Wir sind jetzt bereits fünf Tage in Santiago de Cuba und unser Aufenthalt neigt sich dem Ende entgegen. Ab Montag Morgen wollen wir, in gemütlichen Tagesschlägen, weiter nach Cienfuegos segeln. Unsere Eindrücke und Erlebnisse in der zweitgrößten Stadt Kubas sind zwiegespalten: auf der einen Seite das freundliche, lebensfrohe quirlige und hilfsbereite Kuba, auf der anderen Seite die fehlende Freiheit die überall zu spüren ist, der Mangel an Allem was nicht absolut lebensnotwendig ist und die Verwahrlosung des Landes. Hier einige Eindrücke der letzten Tage:
Abenteuer Bus- und Taxi- fahren Die Marina von Santiago de Cuba liegt ca. 12km außerhalb der Stadt (ein böser Schelm der dahinter die Absicht vermutet uns Segler von der kubanischen Bevölkerung zu trennen). Man kann die Strecke entweder mit dem Bus (für uns vier ca. 20 Peso oder ein CUC) oder mit dem Taxi (ca. 6 bis 10 CUC je nach Anzahl der Passagiere und Verhandlungsgeschick) zurücklegen. Meistens fahren wir mit dem Bus in die Stadt und dann mit den Einkäufen mit dem Taxi wieder zurück. Das Busfahrpläne in den meisten Karibik Inseln nicht genau eingehalten werden ist für uns normal, aber hier in Kuba wird das Auf-den-Bus-Warten schon auf die Spitze getrieben: im Allgemeinen kommt ein Bus ca. alle 1 ½ Stunden, manchmal auch erst nach drei Stunden, manchmal gar nicht. Man wartet also im Schatten der Bäume, hält ein Schwätzchen mit anderen Seglern, oder Einheimischen und harrt der Dinge die da kommen… Taxi fahren in den uralt Oldtimern ist immer ein Abenteuer das besonders die Kinder mögen. Manche sind recht gepflegt (so gut es halt geht), bei anderen fragt man sich voller Sorge ob es der Motor noch bis zur nächsten Straßenecke schafft. Gleich ist allen Taxifahrern der Stolz auf ihr eigenes Fahrzeug und die Liebe und Vorsicht mit der sie es behandeln.
Die Geschichte vom Eiscafé: Von anderen Seglern empfohlen haben wir dieses Eiscafé in der Nähe des Hafens gesucht. Was gibt es schöneres als ein kühles Eis bei über 30 Grad im Schatten. Die Eisdiele, in einem großen Innenhof gelegen, macht auch für europäische Verhältnisse erst einmal einen guten Eindruck. In einer fast parkähnlichen Bepflanzung sitz man luftig im Schatten einer Art Zelt Bedachung. Das Eiscafé ist groß, um uns herum sitzen mindestens 50 Kubaner und genießen eine kalte Erfrischung. Es gibt haufenweise Bedienungen die in einem adretten rot-weißen Outfit um die Tische herumwuseln. Eine stämmige Kubanerin bringt uns die Eis Karte und wartet ungeduldig auf unsere Bestellung. Helena und Kolja sind eher von der einfachen Sorte: sie mögen einfach ein paar Kugeln Vanille- oder Zitronen- Eis und nicht die eines der vielen bunten abgebildeten Eisbecher. Auch in meinem charmantesten spanisch ist da nichts bei unserer Kellnerin zu erreichen. Sie zeigt bestimmt auf die Karte: dort sollen wir auswählen. Na gut, wir zeigen sicherheitshalber auf die Eisbecher die wir mögen und bestellen noch vier Glas von der kubanischen Tu-Kola (schmeckt übrigens unseren Kindern nicht schlecht) die auf der letzten Seite abgebildet ist. Es dauert recht lange bis uns unsere Bestellung serviert wird und während wir uns unterhalten, fällt Kolja plötzlich auf das an allen anderen Tischen nur Schokoladeneis gegessen wird. Da naht auch schon unsere Bestellung: 2 Kugeln Schokoeis, 4 Kugeln, 5 Kugeln und 7 Kugeln Schokoladeneis mit jeweils einem Klacks flüssiger Sahne und zwei gelben Waffeln. Getränke gibt es nicht und wie wir in den darauffolgenden Tagen feststellen gibt es auch in anderen Eisdielen rund um Santiago de Cuba nur Schokoladeneis!
Kubanische Musik: Wir haben es schon in einem anderen Blogeintrag erwähnt aber besonders am Samstag Nachmittag und Abend haben wir viele Musikanten in den Seitenstraßen, Innenhöfen oder kleinen Cabarets angetroffen. Manchmal ist es ein einzelner Gitarrist, dann wieder eine ganze Combo mit fünf bis 10 Musikern. Besonders gefallen hat uns ein Trio bestehend aus einem Gitarristen einem Schlagzeuger und einer Sängerin. Die ältere Dame hatte eine wundervolle Stimme und sang die melancholischen kubanischen Lieder mit solch einer Inbrunst und Hingabe dass man unweigerlich in ihren Bann gezogen wurde.
Ausflug zur Gramma Insel: Zusammen mit unseren Freunden machen wir zu acht einen Ausflug zur Gramma Insel die direkt vor uns mitten in der Bucht von Santiago liegt. Wir dürfen dort nicht mit dem eigenen Dinghi hinfahren (genau genommen dürfen wir hier nirgendswo mit dem Dinghi hinfahren), können aber die kleine Touristenfähre als Marina Lieger kostenlos nutzen. Die Fähre bringt uns direkt zum einzigen, völlig überteuerten, Touri-Lokal auf der Insel. Gar nicht so leicht den Ausgang zu finden, aber wir schaffen es doch. Der Spaziergang über die Insel gefällt mir eigentlich ganz gut auch wenn man von dem Glanz dieses ehemaligen Refugiums reicher Kubaner kaum noch etwas spüren kann. Einzelne bunt bemalte alte Häuser stehen zwischen den vielen halbverfallenen Holzhütten. Die ganze Insel versprüht einen morbiden Charme, der auch etwas faszinierendes an sich hat. Es ist Sonntag, auch viele Kubaner sind zum Freizeitspaß auf die Insel gekommen, natürlich mit einer anderen Fähre als wir. Es ist heiß und in einem kleinen Café trinken wir etwas und Mamiko bestellt sich einen Eisbecher: Schokoladeneis! Wir lernen noch Jorge und Milan, einen jungen Fischer, kennen die uns gerne zu einem guten Lokal oder zu einem Zigarrenverkäufer führen möchten. Aber wir haben keinen Hunger und rauchen tun wir auch nicht, also wird nichts aus diesem Geschäft…