Um 6.00 Uhr haben wir in St. Maarten abgelegt bei 25 Knoten Wind. Je weiter wir kamen, desto weniger Wind hatten wir und es war ziemlich bald klar, dass wir nicht mehr bei Tageslicht ankommen werden. Segelten wir zunächst mit unserem Parasailor, mussten wir ihn später gegen unseren Gennaker austauschen. Mit beiden Segeln machten wir gute Fahrt, aber irgendwann war selbst für unseren Stormlight Gennaker der Wind zu wenig und wir mussten mal wieder: motoren. Immer im Bewusstsein im Dunkeln anzukommen, wo doch jeder Karibikführer wegen der Riffe schreibt: Don’t sail at night!!! Das haben wir ja wieder super hinbekommen. Dafür erlebten wir einen sagenhaft schönen Sonnenuntergang über Virgin Gorda. Wir saßen alle vier auf der Flybridge und sahen dem Farbenspiel, das die untergehende Sonne auf dem Himmel malte, zu. Das sind beeindruckende Momente. Momente, die uns keiner mehr nehmen kann. Um 20.00 Uhr warfen wir im Dunkeln unseren Anker nach einer nervenaufreibenden Riffeinfahrt vor Necker Island.
Autor: Anita Kaufmann
Heute haben wir ausklariert. Unsere Einklarierungsodysee in Philipsburg hat sich zumindest finanztechnisch gelohnt. Insgesamt haben wir nur 7 US $ bezahlt. Trotzdem würden wir nicht noch mal in Philipsburg einklarieren, zu beschwerlich ist der Weg. Noch einmal letzte Einkäufe, da man ab hier praktisch nichts mehr einkaufen kann, so wurden wir gewarnt. Also noch mal den Tiefkühler randvoll gemacht, ebenso unser 0°-Fach im Kühlschrank. Wir haben auch noch einmal Gui Scheidegger, dem Raymarinehändler einen Besuch abgestattet, aber er hat immer noch keine Zeit. Leider ist es so, dass bisher kein Raymarinehändler dazu zu bewegen war, sich unserer Probleme im Raymarinesystem anzunehmen. Naja, viel Arbeit, wenig Ehr und noch weniger Profit, es ist schon verständlich, dass sich niemand um Garantiearbeiten reisst, aber nach einem Jahr sollte es schon mal möglich sein, dass irgendjemand sich darum kümmert. Für Helena’s Pumpe gab es natürlich keinen Ersatz, so hat Klaus kurzerhand einfach die Gästekabinepumpe in Helena’s Kabine eingebaut und Helena’s in der Gästekabine und siehe da, es funktionieren wieder beide. Wir hatten kurz überlegt unser Antifouling hier erneuern zu lassen. Leider ist keine Boatyard hier in der Lage, unser Schiff mittels Travellift aus dem Wasser zu heben. Eine Boatyard hatte einen Kran und nach kurzem Überlegen und wildem Rumgetippe auf einem Taschenrechner meinte der Manager, ja, das würde gehen. Aber obwohl das Ganze nicht teuer sein sollte, haben wir dankend abgelehnt. Das war uns doch zu unsicher. Im Übrigen sah es auf allen Boatyards aus wie auf dem Schrottplatz. Einladend ist das nicht gerade. So fiel uns die Entscheidung leicht, das Antifouling noch mal zu verschieben, obwohl die Algenbärte länger werden und sich nun auch schon Muscheln am Rumpf ansiedeln. Also, die nächste Gelegenheit wird genutzt, wobei es nicht so einfach ist, einen Travellift für über 8 Meter Breite zu finden. Die Kinder waren noch einmal am wunderschönen Strand und haben stundenlang in den Wellen gespielt, wie jeden Tag hier. Für Kolja war die Nähe zum Flughafen spannend, immer wieder konnten wir eine Boing 747 aus nächster Nähe vom Boot aus beim Start zusehen. Aber nun wollen wir weiter. Auf die British Virgin Island, unserer Heimat, hat doch unser Schiff als Heimathafen Road Harbour, Tortola, British Virgin Islands. Wir sind gespannt!
httpv://www.youtube.com/watch?v=kFcg_1MlS0g
07.04.2010 St. Maarten/Simpson Bay
Gestern früh machten wir uns auf nach Gustavia, der Hauptstadt St. Barths. Hmmm, auch ziemlich voll hier. So beschlossen wir, Gustavia auszulassen und zurück nach St. Maarten zu segeln, zumal wir auch mit dem Raymarine-Menschen einen Termin hatten. Schade nur, dass wir die Taras nicht erreichen konnten. Die Kinder waren auch ein bisschen enttäuscht ihren netten Freund so schnell wieder zu verlieren. Aber die Taras hat leider eine andere Route und wird die nächsten Tage zurück nach Antigua segeln.
Der Raymarine-Heini ist natürlich nicht aufgetaucht und zwischenzeitlich waren wir schon zweimal bei ihm und jedes Mal ist er „very busy“. Aber das kennen wir ja schon. Immerhin haben wir einen tollen Supermarkt (US Market) entdeckt, bei dem man wieder mit dem Einkaufswagen bis vor das Dinghy fahren kann. Somit steht einer neuen Verproviantierung mit Getränken nichts mehr im Weg. Und das Beste: Hier gibt es H-Milch!!!. Laut Natalia’s Aussage gibt es in den Staaten nur gekühlte Milch zu kaufen, was für uns ein kleines Problem ist. Soviel Platz haben wir im Kühlschrank nicht. Bisher haben wir H-Milch in großen Mengen gekauft, aber seit Guadeloupe gibt es diese eher selten zu kaufen, und wenn dann recht teuer. Also werden wir uns hier mit reichlich H-Milch eindecken, die Lagerung erfolgt in der Gästedusche. Hoffentlich kommt in der nächsten Zeit niemand überraschend zu Besuch. Klaus hat sich bei der Yamaha-Vertretung noch Material mitgenommen um endlich unseren Dinghy-Außenborder den dringend benötigten Ölwechsel zu gönnen. Klaus’ Nachmittag war ausgefüllt vom Ölwechsel, während ich die Brauchwasserpumpen gereinigt habe (wer selbst ein Schiff hat, weiß wovon ich rede!). Nach derlei schönen Sachen haben wir unseren Sundowner verdient.
05.04.2010 St. Barth
Heute früh zu nachtschlafender Zeit (7.00 Uhr) ist Klaus schon aufgestanden und hat mit Anton und Natalia eine (Nacht?)-wanderung gemacht. Sie kamen erst um 10.00 Uhr zurück mit frischen Baguette und einem Brot, wie man es sonst nur in Deutschland bekommt. Julius, Helena und Kolja haben sich mit dem Schlauchboot aufgemacht, noch mal den Strand und die nahe gelegenen Hügel zu durchstreifen (Abenteuer!) und kamen erst gegen frühen Nachmittag zurück. Dann waren sie lange im türkisen Wasser und spielten anschließend „Spiel des Lebens“. So waren sie den ganzen Tag beschäftigt. Kathrin und Thorsten organisierten einen Grillabend am Strand, während die Jewel einen Abstecher nach St. Statia machte. Die Zelte
am Strand waren abgebaut, die Lautsprecher abtransportiert, so konnten wir nun den einsamen Strand genießen, von dem Anton und Natalia uns vorgeschwärmt hatten. Das Grillen war toll, leckeres Essen, die Luft war warm, keine Mücken und ein toller Sternenhimmel über uns. Die Kinder sind später mit dem Dinghy zur Taras gefahren um einen Film anzusehen, während wir Erwachsenen noch die schöne Stimmung am Strand genossen. Ein anschließender kurzer Besuch auf der Taras rundete den Abend ab.
04.04.2010 Ostersonntag St. Barth
Nach Ostereiersuchen auf dem
Schiff mit vielen tollen Verstecken sind wir Ankerauf gegangen und nach St. Barth gesegelt.
Die Bucht ist völlig überfüllt. Es ist Ostern, also High-High-High-Season. Alles was einen bootsähnlichen fahrbaren Untersatz hat ist in dieser Bucht, so scheint es zumindest. Anton und Natalia haben uns von dem wunderschönen einsamen Sandstrand vorgeschwärmt. Von dem ist jetzt nichts mehr zu sehen. Überall sind Zelte aufgebaut, es werden Grillparties veranstaltet und ein schlichter Ghettoblaster tut’s heutzutage nicht mehr. Da werden mannshohe Boxen angefahren und ein Generator liefert den erforderlichen Strom. Dafür wird aber auch die gesamte Bucht beschallt. Trotzdem gefällt es uns hier gut, den Kindern sowieso, haben sie doch endlich einen Spielkameraden gefunden. Wir haben mit Anton und Natalie eine tolle Wanderung gemacht und da Julius mitkam hat es den Kindern auch Spaß gemacht. Wir waren recht lange unterwegs und kamen erst in der Dämmerung zurück. Wir verabredeten uns mit der Taras für heute abend und es wurde wieder mal ein netter Abend.
Heute morgen versuchten Klaus und ich mit dem Dinghy zur Hafenbehörde zu fahren. Dazu mußten wir um die riesigen Kreuzfahrtschiffe herumfahren bis in den hinteren Containerhafen. Hier baute sich ein hoher Schwell auf, der uns mit unserem Dinghy teilweise geradezu aus dem Wasser hob. Das war ein Spaß. Auf dem Oktoberfest zahlt man dafür, wir haben das gratis mit dabei. Wir machten am Steg fest und versuchten, diesen zu erklimmen. Da er ausschließlich für Containerschiffe gedacht ist hat er nicht gerade die optimale Dinghyhöhe. Endlich oben angekommen kam sogleich die Security und schickte uns wieder weg. Die Hafenbehörde schon in Sichtweite, nur 20 Schritte entfernt, aber der Mann war unerbittlich. Na schön, das Ganze dann eben wieder zurück. Die Dinghyfahrt war umsonst, obwohl, ganz umsonst doch nicht. Wir hatten diese lustigen Wellen und wo sonst kann man mit dem Dinghy ganz nah an die 300 Meter langen Kreuzfahrtschiffe heranfahren und sie aus nächsten Nähe betrachten. Wieder bei der Pacific-High angekommen meldeten sich Klaus und Kolja mehr oder weniger freiwillig, den langen Weg zur Hafenbehörde zu Fuß anzutreten. Es war nur ein Mann beim Einklarieren vor uns. Leider handelte es sich bei dem Mann um einen Agenten, der vier!!! Kreuzfahrtschiffe mit jeweils um die 2000 Mann eincheckte. Endlich waren wir dran und nach kurzer Schreibarbeit fragte die Dame am Schalter wann wir denn nun wieder St. Maarten verlassen möchten. Klaus meinte etwas irritiert, naja, in vielleicht 5 Tagen oder so. Da sagte die Frau, das ginge aber nun wirklich nicht. Einen Tag oder zwei Tage könnte man vorher ausklarieren, aber nicht gleich eine Woche. Klaus sagte, daß er ja gar nicht ausklarieren wollte sondern nur das Einklarieren bezahlen. Da sagte sie, dass man nichts bezahlen müßte und warum er eigentlich hier ist. Da bleibt einem die Spucke weg. Die Dame von gestern hatte Glück, daß sie nicht an ihrem Platz war, die hätte sich ganz schön was anhören müssen. Da haben wir nun so viel Zeit verplempert, dabei wollten wir doch noch unbedingt Schokoladenostereier und Süßes für die Kinder einkaufen. So machten wir uns alle auf nach Philipsburg. Die Jewel ist gestern auch hierher gekommen und Natalia kam mit uns. Philipsburg ist ein Einkaufsparadies, allerdings nur für jemanden der Schmuck liebt. Ein Juwelier nach dem anderen, sogar Tiffany’s gibt es hier. Aber unsere Gesichter wurden länger und länger. Keine Schokoladeneier, keine Osterhasen, keine Süßigkeiten. Die Lebensmittelläden waren nicht so gut sortiert und Ostereier suchen ist hier unbekannt. Mit magerer Ausbeute kamen wir nach Stunden wieder zum Schiff zurück. Eigentlich wollten wir heute wieder zurück in die Simpsons Bay, da wir mit einer netten deutschen Familie aus Greifswald verabredet waren. Wir trafen sie vorgestern in der Lagune, als wir gerade auf dem Weg zur Jewel waren. Kathrin, Thorsten und Julius sind auch etwa seit einem Jahr mit ihrem Schiff Taras unterwegs. Leider gönnen sie sich nur eine Auszeit von einem Jahr und sind bereits wieder auf dem Rückweg. Wir hätten sie gerne getroffen, aber durch die blöde Einklariererei war es nun schon zu spät. Die Jewel machte sich am späten Nachmittag auf den Weg nach St. Barth und wir wollen morgen nachkommen. Und wer kommt da am Abend in die Bucht nach Philipsburg? Die Taras! Wie schön, ich hatte schon ganz schlechtes Gewissen, da wir unser Treffen nicht absagen konnten wegen fehlender Telefonnummer. Sie kamen am Abend rüber zu uns und es wurde ein netter, langer Abend mit vielen Geschichten. Auch die Kinder haben sich sehr gut verstanden. Julius ist im gleichen Alter wie Helena und ich glaube, alle drei waren froh, mal wieder mit anderen Kindern Deutsch zu sprechen. Die Drei wollten auch am nächsten Tag nach St. Barth und so werden wir sie wohl dort wiedertreffen.
Irgendwann sollten wir uns auch noch darüber Gedanken machen, in St. Maarten einzuklarieren. Da bei Einklarierung in Simpson Bay für das Ankern sowohl in als auch außerhalb der Lagune wöchentlich für unser Schiff US $ 60,– anfallen würde, wollten wir uns das gerne sparen und sind am morgen mit unserem Schiff nach Philipsburg gefahren und wollten dort einklarieren. Also erst mal mit dem Dinghy zur Marina an den Dinghysteg. Dort bei einem Restaurant nach Immigration gefragt, der nette und hilfsbereite Kellner hat uns durch die halbe Stadt geschickt. Dort bei der Polizeistation angekommen wurde uns erklärt, daß es sich hier schon um die Immigration handelt, aber nur, wenn man wirklich einwandern will. Wir müßten bei der Marina einchecken. Also wieder den ganzen Weg zurück, aber so lernt man wenigstens die Stadt kennen. Schade nur, dass wegen Karfreitag alle schönen Geschäfte geschlossen waren. In der Marina bei der Immigration angekommen, erklärt uns die Dame, daß wir zur Hafenbehörde dort hinten bei den großen Kreuzfahrtschiffen müssen. Auf unsere Frage, ob wir dort mit dem Dinghy hinfahren könnten, meinte sie, das müßte wohl schon gehen. Also wieder rein ins Dinghy und zu den großen Kreuzfahrtschiffen. Dort durften wir aber nicht am Steg anlegen und mußten wir unverrichteter Dinge wieder zurückfahren. Also doch zu Fuß. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel und wir gingen in der sengenden Hitze die Asphaltstraße entlag, aber wie gesagt, immerhin lernen wir so die Stadt kennen. Im Industriegebiet des Hafens angelangt erwischten wir auch noch die falsche Abzweigung und am Ende der Straße fanden wir dann endlich jemand, den wir nach der Hafenbehörde fragen konnten. Der Chinese war sehr freundlich und hilfsbereit, zeigte uns den richtigen Weg und wir konnten ihm auch noch eine kalte Dose Cola abkaufen. Allerdings machte uns darauf aufmerksam, daß heute Karfreitag ist und die Hafenbehörde wohl nicht geöffnet hat. Die Stimmung sank auf den Nullpunkt. Trotzdem wollten wir es probieren, nachdem wir jetzt schon so weit gelaufen waren. Und tatsächlich, die Behörde hatte auf und wir konnten einklarieren. So ein Glück. Es dauerte zwar extrem lange, obwohl wir die Einzigen waren, und als ich mich gerade mit Klaus darüber unterhielt, daß ich wohl gestorben wäre, wenn das Büro jetzt geschlossen hätte und wir morgen den ganzen Weg nochmal gehen hätten müssen, erklärte uns die Dame mit einem Lächeln, daß wir jetzt fertig wären, und morgen sollten wir doch bitte wiederkommen und bezahlen. Heute ginge das nicht, denn es wäre ja Karfreitag. Aaarrggghhh!!!! Mit letzten Kraft schleppten wir uns zurück und versuchten nicht an Morgen zu denken. Also, diese gesparten 60 US $ haben wir uns schwer verdient.
01.04.2010 Simpson Bay – St. Maarten
Heute früh kamen uns Anton und Natalia mit dem Dinghy und frischen Croissants besuchen. Sie liegen mit der Jewel in Marigot Bay, auf der französischen Seite der Insel. St. Maarten in geteilt, eine Seite ist Frankreich zugehörig, die andere Seite den Niederlanden und so kann man auf dieser Insel mal eben so mit dem Dinghy in einen anderes Land fahren. Es war ein herzliches Wiedersehen und wir hatten alle ein Dauergrinsen im Gesicht. Wir erzählten uns unsere Erlebnisse der letzten Wochen und tauschten viele Geschichten aus. Um die Mittagszeit fuhren wir in die Lagune um die vielen Geschäfte und Shipchandler anzusehen, da wir uns nun im gelobten Land (St. Maarten ist zollfrei und auch US $-Zone) mit reichlich Ersatzteilen eindecken wollen. Aber, ähhh, das ist ja hier alles gar nicht so billig! Zum Beispiel unser Ankerkettenzähler, der nach ein paar Wochen seinen Geist aufgegeben hat, und den wir hier ersetzen wollten, kostet in Europa etwa 250,– EUR, schlägt aber hier mit US $ 500,– zu Buche. Tja, da zählen wir doch lieber wie bisher selbst mit. Um die richtige Länge der Kette bestimmen zu können (5 – 7 x die Wassertiefe) muß man exakt mitzählen. Da die farblichen 10- Meter- Markierungen bei unserer Kette schon lange nicht mehr zu sehen sind, ist die Sache etwas knifflig. Aber mit etwas Übung kann ich mittlerweile die Länge der Kette bis auf wenige cm genau bestimmen. Die Kinder waren den ganzen Nachmittag am Strand und tobten in den Wellen. Für den Abend hatten wir uns mit Anton und Natalia auf der Jewel verabredet. Zuvor haben wir noch die Geschäfte auf der französischen Seite erkundet, dort gibt es sogar einen Pimkie und Promod-Laden. Leider haben sie schon bald geschlossen und so konnte ich mich gar nicht richtig (=lange) umsehen. Aber dennoch war es schön, nach drei Monaten mal wieder in einem Kleidergeschäft zu sein. Bei Anton und Natalia angekommen gab es erst mal leckeres Brot, Käse und Apfelschnitten. Daran haben wir uns alle so satt gegessen, daß wir den ursprünglichen Plan, Essen zu gehen aufgegeben haben. Natalia zauberte noch einen köstlichen Salat für uns vier und so waren wir wunschlos glücklich. Nach tiefschürfenden Gesprächen über Gott und die Welt und was denn wohl nach unserem Leben kommt fuhren wir den weiten Weg durch die Lagune um Mitternacht zurück zu unserem Schiff und den Kindern. Die überraschen uns mittlerweile mit komplett aufgeräumten Salon, Küche und sogar die Wäsche haben sie abgehängt und schön zusammengefaltet. Fruchten unsere ständigen Bemühungen, die Kinder zu ordentlichen Menschen zu erziehen etwa doch????
31.03.2010 1 Jahr Pacific-High
Mittwoch Orangestadt / St. Eustatia – Simpson Bay – St. Maarten
1 Jahr Pacific High. Vor einem Jahr haben wir uns von München aus auf den Weg gemacht, unser Schiff in La Rochelle in Empfang zu nehmen. Ein ganzes Jahr leben wir nun schon auf unserem Boot, unserem Zuhause und wir haben viele aufregende, schöne, atemberaubende Sachen erlebt. Ein Jahr, das rasend schnell vergangen ist, aber auch ein Jahr, angefüllt mit unglaublichsten Erlebnissen und vielen neuen Eindrücken. Wir sind über 7000 Seemeilen gesegelt, haben bisher 10 Länder besucht und wir hoffen, daß es noch viele, viele mehr werden, sowohl Meilen als auch Länder. Wir sind glücklich mit der Wahl unseres Schiffes und können es uns kaum schöner vorstellen.
Nach St. Statia wollten wir eigentlich noch Saba besuchen aber da die Winde drehen sollen machten wir uns auf den Weg nach St. Maarten, um eben dorthin zu segeln und nicht die nächsten Tage gegen Wind und Welle zu motoren. Außerdem warten Natalia und Anton von der Jewel schon seit Wochen dort auf uns und wir freuen uns sehr, die beiden wiederzusehen. Wir ankerten vor der Simpson Bay. In die geschütze Lagune einzufahren sparten wir uns, da Anton uns berichtete, dass die Wasserqualität der Lagune zu wünschen übrig läßt. Außerdem kostet jede Durchfahrt durch die Hebebrücke, die nur zu bestimmten Zeiten offen ist US $ 30,–. Möchte man außerhalb dieser Zeiten durch und die Brücke wird extra geöffnet, kostet das mal eben 1000,– US $. Die Kinder jubelten, endlich mal wieder ein schöner Strand mit Wellen, den man auch schwimmend vom Schiff aus erreichen kann.
30.03.2010 St. Eustatia – Oranjestad
Fern ab von den üblichen Charter- und auch Fahrtenseglerrouten liegt ein “Hidden Treasure”, wie St. Eustatia oder St. Statia kurz genannt, sich selbst bezeichnet. Und sie haben recht. St. Eustatia hat mit Oranjestad eine Hauptstadt, die sich beträchtlich von den bisher kennengelernten Karibikstädten unterscheidet. Aber erst mal der Reihe nach:
Nach kurzen Übernachtstop in St. Kitts, da uns leider der Wind im Stich gelassen hat, sind wir am gestern recht früh losgesegelt mit gutem Wind nach St. Eustatia. Vor Oranjestad sind wir an eine Boje gegangen. Diese sind in den obligatorischen Marine Park Gebühren (10 US $ pro Tag, 30 US $ pro Woche) includiert. Zunächst mußten wir noch die Schule fertigmachen, die wir schon während dem Segeln begonnen hatten. Um 14.30 Uhr brachen wir zum Einklarieren auf und wollten uns mit den Kindern Oranjestad ansehen. Unser Dinghy ketteten wir diesmal nicht an. Im Hafenbüro wollten sie 20 US $ Gebühren oder
wahlweise EUR 20,–. Hmmm, da würden wir ja viel mehr bezahlen…so vereinbarten wir, daß wir später bezahlen, wenn wir auf der Bank gewechselt haben. Oranjestadt hat die Lower Town, diese liegt direkt am Ufer und besteht aus vielen Steinruinen und auch einigen renovierten Gebäuden. Kaum zu glauben, daß St. Eustatia im 18. Jhrd. mit Oranjestad einen der größten und geschäftigsten Hafen der Welt hatte.
Waffenschmuggel und Umschlagsplatz für Waren aller Art (wozu hauptsächlich auch Sklaven zählten) machte Oranjestad bekannt und sagenhaft reich. Noch heute spricht man vom Goldenen Zeitalter. Heute zeugen davon nur noch die Steinruinen der Handelshäuser, die sich das Meer Stein für Stein zurückholt. Man kann sich nur schwer vorstellen, daß die Bucht voller Schiffe und die Straßen voller Geschäftigkeit waren. Heute ist alles sehr ruhig und es verirren sich nur eine Handvoll Touristen hierher. Über die Slave Road geht es eine steile lange (so kam es mir zumindest in der Hitze vor)
Straße nach oben in die eigentliche Stadt (Upper Town). Wobei Stadt vorsichtig gesagt etwas übertrieben ist. Die ganze Insel hat etwa 4000 Einwohner. Oranjestad ist liebevoll renoviert, es ist sauber und aufgeräumt, so ist es nicht überall in der Karibik. Die Häuser gestrichen, die Vorgärten gepflegt. Das Fort zeugt von den vergangenen Zeiten, von hier aus wurde das amerikanische Schiff “Andrew Doria” zum ersten Mal von einer anderen Nation mit Salutschüssen begrüßt. Für Amerika, das sich mitten im Unabhängigkeitskrieg befand ein großer Erfolg. Dafür zogen sich die Holländer den Zorn der Briten zu und so wurde wieder mal um St. Eustatia gekämpft. 22 x hat die Insel in ihrer Geschichte den Besitzer gewechselt. Die Unabhängigkeit Amerikas leitete den Niedergang der Bedeutung von St. Eustatia ein, da keine Waffen mehr geschmuggelt werden mußten und die neu gegründete Nation Amerika sich andere Handelswege suchte.
Heute lebt St. Eustatia von dem riesigen Ölumschlageplatz, der nicht gerade zur Verschönerung der Insel beiträgt. Immerhin so geschickt gebaut, daß von der Bucht aus nichts zu sehen ist ausser den riesigen Öltankern. Wie in einem Führer beschrieben ist, hat St. Eustatia ebenso viele Restaurant wie New York Rechtsanwälte und daran ist etwas dran. Kaum zu verstehen, wie so viele Restaurants überleben können. Überhaupt ist es für uns schwer vorzustellen, so abgeschieden zu leben. Es gibt keine Fährverbindung, nur Flüge nach St. Martin. Und wer fliegt schon mal eben, um sich eine neue Hose zu kaufen oder etwas Besonderes zum Essen. Die zwei Damen vom Museum haben uns auch erklärt, daß es in den letzten Jahren vermehrt zu Problemen mit den Jugendlichen gekommen ist. Über Zeitungen und vor allem das Internet bekommen sie mit, wie ihre Altersgenossen in den Niederlanden leben, welche Freiheiten und Möglichkeiten sie haben. Daß sich da so mancher von den Jugendlichen benachteiligt fühlt ist nachzuvollziehen. Aber auch die Ehe zwischen Homosexuellen ist in St. Eustatia wie in den Niederlanden möglich und damit haben viele Einwohner, streng katholisch erzogen, ihre Probleme. So birgt diese schöne Insel nicht sichtbar viele Probleme.
Gerade der innere Kern von Oranjestadt ist renoviert, alles ordentlich und die Hausbesitzer bemühen sich sichtlich, ihre Schmuckstücke auch zu pflegen. Das Fort Oranje strahlt in neuem Glanz und die Bevölkerung ist wieder mal ungeheuer freundlich. Als wir in einer Bäckerei etwas zu trinken kaufen wollten, aber leider weder Niederländische Antillengulden noch US $ unser Eigen nennen konnten, wurde mit der Bank telefoniert um den Wechselkurs für den EUR festzustellen und so konnten wir unsere Getränke mit einem 5,– EUR-Schein bezahlen. Wechselgeld in Gulden wollten wir nicht annehmen, so bekamen wir noch eine Riesentüte mit frisch gebackenem Brot mit auf den Weg. Im Garten der Dutch Reformed Church, von der leider nur noch die Außenmauern und ein renovierter Turm steht, ruhten wir uns im Schatten ein wenig aus und studierten die Inschriften der Grabmale, die meisten davon aus dem 18. Jhrd. Auf unserem Weg zurück trennten sich unsere Wege und die Kinder gingen auf kurzem Wege alleine zum Dinghy zurück, da sie sich Sorgen machten, es könnte geklaut werden, nachdem wir eine Vermisstenmeldung eines Fahrrades gesehen haben. Jetzt wiederum machte sich Klaus Sorgen, da unsere Kinder ganz alleine auf einer fremden Insel unterwegs sind. Ich lachte ihn aus, aber als wir später am Dinghy ankamen und von den Kindern weit und breit keine Spur war machte ich mir Sorgen. Klaus ging sie suchen, derweil ich beim Dinghy wartete und wenig später kam er auch schon wieder mit den Kindern zurück. Er hatte sie beim Ameisenbeobachten gefunden. Froh, alle wieder beinander zu sein, fuhren wir im Sonnenuntergang zu unserem schönen Schiff zurück und genossen den obligatorischen Sundowner.