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13.05.2014 Einmal Hawaii und zurück

6 Uhr aufstehen, Kaffee machen und Wetter checken: die Wettervorhersage für unseren Törn nach Hawaii ist unverändert gut. Anita, Len u. Kolja fahren ein letztes Mal zum Einkaufen. Sie bringen unsere leeren Bierflaschen weg und viele Baguettes mit!

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Ein letzter Baguette-Bring-Service für Felice, Gipsy 4 und Afrcan Afair. Wer weiß wann wir uns wieder sehen!?

Um 9:00 setzen wir das Groß vor der Maikai Marina und segeln mit Motorunterstützung durch den Pass. Hier trennen wir uns endgültig von den drei befreundeten Segelbooten: während wir einen Nordkurs Richtung Hawaii einschlagen, bleiben unsere Freunde auf Westkurs nach Suwarov. Bald können wir den Diesel abstellen und bei 10kn TWS aus OSO (60 Grad AWA) segeln wir zwischen 7,5kn und 9kn.

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Genauso schnell wie Bora Bora am Horizont verschwindet verlieren wir leider auch den Kontakt zu den drei anderen Booten. Die Stimmung an Bord könnte besser nicht sein: die See ist zwar etwas ruppig aber wir werden immer schneller und laufen konstant 10kn. Ein zwei dicke graue Regenwolken ziehen mittags über uns hinweg, ansonsten herrscht Sonnenschein pur und wir wechseln uns gerne bei der Wache auf der Fly ab. Um 16:00 Uhr melden wir uns bei der Funkrunde des Pacific Island Net (Günther aus Costa Rica). Trotz der rund 9.000km nach Costa Rica haben wir eine klare Verbindung – Kontakt zu halten via Kurzwelle ist schon toll. Um 18:00 Uhr klappt auch die Funkrunde mit Felice, Gipsy 4 und African Afair. Zum Abendbrot gibt es die letzten leckeren Baguettes belegt mit allerlei Köstlichkeiten und frischen Salat. Danach kommt für Anita und mich der Höhepunkt unseres bisherigen Segelabenteuers: Len und Kolja übernehmen Nachtwachen: was für eine Erleichterung für uns! Wacheinteilung für heute Nacht: 7:00-22:00 Uhr Len, 22:00 bis 01:00 Uhr Kolja, 01:00 – 04:00 Uhr Klaus, 04:00 bis 07:00 Uhr Anita. Es werden ruhige Nachtwachen: der Wind bläst weiterhin kräftig um die 18kn aus 60 Grad, die seitliche 2,5m Welle ist nicht gerade angenehm aber gut zu ertragen. Wir haben gerefft, segeln aber weiterhin konstant über 9kn. Alle machen ihre Nachtwachen mit Bravour. Gegen 23:00 Uhr bittet mich Kolja einen Squall, den er am Radar gesichtet hat, mit ihm zusammen zu durchsegeln – er entpuppt sich als harmlos, wie all seine Vorgänger, mit Böen von max. 23kn – find ich trotzdem toll, dass er so Umsichtig gehandelt und mich deswegen geweckt hat! Auch während meiner Wache ab 01:00 Uhr ziehen einige Squalls durch, die aber keine kräftigen Böen mit sich bringen. Wie schnell sind meine drei Stunden Wache vergangen: so ist Nachtsegeln angenehm! Auch den Vormittag über halten die Kinder Wache, so dass Anita und ich uns lange ausschlafen können – das sind ja paradiesische Zustände! Der Wind weht weiterhin konstant um 20kn, wir sind schnell und segeln Etmale von über 200sm an Tag. Das Meer ist noch etwas unruhiger geworden: an Schulunterricht ist da nicht zu denken. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein paar Spielen, viel Lesen und Musikhören.

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Auch die Wachen der zweiten Nacht teilen wir vier uns. In Len und Kolja’s Nachtwachen passiert nichts Aufregendes. Auch meine verläuft zunächst unspektakulär, zwei leichte Squalls mit unter 25kn. Die Pacific High segelt durch die unruhige See mit ca. 8kn (Groß erstes Reff, Fock 2tes Reff) als ich gegen 3:00 Uhr morgens wieder einen gelben Fleck auf dem Radar entdecke. Er ist nicht grösser als die bisherigen und ich gehe nur der Sicherheit halber auf die Fly um dort den Squall zu beobachten. Doch diesmal kommt es ganz anders: innerhalb Sekunden zeigt der Windmesser 30kn an und steigt weiter. Ich steuere von Hand einen möglichst Material schonenden Kurs. Die Pacific High liegt gut am Ruder und ich mache mir eigentlich keine Sorgen auch wenn der Windmesser auf über 50kn gestiegen ist. Kolja, der im Salon geschlafen hat, bekommt den Sturm natürlich mit und holt Anita aus dem Tiefschlaf. Als Sie in den Salon stürmt um mir zu helfen, wird Sie von einer heftigen seitlichen Welle durch die Küche den Abgang zum Backbordrumpf geschleudert und knallt mit voller Wucht auf die Treppe und den Kühlschrank. Trotzdem ist Sie wenige Sekunden später bei mir auf der Fly. Gemeinsam steuern wir die Pacific High während den nächsten 10 Minuten auf einem günstigen Kurs, dann ist der Spuk vorbei. Wir inspizieren unser Segel und Rigg mit starken Taschenlampen, hatten wir doch einen lauten Knall gehört. Dem ersten Augenschein nach, scheint Alles OK zu sein und wir nehmen unseren alten Am Wind Kurs wieder auf. Da hören wir ein Flattern im Groß: das Schothorn des ersten Reffs scheint ausgerissen zu sein. Mist, wieder eine Reparatur an unserem Segel, dass wir gerade erst generalüberholen lassen haben. Jetzt sehen wir auch, dass unser Lazy Bag schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und unser Chartplotter einen Schlag auf’s Display bekommen hat. Halb so wild, wir können ja im 2ten Reff weitersegeln. Keine 10 Minuten später hören wir ein lautes Ratsch und dann wieder ein verdächtiges Schlagen im Groß: zwei lange Risse im Segel klaffen bis zur Latte des dritten Reffs. Als wir ins dritte Reff gehen wollen stellen wir fest dass an anderer Stelle auch oberhalb der Latte das Groß gerissen ist. Wir befinden uns auf Position 10o30‘ S 150 o 26‘ W, schon 430sm von Französisch Polynesien entfernt, aber immer noch knapp 2200sm nach Hawaii. Ohne Groß weiter zu segeln erscheint uns riskant. Wir beschließen schweren Herzens auf Süd Kurs zu gehen und wieder nach Bora Bora zurück zu segeln…

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Allgemein Bordalltag

15.10.2013 Monotonie in der Südsee

Wer kennt ihn noch, den Song von Ideal?

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Monotonie in der Südsee

Melancholie bei 30 Grad

Monotonie unter Palmen

Campari auf Tahiti

Bitter Lemon auf Hawaii

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Ja, irgendwie sind die Tage hier nicht gerade aufregend. Obwohl überraschend viele Boote in der Marina, an der Mooring oder vor Anker liegen, ist die Stimmung anders als 2 Monate zuvor. Man trifft selten jemand am Dock und wenn, wird kaum gegrüsst. Wie locker und fröhlich war dagegen die Stimmung als der Pacific Paddle Jump hier war. Da wurden Potlucks am Megadock organisiert, es wurden zusammen Ausflüge geplant und immer war man irgendwoanders zum Sundowner eingeladen. Man konnte kaum einen Schritt tun, ohne auf ein bekanntes Gesicht zu stossen. Dagegen ist es jetzt, ja, fast langweilig. Obwohl wir das auch wieder genießen. Wir haben endlich Zeit für unser Blog gefunden, um es wieder auf den aktuellen Stand zu setzen.

Im Song von Ideal heißt es: Campari auf Tahiti, Bitter Lemon auf Hawaii. Das lässt sich einrichten, wobei wir noch nicht genau wissen, wann wir nach Hawaii segeln wollen/können. Sollten wir jetzt schon segeln, dann reicht unser Visa mit 6 Monaten Aufenthaltsdauer in den USA nicht aus. Andererseits wird als beste Segelzeit der Oktober und November angegeben. Auch unsere Freunde aus Hawaii, die wir in Huahine trafen, rieten uns möglichst bald zu segeln. Aber Hawaii ist nicht gerade als besonders boaterfriendly (Seglerfreundlich) bekannt und geschützte Ankerplätze gibt es kaum. Die staatlichen Marinas erlauben meist keine Liveaboards (Leute die in der Marina auf dem Boot leben), die anderen sind unbezahlbar. Könnte also schwierig werden. Andererseits haben es andere auch geschafft. Wiederum andererseits haben wir hier ja das Paradies aus dem man uns nicht vertreibt. Wir dürfen 18 Monate in Französisch-Polynesien bleiben. Vielleicht sollten wir das einfach tun. Sollten wir aber wegsegeln, dürfen wir erst in einem halben Jahr wiederkommen. Doch es ist ein Gesetz auf dem Weg, das die Aufenthaltsdauer auf 30 Monate erweitert und man darf nach Ausreise schon nach einem Monat wiederkommen. Angeblich muß das Gesetz nur noch unterzeichnet werden. Wir lassen uns überraschen.

Ich habe heute Marina von der SY Spirit of Pontapreta getroffen. Sie liegen mit ihrem Boot vor Tahiti Iti. Auch sie wollen nach Hawaii und sind wie wir noch unentschlossen. Am liebsten würden sie wahrscheinlich auch hierbleiben, aber sie haben ihre Bootsversicherung schon auf Fahrtgebiet USA erweitert. Also müssen sie dann auch dort hin. Wir Bootsleute… irgendwie sind wir alle frei, aber dann auch wieder nicht. Wir müssen uns nach Hurricanseasons, Taifunseasons, Regenzeiten, Versicherungsbestimmungen und vor allem dem Wind richten. Ganz frei sind wir niemals.

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