Kategorien
Allgemein

07.05.2012 Julio wird 70 – Geburtstagsfeier bei den Kuna Yala

.

Gestern am späten Nachmittag kam Carlos und ankerte vor uns recht nahe beim Riff. Extra zu Julio’s Geburtstag. Er kennt ihn schon seit Jahren und segelt auch schon ewig in diesem Revier. Früher angeblich mit einer großen Yacht mit allem Luxus, die er aber genau an dieser Insel auf das Riff gesetzt hat. Seither hat er ein kleines gammeliges Boot mit keinem Komfort und ist sehr glücklich. Erzählt er jedenfalls. Am nächsten Morgen kamen noch zwei Backpackerboote. Viele Boote sind hier mit jungen Rucksackreisenden unterwegs und zeigen ihnen auf Charterbasis die Inselwelt der Kuna Yala Indianer. Da die Boote meistens nicht sehr groß sind mit jeder Menge Leute an Bord, haben fast alle ausnahmslos einen Außenbordgenerator. Dieser wird unmittelbar nach dem Ankern an Deck gestellt, angeworfen und meist erst nach Mitternacht wieder ausgemacht. Da segelt man Tausende von Seemeilen um in das Kuna Yala Gebiet zu kommen, wo die Indianer noch leben wie vor 200 Jahren und hört in der idyllischen Bucht den ganzen Tag über Generatorengebrumm. Das ist nicht schön. Das zweite Boot legte sich etwa 10 Meter neben uns (natürlich auch mit Generator).

Heute ließ sich kein Einbaum der Kuna Yalas blicken, die waren wohl schon am feiern oder mit Vorbereitungen beschäftigt. Aber Carlos holte das Geburtstagkind mit seinem Dinghy ab und sie feierten wohl schon etwas auf dem Boot vor.
Als wir um 17.00 Uhr im Dorf zur Feier eintrafen, waren schon andere Segler da. Zwei Franzosen, die vor 20 Jahren mit ihren Kindern um die Welt gesegelt sind. Das sind die wahren Helden. Heutzutage mit GPS kann das ja jeder, aber damals…Hut ab.


Wir setzten uns an den großen Tisch, eilig wurden aus Brettern Sitzgelegenheiten geschaffen. Vorsichtshalber brachten wir Teller und Gabeln mit, aber wir bekamen das Essen auf Tellern serviert. Reis, Kartoffeln mit Eiern und Lobster. Wenig gewürzt, aber eigentlich richtig lecker. Die Kinder und ich trauten uns nicht so recht, einen ganzen Teller zu essen, wir teilten uns einen. Aber Klaus mit seinem Eisenmagen schlug zu. Die Franzosen und Carlos ebenfalls, aber Carlos Freundin stand gleich auf und ging weg. Tja, irgendwie schwierig. Die Kuna’s hatten sich soviel Mühe gemacht, aber die meisten Segler und Backpacker zogen es vor, nichts zu essen. Dafür wurde viel getrunken und die Feier wurde lustig. Julio war gut drauf und erstaunlicherweise konnte er recht gut Englisch. Er ist das Oberhaupt der Hollandes Cays. Es gäbe zwar noch einen älteren Mann auf einer der anderen Inseln, aber er würde hier schon länger leben.


Später am Abend wurde der Inselgenerator angeschmissen und wir hatten Licht (und Lärm). Ein riesiger Käfer flog herbei und wollte auch mitfeiern. Er hatte am Kopf eine Totenkopfzeichnung. Die Kuna-Frauen saßen etwas abseits, viele der Kuna-Männer saßen am Seglertisch. Einer der jüngeren Indianer wollte Kolja ins Gespräch ziehen, aber da er keine Englischkenntnisse hatte und Kolja kein Spanisch kann, waren die Versuche nicht von Erfolg gekrönt. Er bot Kolja an, ihn zum Fischen mitzunehmen. Helena widmete sich den Inselkindern und bastelte mit ihnen mit den von uns mitgebrachten Materialien.

Das Dorf besteht aus wenigen Hütten. Das Innere der Hütten ist denkbar einfach, ein paar Hängematten und das war’s. Gekocht wird mit Gas. Insgesamt ist die Insel relativ sauber, die Wege sind gefegt und trotzdem liegt hier und da unverrottbarer Plastikmüll oder Aludosen herum.
Als wir wieder an Bord waren, wollten wir den schönen Abend noch bei einem Drink vorne im Trampolin ausklingen lassen. Aber die Generatoren der anderen Boote verhinderten dies. Es macht keinen Spaß, wenn man ständig dieses Motorengebrumm hört.