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17.05.2012 Beantragung der Kanalpassage

Mit dem 8.00 Uhr-Bus fuhren wir nach Colon zum Busterminal. Colon ist eine der gefährlichsten Städte der Welt, deswegen wird den Seglern (Touristen gibt es hier kaum) geraten, alle Wege, und sei es auch noch so kurz, mit dem Taxi zurückzulegen. Als wir aus dem Bus ausstiegen, hielt gerade ein Taxi vor uns, das einen Fahrgast aussteigen ließ. Das schnappten wir uns. Ein Franzose, der ausklarieren mußte, schloss sich uns an. Wir fuhren zum Port Entry und von dort zur Kanalbehörde. Ein unscheinbares Haus, kein Schild, nichts. Aber wir waren richtig. Im 2. Stock des Gebäudes ist die Canalauthority untergebracht und Laura, eine charmante Dame nahm Klaus den vorbereiteten Zettel mit all unseren Daten aus der Hand. “Perfect”, meinte sie und gab uns unseren Vermessungstermin für den nächsten Dienstag. Üblicherweise wird man am nächsten Tag vermessen, aber da alle Vermesser gerade auf Schulung sind (irgendwas ist immer),wäre der nächstmögliche Termin Dienstag. Das war’s. Wir schauten uns ungläubig an. Für diese Leistung nimmt ein Agent 350,– $???

Der Taxifahrer hatte auf uns gewartet und wir fuhren zur Authority Maritim. Wir mußten noch ordnungsgemäß einklarieren. Ganz wichtig ist dabei die Zarpe. Als wir im richtigen Büro ankamen, wartete Mike schon darin. Er ist gestern von St. Thomas/US-Virgin Islands kommend in der Shelter Bay Marina angekommen und wollte einklarieren. Er hatte keine Zarpe von St. Thomas und das war schlecht für ihn. Gut war es für den Beamten, denn der wollte statt 100,– $ Strafe die Sache für 50,– $ bar auf die Hand aus der Welt schaffen. Mike handelte auf 30,– $ runter und plötzlich kam Mike nicht mehr von den US-Virgin Islands, sondern aus Florida, da selbst in Panama bekannt ist, dass Florida unter keinen Umständen eine Zarpe ausstellt.

Dann waren wir an der Reihe und weil wir alles richtig gemacht hatten, mußten wir nichts zahlen. Anders erging es dem Franzosen. Da er schon im Januar mit dem Schiff hier einreiste, hatte er kein Cruising Permit. Mittlerweile wurden die Gebühren für das Cruising Permit erheblich erhöht, weswegen es schlecht für den Franzosen war, daß er keines hatte. Das wiederum war gut  für den Beamten, denn für 50,– $ wurde nun vergessen, daß der Franzose hier war und er bekam den Tip abzuhauen ohne auszuklarieren.

Zurück in der Marina stürzten wir uns alle ins Pool. Neben uns erzählte ein Mädchen gerade eine Horrorgeschichte: Ein Segler, der im Rio Chagres ankerte, fuhr mit seinem Dinghy zum Fort San Lorenzo. Ein beliebtes Ausflugsziel, zu dem von unserer Marina aus Fahrradausflüge angeboten wurden, das als absolut  sicher galt. Dieser Segler ging dort an Land und wurde plötzlich von einem Jugendlichen von hinten mit einem Messer niedergestochen. Auch am Arm wurde er mit dem Messer schwer verletzt. Der Angreifer forderte Geld und der Segler gab ihm alles, was er dabei hatte. Trotzdem schlug ihm der Angreifer noch 3 Zähne aus. Schwer verletzt schleppte er sich an die Strasse, wo ihn das Mädchen und ihre Begleiter mit dem Auto zur Marina mitnahmen. Uns wird wieder einmal mehr bewußt wie gefährlich Colon und Umgebung ist und nehmen uns vor, nochmal etwas mehr aufzupassen.

 

 

 

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16.05.2012 Shelter Bay Marina – Colon – Panama

“Papa, Vorsicht! Riesiger Felsbrocken direkt vor uns!” Das ist eine Ansage, die der Käpt’n nicht gerne hört, vor allem nicht beim Anlegen in der Marina. Tatsächlich liegt ein großer Felsblock unter der Wasseroberfläche, dem Klaus nur durch geschicktes Manövrieren ausweichen kann. Puh, gerade nochmal gutgegangen. Der Weg von Portobello bis hier haben wir wieder mal motort, aber immerhin kamen die doch recht großen Dünungswellen von achtern. Wir bahnten uns einen Weg durch die großen Containerschiffe und Tanker, die auf Rede liegen vor dem Panamakanal. Auch durch die ein- und ausfahrenden Großschiffe konnten wir uns gut durchschmuggeln, dank AIS wissen wir genau, wer wie schnell in welche Richtung fährt und bald waren wir hinter dem großen Wellenbrecher auf dem Weg in die Marina.

Wir liegen am Dock D, Platz Nr. 5, genau gegenüber des Pools. Besser kann man wohl nicht liegen. Die netten Schweizer von der SY Mares, die uns gegenüber liegen, gaben uns gleich einige wertvolle Tipps. Und als wir gerade die letzten Leinen ordnungsgemäß vertäut haben, kam auch schon Eric, seines Zeichen Agent für den Panamakanal.

Als Panamakanalfahrer hat man 3 Möglichkeiten, um den für die Passage notwendigen Behördenkram zu erledigen:

1. Agent

2. Taxifahrer

3. Do it yourself

Wir setzten uns mit Eric zusammen. Er stellte alle Kosten zusammen und kam auf einen Betrag von US $ 350,–. In dieser Summe sind Leinen und Fender in Höhe von US $ 80,– enthalten. Alles andere ist sein Verdienst. Für die Einklarierung in Colon wollte er zusätzlich 10,– US $ haben, da er keine Lust hätte, extra nach Colon zu fahren, trifft er sich mit dem zuständigen Beamten hier vor Ort und müßte ihm dafür, naja, sagen wir mal Aufwandsentschädigung in Höhe von 10,–$ zahlen. Aha, so läuft das hier also. Wir sagten Eric, wir wollen es uns überlegen. Wir hatten nämlich auch von der Möglichkeit gehört, einen Taxifahrer als Halbagenten einzusetzen. Dieser fährt einen zu den verschiedenen Behörden und hilft beim Formulare ausfüllen. Die Kosten dafür sind etwa 80,– $

Nachmittag kam David von der Rancho Relaxo of the Seas kurz zu uns und gab uns weitere wertvolle Tipps. Z.B. kann man sich in Panama City besser und günstiger verproviantieren als auf dieser Seite des Panamakanals. Da seine Frau aus Argentinien ist und Spanisch spricht haben sie die Kanalprozedur auch alleine gemacht. Aber er meinte, auch ohne Spanischkenntnisse könnte man das auch alleine machen. Die Hauptarbeit würde der Vermesser machen, der füllt nämlich alle nötigen Formulare aus.

Klaus hat am Abend im Internet noch eine “Gebrauchsanweisung für den Panamakanal” eines deutschen Segler gefunden, der jeden Schritt aufgezeichnet hat. Einstimmig meinten wir, das ist keine Hexerei und beschlossen, es auch selbst zu probieren.

Da wir in einer Marina sind, die 220 V anbietet können wir auch endlich einmal Landstrom nutzen und…. Klimaanlage. Die ist wirklich dringend nötig, denn mit der Dämmerung fallen Moskitos ein, die einem das Leben zur Hölle machen. Wir schliessen schnell alle Fenster und machen die Klimaanlage an. Was für eine Wohltat. Wie überleben das die anderen Segler?

 

 

 

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15.05.2012 Portobello – Hilfe, Schlange an Bord!

Nachdem wir an der wunderschönen, wildromatischen Felsenküste mit vielen vorgelagerten Inselchen entlanggefahren sind, kamen wir gegen Mittag in die Bucht von Portobello. Dieser Ort ist sehr geschichtsträchtig, schließlich ist hier Christoph Kolumbus auf seiner 2. Entdeckerfahrt eingelaufen. Und Sir Francis Drake, seines Zeichens Freibeuter, Entdecker und erster englischer Weltumsegler, ist am 28.01.1596 hier gestorben. Der Ort entwickelte sich unter Spaniens Vorherrschaft prächtig und wurde unter anderem genutzt, die hohen Silbervorkommen nach Spanien zu verschiffen. Da nicht nur die Spanier Gefallen an dem Silber fanden, sondern auch Piraten, wurde die Bucht mit drei wehrhaften Forts bestückt, die man heute noch ansehen kann. Vielmehr die Ruinen davon. Kanonen sind auch noch jede Menge zu sehen.

Wir wollten also die Forts und den Ort ansehen und machten das Dinghy klar. Kolja kletterte ins Beiboot, um den Ablauf zu öffnen, da sich eine kleine Menge Wasser am Boden angesammelt hat. Plötzlich schreit er: “Eine Schlange! Eine Schlange!” An den Davids haben wir ein Stück einer blauen Schwimmnudel befestigt, damit das Dinghy sich nicht an den Davids reibt. Und in eben genau dieser Schwimmnudel hat es sich eine Schlange bequem gemacht. Die Schlange ist ca. 70 cm lang und hat einen vom Körper klar abgesetzten Kopf und scheint daher eine Giftschlange zu sein. Was machen wir denn jetzt nur?

1. Kolja beruhigen.

2. Kolja langsam auf der anderen Seite wieder aus dem Dinghy klettern lassen.

3. Dinghy runterlassen, dafür den Block in der Nähe der Schlange mit dem Bootshaken öffnen.

4. Dinghy an einer langen Leine wegtreiben lassen.

5. Schlange mittels Bootshaken ins Wasser stoßen, dabei aufpassen, daß sie wirklich ins Wasser fällt.

6. Schlange am erneuten Entern des Bootes hindern.

7. Schlange mit Bootshaken verhauen, nachdem sie immer wieder versucht,  auf das Boot zu kommen.

8. Schlange beim Wegschwimmen beobachten.

9. Das Boot nach weiteren Schlangen durchsuchen

10. Schlangenvertreibmanöverdrink auf der Flybridge einnehmen.

Beim Schlangenvertreibmanöverdrink diskutieren wir die verschiedenen Möglichkeiten durch, wie die Schlange wohl an Bord gekommen ist.

Die Wahrscheinlichste: Gestern beim Essen im Restaurant von Hans parkten wir das Dinghy unter Bäumen. Von dort ist die Schlange wahrscheinlich heruntergefallen direkt in unser Beiboot. Während der Nacht ist sie dann wohl in die Schwimmnudel gekrochen. Etwas unwohl ist uns jetzt schon bei dem Gedanken, dass wir mit einer Schlange im Dinghy den Rückweg antraten und dass die Schlange seit gestern Abend bei uns an Bord war. In Zukunft werden wir bei Ausflügen das Dinghy nach Rückkehr erst mal gut in Augenschein nehmen und nach Schlangen durchsuchen.

Und dann sahen wir uns doch noch den Ort und die Forts an. Beim Anlegen am Steg war uns ein junger Mann behilflich, der auch auf das Dinghy aufpasste. Wir sahen uns das erste Fort an und stiegen auf eine kleine Anhöhe, die einen wunderbaren Blick auf die ganze Bucht eröffnete. Wir spazierten durch den Ort. Eigentlich könnte der Ort richtig nett sein. Die Forts etwas hergerichtet, das alte Lagerhaus für das Silber renovieren. Ein bißchen Putz und Farbe für die Häuser. Vielleicht auch die verrosteten Wellblechdächer ersetzen. Ein paar Pflanzen und Blumen rundherum (wächst ja alles wie blöd), Müll entfernen. Ein paar Straßencafe’s, es könnte wirklich schön sein. Ist es aber leider nicht. Obwohl die Bucht landschaftlich wirklich einmalig schön ist. Eingeschlossen von Berghängen, wild bewachsen in allen erdenklichen Grüntönen. Auf den Bergrücken in der Ferne sind Baumreihen wie in der Toskana zu sehen.

Wir trafen eine französische Familie, die auch auf einer Weltreise sind. Mit dem Wohnmobil. Momentan sind sie Chartergäste auf einem Segelschiff von Carthagena nach Colon. Ihr Wohnmobil wird derweil mit einem Frachter nach Colon gebracht. Morgen können sie es wieder in Empfang nehmen. So reisen sie durch Mittel- und Südamerika. Danach wollen sie nach Australien. Das Wohnmobil wird wieder verschifft. Auch eine Idee, wenn man nicht segeln mag.

Wieder auf dem Boot angekommen, versuchten wir zum x-ten Mal die Shelter Bay Marina anzurufen. Da wir von Überfällen am Ankerplatz von Colon gehört hatten und wahrscheinlich doch öfter die Kinder alleine an Bord lassen müssen wegen vieler Besorgungen, haben wir uns entschieden trotz der hohen Kosten in die Shelter Bay Marina zu gehen. Diese ist bewacht und wir können dort die Kinder während unserer Einkaufstouren unbesorgt allein an Bord lassen. Bevor wir nach Colon segeln, möchten wir gerne wissen, ob ein Platz für uns frei ist. Und tatsächlich erreicht Klaus jemanden und morgen wird auch ein Platz frei. Wir freuen uns. Panama, wir kommen!

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14.05.2012 Isla Linton

Wir haben uns von den San Blas verabschiedet. Nachdem uns die Nacht auf Sonntag das schlimmste Gewitter beschert hat, das wir in den drei Jahren die wir unterwegs sind, hatten, sind wir nicht ganz unfroh, dieses Gebiet zu verlassen.
Die Nacht war taghell, die Blitze teilweise so grell, dass man die Augen schließen mußte. Wir saßen um 23.00 Uhr alle vier im Salon und starrten in die Dunkelheit. Die Blitze schlugen nicht weit vom Boot entfernt ins Wasser. Was für eine Nacht! Aber irgendwann zog auch dieses Gewitter langsam weiter und erstaunlicherweise konnten wir alle dann relativ gut schlafen, obwohl immer noch Wetterleuchten zu sehen und
Donnergrollen zu vernehmen war.
Wir klarierten in Porvenier aus. Ein Formular nach dem anderem mußte ausgefüllt werden. Obwohl unser nächstes Ziel Colon im selben Land (Panama) ist, müssen wir hier ausklarieren, da wir unbedingt im Besitz einer Zarpe (Ausklarierung) sein müssen für Colon. Der Sinn erschließt sich uns nicht ganz, immerhin ist doch alles Panama. Aber es werden hohe Strafen fällig, wenn man dieses Papier in Colon nicht vorweisen kann, und deshalb lassen wir die ganze Prozedur nicht nur klaglos über uns ergehen sondern zahlen auch noch 17,– US$. Dann hatten wir es geschafft und bekommen sogar die Zarpe mit dem nagelneuen Drucker ausgedruckt, denn seit kurzem ist das Büro in Besitz eines Computers und Druckers. Der Fortschritt hält auch bei den Kuna Yala Einzug.
Wir machen uns sofort auf den Weg. Obwohl wenig Wind ist, hissen wir die Segel zum ersten Mal seit unserer Ankunft auf den San Blas. In den San Blas haben wir mangels Wind ausschließlich motort, was aber angesichts der relativ kurzen Distanzen auch nicht so schlimm war. Jetzt bringen die Segel 1 Knoten Geschwindigkeit, die Hauptlast tragen aber wieder mal unsere Motoren. Und zusätzlich haben wir die ganze Zeit 1 Knoten Strom gegenan. So entscheiden wir uns für die Isla Linton als Ankerplatz.

Am Abend gehen wir zu Hans, einem Holländer, der mit seiner panamesischen Frau ein kleines Hotel mit Restaurant betreibt. Vor dem Restaurant ist so etwas wie ein Dinghyabstellplatz. Aber Vorsicht: auf direktem Weg zum Restaurant sind wir kurz vor dem Ziel mit unserem armen Schlauchboot auf einen Felsen aufgelaufen. Gott sei dank hatten wir nicht viel Geschwindigkeit drauf und Kolja legte auch sofort den Rückwärtsgang ein. Ein Segler im Restaurant zeigte uns dann den richtigen Weg. Erst einen weiten Bogen nach links um eine Markierung (alter Ast) herum. Es ist aber trotzdem nicht ganz leicht, dort anzulanden und wir würden auf jeden Fall das Public Dock ein paar Schritte weiter empfehlen. Warum, das erzählen wir morgen.

 

 

 

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08.05.2012 Chichime Island und der Mola Meister Valencio

So wie der gestrige Tag aufhörte, fing der Heutige an. Motorengebrumm. Da ein Schiff nur noch 2 Meter von uns entfernt war, entschieden wir uns Anker auf zu gehen, bevor wir wirklich noch zusammenstoßen. Auf zur nächsten Insel, hoffentlich ohne Außenbordgeneratoren.
Chichime war unser Ziel. Wir motorten außerhalb des Riffes. Die Riffeinfahrt zu den Inseln war zwar schmal, aber doch mit Eyeballnavigation einfach. Ein ausgebranntes Wrack auf dem Riff dient aber als Mahnmal, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Am Ankerplatz war aber wieder mal kein Platz für uns. Wir sind zu groß um uns noch irgendwo dazwischenzuklemmen. Also wieder durch die Riffe durch. Was sollen wir tun? Die Ankerplätze mit guter Ankertiefe sind rar. Meist ist es bis kurz vor die Insel 15 – 20 Meter tief. Als wir um die Insel herumsegelten sahen wir einen Streifen türkises Meer. Da muß es flach sein. Ein supertoller Ankerplatz, mitten im türkisen Wasser mit Blick auf einen wunderschönen Sandstrand. Vor uns nur das Riff, das die Wellen abhält. Ideal. Wir sind froh, doch noch so einen schönen Platz gefunden zu haben.

Wir waren kaum mit dem Ankern fertig, kam ein Ulu mit zwei Männern. Ob sie uns Molas zeigen dürften? Ja, gerne. Ob sie an Bord kommen dürften, weil es so heiß ist? Aber natürlich dürfen sie. Und so schleppten sie die schwere Kiste mit all den Molas an Bord. Valencio ist ein Mola Meister und tatsächlich haben seine Molas eine andere Qualität als die bisher gesehenen. Gleich die allererste Mola hatte es mir angetan. Die sollte es sein und keine andere. Aber zuvor mußten wir alle anderen Molas ansehen. Mola um Mola wurde vor uns ausgebreitet und der Stapel auf unserem Cockpittisch wuchs ins Unermeßliche. Und dann das Ganze rückwärts. Mola um Mola wurde wieder eingepackt und wir sollten sagen, wenn uns eine gefällt. Das war ein bißchen blöd, schließlich wollte ich die, die ganz unten im Stapel lag. So sagte ich bei jeder Mola: Nein. Valencio’s Gesicht wurde länger und länger. Aber die letzte, die sollte es sein. Ich freute mich sehr, denn sie war wirklich außergewöhnlich schön. Bis ich den Preis hörte: 100,– US $. Schluck! Ähh, dann lieber doch nicht. Irgendwie kann man die Molas ja auch gar nicht richtig brauchen. Dann zog Valencio wieder ab, natürlich nicht, ohne mir vorher noch meine schon gekaufte Mola madig zu machen. Zuerst wollte er sie unbedingt sehen und dann sagte er, daß die gar nichts wert wäre, 10,– $ wären noch zuviel (ich hatte 20,– $ bezahlt!). Ach, was versteht denn der davon. Von dem lasse ich mir meine Mola nicht vermiesen, ich mag sie und finde sie immer noch am allerschönsten. Immerhin haben wir Valencio noch ein Armband für Helena abgekauft. Als die beiden wieder abgezogen waren, reinigten wir erst mal das Cockpit, denn aus den Molas kamen immer wieder winzige Ameisen gekrabbelt und wir wollten sicher gehen, daß sich keine Ameisen mehr an Bord befinden.

Am Nachmittag erkundeten wir die Insel. Der Strand, den wir von Bord aus sehen können ist wunderschön und es gibt tatsächlich eine Lagune mit türkisem Wasser. Kokospalmen wiegen sich im Wind. Die pittoresken Palmwedelhütten der Indianer schimmern durch die Palmen. Es schwimmen keine Algen und kein Plastikmüll umher, kurz gesagt: ein Traumstrand. 4 oder 5 Familien leben auf Chichime, jeder Familie in einer anderen Ecke. Auf unserem Rundgang lernen wir den jüngsten Einwohner kennen: Joshua, gerade mal vier Wochen alt. Die Hütten sind wieder sehr einfach. Die Wände bestehen aus Rohr, das Dach ist mit Palmwedeln bedeckt. Kaum vorstellbar, daß diese Palmwedel den sintflutartigen Regenfällen trotzen. 2 Hängematten in der Hütte, das wars. Unvorstellbar für uns, so zu leben. Die Indianer sind anscheinend damit zufrieden. Keine neuzeitlichen Errungenschaften wie Strom, fließend Wasser, Toiletten, von Fernsehen und Internet ganz zu schweigen. Mobiltelefone stehen jedoch hoch im Kurs und mangels Strom auf der Insel bekommen auch wieder immer wieder Handys gereicht, die wir über Nacht aufladen.

 

 

 

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07.05.2012 Julio wird 70 – Geburtstagsfeier bei den Kuna Yala

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Gestern am späten Nachmittag kam Carlos und ankerte vor uns recht nahe beim Riff. Extra zu Julio’s Geburtstag. Er kennt ihn schon seit Jahren und segelt auch schon ewig in diesem Revier. Früher angeblich mit einer großen Yacht mit allem Luxus, die er aber genau an dieser Insel auf das Riff gesetzt hat. Seither hat er ein kleines gammeliges Boot mit keinem Komfort und ist sehr glücklich. Erzählt er jedenfalls. Am nächsten Morgen kamen noch zwei Backpackerboote. Viele Boote sind hier mit jungen Rucksackreisenden unterwegs und zeigen ihnen auf Charterbasis die Inselwelt der Kuna Yala Indianer. Da die Boote meistens nicht sehr groß sind mit jeder Menge Leute an Bord, haben fast alle ausnahmslos einen Außenbordgenerator. Dieser wird unmittelbar nach dem Ankern an Deck gestellt, angeworfen und meist erst nach Mitternacht wieder ausgemacht. Da segelt man Tausende von Seemeilen um in das Kuna Yala Gebiet zu kommen, wo die Indianer noch leben wie vor 200 Jahren und hört in der idyllischen Bucht den ganzen Tag über Generatorengebrumm. Das ist nicht schön. Das zweite Boot legte sich etwa 10 Meter neben uns (natürlich auch mit Generator).

Heute ließ sich kein Einbaum der Kuna Yalas blicken, die waren wohl schon am feiern oder mit Vorbereitungen beschäftigt. Aber Carlos holte das Geburtstagkind mit seinem Dinghy ab und sie feierten wohl schon etwas auf dem Boot vor.
Als wir um 17.00 Uhr im Dorf zur Feier eintrafen, waren schon andere Segler da. Zwei Franzosen, die vor 20 Jahren mit ihren Kindern um die Welt gesegelt sind. Das sind die wahren Helden. Heutzutage mit GPS kann das ja jeder, aber damals…Hut ab.


Wir setzten uns an den großen Tisch, eilig wurden aus Brettern Sitzgelegenheiten geschaffen. Vorsichtshalber brachten wir Teller und Gabeln mit, aber wir bekamen das Essen auf Tellern serviert. Reis, Kartoffeln mit Eiern und Lobster. Wenig gewürzt, aber eigentlich richtig lecker. Die Kinder und ich trauten uns nicht so recht, einen ganzen Teller zu essen, wir teilten uns einen. Aber Klaus mit seinem Eisenmagen schlug zu. Die Franzosen und Carlos ebenfalls, aber Carlos Freundin stand gleich auf und ging weg. Tja, irgendwie schwierig. Die Kuna’s hatten sich soviel Mühe gemacht, aber die meisten Segler und Backpacker zogen es vor, nichts zu essen. Dafür wurde viel getrunken und die Feier wurde lustig. Julio war gut drauf und erstaunlicherweise konnte er recht gut Englisch. Er ist das Oberhaupt der Hollandes Cays. Es gäbe zwar noch einen älteren Mann auf einer der anderen Inseln, aber er würde hier schon länger leben.


Später am Abend wurde der Inselgenerator angeschmissen und wir hatten Licht (und Lärm). Ein riesiger Käfer flog herbei und wollte auch mitfeiern. Er hatte am Kopf eine Totenkopfzeichnung. Die Kuna-Frauen saßen etwas abseits, viele der Kuna-Männer saßen am Seglertisch. Einer der jüngeren Indianer wollte Kolja ins Gespräch ziehen, aber da er keine Englischkenntnisse hatte und Kolja kein Spanisch kann, waren die Versuche nicht von Erfolg gekrönt. Er bot Kolja an, ihn zum Fischen mitzunehmen. Helena widmete sich den Inselkindern und bastelte mit ihnen mit den von uns mitgebrachten Materialien.

Das Dorf besteht aus wenigen Hütten. Das Innere der Hütten ist denkbar einfach, ein paar Hängematten und das war’s. Gekocht wird mit Gas. Insgesamt ist die Insel relativ sauber, die Wege sind gefegt und trotzdem liegt hier und da unverrottbarer Plastikmüll oder Aludosen herum.
Als wir wieder an Bord waren, wollten wir den schönen Abend noch bei einem Drink vorne im Trampolin ausklingen lassen. Aber die Generatoren der anderen Boote verhinderten dies. Es macht keinen Spaß, wenn man ständig dieses Motorengebrumm hört.

 

 

 

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06.05.2012 Hola! Chocolate!

Beim Aufstehen war der Himmel noch blau, jetzt regnet es schon wieder. Als der Regen vorbei war, sind Klaus und ich zur nächsten Insel gerudert. Fast wären wir mit dem Dinghy nicht über das Korallenriff gekommen. Mühsam mußten wir uns einen Weg suchen. Auf der Insel sind wir etwas am Strand entlanggelaufen. Wie auf allen Inseln gibt es auch hier wieder große Menge Plastikmüll, der angeschwemmt wurde. Außerdem werden auch mannsdicke Baumstämme angeschwemmt, die nicht selten über 10 Meter lang sind. Wir denken lieber nicht darüber nach, dass diese Kaliber irgendwann mal auf dem Meer herumgetrieben sind.

Es ist wieder mal bedeckt, dafür aber auch nicht so entsetzlich heiß. Es ist windstill und man kann vom Dinghy aus die Korallen ansehen. Da das Meer ganz ruhig ist, kann man wie durch eine Fensterscheibe die Unterwasserwelt sehen. Spannend.

Am Nachmittag kamen die Kuna Yala wieder vorbei. Die Indianerin von gestern hatte mein I love NY T-Shirt an. Dabei ist die Frau doppelt so breit (um nicht zu sagen dick) wie ich. Irgendwie hat sie sich hineingezwängt, mußte aber den Halsausschnitt mittels Schere vergrößern. Die Kinder wollten Chocolate und kamen von da an jeden Tag. Wir hatten immer einen Vorrat im Kühlschrank. Die Einwickelpapierchen von Milky Way und Co. landeten nach Erhalt umgehend im Wasser, die unsere Kinder dann schwimmend wieder herausfischten.

Später kam noch ein anderes Ulu mit den Ehemännern der Indianerinnen an Bord, die uns anboten, den Rumpf zu säubern. Das kann man ja gar nicht oft genug machen, vor allem, wenn man sauteures Coppercoat auf den Rümpfen hat (nicht empfehlenswert!!!). Für 20,– $ tauchten Valencio und Ascanio  und befreiten die Rümpfe von Bewuchs. Irgendwie gehören wir mittlerweile ein wenig zu unserer Kuna Yala Familie auf Waisaladup und freuen uns sehr, für den nächsten Tag auf die Insel eingeladen zu werden. Ihr Vater Julio feiert seinen 70. Geburtstag, das wird bestimmt eine ganz besondere Feier!

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05.05.2012 Zurück nach Waisaladup

Am nächsten Morgen war es relativ schön, d. h. es hat nicht geregnet. Wir haben die Insel mit dem Beiboot erkundet. Wir sind einmal rundherumgegangen und haben uns wieder mal gewundert, wieviel Plastikmüll herumliegt. Ich habe Sand gesammelt, diesmal nicht für meine Sammlung, sondern für unsere Regenauffanganlage. Aus Bordmitteln (Duschvorhang und Festmacherleinen) habe ich eine Pipeline gebastelt, die bei den Regengüssen innerhalb kurzer Zeit unseren Backbordtank füllt. 15 Minuten Regen reichen aus, um ca. 150 Liter aufzufangen.

Wir gehen wieder Anker auf und motoren zurück zu unserem ersten Ankerplatz. Irgendwie reicht es uns schon von den San Blas und wir machen uns mental auf den Weg Richtung Panamakanal. Auf dem Weg erwischte uns ein Squall. Die Sicht fiel sofort auf unter 15 Meter. Da wir schon relativ nahe am Ankerplatz waren, verringerten wir unsere Geschwindigkeit, denn unter diesen Konditionen am Ankerplatz anzukommen ist wenig wünschenswert. Zum Glück dauerte der Squall aber nicht lange und wir konnten im Trockenen bei guter Sicht ankern. Als wir von Cocos Banderas lossegelten, schien übrigens die Sonne. Wie aus dem Nichts kam der Squall auf. Hier muß man ständig auf alles gefasst sein. Aber immerhin konnten wir ca. 100 Liter Wasser auffangen.

Es kamen wieder Kuna Yala vorbei mit Molas. Sie hatten nur Touristenmolas anzubieten, daher wurden wir nicht handeleinig. Aber es war ein kleiner Junge im Ulu, dem ich Diddl-Blöcke und Stifte gab. Auch ein Stofftier. Die andere Frau im Ulu gab uns zu verstehen, sie hätte auch zwei Kinder. Also noch zwei Stofftiere aus unserem Fundus herausgesucht und ein paar Spielsachen. Und Schokolade. Kurz darauf kam ein anderes Ulu. Die Molas haben sie gleich zu Hause gelassen, aber sie wollten auch Spielsachen und Chocolate haben. Gerne verteilten wir unsere Sachen. Wir sind froh , wenn wir ein paar Sachen loswerden und sie freuen sich darüber. Obwohl Helena und Kolja manchmal ein bißchen schlucken, wenn wieder ein Weggefährte ihrer Kindheit in das Ulu gereicht wird.

 

 

 

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03.05.2012 Arrghhh!!! NoSeeums!!!

Ich werd’ verrückt. Hunderte NoSeeums, diese vermaledeiten klitzekleinen Stechfliegen, die einem das Leben zur Hölle machen können. Gestern abend war es windstill, da machten sich diese Winzlinge auf den Weg zu uns. Moskitonetze nutzen nichts, da fliegen die einfach so durch. Man hört sie nicht, man sieht sie nicht, man spürt sie nur und das tut wahnsinnig jucken. Auch noch Stunden und Tage danach.
Fast jede Nacht gibt es Wetterleuchten, Gewitter und Donnergrollen. Heute auch am Tag. Wir warten, bis das Gewitter durchgezogen ist und flüchten vor den Sandfliegen (trotz der 10,–$ Ankergebühr) nach Cocos Banderas. Aber als wir ankamen war für uns kein Platz mehr. Super, da schlängelt man sich durch die Riffe um dann festzustellen, daß kein Platz mehr für uns da ist. Also wieder durch die Riffe, diesmal in umgekehrter Richtung. Auf dem Weg dorthin haben wir zwei nette Inseln gesehen, eine davon mit rundherum Sand und 4 Palmen darauf. Dort ankerten wir in 11 Meter Tiefe. Das ist immer noch seltsam für uns. Kaum haben wir geankert, kommt wie aus dem Nichts (die Inseln sind unbewohnt) ein Ulu (Einbaum) auf uns zu und wir kaufen unsere erste Mola. Die Kuna Yala Indianerin ist in Tracht gekleidet mit roten Kopftuch und Nasenring. Sie zeigt mir Mola um Mola, lange ist keine dabei, die mir so richtig gefallen will. Aber dann finde ich meine Mola. Wunderschön gearbeitet mit 4 verschiedenen Stofflagen, kleine Stiche, die unsichtbar sind und ganz wichtig: ein traditionelles Motiv, keine blaue “Touristenmola”. Ich mag die Mola sehr.

Die Nacht war ruhig, kein Regen. Aber am nächsten Morgen ging es los. Ich wurde geweckt von leichtem Regen, der durch die Luken fiel. Also aufstehen, Luken schließen. Kurz darauf wurde Klaus vom Windalarm geweckt. Aha, also über 25 Knoten. Das war der erste Squall von vielen. Gewitter, Blitze, so nah wie nie. Und immer begleitet uns die Angst eines Blitzschlages. Noch dazu, wo wir gestern einen Franzosen getroffen haben, der seit 6 Jahren in diesem Gebiet unterwegs ist und schon 3 x vom Blitz getroffen wurde. Auf Klaus’ Frage nach Schäden hat er nur wortlos auf seinen Mast gezeigt. Kein Windmesser, keine Antenne, kein Ankerlicht, keine Navigationslichter, einfach nichts.

Das Südseefeeling will sich immer noch nicht so recht einstellen. Es ist trüb, grau, regnerisch. Im Boot wird alles klamm, es ist heiß und stickig. Dazu haben wir immer noch viele Sandfliegen an Bord, die uns das Leben schwer machen.

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02.05.2012 Auf geht’s in den Swimmingpool

Am 30.04. segeln wir zum sogenannten Swimmingpool. Ich sehne mich nach Bahamas-Wasser, 3 Meter Wassertiefe und türkises Wasser, soweit das Auge reicht. Das verspricht der sogenannte Swimmingpool in den East Hollandes Cays. Die Spannung ist groß, unsere erste Riffeinfahrt. Die Seekarten sind ungenau, die Sandbänke wandern. Augapfelnavigation ist angesagt und ausgerechnet bei der Einfahrt schiebt sich ein großes Wolkenband vor die Sonne. Einfach wird es einem hier nicht gemacht. Riffpassagen soll man nur zwischen 11.00 und 14.00 Uhr machen wegen des Sonnenstandes. Wir waren um 12.00 Uhr da, aber die Sonne war weg. Trotzdem war die Riffpassage gut zu erkennen und wir empfanden die Eyeball-Navigation einfacher als in den Bahamas. Das tiefe Fahrwasser (dunkle blaue Farbe) ist gut zu erkennen und die Sandbänke (türkise Farbe) und Riffe (braune Farbe) auch. Bei der Einfahrt in den Swimmingpool steigt nochmal die Spannung. Von 20 Meter Wassertiefe innerhalb Sekunden auf 1 Meter unter dem Kiel, da muß man sich erst mal daran gewöhnen. Wir hatten Glück, kurz vor unserer Ankunft hatten zwei Boote (darunter eine Lagoon 500) das Ankerfeld verlassen. Wir konnten uns einen schönen Ankerplatz aussuchen. Am Nachmittag bin ich mit dem Kajak zur kleinen BBQ-Island gefahren, die jetzt Tortuga Island heißt und Eintritt kostet. Zwar nur 2,– $, aber wer denkt schon daran, in Badebekleidung mit dem Kajak Geld mitzunehmen. So bin ich nur kurz am Strand entlanggelaufen.

Am nächsten Tag kam ein alter Kuna Yala mit seinem Einbaum zu uns gepaddelt und fragte nach unserem Cruising Permit. Aha, hier wird also kontrolliert. Wir zeigten ihm unsere Papiere, schließlich haben wir ordnungsgemäß einklariert und 247,–$!!!!! bezahlt, unter anderem 24,– $ Ankergebühr für die San Blas. Aber das interessierte ihn nicht, er würde hier für die East Hollandes Cays Ankergebühr fordern, 10,– $. Wir bezahlten…und das Südseefeeling rückte in weite Ferne.
Wir kommen uns vor wie Weihnachtsgänse. Aber wenn wir nun schon bezahlt haben, wollen wir etwas länger bleiben im Swimmingpool.

Am Abend sollte es Spaghetti Bolognese geben. Der Impeller des Generators beschloss aber sich in seine Bestandteile aufzulösen. Klaus hatte keine Lust in der Dunkelheit den Impeller zu wechseln, deswegen gab es Reste. Gleich morgen früh wollte er den Impeller wechseln, da hat es dann aber geregnet. Den ganzen Vormittag. Trostlos. Ein Regentag an Bord ist nicht schön. Man muß die Fenster geschlossen halten und es wird sehr heiß an Bord. Nachmittags wurde es dann doch noch freundlicher und der Kapitän wurde rausgeschickt, um den Impeller zu wechseln.