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08.05.2012 Chichime Island und der Mola Meister Valencio

So wie der gestrige Tag aufhörte, fing der Heutige an. Motorengebrumm. Da ein Schiff nur noch 2 Meter von uns entfernt war, entschieden wir uns Anker auf zu gehen, bevor wir wirklich noch zusammenstoßen. Auf zur nächsten Insel, hoffentlich ohne Außenbordgeneratoren.
Chichime war unser Ziel. Wir motorten außerhalb des Riffes. Die Riffeinfahrt zu den Inseln war zwar schmal, aber doch mit Eyeballnavigation einfach. Ein ausgebranntes Wrack auf dem Riff dient aber als Mahnmal, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Am Ankerplatz war aber wieder mal kein Platz für uns. Wir sind zu groß um uns noch irgendwo dazwischenzuklemmen. Also wieder durch die Riffe durch. Was sollen wir tun? Die Ankerplätze mit guter Ankertiefe sind rar. Meist ist es bis kurz vor die Insel 15 – 20 Meter tief. Als wir um die Insel herumsegelten sahen wir einen Streifen türkises Meer. Da muß es flach sein. Ein supertoller Ankerplatz, mitten im türkisen Wasser mit Blick auf einen wunderschönen Sandstrand. Vor uns nur das Riff, das die Wellen abhält. Ideal. Wir sind froh, doch noch so einen schönen Platz gefunden zu haben.

Wir waren kaum mit dem Ankern fertig, kam ein Ulu mit zwei Männern. Ob sie uns Molas zeigen dürften? Ja, gerne. Ob sie an Bord kommen dürften, weil es so heiß ist? Aber natürlich dürfen sie. Und so schleppten sie die schwere Kiste mit all den Molas an Bord. Valencio ist ein Mola Meister und tatsächlich haben seine Molas eine andere Qualität als die bisher gesehenen. Gleich die allererste Mola hatte es mir angetan. Die sollte es sein und keine andere. Aber zuvor mußten wir alle anderen Molas ansehen. Mola um Mola wurde vor uns ausgebreitet und der Stapel auf unserem Cockpittisch wuchs ins Unermeßliche. Und dann das Ganze rückwärts. Mola um Mola wurde wieder eingepackt und wir sollten sagen, wenn uns eine gefällt. Das war ein bißchen blöd, schließlich wollte ich die, die ganz unten im Stapel lag. So sagte ich bei jeder Mola: Nein. Valencio’s Gesicht wurde länger und länger. Aber die letzte, die sollte es sein. Ich freute mich sehr, denn sie war wirklich außergewöhnlich schön. Bis ich den Preis hörte: 100,– US $. Schluck! Ähh, dann lieber doch nicht. Irgendwie kann man die Molas ja auch gar nicht richtig brauchen. Dann zog Valencio wieder ab, natürlich nicht, ohne mir vorher noch meine schon gekaufte Mola madig zu machen. Zuerst wollte er sie unbedingt sehen und dann sagte er, daß die gar nichts wert wäre, 10,– $ wären noch zuviel (ich hatte 20,– $ bezahlt!). Ach, was versteht denn der davon. Von dem lasse ich mir meine Mola nicht vermiesen, ich mag sie und finde sie immer noch am allerschönsten. Immerhin haben wir Valencio noch ein Armband für Helena abgekauft. Als die beiden wieder abgezogen waren, reinigten wir erst mal das Cockpit, denn aus den Molas kamen immer wieder winzige Ameisen gekrabbelt und wir wollten sicher gehen, daß sich keine Ameisen mehr an Bord befinden.

Am Nachmittag erkundeten wir die Insel. Der Strand, den wir von Bord aus sehen können ist wunderschön und es gibt tatsächlich eine Lagune mit türkisem Wasser. Kokospalmen wiegen sich im Wind. Die pittoresken Palmwedelhütten der Indianer schimmern durch die Palmen. Es schwimmen keine Algen und kein Plastikmüll umher, kurz gesagt: ein Traumstrand. 4 oder 5 Familien leben auf Chichime, jeder Familie in einer anderen Ecke. Auf unserem Rundgang lernen wir den jüngsten Einwohner kennen: Joshua, gerade mal vier Wochen alt. Die Hütten sind wieder sehr einfach. Die Wände bestehen aus Rohr, das Dach ist mit Palmwedeln bedeckt. Kaum vorstellbar, daß diese Palmwedel den sintflutartigen Regenfällen trotzen. 2 Hängematten in der Hütte, das wars. Unvorstellbar für uns, so zu leben. Die Indianer sind anscheinend damit zufrieden. Keine neuzeitlichen Errungenschaften wie Strom, fließend Wasser, Toiletten, von Fernsehen und Internet ganz zu schweigen. Mobiltelefone stehen jedoch hoch im Kurs und mangels Strom auf der Insel bekommen auch wieder immer wieder Handys gereicht, die wir über Nacht aufladen.