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14.03.2012 Segeln von Santiago zur Punta Limones

Unser letzter Morgen in der Marina Santiago de Cuba begann noch einmal aufregend. Anita fühlt sich seit gestern Abend ein wenig krank, Sie hat vor allem Halsweh. Ich bin um 6:00 Uhr aufgestanden, Wetter per SSB heruntergeladen und überprüft, noch ein paar Geschenke (Spielsachen die Helena und Kolja nicht mehr brauchen) verteilt, Peter von der Dancing Brave das geliehene Geld und ein Buch „Lexus and the Olive Tree“ zurück gegeben, von Arthur und Mamiko verabschiedet, bei Norberto die Marina Rechnung bezahlt. Der Strom war wieder einmal weg und so musste er den Manager fragen, um den Generator zu starten, damit ich mit meiner Kreditkarte bezahlen konnte. Dann warten auf die Immigration wegen der Visa, auschecken beim Zoll (wir bekommen unser Despacio (Cruising License für Kuba) das wir im nächsten Hafen oder bei Kontrollen vorzeigen müssen. Danach erfolgt die Kontrolle der Pacific High mit (nur) zwei Mann, die eher halbherzig einmal in jeden Raum hineinschauen und gegen 10:00 Uhr können wir endlich ablegen. Norberto ist mit drei Mann zur Stelle damit wir auch keine Kratzer von dem Beton Steg mit seinen vielen hervorstehenden Nägeln und Drähten bekommen. Wir verabschieden uns sehr herzlich mit vielen Umarmungen und guten Wünschen von Norberto und erhalten einen weiteren netten Gruß via UKW Funks als wir zum Hafen hinausgesegelt sind: ein riesen Dank und Lob an dieser Stelle an Norberto! Wir haben zunächst wenig Wind aus SW erst 12kn dann unter 10kn aber angenehmes Segeln mit Wind und Wellen von achtern. Wir laufen Anfangs 7kn, werden dann langsamer um gegen Abend mit 4,5kn bis 5kn Fahrt zu schleichen. Die beiden französischen Segler die mit uns zusammen ausgelaufen sind haben segeln ungefähr unser Tempo, allerdings nachts ohne jegliche Beleuchtung und sind auch auf dem Radar kaum auszumachen. Besonders als gegen 22:00 Uhr auf dem Radar eine Regen-Gewitterwolke auf 45 Grad Steuerbord auftaucht. Es blitzt auch ein paar mal, ich weiche 20 Grad nach Bbord aus und gehe eine Stunde später wieder auf Kurs. Die Wolke ist schneller als unsere gemächlichen 4,5kn. Nach Mitternacht hat sich die Gewitterwolke aufgelöst und der helle Mond erleuchtet die See bis zum Sonnenaufgang. Die Windrichtung wechselt häufig: einige Segelmanöver sind angesagt. Anita liegt leider immer noch krank im Bett und ich habe die ganze Nachtwache für mich. Um 6:15 Uhr übernehmen Helena u. Kolja die Wache und ich schlafe knapp drei Stunden bis 9:00 Uhr. Da sind wir am Cabo Cruz. Je nach Windverhältnissen wollte ich hier ankern oder weitersegeln. Nachdem wir die Landabdeckung verlassen haben frischt der Wind zum ersten mal auf (15kn) und wir können 45Grad am Wind direkt Kurs Richtung Jardines de la Reina laufen. Leider haben wir eine Stunde später 27kn bis 30kn Wind (AWS) auf die Nase und eine steile 3m Welle. Kolja segelt die ganze Zeit mit mir auf der Fly. Gegen drei Uhr Nachmittags würden wir bei jetzigem Kurs auf die Ausläufer der Jardines stoßen, Es erscheint mir zu riskant dort durch mit unbekannte Riffe und schmale flache Inselpassagen bei diesen Windverhältnissen zu segeln. Außerdem müssen wir dort einen neuen Kurs setzen genau gegen den Wind anbolzen: was für eine Welle werden wir haben? Vielleicht bieten die Inseln und RIffe ja Schutz, vielleicht bekommen wir aber auch die volle Härte von Wind und Wellen zu spüren… Ich beschließe beizudrehen: Kolja und ich fahren eine Wende gegen den Wind und setzen Kurs aufs Festland. Das tut weh: anstatt um 16:00 Uhr auf der anderen Seite des “Golfo de Guacanaybo” zu sein ankern wir kurz nach 13:00 Uhr vor dem Festland und verlieren knapp 50sm Strecke! Unsere Ankerbucht vor dem Cabo Limones ist ruhig. Wir haben einen sehr guten Ankergrund in 5m Wassertiefe. Die Landschaft am Ufer ist endlich grün und flach, nicht braun und karg wie im Südwesten mit seinen hohen Bergen. Das Ufer ist teilweise Mangroven gesäumt, wir sehen aber auch verschiedene schöne hohe Plamen, Bäume und Büsche. Wenige ärmliche Holzhäuser und Hütten stehen am Ufer und nachts brennen nur einzelne Straßenlaternen. Die Pacific High schaut fürchterlich aus ein Mix aus gelben Phosphor von der Zementfabrik, schwarzen Ruß und giftgrünen Ich-weiß-nicht-Was bedeckt unser gesamtes Schiff. Es scheint mit der Zeit immer schlimmer zu werden. Wir spritzen die Pacific High erst einmal intensiv mit Salzwasser ab, schrubben sie dann einmal komplett mit dem “kubanischen Toilettenreiniger” runter der uns als Spezial Mittel gegen diese Verschmutzungen verkauft wurde (stinkt aggressiv und ich bekomme starke Kopfschmerzen). Dann wieder intensiv mit Salzwasser abspülen, noch einmal mit normalen Bootsreiniger komplett abschrubben und dann mit Süßwasser (der Generator läuft die ganze Zeit und der Watermaker 700l. Frischwasser produziert) komplett runterwaschen. Zum Abendessen gibt es gebratene Hühnerbrust und NY Strip Steak, Kartoffelpüree an Carolina Gravy Sauce und einen Gurken-Radieschen-Tunfisch-Salat. Dazu eine Folge Knight Rider die uns teilweise irrwitzig komisch vorkommt. Ein paar Fischer rudern in winzigen Holzbooten an der Pacific High vorbei und winken freundlich. Bald nach Sonnenuntergang sind wir alle in den Kojen und schlafen nach einer kurzen Bettlektüre bald ein.