kissen vorne bei den Trampolinen konnte man erahnen, was hier losgewesen sein muss. Gott sei Dank sind die Kissen fest angehängt, die wären sonst sicher weg gewesen. Ich bin auch froh, dass ich die Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt war, schon abgehängt hatte. Glücksache, dass unser Boot gut aufgeräumt war und nichts herumlag, sonst ist schnell was über Bord und auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wir waren glücklich, so ungeschoren davon gekommen zu sein und froh, wieder an Bord zu sein.
So, auf zum zweiten Tag! Heute stand nur noch die Downtown-Tour auf dem Programm, allerdings mit vielen Stopps und weiten Spaziergängen. Aber erst mal sind wir unseren Müll losgeworden. Schön, endlich mal wieder legal den Müll zu entsorgen. Da wir nun für unser Dinghy bezahlen, können wir auch den Müll bei der Marina loswerden. Zu allererst ging es zum Empire State Building. Da muß man doch oben gewesen sein, wenn man schon mal in New York ist. Das haben sich allerdings tausend Andere auch gedacht und so mussten wir erst mal stundenlang anstehen. Oben war dann ziemlich viel los, erst zum Schluss war es etwas ruhiger. Die Aussicht ist phänomenal. Die gelben Taxis sehen fast aus wie Spielzeugautos. Da wir nun schon drei Wochen in New York sind kennen wir uns schon recht gut aus und können fast alle Gebäude zuordnen. Die letzten 6 Stockwerke haben wir uns übrigens zu Fuß erarbeitet, da wir auf den nächsten Aufzug noch länger hätten warten müssen. Nach dem Empire State Building ließen wir uns vom Bus nach Greenwich Village bringen und schlenderten ein bisschen durch die Strassen bis nach SoHo (South of Houstonstreet). Eine andere Welt. Nicht mehr soviel Hektik, ein nettes Cafe und Restaurant nach dem anderen, kleinere Stadthäuser, mit diesen schönen Eingangstreppen, die man so oft in den Filmen sieht. Viele Treppen und auch Fensterbretter werden mit Topfpflanzen geschmückt. Einfach schön. Was in SoHo oft aussieht wie Ziegel, Marmor oder Sandstein ist normalerweise Cast iron. Mitte des 19. Jhrd. wurde es populär Gebäude mit Fronten aus Stahl zu errichten. Vorzüge waren die billige Fertigung und die Feuerfestigkeit, allerdings leidet wohl die Wohnqualität etwas. Diese Art von Baustil wurde Ende des 19. Jhrds. von der neuen Möglichkeit, Wolkenkratzer zu bauen, verdrängt. Wir aßen eine Kleinigkeit in einem netten vegetarischen Restaurant um die Ecke. So ging es weiter über Little Italy (oder was davon noch übrig ist) bis nach Chinatown, wo wir wieder in den Bus einsteigen konnten. Chinatown ist eine eigene Stadt in der Stadt mit eigener Zeitung. Nur die Währung ist noch der Dollar. Ansonsten ist es wirklich eine Welt für sich. Sogar die Autos dort werden überwiegend nur von Chinesen gefahren. Gerne hätte ich Frank noch dazu befragt, wie es war, als Amerikaner in Chinatown aufzuwachsen, leider habe ich vergessen, nach seiner Telefonnummer zu fragen. Die nächste Station war das Rockefeller Center, wo Kolja unbedingt den Legoladen besuchen wollte. Danach reichte es uns und wir brachten die Kinder zurück zum Schiff. Wir Erwachsenen starteten aber noch mal durch und fuhren zur Christopher Street. Dort fanden wir ein nettes Lokal nach dem anderen und hatten Mühe uns für eines zu entscheiden. Wir verbrachten einen netten Abend im West Village und zum Schluß wollte ich noch in die 11th Street, wo Becky Bloomwood (wer kennt das Buch „Shopaholic“ von Sophia Kinsella?) während ihrer New York-Zeit gewohnt hat. Lustig, das Haus gibt es tatsächlich und man kann es sich bildlich vorstellen, wie Becky sich mit ihrem Nachbarn Danny im Treppenhaus trifft.
21.07.2010 Sightseeing-Doppeldeckerbus
Wir verlegten uns schon gestern abend vor zum Boat Basin in der 79th Street. Die Kinder sollen auch wieder etwas von New York mitbekommen und so beschlossen wir, eine Sightseeing-Tour per Doppeldecker Hop-on / Hop-off zu machen. Mit diesen Bussen waren wir schon in Barcelona und Lissabon unterwegs und fanden es jedes Mal toll. Man wird zu allen Sehenswürdigkeiten gefahren und kann aussteigen wo man möchte. Zunächst machten wir die Downtown-Tour, dann die Brooklyn-Tour, dann die Uptown-Tour und dann noch die Nighttour. Da die Nighttour schon um 18.00 Uhr losging war es nicht direkt eine Nachttour, eher eine Tagestour, aber als wir zum Schluss wieder am Times Square ankamen konnten wir die ganzen Videowerbebotschaften bei Nacht bewundern. Aber eigentlich war es auch hier wieder hell wie der lichte Tag. Wir waren ziemlich fertig, so aufregend und anstrengend war der Tag. Obwohl wir uns größtenteils nur im Bus rumkutschieren liessen. Wir sahen wirklich alles: das Flatiron Building, Madison Square Garden, Woolworth Building, Brooklyn Bridge, Brooklyn (wenn auch nur 4 % davon, wie der Tourguide mehrmals betonte), das Waldorf-Astoria, das wunderschöne Chrysler Building, das Plaza Hotel, im Vorbeifahren den Central Park, St. John’s Divine, angeblich nach Fertigstellung die größte Kathedrale der Welt, Harlem und vieles, vieles mehr. Ein besonderes Highlight für mich war der Besuch der United Nations. Schon seit Palma auf Mallorca interessiere ich mich sehr für die Arbeiten von Arnaldo Pomodoro. Und nun war es soweit. Eine seiner weltberühmten, ich nenne sie mal ganz profan Kugeln, steht vor dem United Nations Headquarter. Wahnsinn, endlich nicht nur auf einem Foto, sondern in echt…ich war beeindruckt.
Nach unserer Brooklyn-Tour wollten wir im Financedistrict etwas essen. Den Kindern hatten wir McDonald versprochen, aber wie es immer so ist: wir konnten keinen finden. So stellten wir uns vor das Starbuck’s Coffee und Klaus befragte sein I-Phone. Während wir da so stehen, hält ein Mann im Cafe seinen Kalender an die Scheibe: Need direction? hatte er daraufgeschrieben. So was passiert doch sonst nur im Film oder in der Werbung. Ich ging zu ihm in das Cafe und wir unterhielten uns gleich sehr angeregt. Obwohl er Vegetarier ist und McDonalds überhaupt nicht mag verriet er uns trotzdem den Weg zum Nächsten. Frank ist in Chinatown aufgewachsen und wohnt nun gleich um die Ecke. Er verriet mir auch gleich noch einen Geheimtip in Chinatown. Als er hörte, wie wir leben war er sofort begeistert. Er meinte, ich hätte seinen Tag gerettet. Solche Begegnungen sind es, die unsere Reise so wertvoll machen.
18.07.2010 New York City Triathlon
Vor zwei Tagen kam ein großes Schiff ganz knapp an unserem vorbei und bewegte sich in Richtung Ufer. Bei näherem Hinsehen bemerkten wir, dass das Schiff einen Anlegesteg vor sich her schob. Ein Anlandesteg für unser Dinghy!!! Unsere Gebete wurden erhört! Und direkt vor unserem Schiff wird er am Ufer befestigt. Hurra!!! Aber leider war der Steg doch nicht für uns bestimmt, sondern für den New York City Triathlon, der heute in New York stattfindet. Um 5.30 Uhr flog der erste Hubschrauber des NYPD im Tiefflug über uns hinweg und ab 5.50 Uhr sprangen die ersten Mutigen in den Hudson River um die knapp eineinhalb Kilometer bis zur Marina zu schwimmen. Es müssen wohl ein paar Tausend Menschen mitgemacht haben, denn unentwegt bis etwa 9.00 Uhr sprangen die Gruppen ins Wasser.
Gestern lernten wir unsere Bootsnachbarn kennen. Jim und Linda von der Ranger. Ihr Boot ist in Manhattan registriert und sie leben hier. Jim war Pilot bei der Army und ist nun Kolja’s großes Vorbild, da er als Jetpilot auch schon auf Flugzeugträgern gelandet ist. Heute fliegt Jim Passagierjets. Mehrmals im Monat fliegt er auch nach Deutschland. Sie kamen zu uns an Bord und wir verstanden uns auf Anhieb wie es unter Seglern üblich ist. Jim ist hier in der 83th Street aufgewachsen und erzählte uns einiges über New York in den Achtzigerjahren. Interessant.
Ebenfalls gestern ankerten zwei Katamarane neben uns. Zwei Wochen lang waren wir hier allein und nun plötzlich zwei neue Nachbarn. Beide liessen ihre Boote alleine und Klaus (ich war mit den Kindern in der Stadt unterwegs) musste mit ansehen, wie beide Boote mehrmals frontal aufeinanderprallten, da sie zu nah geankert hatten. Der Hudson River ist mit seinen Strömungen und oft Wind aus anderer Richtung nicht ganz einfach. Klaus hat mehrmals versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber selbst mit unserem Beiboot konnte man die Schiffe nicht vor einem Zusammenstoß retten. Als die Besatzungen am Abend heimkamen, waren beide Boote wieder weit voneinander entfernt, als ob nie etwas gewesen wäre. Wir machten sie darauf aufmerksam, was während ihrer Abwesenheit passiert ist und vor allem darauf, dass ihre Ankerketten verwickelt sind. So entwickelten sie sich noch und ankerten weit voneinander entfernt. Beide Boote haben jedoch beträchtliche Schäden an den Rümpfen.