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17.03.2012 Von Punta Limones bis Cayo Algodon

Vor der Punta Limones haben wir einen Tag geankert. Nicht weil die Küste so atemberaubend schön war, auch wenn die üppige leuchtend grüne dschungelartige Uferbewachsung, ein Mix aus Mangroven, Büschen und Bäumen sowie zahlreichen hohen Palmen, uns besser gefallen hat, als die braune karge Gebirgslandschaft im Südosten. Ein Tag Pause tat uns allen richtig gut: Helena und Kolja haben tüchtig für die Schule gearbeitet, Anita konnte ihre leichte Erkältung auskurieren und ich mich von 11/2 Tagen Segeln ausruhen. Kolja hat mit viel Elan sein siebtes Schuljahr begonnen. Ich hatte mir schon lange nachmittags kein Buch mehr geschnappt, mich ins Trampolin gelegt um bei der Lektüre einzudösen: ein wundervoller Nachmittag! Ansonsten war es ein ganz normaler Bordtag: Anita hat zwei Maschinen Wäsche gewaschen, Ich habe ein paar kleine Reparaturen vorgenommen… Abends gab es Helenas und Koljas Lieblingsgericht: angebratenen Schinken Nudeln mit Ketchup und Salat: eigentlich weigere ich mich ja so ein „Junkfood“ zu kochen aber ab und zu… Am Donnerstag sind wir dann von Cayo Limones bis zum Cayo Granada gesegelt. 6:00 Uhr aufstehen, Wetter abrufen, einen starken Kaffee trinken und los geht’s. Was für ein Unterschied zu Vorgestern! Den ganzen Tag über angenehmes Segeln bei kaum Welle und achterlichen Winden bis Mittag um 11kn dann schwächelnd. Wie froh sind wir bei diesen Schwachwindverhältnissen unseren Gennaker zu haben, den Kolja und ich zusammen mit dem Groß setzen. Dank 260m2 segeln wir zuerst mit 8kn, später nur noch 6kn. Unterwegs sehen wir kaum andere Boote und Segler. Zwei kubanischen Fischern winken wir zu, ca. 20sm von der Küste entfernt in einem winzigen max. 3m langen Holz Kahn ohne Motor. Was für ein beschwerliches Leben, außer einem langen anstrengenden Tag auf See, auch noch die Strecke hin und zurück rudern zu müssen! Am Funk hören wir zwei weitere deutsche Segler aus Hamburg und Kiel sowie ein Paar aus Holland. Wir kommen gegen 16:00 Uhr am Pass durchs Riff von Cayo Granada an. Leider ist die Einfahrt wie auch die Ankerbucht von Cayo Granada nicht detailliert in unseren elektronischen Navionics C-Map Karten vermerkt, so dass wir auf „Cuba, A Cruising Guide“ von Nigel Calder zurückgreifen. Im Pass ankert bereits der Holländische Segler und wir versuchen unser Ankerglück in der Lagune. Von den hunderten Ankermanövern in den letzten Jahren hat unser Delta Anker, von ganz wenigen Ausnahmen einmal angesehen, immer beim ersten Versuch guten Halt gefunden. Nicht hier: der dünne und weiche Schlickboden in 7m Wassertiefe bietet nur wenig Halt und nach drei glücklosen Versuchen ankern wir auch im Pass direkt hinter den holländischen Seglern. Nach einem gemütlichen Ankermanöverdrink (Tu-Kola für die Crew, ein Bucanero Starkbier für den Käpt’n) – den haben wir vier uns heute redlich verdient – entsalzen wir die Pacific High, räumen etwas auf, kontrollieren das Motor- und Saildrive- Öl, und fahren zu einem kurzen „Hallo“ zu unseren Ankernachbarn. Zum Abendessen gibt es Thai Curry mit Schweinefilet und kleinen kubanischen Paprika. Die Winde hier an der Südküste Kubas sind wie aus Helena und Koljas Schulbuch. Wir hatten letztes Jahr im Schulunterricht die Entstehung von Wind, Druckunterschieden, Hoch- und Tiefdruckgebieten durchgenommen. Dies wurde am Fallbeispiel von Küstenwinden erklärt. Tagsüber erwärmt die Sonne die Landregionen (in unserem Fall Kuba) schneller und stärker als das umliegende Meer. Die heiße Luft steigt auf und erzeugt so eine Sog der leichte Winde bis 10kn vom Meer Richtung Festland entstehen lässt. Man kann dies auch am Barometer ablesen: um 8:00 Uhr haben wir 1016 hPa, gegen Mittag nur noch 1011 hPa. Nach Sonnenuntergang (an unseren aktuellen Ankerplätzen um 19:00 Uhr) dreht sich das Ganze um (das Land kühlt schneller ab als das Meer) und wir haben die ganze Nacht über Landwinde bis 25kn. Auch das Barometer steigt wieder auf seinen Ursprungswert. Eine tolle Möglichkeit für die beiden ihr gelerntes Wissen in der Praxis bestätigt zu sehen. Am nächsten Morgen stehen wir wieder früh auf und setzten noch vor sieben Uhr die Segel um den günstigen Landwind, der schon die ganze Nacht über geweht hat auszunutzen. Erst segeln wir 60 Grad am (scheinbaren) Wind (27kn), dann fallen wir um 40 Grad nach Backbord ab haben achterliche Winde die sich auf 11kn (scheinbar) abschwächen. Die ganze Zeit laufen wir um die 10kn empfinden die Geschwindigkeit aber ganz unterschiedlich: gegen den Wind empfanden wir die Geschwindigkeit als sehr schnell, mit dem Wind als Schneckentempo: so kann man sich täuschen! Wir sind jetzt mitten in den „Jardines de la Reina“, den Gärten der Königin und segeln durch die beiden Kanäle „Canal de Rancho Viejo“ und „Canal del Pingue“. Wir empfinden es als ein anspruchsvolles Segelrevier. Überall wimmelt es von Riffen, Untiefen, Inseln und Mangrovenwäldern. Dank moderner Technik wie GPS und Chartplotter ist dies aber gut zu bewältigen. Ich versetze mich im Geiste in die Lage der vielen Piraten die hier in diesen untiefen Gewässern Schutz gesucht haben. Wie schwer muss vor einigen Jahrhunderten hier die Navigation gewesen sein und wie kostbar das Wissen um die wenigen sicheren Passagen durch dieses Labyrinth an Riffen und Mangroveninseln. Wir erfreuen uns an dem schnellen Gleiten durch die schmalen aber tiefen Kanäle. Manchmal sind es nur 20m an einem Mangrovengürtel oder einem Unterwasser Riff entlang aber mit 10m bis 15m Wasser unter den Kielen. Das Gefühl im Notfall, zum Beispiel bei einem plötzlichen Windrichtungswechsel, einfach die Motoren starten zu können gibt uns Sicherheit auch da hatten es die Segler früher viel schwerer. Nach der Passage durch die Kanäle hatten wir eigentlich geplant entweder zum Cayo Chocolate (38sm) oder zum Cayo Cuervo (55sm) zu segeln. Die achterlichen schwachen Winde diktieren uns aber einen nördlicheren Kurs zum Cayo Aldogon (48sm) das von unserem Cruising Guide in höchsten Tönen gelobt wird: traumhafte Strände, tolle Riffe mit vielen bunten Fischen und ein rundum geschützter Ankerplatz. Bei nur 7kn achterlichen Winden schleichen wir mit 5 kn dahin. Dies auch nur Dank Gennaker und Groß, aber immer noch besser als die zwei deutschen Segler (Monohulls, haben schon die Segel eingeholt) die wir überholen. Erst die letzte Stunde müssen auch wir, bei völliger Windstille, motoren. Die Einfahrt in die Mangrovenbucht von Cyayo Algodon ist aufregend aber eigentlich unspektakulär, da unsere elektronischen Karten wieder einmal zu ungenau sind. Wir ankern neben einem kanadischen Segler der uns kurz darauf freundlich besuchen kommt, später treffen noch die beiden deutschen Segler ein. Abends gibt es die zweite Hälfte vom Thai Curry mit mehr Kokosnuss Milch verdünnt, der Crew war es gestern zu scharf…

Noch ein Nachtrag: vor einigen Tagen haben Helena, Kolja und ich, während dem Segeln vor der kubanischen Südost Küste, kurz vor Sonnenuntergang unseren ersten Pottwal gesehen. Er tauchte ca. 200m neben der Pacific High auf und blieb ca. eine Minute an der Oberfläche um zu atmen und tauchte dann wieder in die Tiefen des karibischen Meeres hinab (hier vor Kuba bis 7200m tief). Wir konnten genau seinen Blas beim ausatmen der Luft erkennen und seinen eckigen Kopf. Der Wal war deutlich länger als die Pacific High, ich habe ihn auf 25m geschätzt.

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14.03.2012 Segeln von Santiago zur Punta Limones

Unser letzter Morgen in der Marina Santiago de Cuba begann noch einmal aufregend. Anita fühlt sich seit gestern Abend ein wenig krank, Sie hat vor allem Halsweh. Ich bin um 6:00 Uhr aufgestanden, Wetter per SSB heruntergeladen und überprüft, noch ein paar Geschenke (Spielsachen die Helena und Kolja nicht mehr brauchen) verteilt, Peter von der Dancing Brave das geliehene Geld und ein Buch „Lexus and the Olive Tree“ zurück gegeben, von Arthur und Mamiko verabschiedet, bei Norberto die Marina Rechnung bezahlt. Der Strom war wieder einmal weg und so musste er den Manager fragen, um den Generator zu starten, damit ich mit meiner Kreditkarte bezahlen konnte. Dann warten auf die Immigration wegen der Visa, auschecken beim Zoll (wir bekommen unser Despacio (Cruising License für Kuba) das wir im nächsten Hafen oder bei Kontrollen vorzeigen müssen. Danach erfolgt die Kontrolle der Pacific High mit (nur) zwei Mann, die eher halbherzig einmal in jeden Raum hineinschauen und gegen 10:00 Uhr können wir endlich ablegen. Norberto ist mit drei Mann zur Stelle damit wir auch keine Kratzer von dem Beton Steg mit seinen vielen hervorstehenden Nägeln und Drähten bekommen. Wir verabschieden uns sehr herzlich mit vielen Umarmungen und guten Wünschen von Norberto und erhalten einen weiteren netten Gruß via UKW Funks als wir zum Hafen hinausgesegelt sind: ein riesen Dank und Lob an dieser Stelle an Norberto! Wir haben zunächst wenig Wind aus SW erst 12kn dann unter 10kn aber angenehmes Segeln mit Wind und Wellen von achtern. Wir laufen Anfangs 7kn, werden dann langsamer um gegen Abend mit 4,5kn bis 5kn Fahrt zu schleichen. Die beiden französischen Segler die mit uns zusammen ausgelaufen sind haben segeln ungefähr unser Tempo, allerdings nachts ohne jegliche Beleuchtung und sind auch auf dem Radar kaum auszumachen. Besonders als gegen 22:00 Uhr auf dem Radar eine Regen-Gewitterwolke auf 45 Grad Steuerbord auftaucht. Es blitzt auch ein paar mal, ich weiche 20 Grad nach Bbord aus und gehe eine Stunde später wieder auf Kurs. Die Wolke ist schneller als unsere gemächlichen 4,5kn. Nach Mitternacht hat sich die Gewitterwolke aufgelöst und der helle Mond erleuchtet die See bis zum Sonnenaufgang. Die Windrichtung wechselt häufig: einige Segelmanöver sind angesagt. Anita liegt leider immer noch krank im Bett und ich habe die ganze Nachtwache für mich. Um 6:15 Uhr übernehmen Helena u. Kolja die Wache und ich schlafe knapp drei Stunden bis 9:00 Uhr. Da sind wir am Cabo Cruz. Je nach Windverhältnissen wollte ich hier ankern oder weitersegeln. Nachdem wir die Landabdeckung verlassen haben frischt der Wind zum ersten mal auf (15kn) und wir können 45Grad am Wind direkt Kurs Richtung Jardines de la Reina laufen. Leider haben wir eine Stunde später 27kn bis 30kn Wind (AWS) auf die Nase und eine steile 3m Welle. Kolja segelt die ganze Zeit mit mir auf der Fly. Gegen drei Uhr Nachmittags würden wir bei jetzigem Kurs auf die Ausläufer der Jardines stoßen, Es erscheint mir zu riskant dort durch mit unbekannte Riffe und schmale flache Inselpassagen bei diesen Windverhältnissen zu segeln. Außerdem müssen wir dort einen neuen Kurs setzen genau gegen den Wind anbolzen: was für eine Welle werden wir haben? Vielleicht bieten die Inseln und RIffe ja Schutz, vielleicht bekommen wir aber auch die volle Härte von Wind und Wellen zu spüren… Ich beschließe beizudrehen: Kolja und ich fahren eine Wende gegen den Wind und setzen Kurs aufs Festland. Das tut weh: anstatt um 16:00 Uhr auf der anderen Seite des “Golfo de Guacanaybo” zu sein ankern wir kurz nach 13:00 Uhr vor dem Festland und verlieren knapp 50sm Strecke! Unsere Ankerbucht vor dem Cabo Limones ist ruhig. Wir haben einen sehr guten Ankergrund in 5m Wassertiefe. Die Landschaft am Ufer ist endlich grün und flach, nicht braun und karg wie im Südwesten mit seinen hohen Bergen. Das Ufer ist teilweise Mangroven gesäumt, wir sehen aber auch verschiedene schöne hohe Plamen, Bäume und Büsche. Wenige ärmliche Holzhäuser und Hütten stehen am Ufer und nachts brennen nur einzelne Straßenlaternen. Die Pacific High schaut fürchterlich aus ein Mix aus gelben Phosphor von der Zementfabrik, schwarzen Ruß und giftgrünen Ich-weiß-nicht-Was bedeckt unser gesamtes Schiff. Es scheint mit der Zeit immer schlimmer zu werden. Wir spritzen die Pacific High erst einmal intensiv mit Salzwasser ab, schrubben sie dann einmal komplett mit dem “kubanischen Toilettenreiniger” runter der uns als Spezial Mittel gegen diese Verschmutzungen verkauft wurde (stinkt aggressiv und ich bekomme starke Kopfschmerzen). Dann wieder intensiv mit Salzwasser abspülen, noch einmal mit normalen Bootsreiniger komplett abschrubben und dann mit Süßwasser (der Generator läuft die ganze Zeit und der Watermaker 700l. Frischwasser produziert) komplett runterwaschen. Zum Abendessen gibt es gebratene Hühnerbrust und NY Strip Steak, Kartoffelpüree an Carolina Gravy Sauce und einen Gurken-Radieschen-Tunfisch-Salat. Dazu eine Folge Knight Rider die uns teilweise irrwitzig komisch vorkommt. Ein paar Fischer rudern in winzigen Holzbooten an der Pacific High vorbei und winken freundlich. Bald nach Sonnenuntergang sind wir alle in den Kojen und schlafen nach einer kurzen Bettlektüre bald ein.

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11.03.2012 Santiago de Cuba II

Wir sind jetzt bereits fünf Tage in Santiago de Cuba und unser Aufenthalt neigt sich dem Ende entgegen. Ab Montag Morgen wollen wir, in gemütlichen Tagesschlägen, weiter nach Cienfuegos segeln. Unsere Eindrücke und Erlebnisse in der zweitgrößten Stadt Kubas sind zwiegespalten: auf der einen Seite das freundliche, lebensfrohe quirlige und hilfsbereite Kuba, auf der anderen Seite die fehlende Freiheit die überall zu spüren ist, der Mangel an Allem was nicht absolut lebensnotwendig ist und die Verwahrlosung des Landes. Hier einige Eindrücke der letzten Tage:

Abenteuer Bus- und Taxi- fahren Die Marina von Santiago de Cuba liegt ca. 12km außerhalb der Stadt (ein böser Schelm der dahinter die Absicht vermutet uns Segler von der kubanischen Bevölkerung zu trennen). Man kann die Strecke entweder mit dem Bus (für uns vier ca. 20 Peso oder ein CUC) oder mit dem Taxi (ca. 6 bis 10 CUC je nach Anzahl der Passagiere und Verhandlungsgeschick) zurücklegen. Meistens fahren wir mit dem Bus in die Stadt und dann mit den Einkäufen mit dem Taxi wieder zurück. Das Busfahrpläne in den meisten Karibik Inseln nicht genau eingehalten werden ist für uns normal, aber hier in Kuba wird das Auf-den-Bus-Warten schon auf die Spitze getrieben: im Allgemeinen kommt ein Bus ca. alle 1 ½ Stunden, manchmal auch erst nach drei Stunden, manchmal gar nicht. Man wartet also im Schatten der Bäume, hält ein Schwätzchen mit anderen Seglern, oder Einheimischen und harrt der Dinge die da kommen… Taxi fahren in den uralt Oldtimern ist immer ein Abenteuer das besonders die Kinder mögen. Manche sind recht gepflegt (so gut es halt geht), bei anderen fragt man sich voller Sorge ob es der Motor noch bis zur nächsten Straßenecke schafft. Gleich ist allen Taxifahrern der Stolz auf ihr eigenes Fahrzeug und die Liebe und Vorsicht mit der sie es behandeln.

Die Geschichte vom Eiscafé: Von anderen Seglern empfohlen haben wir dieses Eiscafé in der Nähe des Hafens gesucht. Was gibt es schöneres als ein kühles Eis bei über 30 Grad im Schatten. Die Eisdiele, in einem großen Innenhof gelegen, macht auch für europäische Verhältnisse erst einmal einen guten Eindruck. In einer fast parkähnlichen Bepflanzung sitz man luftig im Schatten einer Art Zelt Bedachung. Das Eiscafé ist groß, um uns herum sitzen mindestens 50 Kubaner und genießen eine kalte Erfrischung. Es gibt haufenweise Bedienungen die in einem adretten rot-weißen Outfit um die Tische herumwuseln. Eine stämmige Kubanerin bringt uns die Eis Karte und wartet ungeduldig auf unsere Bestellung. Helena und Kolja sind eher von der einfachen Sorte: sie mögen einfach ein paar Kugeln Vanille- oder Zitronen- Eis und nicht die eines der vielen bunten abgebildeten Eisbecher. Auch in meinem charmantesten spanisch ist da nichts bei unserer Kellnerin zu erreichen. Sie zeigt bestimmt auf die Karte: dort sollen wir auswählen. Na gut, wir zeigen sicherheitshalber auf die Eisbecher die wir mögen und bestellen noch vier Glas von der kubanischen Tu-Kola (schmeckt übrigens unseren Kindern nicht schlecht) die auf der letzten Seite abgebildet ist. Es dauert recht lange bis uns unsere Bestellung serviert wird und während wir uns unterhalten, fällt Kolja plötzlich auf das an allen anderen Tischen nur Schokoladeneis gegessen wird. Da naht auch schon unsere Bestellung: 2 Kugeln Schokoeis, 4 Kugeln, 5 Kugeln und 7 Kugeln Schokoladeneis mit jeweils einem Klacks flüssiger Sahne und zwei gelben Waffeln. Getränke gibt es nicht und wie wir in den darauffolgenden Tagen feststellen gibt es auch in anderen Eisdielen rund um Santiago de Cuba nur Schokoladeneis!

Kubanische Musik: Wir haben es schon in einem anderen Blogeintrag erwähnt aber besonders am Samstag Nachmittag und Abend haben wir viele Musikanten in den Seitenstraßen, Innenhöfen oder kleinen Cabarets angetroffen. Manchmal ist es ein einzelner Gitarrist, dann wieder eine ganze Combo mit fünf bis 10 Musikern. Besonders gefallen hat uns ein Trio bestehend aus einem Gitarristen einem Schlagzeuger und einer Sängerin. Die ältere Dame hatte eine wundervolle Stimme und sang die melancholischen kubanischen Lieder mit solch einer Inbrunst und Hingabe dass man unweigerlich in ihren Bann gezogen wurde.

Ausflug zur Gramma Insel: Zusammen mit unseren Freunden machen wir zu acht einen Ausflug zur Gramma Insel die direkt vor uns mitten in der Bucht von Santiago liegt. Wir dürfen dort nicht mit dem eigenen Dinghi hinfahren (genau genommen dürfen wir hier nirgendswo mit dem Dinghi hinfahren), können aber die kleine Touristenfähre als Marina Lieger kostenlos nutzen. Die Fähre bringt uns direkt zum einzigen, völlig überteuerten, Touri-Lokal auf der Insel. Gar nicht so leicht den Ausgang zu finden, aber wir schaffen es doch. Der Spaziergang über die Insel gefällt mir eigentlich ganz gut auch wenn man von dem Glanz dieses ehemaligen Refugiums reicher Kubaner kaum noch etwas spüren kann. Einzelne bunt bemalte alte Häuser stehen zwischen den vielen halbverfallenen Holzhütten. Die ganze Insel versprüht einen morbiden Charme, der auch etwas faszinierendes an sich hat. Es ist Sonntag, auch viele Kubaner sind zum Freizeitspaß auf die Insel gekommen, natürlich mit einer anderen Fähre als wir. Es ist heiß und in einem kleinen Café trinken wir etwas und Mamiko bestellt sich einen Eisbecher: Schokoladeneis! Wir lernen noch Jorge und Milan, einen jungen Fischer, kennen die uns gerne zu einem guten Lokal oder zu einem Zigarrenverkäufer führen möchten. Aber wir haben keinen Hunger und rauchen tun wir auch nicht, also wird nichts aus diesem Geschäft…

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09.03.2012 Santiago de Cuba

Gut ausgeschlafen wachen wir nach einer ruhigen Nacht in der Marina Santiago de Cuba auf. Es ist schon lustig wie schnell sich die Ansprüche reduzieren: wir sind glücklich an diesem im Bau befindlichen, dreckigen Betonsteg ohne Wasser und Strom zu liegen und nicht, wie so mancher andere Segler, auf dem schlechten Ankergrund immer wieder zu slippen und sich alle paar Stunden verlegen zu müssen. Es gibt scheinbar ein paar Ankerplätze tiefer in der Bucht, die besseren Halt bieten, aber dort ist Ankern verboten, weil der Zoll uns „gefährliche ausländische Segler“ dort nicht direkt im Blickfeld hat und wir nicht voll und ganz unter seiner Kontrolle sind. Besonders ungerecht an der Sache ist, dass man hier in Santiago de Cuba auch für das Ankern zahlen muss: 0,20 CUC pro Fuss, während wir am Steg 0,45 CUC berappen müssen. Da es tagsüber doch recht heiß wird (über 30 Grad) beginnen Helena und Kolja früh mit der Schule. Derweil bearbeiten Anita und ich mit Hammer und Kneifzange etliche Nägel und spitze Drähte die aus dem Steg herausragen um zu verhindern, dass unsere Fender durchlöchert werden und platzen. Auch haben wir leider einen ersten Kratzer im Gelcoat ab bekommen… Gegen 11:00 Uhr fahren wir mit dem Bus in die Altstadt von Santiago de Cuba die ca. 12km von der Marina entfernt ist. Was uns im Bus auffällt sind Jugendliche, die spontan ihren Sitzplätz älteren Passagieren oder Frauen mit Kindern anbieten. Dank der vielen Ratschläge und Tipps der anderen Segler wissen wir wo wir aussteigen müssen und finden uns auch gut zurecht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Anzahl der Sehenswürdigkeiten sehr überschaubar ist. Das einzige wirklich renovierte und neu gestrichene Gebäude ist die Bezirksverwaltung (Palacio Provincal). Viele andere ehemaligen Prunkgebäude wie die Kathedrale, das Bacardi Museum oder das Hotel Casa Granda sind nicht mehr als Schatten dieser ehemals blühenden und grandiosen Stadt. Viele andere Gebäude, wie zum Beispiel das Hotel Imperial, sind nur noch Ruinen oder warten als entkernte, brüchige Fassaden auf ihren endgültigen Zerfall. Ganz im Kontrast dazu fällt die Kleidung der Kubaner uns positiv auf: sie sind sehr gut, sauber und ordentlich gekleidet – teilweise mit der neuesten amerikanischen Mode. Designer T-Shirts (von Guess) mit Aufdrucken wie Surf Malibu Beach, New York, enge Jeans und auch modische Accessoires sind keine Seltenheit. Wir werden sehr freundlich empfangen, es wird gewunken, gelacht und hinter unserem Rücken auch nette Kommentare über uns ausgetauscht. Ich hole mein völlig eingerostetes Spanisch wieder hervor und genieße es mich mit vielen freundlichen, spontanen Bekanntschaften zu unterhalten. Überall spielt Musik, oft aus Lautsprechern, aber an vielen Plätzen ist es auch eine ganze Combo die live musiziert. Wir erleben ein lebensfrohes, quirliges Treiben rund um die beiden Hauptplätze im Zentrum der Stadt. Nach einigen Stunden herumlaufen in dieser trockenen Hitze bekommen wir doch mächtig Durst und Hunger. Zuerst versuchen wir unser Glück in einigen Restaurants, die uns aber touristisch anmuten und in Anbetracht der Qualität der Speisen auch nicht billig sind (8 – 12 CUC für ein Hauptgericht, 1,5 bis 2,5 CUC für ein Getränk, für uns vier ca. 70 CUC gut 55 EUR für ein mittelmäßiges Mittagessen). Wir suchen weiter und werden, in einer belebten Seitenstraße, auf eine großen Gruppe Kubaner aufmerksam, die vor einer Tür Schlange steht. Irgendwo hängt ein kleines buntes Schild mit der verheißungsvollen Aufschrift: Pizza. Ich frage den Türsteher wie lange es dauert wenn wir uns in der Schlange anstellen. Hilfsbereit und freundlich nimmt er uns beiseite und führt uns zu einem Nebeneingang, der zu einer Bar führt, die Teil des „italienischen Restaurants ist“. Wir bekommen gleich zwei nette kleine Tische zugewiesen, auf denen innerhalb von wenigen Minuten der Barkeeper uns drei eiskalte Cola (aus Kuba) und ein frisches Bier gezaubert hat. Dazu bestellen wir vier Pizza, die zwar nicht atemberaubend, aber ganz OK sind. Erst jetzt fällt uns auf, dass wir die einzigen Touristen in dem Lokal sind. Wir freunden uns mit dem Barkeeper und besonders mit unseren Tischnachbarn an. Lawrence ist ein älterer Maler mit charismatischem Gesicht. Während er gemütlich an seinem Minz-Likör nippt erzählt er uns von seiner Malerei, seiner Familie und seinem Leben. Stolz zeigt er uns Fotos von seiner Familie, seinem Atelier und seinen Bildern. Ein paar Colas, Biere und Minz-Liköre später verabschieden wir uns von einem gebildeten und stolzen Kubaner, der wohl die Entbehrungen, die im sein Land auferlegt kennt, aber der seinen Lebensmut und seine Lebensfreude nie verloren hat. Wir laufen weiter durch Santiago de Cuba Richtung Hafen, nehmen aber einen Umweg durch einfache Wohnviertel. Wir erleben einfachste Lebensverhältnisse, die Häuser scheinen seit Generationen keinen neuen Anstrich, Verputz oder eine Renovierung irgendwelcher Art gesehen zu haben. Wir erreichen den Hafen von Santiago. Am Pier hat ein kleines Kreuzfahrtschiff festgemacht und einige Handelsschiffe liegen vor Anker. Am nahegelegenen Markt, es gibt ca. 20 Marktstände die alle genau das gleiche Gemüse verkaufen. Wir erstehen noch ein paar Gurken und Tomaten bevor wir zurück zur Marina fahren. Wir werden zwar etwas über den Tisch gezogen, zahlen aber gerne den überhöhten Preis, da es sich für uns um Cent Beträge handelt. Für den Rückweg wählen wir eines der alten kubanischen Taxis: einen amerikanischen Chevrolet von 1954! Der Wagen ist der ganze Stolz von Isidiro unserem Taxista und auch Helena und Kolja sind ganz begeistert in diesem Oldtimer zu fahren. „… der ist ja 10 Jahre älter als Papa!“ staunen sie. Ich bin beeindruckt wie gekonnt Isidiro diese uralt Technik ´beherrscht und wie geschmeidig wir durch den wenigen Verkehr von Santiago gleiten. Besonders der Anlasser funktioniert tadellos: immer wenn es abschüssig ist, schaltet Isidiro den Motor aus um Sprit zu sparen. An einer Straßenkreuzung verkauft ein älterer Herr Radieschen direkt aus einer Schubkarre, ich bitte Isidiro kurz anzuhalten, springe aus dem Wagen und erstehe zwei Bunt davon. Unser Taxista nickt lachend. „Como un Kubano!“ meint er anerkennend: wenn man etwas Frisches sieht muss man es gleich mitnehmen, wer weiß ob es Morgen noch etwas gibt. An der Marina angekommen zahle ich Isidiro den vollen Fahrpreis und nicht den heruntergehandelten. Seine Familie braucht die zwei Euro Differenz bestimmt nötiger als wir. Zurück auf der Pacific High ruhen wir uns erst einmal von dem langen heißen Besichtigungstag aus, bevor uns Peter, Kay, Arthur und Mamiko besuchen. Es wird ein langer geselliger Abend!

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07.03.2012 Segeln von den Bahamas nach Kuba

Wir stehen um 6:00 Uhr auf und kontrollieren bei einer Tasse Kaffee zum letzten Mal das Wetter. Die Windvorhersage auf Passage Weather und MaxSea hat sich noch etwas verschärft: es sind 20kn – 25kn aus NO bis zur Ostküste von Kuba vorhergesagt, dann sollen Wind und Wellen abnehmen (Windschatten durch dir kubanischen Berge). Anita und ich diskutieren noch einmal hin und her ob wir den Sprung bei diesen Starkwinden wagen sollen und gehen um kurz nach 8:00 Uhr Anker auf: noch eine Woche, oder länger, wollen wir nicht hier in Iguana hängen bleiben. Wir setzen Groß und Fock gleich ins 2te Reff – was sich noch als eine weise Entscheidung herausstellen soll. Zuerst wird unser Mut, bei diesen Winden nach Kuba zu segeln belohnt, wir haben die vorhergesagten kräftigen Winde und Wellen aber eine nicht zu wilde Überfahrt. Der Wind kommt aus achterlichen Richtungen (NO bzw. 120 bis 150 Grad) zuerst mit gut 20kn, dann aber bald um 30kn. Einige Squalls ziehen über uns hinweg – teilweise mit heftigem Regen – und bringen die ersten 35kn Böen. Es baut sich eine 4m Welle auf, aber von hinten und ist somit nicht zu unangenehm. Wir segeln durchschnittlich mit 10kn, haben öfters Surfs mit 15kn bis 16kn. Rund um Kubas Ostküste steigert sich der Wind auf 35kn bis 40kn und bleibt auch nachdem wir eine Halse gefahren haben und jetzt einen westlichen Kurs entlang der kubanischen Südküste segeln dauernd über 30kn. Wo bleibt der versprochene Windschatte<<<<<

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06.03.2012 Abschied von den Bahamas

In den letzten Tagen haben wir die südöstlichen Inseln der Bahamas bereist. Von Crooked Island segelten wir via Acklins Island nach Great Inagua. Es waren unangenehme Seemeilen gegen Wind und Welle die wir uns nach Südosten vorangekämpft haben. Eigentlich unfreiwillig, denn wir hatten einige Zwischenstopps geplant. Das Wetter und ungünstige Ankerplätze haben aber anders entschieden und uns bewogen schneller weiter zu segeln. Seit gestern Morgen ankern wir vor Matthew Town / Great Inagua, der südöstlichsten Insel der Bahamas. Die Inseln südöstlich von George Town / Exumas werden von Seglern kaum besucht und machen einen ärmlichen, ja fast trostlosen, Eindruck. Die Menschen sind sehr freundlich, so auch gestern im Immigration und Customs Office in Matthew Town bei unserer Ausklarierung. Seit George Town haben wir keinen Laden gefunden der irgendwelche frischen Lebensmittel hätte: keine Milchprodukte, kein Obst und kein Gemüse… das Versorgungsschiff war noch nicht da. Wir fragen uns oft, wenn wir durch die kleinen Ortschaften spazieren was die Leute hier noch hält und womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen?

Vielleicht ist das ja eine gute Einstimmung für Kuba. Wir werden gleich Anker auf gehen und den Sprung trotz schlechter Wettervorhersagen wagen. Wir haben bereits Winde um 22kn am Ankerplatz und es sollen unterwegs um die 30kn werden. Hoffentlich wird es in der Meeresenge zwischen Haiti und Kuba nicht zu heftig. Wenn alles glatt geht sollten wir heute Nacht an Guantanamo vorbeisegeln und Morgen früh in Santiago de Cuba einlaufen. Da in Kuba praktisch kein Internet funktioniert werden wir versuchen unser Blog so gut wie möglich via SSB / Funk aufrecht zu erhalten…

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3.3.2012 Hadern mit dem Wind

Helena hat zur Zeit einen „guten Lauf“ in der Schule und war schon gestern (Freitag) mit ihrem Unterrichtsstoff fertig. Somit hatte sie ein langes Wochenende vor sich (Samstag und Sonntag Schulfrei). Sie kündigte schon gestern Abend lautstark an, dass wir sie nicht vor 12:00 Uhr wecken sollten, da sie ausschlafen wolle. Gerne, denn sie hat ihr neues 9tes Schuljahr wirklich stark begonnen und war fleißig. Alleine im Fach Mathematik hat sie diese Woche 17! (siebzehn) Seiten Din A4 dicht vollgeschrieben um ihre Aufgaben zu lösen. Kolja musste leider genau in diesem Fach noch ran und hatte bis 14:00 Uhr gut zu tun…

Wir ankern immer noch vor Crooked Island im Schwell haben aber wenigstens einen guten Internetzugang. Bei der Wahl zwischen einem geschützteren Ankerplatz ohne Schwell oder diesem mit Internet entschied sich der Familienrat einstimmig fürs Internet.

Wir würden gerne weitersegeln, hadern aber seit Tagen mit dem Wind. Es macht einfach keinen Spaß gegen 25kn Wind aus SO anzukreuzen und so warten wir lieber ab. Überhaupt ist die aktuelle ungünstige Wetterkonstellation wieder einmal typisch für uns: seitdem wir Anfang des Jahres in die Bahamas gesegelt sind beobachte ich das lokale Wetter: es wird von Winden aus NO bis O um 15kn bestimmt die von einem Norder unterbrochen werden der mit Winden von 20kn bis 25n aus NO in 2 Tagen durchzieht. Schon seit Tagen haben wir unübliche Winde aus SO um 25kn und Mitte nächste Wiche soll ein Norder mit 30kn bis 35kn durchziehen. Um unsere nächsten Ziele Great Inagua (Bahamas) und Santiago de Cuba (Kuba) zu erreichen müssen wir in südöstlicher Richtung segeln. Bei den „normalerweise“ vorherrschenden Winde aus NO bis O auch möglich wenngleich nicht angenehm wie in den letzten Tagen. Wir werden versuchen uns in den nächsten Tagen bis nach Inagua durchzuschlagen und dort den Sturm abwettern bevor wir zur Passage zwischen Haiti und Kuba (an Guantanamo vorbei) aufbrechen.

Heute Nachmittag haben Kolja und ich noch unser erstes Reff von halbautomatisch auf manuell umgerüstet (oder sagt man von automatisch auf halbautomatisch?). Auf jeden Fall müssen wir jetzt manuell das Vorliek des Großsegel am Mast einhaken und können über die Reffleine das Achterliek besser trimmen.

Zum Sonnenuntergang haben Helena, Anita und ich im Cockpit eine Buchbesprechung abgehalten. Angeregt durch unsere Freunde der Familie Spring aus Newport haben wir alle drei die Trilogie „The Hunger Games“ gelesen (in englisch). Während wir von dem ersten Teil begeistert waren, fanden wir die beiden Folgebände zu brutal und auch moralisch teilweise fragwürdig. Es ist aber toll sich gemeinsam über das Gelesene auszutauschen. Zum Abschluß spielten wir noch einige Runden UNO… es ist wie verhext: Kolja gewinnt (fast) immer während ich ein einziges Mal gewinnen durfte und auch nur weil die anderen mich haben gewinnen lassen!

 

 

 

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29.02.2012 Segeln von Conception Island über Rum Cay nach Crooked Island

Irgendwie habe ich es heute morgen geschafft um 6:20 aufzustehen, mir einen starken Kaffee zu kochen und den Wetterbericht für die Bahamas von Chris Parker auf SSB / Kurzwelle 4045Khz mitzuhören. Warum zum Teufel muss das nur so früh sein!? Im groben verändert sich das Wetter die nächsten Tage nicht sehr. Die aktuelle Großwetterlage ist stabil mit Wind aus östlichen Richtungen um 15kn. Kommendes Wochenende sagt Chris aber wieder einen „Norder“ voraus der es diesmal in sich hat: Wind aus NO von 30kn plus und ein dementsprechender Wellengang. So schön Conception Island auch ist,  wir wollen nicht noch eine Woche oder länger hier verbringen, bis sich die Kaltfront wieder gelegt hat. Auch die Wetterdaten der GRIB-Files, die ich per Funkmodem downlade bestätigen die Aussagen von Chris. So überrede ich meine Crew noch heute Vormittag weiter zu segeln. Helena und Kolja haben schon fleißig um halb acht Uhr mit der Schule begonnen und haben schon einiges geschafft als wir aus der Bucht auslaufen. Das ist auch gut so, denn kaum haben wir das schützende Lee von Conception Island verlassen trifft uns der Ostwind mit Wellen von 3m bis 4m. Da macht auch auf unserem Kat die Schule keinen Spaß mehr. Die Pacific High stapft tapfer durch die Wellen aber die anfänglichen knapp 10kn Geschwindigkeit werden durch die Wellen auf 8kn reduziert. Wir segeln 40 Grad am scheinbaren Wind (55 Grad TRUE) und kommen mit unserem Kurs trotzdem nicht auf direktem Weg nach Rum Cay, unserem Ziel für Heute. Wir kreuzen vor der Westspitze von Rum Cay (zu recht Sandy Point genannt, sh. Fotos) gegen den Wind an und nutzen die verschiedenen Windwinkel – je nach dem wir uns nördlich oder südlich der Insel befinden – aus um möglichst viel Strecke gut zu machen. So werden aus den geplanten 19sm gut 29sm bis der Anker vor Rum Cay fällt. Nach Conception ist der Ankerplatz ist eine herbe Enttäuschung: der Strand und der Blick auf die Insel eher mittelmäßig und viel Schwell in der Bucht. Naja, wir wollen nicht undankbar sein, für eine Nacht haben wir zumindest einen sicheren Ankerplatz.

Am nächsten Morgen lichten wir den Anker, sobald es hell genug ist, um die vielen Korallenköpfe in der Bucht erkennen können. Koljas Hoffnung beim Segel setzen: „Heute haben wir weniger Wind als Gestern“ bestätigt sich leider nicht. Kaum haben wir den Schutz von Rum Cay hinter uns gelassen weht uns der Wind mit 25kn bis 30kn sogar noch kräftiger als gestern um die Nase. Mit Glück, oder dem richtigen Bauchgefühl hatten wir uns schon am Ankerplatz für das erste Reff entschieden. Unser Kurs (150 Grad) ist der gleiche wie Gestern, wieder 40 Grad am Wind, passt aber besser: wir sollten auf direktem Wege unser Ziel Crooked Island erreichen.Wieder stapfen wir hart durch die See, bei dem kräftigerem Wind zuerst mit 10kn dann haben wir 1kn Strömung gegen uns. Unser beiden Bugspitzen verschwinden oft in Gischt und Wasserfontänen und alle 5 Minuten erwischt uns eine besonders hohe Welle die bis zu uns auf die Flybridge spritzt. Besonders schön ist diese Segelei nicht aber man kann es sich nicht immer aussuchen. Morgen soll der Wind zwar schwächer sein aber aus Südost kommen und dann könnten wir nicht auf direktem Wege segeln sondern müssten wieder kreuzen und dann würden wir die 65sm Strecke nicht bei Tageslicht schaffen. Um so glücklicher sind wir als kurz vor 16:00 Uhr der Anker vor Crooked Island fällt – zumal wir keinen Schwell haben und die Insel wieder einen sehr schönen ersten Eindruck auf uns macht! Wir machen erst einmal Klar-Schiff und befreien die Pacific High von ihrer Salzkruste…

 

 

 

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27.02.2012 Conception Island – Babbies Bay

An unseren letzten beiden Tagen haben wir noch zwei Ausflüge / Wanderungen über die Insel gemacht. Steven und Elizabeth, die beiden netten Park Ranger, haben den Pfad entlang der Nordküste neu markiert – das wollten wir doch gleich einmal überprüfen. Wir wollten eigentlich unsere neue Freunde von der „Blue Note“, einer französischen Familie mit drei kleinen Kinder fragen ob sie die Wanderung mit uns machen wollen, aber als wir an ihrem Segelboot vorbeifuhren war ihr Dinghi nicht da. Wir trafen sie dann unterwegs – sie hatten die gleiche Idee gehabt und waren sich schon vor uns auf gebrochen. Der Weg ist abwechslungsreich und hat auch Helena und Kolja Spaß gemacht. Manchmal muss man an Seilen über Felsen klettern, dann läuft man wieder über weichen Sand eine kleine Bucht entlang um wenig später wieder an einer Klippe entlangzulaufen, 20m über den Wellen. Teilweise hat der letzte Hurricane den Weg schon sehr aus- und weggespült. Manchmal sind ganze Felsen bzw. Klippenteile weggebrochen: aber das hat den Spaziergang für unsere Kinder natürlich nur noch spannender gemacht. Unterwegs haben wir, wie gesagt, unsere Freunde getroffen und gemeinsam einen netten Sonnenuntergang an „unserem“ Strand erlebt…

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25.02.2012 West Bay – Conception Island (Schildkröten u. Delfine)

Wir wollen gerade unseren Ankerplatz verlegen um noch geschützter für die für Sonntag angekündigten Winde aus Nordost zu liegen als wir einen einzelnen Delfin sichten der direkt auf uns zu schwimmt. Helena und Kolja haben blitzschnell ihre Flossen und Masken an und springen ins Wasser. Gerade noch rechtzeitig, den der Delfin bleibt nur kurz, aber lang genug für einen tollen Schnappschuss den Kolja von ihm Unterwasser geschossen hat. Wir verlegen uns danach noch schnell und Kolja, der ja sowieso schon die Schnorchel Ausrüstung an hat schwimmt zu unserem Anker um ihn zu checken – alles OK. Gegen 11:00 Uhr fahren wir mit den Rangern, einer französischen Familie mit drei kleinen Kindern und noch zwei Seglern mit unseren Beibooten um die Insel. Wir folgen ihnen durch einen Cut ins Inselinnere wo sich eine große Mangroven Lagune befindet. Es ist ein tolles Erlebnis über die flachen und sandigen türkisblauen Wasserflächen im inneren der Insel zu fahren und im seichten, warmen und klarem Wasser zu schwimmen. Ich finde mehrere große Conch (Muscheln) die ich aber auf Anordnung von Anita nicht mitnehmen darf – wir sind ja im „Conception Island National Park“ einem maritimem Schutzgebiet. Steven und Elizabeth fangen einige kleine Wasserschildkröten, die vermessen, beringt und dann wieder freigelassen werden. Neben den vielen freilebenden Schildkröten sehen wir auch zwei große Rochen in der Lagune. Auf der Rückfahrt kurz vor dem Cut zum Meer machen wir noch einmal an einer malerischen Sandbank halt und finden dort … haufenweise Conch Muscheln, die alle leer sind und den bekannten Schnitt haben mit dem man das leckere Muschelfleisch aus der Muschel holt! Zurück in unserer Bucht verbringen wir den Nachmittag wieder im Wasser beziehungsweise am Strand…