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30.11.2012 Panama City – Las Brisas Lost and Found

Auf dem Panama City Cruisers Net auf Kanal 74 (täglich außer Sonntag um 8.00 Uhr) hörten wir heute in der Rubrik Lost and Found die Nachricht, daß ein Katamaran vor der Insel Taboga verschwunden ist. Das Schiff, eine nagelneue Catana, wird gerade von einer Crew von Frankreich nach Tahiti überführt. Gestern noch ankerte sie im Ankerfeld Las Brisas neben uns. Und jetzt ist sie in Taboga, während die Crew an Land war, spurlos verschwunden. Niemand weiß, wo das Schiff abgeblieben ist. Das Schiff hat zwar ein Track & Trace-System an Bord, das aber nur alle 24 Stunden ein Signal sendet. So hieß es für die nun schifflose Crew abwarten. Am späten Vormittag kam dann die Entwarnung über Funk: das Schiff wurde wieder aufgefunden und ist sicher an einer Mooring vor der Insel Taboga festgemacht.

Am Abend kam noch jemand im Dinghy zu uns. Es war der Skipper der Catana, die wieder neben uns geankert hatte. Er fragte, ob wir etwas Benzin für seinen Außenborder hätten. Er kam kurz an Bord und ihm stand der Schrecken noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Er erzählte, daß sie den Kat heute morgen vor Taboga geankert hatten mit 35 Meter Kette bei 7 Meter Wassertiefe, hoher Schwell von 1 – 2 Meter kam in die Bucht. Sie waren nur eine Stunde an Land. Als sie wiederkamen war das Schiff nicht mehr da. Ich stelle mir den Schrecken lieber nicht vor… Mit Hilfe von Track & Trace konnten sie das Schiff später orten. Es ist aufs Meer rausgetrieben und es war wirklich Glück, dass es mit keinem Schiff oder anderem kollidiert ist. Das ist nochmal gutgegangen.

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29.11.2012 Weihnachtliche Stimmung in Panama

Während unserem kurzen Ausflug in die „Allbrook Mall“ konnten Helena und ich die allgegenwärtige Weihnachtsdekoration bewundern. Wir schlenderten gemütlich durch die langen Einkaufspassagen und Helena wartete mit Engelsgeduld im Heimwerkerläden auf mich, bis ich diverse Schräubchen, Scharniere und Bohrer gefunden hatte. Eigentlicher Grund unseres Ausfluges waren ein paar Rollerskates, die sich Helena noch zum Geburtstag gewünscht hatte. Wider Erwarten wurden wir fündig und fanden schicke Rollschuhe für Helena und gönnten uns danach ein feudales Mittagessen bei Mc Donalds…

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25.11.2012 Helenas vierter Geburtstag an Bord

Gemäß übereinstimmender Aussage unserer Kinder sind Geburtstage an Bord nicht gerade die Highlights des Jahres: keine „richtigen“ Freunde zum feiern, keine Geburtstagsparty, keine „richtigen“ Geschenke da wir uns oft in Gebieten aufhalten in denen wir keine „passende“ Geschenke für die beiden finden. Wir haben zwar unsere Geburtstagsrituale an Bord. Das Wichtigste zuerst: an Geburtstagen ist schulfrei, der Salon wird geburtstagsmässig dekoriert, es gibt einen besonderen Frühstücktisch mit dem „Kerzen-Männchen“ und einigen kleinen Geschenken, nachmittags einen Maulwurf-Kuchen… aber eine richtige Geburtstagsfete mit vielen Freunden kann das natürlich nicht ersetzen.

Am späten Vormittag sind wir von Kolja an Land gebracht worden um in die Allbrook Shopping Mall zu fahren. Was sich zunächst interessant anhört entwickelte sich weitaus weniger spannend für Helena  als wie man vermuten könnte. Erst warteten wir eine gefühlte Ewigkeit in einem Telefonladen um eine zweite SIM Karte zu kaufen, dann mussten wir noch einige dringende Ersatzteile für die Pacific High besorgen. Wir waren mit Elvir verabredet der Helena zum Geburtstagskaffeetrinken in eine noble Konditorei einlud – nicht bedenkend, dass Helena eine Eier Alergie hat und keine der vielen Köstlichkeiten probieren konnte. Aber immer noch besser als den ganzen Tag an Bord verbringen…

Am übernächsten Tag haben wir es aber wenigstens teilweise wieder gut gemacht… (sh. Logbucheintrag vom 29.11)

Wir warten auf unseren persönlichen Chauffeur Service (unser Freund Elvir), der auch etwas in der Allbrook Mall zu erledigen hat und so nett ist uns mitzunehmen.

Wir stehen an der Kasse in einem Delikatessenladen und diskutieren wo es das beste Brot in Panama City gibt.

Im Café suchen wir uns etwas Süßes aus…

… nicht so leicht, bei der Auswahl!

Kolja ist wieder einmal so nett und fährt uns mit dem Dinghi nach Hause. Je nach Tidenstand ist es nicht immer leicht ins Beiboot einzusteigen.

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24.11.2012 Von Regenbogen, Nachtschwärmern und Ankerketten

Schöner kann ein Tag wohl kaum beginnen: nach einer windigen und regnerischen Nacht brachte uns der Morgen einen wunderschönen Sonnenaufgang im Südosten und einen doppelten Regenbogen nördlich unseres Ankerplatzes im „Las Brisas“ Ankerfeld.

Die Glasfassaden der Wolkenkratzer glitzern golden in den ersten Sonnenstrahlen des Tages während man links im Bild den doppelten Regenbogen erkennen kann.

Helena hat schlecht geschlafen und war die halbe Nacht auf. Vielleicht liegt es an der vielen Cola oder an ihrem nahenden Geburtstag!? Hatte sie mehrfach letzte Nacht gehört und gesehen, da ich bei viel Wind am Ankerplatz immer wieder wach werde und einen Kontrollgang in den Salon mache. Neben Manga zeichnen hatte sie auch schon eifrig für den Schulunterricht vorgearbeitet, so dass es heute wohl ein kurzer Schultag für sie wird.

Seit Tagen überlegen wir wie wir am besten unsere Ankerkette hier in Panama tauschen können. Nach 3 ¾ Jahren sind die ersten 60m stark verrostet. Ihre Arbeitslast ist sicherlich beeinträchtigt und der gesamte Bereich rund um die Anker Winch wird durch den Rost in Mitleidenschaft gezogen. Leider ist Panama nicht gerade der beste Platz für Cruiser um unsere Segelboote zu reparieren oder mit neuen Teilen auszurüsten. Nachdem wir bereits 5 Läden in der Umgebung bezügl. Ankerketten erfolglos abgeklappert hatten, bekamen wir von Peter („Kokomo“) den Tipp es mal bei „Redemar“ zu probieren, ein Ausrüster für die Thunafischer hier in Panama. Der Laden in der Zollfreizone in Balboa macht einen professionellen Eindruck. Sie haben ein riesiges Lager an Ketten, Leinen, Schäkeln etc. Alle Ketten kommen von Acco / New Jersey / USA und sind von höchster Qualität – habe noch nie eine ½ Zoll (12mm) mit einer Arbeitslast von 11.300 Lbs. = 5125 kg gesehen. Das ist fast das Doppelte unsere aktuellen Kette. Leider passt sie aber nicht 100%ig. Peter, der seine Kette gerade getauscht hat und sich gut auskennt, ist extra noch rüber gekommen um sich unser Ankerspill (Gipsy) genau anzuschauen, konnte aber auch nur feststellen, dass die Kette nicht passt. Schade, jetzt beginnt unsere Suche wieder von vorne und wir müssen wohl doch eine Kette aus den USA importieren. Der Besuch bei „Redemar“ hat sich aber trotzdem gelohnt, da wir den Arbeitern beim Vorbereiten der riesigen Thunfischnetze zuschauen konnten…

Das riesige schwarze Tunfischnetz liegt am Boden und wird mit starken Nylontauwerk an den Ketten befestigt.

Danach werden die grellgelben Schwimmkörper am Netz befestigt. Die Netze sind riesig: geschätzte 50m bis 100m breit und Kilometer lang.

Weiter geht es zu Elvirs bevorzugtem chinesischen Obst- und Gemüse-Markt. Die Auswahl und die Preise liegen zwischen dem großen öffentlichen Markt und den Supermärkten.

Interessant ist es allemal dem Großvater beim Hüten der Enkelkinder zuzuschauen oder sich durch die engen Gänge entlang der mit exotischen Gemüse vollgestopften Regale zu schlängeln.

In einer Ecke finden wir dann noch eine Frucht die wir hier in Panama überhaupt nicht erwartet haben: Esskastanien. Eine nette Erinnerung an unsere Zeit im Tessin wo wir selber Kastanien gesammelt und im Kamin geröstet haben!

Beendet haben wir den Tag wieder an Bord wo wir zusammen mit Elvir nach langer Zeit wieder ein Mal ein Thay Curry gekocht haben…

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20.11.2012 Interessante Nachbarn

Es ist kurz nach 6:00 Uhr Morgens. Kolja und ich sitzen im Salon: er schreibt eine Erdkunde Klassenarbeit ich diesen Blog Eintrag. Ich glaube ich habe das bessere Los gezogen! Zur Einstimmung auf diesen frühen Morgen haben wir davor erst einmal gemütlich auf die Couch gekuschelt, einen Kaffee bzw. Kakao getrunken und über Gott und die Welt geredet. Keine Spur von Hektik oder Druck…

Neben den obligatorischen Erklärungen zu Koljas aktuellen Computerspielen haben wir uns über Gezeiten, die Auswirkungen von Mond uns Sonne auf die Tide hier an der Pazifikküste von Panama unterhalten. Gestern haben wir an unserem Ankerplatz einen Tidenhub von 5,6m gemessen! Kaum zu glauben, dass wenige km entfernt an der Karibikküste von Panama die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut unbedeutend sind (unter einem halben Meter)…

7,40 m abzüglich 1,80 m ergibt 5,60 m aktuellen Tidenhub in Panama City

Gestern Abend waren wir zu Drinks und Snacks auf die „My Muse“ eingeladen. Kolja hatte noch extra für uns die Luftkammern des Dinghi aufgepumpt. An Bord der „My Muse“ leben Cam und Graham mit ihren drei Kindern Sam, Catherine und Marnie. Ursula und Michael von der „Krill“ waren auch noch dabei. Ich finde es immer wieder auf`´s neue spannend die Lebensgeschichten und Abenteuer unserer Segelnachbarn zu hören. Alle außer uns haben schon längere Zeit die Inselwelt im Pazifischen Ozean besegelt und schwärmen von den freundlichen Menschen, dem glasklaren Wasser und den wunderschönen Buchte. Die Crew der „My Muse“ ist auf dem Weg von Florida nach Wangirai / Neuseeland wo sie Ende kommenden Jahres ankommen wollen da ihre beiden Töchter dort im Januar 2014 eingeschult werden sollen. Als amerikanisch/neuseeländische Familie sind sie schon viel gereist, haben neben dem Pazifik auch Alaska besucht, die letzten Jahre in Florida gelebt und ziehen jetzt nach Neuseeland. Alle an Bord leiden ordentlich unter der Seekrankheit und spüren deren Auswirkungen auch auf längeren Segelpassagen – was haben wir es da gut, mit unserem bisschen Übelkeit – ab und zu! Ursula und Michael von der Krill haben von Australien aus sich den Pazifik ersegelt und haben lange Zeit in Asien / Thailand gelebt. Es wurde ein langer Abend mit vielen spannenden Geschichten und haufenweise neuer Erkenntnisse für uns über unser zukünftiges Fahrtengebiet…

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18.11.2012 Leben in den Tropen

Panama liegt in einer tropischen Klimazone. Erst vor kurzer Zeit haben wir mit Kolja im Erdkundeunterricht die Klimazonen der Erde durchgenommen (bei Helena ist es schon etwas länger her). Genauso wie im Schulbuch beschrieben erleben wir derzeit das Wetter in Panama. Wir haben uns angepasst und leben mit dem Wetter und der Natur.

Morgens früh ist es am kühlsten, mit ca. 26 Grad und einer leichten Brise sehr angenehm. Wir stehen meistens schon gegen 6:00 Uhr, spätestens aber um 7:00 Uhr auf, um die kühlste Zeit des Tages zu nutzen. Helena und Kolja beginnen gleich, mehr oder minder ausgeschlafen, mit dem Schulunterricht. Einer von uns Eltern unterstützt sie dabei während der andere “frei“ hat und am Boot arbeitet, putzt, aufräumt oder repariert. Die Sonne strahlt vom großen Teil wolkenfreien Himmel, nur über dem Festland und den Perleninseln haben sich die ganze Nacht über die Cumuluswolken gehalten.

Spätestens zum zweiten Cappuccino auf dem Vorschiff gegen 9:00 Uhr haben sich erste größere Regenwolken gebildet. Die Temperaturen sind auf knapp 30 Grad geklettert, aber Dank der weiterhin präsenten kühlenden Brise von Land gut zu ertragen. Es ist für uns immer wieder faszinierend die sich so rasant verändernden Wolkenbilder zu bestaunen.

Gegen 10:00 Uhr, spätestens um 11:00 Uhr ist der Schulunterricht beendet. Es ist jetzt mit über 33 Grad zu heiß geworden und auch der Wind lässt langsam nach. Je nach Lust und Laune gibt es jetzt ein gemeinsames großes Frühstück bevor die Kinder Freizeit haben und Anita und ich versuchen unsere Arbeiten zu Ende zu bringen.

Gegen 13:00 Uhr geht nichts mehr. Es ist jetzt richtig schwül-heiß und je nach Wetterlage ziehen die ersten Squalls über uns hinweg. Diese können völlig unterschiedlich ausfallen. Manchmal sind sie innerhalb einer halben Stunde durchgezogen und bringen nur wenig Wind (20kn) wie zum Beispiel heute. Manchmal kommen sie erst spät am Abend (wie am 11.11) dauern 2-3 Stunden und bringen 45kn (85 km/h) Wind. Oft werden die Squalls von Gewittern begleitet. Alle Regenwolken haben eines gemein: sie bringen Unmengen an Niederschlag und eine deutliche Abkühlung mit sich Der Rest des Nachmittages ist dann wieder gut auszuhalten.

Oft sieht Kolja eine herannahende Regenwolke als erstes. Man kann auf dem Wasser recht gut abschätzen wie lange es noch dauert bis die Regenfront uns erreichen wird. Es heißt dann alle Luken dicht machen, die Wäsche abnehmen und alle losen Gegenstände verräumen. Die Zeit während des Squalls verbringen wir zusammen im Salon oder im geschützten Cockpit – in den Kabinen ist es bei geschlossenen Fenstern einfach zu stickig. Je nachdem wie stark der Squall ist, beobachten wir das Wetter oder spielen etwas zusammen.

Man weiß ja nie im voraus, wie viel Wind und Welle kommen werden, ob mit dem eigenen Schiff alles OK ist, oder ob sich ein anderer Seglerlosreißt und durchs Ankerfeld slippt. Ich denke da nur an den Abend des 11.11 an dem sich gut ein halbes Dutzend Schiffe selbstständig gemacht hatten oder an den Squall im Juli als sich eine große stählerne Plattform losgerissen hatte und knapp am Ankerfeld vorbei durch die Bucht rauschte.

Beunruhigend war auch unser gestriges Erlebnis mit einem kleinen Patrouillenboot der Panamaischen Marine. Es ankert öfters für einige Stunden mitten im Ankerfeld. Ob zu unserem Schutz oder um uns zu Kontrollieren ist nicht ganz klar…

Sie schienen keinen vernünftigen Anker zu besitzen. Nur einen kleinen Brittany Anker (leichter als unser Zweitanker), den sie einfach von Hand über Bug werfen und an einer kurzen Leine ohne Kettenvorlauf festmachten. Gestern, bei unter 20kn Wind hielt ihr Anker plötzlich nicht mehr und das Patrouillenboot slippte zunächst an unserer Steuerbordseite vorbei und berührte dabei beinahe den neuseeländischen Katamaran „My Muse“.

Die Jungs taten uns Leid wie sie bei dem starken Regen, völlig durchnässt, den Anker von Hand hoch hieven mussten. Wenig erfreut waren wir als sie direkt vor uns zu Ankern versuchten, was ihnen aber misslang, da sie keinen Halt finden konnten. So probierten sie es Schlussendlich an unserer Backbordseite waren aber eine halbe Stunde später wieder an uns vorbei gerutscht.

Sie blieben die ganze Nacht vor Anker – keine beruhigende Vorstellung neben so einem Wackelkandidaten zu schlafen!

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11.11.2012 Panama City – Las Brisas Stürmische Zeiten

Es ist dunkel, der Regen peitscht uns ins Gesicht. Wir sind durchnäßt bis auf die Haut und hoffen, dass er bald vorüber ist. Er, der Sturm, der uns und alle anderen Ankerlieger beim Abendessen überrascht hat. Mit einer 180°-Drehung aller Boote innerhalb weniger Sekunden bricht er mit 45 Knoten über uns herein. In Sekundenschnelle driftet die Pacific High nach hinten. Schnell die Motoren an und ans Steuer gehechtet. Aber kurz darauf macht sich Erleichterung breit: Der Anker hält, nur unsere Kette dehnt sich auf ihre Länge von 60 Meter aus, die wir vorsorglich ausgelegt hatten. Vor uns spielen sich mehrere Dramen ab. Boote stoßen aneinander, verhaken sich, driften durchs Ankerfeld. Wir beobachten alles von unserer erhöhten Sitzposition auf der Fly im strömenden Regen, betend, daß keines der driftenden Boote unseren Anker herausreißt. Ein Nachbarboot geht Anker auf und verlegt sich in das hintere Ankerfeld. (Leider ist es nicht das Boot mit dem unglaublich lauten Windgenerator). Auf dem Funk werden Hilferufe abgesetzt. Wem es möglich ist, der hilft. Auch ein Einheimischer mit seinem Boot und starkem Aussenborder hilft aus wo er kann. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und wir stellen wieder mal fest, daß ein Leben an Land durchaus auch Vorteile mit sich bringt…

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06.11.2012 Kleine Ursache – Große Wirkung

Oft im Leben weiß man den Wert eines Gegenstandes erst dann zu schätzen wenn er verloren gegangen ist oder nicht mehr funktioniert. So erging es uns in den vergangenen Tagen mit unserem Beiboot, genauer gesagt mit unserem Außenbordmotor. Drei Jahre lang verrichtete er klaglos seinen Dienst, brachte uns täglich, schnell und zuverlässig überall hin. Egal ob er Morgens früh nach einer regnerischen und kalten Nacht bei Temperaturen knapp über null Grad anspringen sollte oder ob er den ganzen Tag in sengender Sonne am Dinghy Dock auf uns gewartet hatte: immer war auf ihn Verlass. Murrte auch nicht, weil der überfällige Service wieder einmal hinausgeschoben wurde, oder wir minderwertiges Benzin auf einer entlegenen Insel erwischt hatten. Nur in Panama, am Las Brisas Ankerplatz, scheinen wir etwas Pech zu haben. Schon im Juni nach unserer Kanalüberquerung verweigerte er seinen Dienst (damals hatten wir schlechten Sprit mit hohem Wasseranteil in West Palm Beach erwischt).

Jetzt nach unserem längeren Heimaturlaub: wieder nichts! Keinen Muckser gibt er von sich, da können wir noch so oft an der Starterleine ziehen. Das Benzin und die Kraftstoffleitungen kontrolliere ich natürlich als erstes: schauen gut aus, genau wie die Zündkerzen. Ich habe nicht sonderlich viel Ahnung von Außenbordern, kann gerade mal das Öl oder den Impeller wechseln. Wir fühlen uns wie Gestrandete auf einer Insel. Wir ankern mit der Pacific High zwar in Sichtweite des Dinghi Dock, ohne unser Beiboot ist es jedoch so unerreichbar wie die Sterne am Himmel. Wir wollen eben mal schnell unsere Ankernachbarn von der „Belena“ besuchen, geht nicht. Helena und Kolja möchten mit den beiden Mädchen von der „My Muse“ einem Kat aus Neuseeland spielen: wie hinkommen ohne Beiboot? Die Telefonkarte ist abgelaufen: normalerweise kein Problem, der Automat zum wieder Aufladen steht keine 5 Gehminuten vom Steg… Unser Beiboot fehlt uns auf Schritt und Tritt – wie abhängig man doch von diesem Ding ist! Mit der tatkräftigen Unterstützung von Kolja starte ich noch zwei Reperarturversuche an den kommenden Tagen. Außer, dass wir uns in die Wolle bekommen, wer wohl der dümmere Mechaniker von uns beiden sei, erreichen wir leider nichts.

Ich habe keine große Lust in Panama City nach einem Yamaha Mechaniker zu suchen, ihm Alles auf Spanisch zu erklären und dann stunden- oder tagelang darauf zu hoffen ob er nun kommt oder nicht. Ich starte lieber noch einen Versuch in der morgendlichen Funkrunde um 8:00 Uhr auf dem Panama Cruisers Net und schildere am Funk unser Problem. Außer ein paar gut gemeinten Ratschlägen kommt leider nicht viel dabei heraus aber eine halbe Stunde später kommen Ray und Genna von der „Nighthawk“ zu uns. Ray is Naval Engeneer und seit vielen Jahren mit seiner 38ft Yawl unterwegs. Er schaut sich gleich mal unseren kranken Patienten an und gute 10 Minuten später gibt unser Motor wieder erste Lebenszeichen von sich. Der Vergaser sei vollkommen zu, urteilt er, das sei völlig normal nach drei Monaten Standzeit bei diesen Temperaturen. Dank Rays Reparatur läuft unser Aussenborder ein paar Stunden später wieder rund. Wir sind um viel Erfahrung und etliche Tipps reicher, aber auch um einige Dollars ärmer…

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02.11.2012 Schwitzen in Panama

 

14:00 Uhr in Panama

(30 Grad im Schatten und 90% Luftfeuchtigkeit)

Rien ne vas plus – nichts geht mehr!

Jede kleinste Anstrengung führt unweigerlich zu massiven Schweißausbrüchen. Die wenigen Kleidungsstücke die wir am Körper tragen kleben nass auf der Haut. Seit 7:00 Uhr in der Früh versuchen wir unsere „Pacific High“ auf Vordermann zu bringen bzw. Helena und Kolja für die Schule zu lernen. Mit unterschiedlichem Erfolg: während die Kinder recht gut mit ihren Schulaufgaben vorankommen und Anita Dank unermüdlichem Putzen, Aufräumen und Wegwerfen (unser Lieblingswort an Bord – es hat sich viel zu viel Unnötiges angesammelt) auf gutem Wege ist die „Pacific High“ wieder in unser wunderschönes heimeliges zu Hause zu verwandeln, hadere ich mit meinen Reparaturen, dem Kampf mit dem Dreck auf dem Deck und Rümpfen und mit der Ungerechtigkeit auf der Welt im Allgemeinen. Während Anita unermüdlich einen Stapel nach dem anderen frische, gut riechende Wäsche in die Schränke räumt, hänge ich über der Bilge und studiere Toilettenschläuche. Helena bemängelte gleich nach der Rückkehr aufs Schiff, dass mit ihrer elektrische Toilette etwas nicht stimme. Ein Funktionstest durch den Bordmechaniker (mich) ergibt, dass beim Betätigen der Toilettenspülung zwar kein Wasser in die Toilette fließt dafür aber die Bilgen Pumpen anspringen: wir pumpen scheinbar das Toilettenspülwasser direkt in die Bilge – nicht ganz optimal! So hänge ich nun den Vormittag schweißgebadet kopfüber in Helenas Bilge und versuche aus dem Gewirr an Schläuchen schlau zu werden: kaum zu glauben wie viele Meter Schlauch, Ventile, Pumpen und Filter unser Toilettenspülwasser durchfließt. Es führt ein durchsichtiger Schlauch Richtung Toilette, dort kommt aber ein weißer an: irgendwo dazwischen muss es eine Verbindung geben, die sich gelöst hat. Das dumme ist nur: dieses Verbindungsstück liegt genau unter der Nasszelle die aus einem Stück gefertigt ist (ca. 3m x 2m). Da ist nicht ranzukommen, eine direkte Reparatur der Verbindungstelle also unmöglich. Ich habe keinen blassen Schimmer wie ich hier vorgehen soll, beschließe erst einmal aufzugeben und auf eine Eingebung zu warten. So sitzen Anita und ich, wie am Anfang des Blogeintrages erwähnt, schwitzend im Cockpit. Bei einer Tasse Kaffee (das Highlight des Tages – Danke Schatz!) besprechen wir die vielen noch anstehenden Arbeiten an Bord und fragen uns“ „warum, um Gottes willen, tun wir uns das Alles an!?“

18:00 Uhr Sonnenuntergang

(nur noch 28 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit)

Was gibt es Schöneres auf der Welt!?

Wir sitzen wieder auf der Fly mit einem Sundowner in der Hand. Die Abendluft ist Dank einer leichten kühlenden Brise sehr angenehm. Unsere Blicke schweifen über den Panama Kanal und die „Puente de las Americas“ zur Skyline von Panama City die in den letzten Sonnenstrahlen golden funkelt. Die tiefen Signalhörner der vorbeiziehenden Containerfrachter und Kreuzfahrtschiffe erzeugen ein vertrautes Gefühl der Verbundenheit, besonders wenn es deutsche Schiff sind, wie die „Stuttgart Express“ von MSC oder ein Frachter der Reederei „Hamburg Süd“. Wir saugen diese besonderen Momente förmlich in uns auf und genießen den Augenblick. Vergessen sind die Hitze und die Ärgernisse des Tages, zumal meine Reparaturversuche von Erfolg gekrönt wurden. Nach einer längeren Siesta während den heißesten Stunden des Tages habe ich einfach auf gut Glück einen neuen Schlauch mit vorbereiteten Schlauchschellen am Ende unter dem Bad durchgeschoben. Auf der anderen Seite habe ich dann blind mit dem Arm in der Bilge gesucht und… eine der Schlauchschellen mit den Fingerspitzen zu fassen bekommen. Ich denke die Chancen standen 1:1000… manchmal muss man einfach Glück haben! Der Rest war einfach, jetzt funktioniert die Toilette wieder einwandfrei. Auch den externen Kühlkreislauf am Generator konnte ich abdichten. Ein Filterelement hatte sich losgerüttelt und für eine mittlere Überschwemmung gesorgt. Bei der Gelegenheit wurden auch Impeller und Öl kontrolliert sowie die Opferanode am Wärmetaucher erneuert. Auch beim Kampf gegen Dreck und Staub sehen wir ein schwaches Licht am Ende des Tunnels. Alles in Allem genug gute Gründe den Tag mit einem gut eingeschenkten Sundowner ausklingen zu lassen!

Oh wie schön ist Panama!

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29.10.2012 Reise München – Panama City

Vorwort: Dies ist unser erster Blogeintrag nach über drei Monaten. Wir führen kein tägliches Blog, sondern schreiben dann, wenn wir interessante Dinge erleben und die Zeit aber auch die Muße finden diese zu veröffentlichen. Im Schnitt stehen hinter jeder Seite im Blog ein bis drei Stunden in dehnen wir Bilder auswählen und bearbeiten sowie die Texte schreiben und überarbeiten. Diesmal war es jedoch eine ganz bewusste (Schreib) Pause für die wir uns bei unseren Internet Wegbegleitern entschuldigen wollen. Besonderen Dank an all diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben uns zu schreiben, zu chatten, mailen oder anzurufen. Teilweise aus Sorge ob uns etwas zugestoßen sei, oder um sich zu beschweren warum wir plötzlich so schreibfaul geworden sind… nicht zuletzt aber auch einfach um uns Hallo zu sagen… vielen Dank Euch allen dafür!!! Wir hatten uns relativ spontan dazu entschlossen vor unserem Pacific Abenteuer doch noch einmal unsere Familien und Freunde in Europa zu besuchen. Die „Pacific High“ mussten wir in Panama lassen – nicht gerade einer der sichersten Orte der Welt (siehe unsere Blogeinträge von Juni über überfallene Segler und gestohlene Dinghis). Da man immer wieder von anderen Seglern hört, dass ihre Boote in Abwesenheit ausgeraubt wurden, wollten wir unseren längeren Auslandsaufenthalt nicht im Internet ankündigen / publik machen. Noch einmal unsere Entschuldigung an all unsere regelmäßigen Leser die wir durch unsere lange Schreibpause verärgert haben: Sorry!!! Last but not least möchten wir unserem Freund Elvir danken, der sich so rührend in den vergangenen Monaten um unser schwimmendes fünftes Familien Mitglied gekümmert hat, eigentlich kann man das niemanden zumuten: trotzdem, ganz herzlichen Dank dafür!!!

 Reise München – Panama City

Ein letztes Mal genießen wir den gedeckten Frühstückstisch bei Uschi und Gerhard. Wie bei der Ankunft gibt es auch heute wieder „traditionell“ ein letztes Weißwurstfrühstück: wir lassen es uns schmecken! Die Stimmung ist zwiegespalten: auf der einen Seite sind unsere Gedanken schon bei unserem „zu Hause“ der Pacific High im Pazifik, auf der anderen Seite fällt uns diesmal der Abschied von der „Heimat“ und unseren Lieben schwerer als beim letzten Mal: wir hatten eine wirklich schöne, intensive und abwechslungsreiche Zeit. Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Familien, Freunde und Verwandten die wir während den gut drei Monaten besuchen durften oder die sich die Mühe gemacht haben uns zu treffen!

Naturgemäß vergingen die letzten Stunden mit aufräumen, packen, verabschieden sehr schnell, bis uns Gerhard gegen 16:00 Uhr durch die verschneite Winterlandschaft zum Flughafen München brachte.

Dort warteten schon Uschi und Familie Haas (ein ganz liebes Dankeschön an Euch fürs Kommen!) auf uns. Nach dem Einchecken saßen wir noch gemütlich eine gute Stunde bei Kaffee und Bier zusammen bis dann die große Verabschiedung losging. Wir alle vier stiegen anschließend doch ein wenig traurig in unseren Flieger nach Frankfurt.

Dort erwartete uns eine unangenehme Überraschung: wir hatten bereits in München unser Gepäck bis Panama durchchecken können und passierten die Zoll und Passkontrollen in Frankfurt „nur“ mit unserem Handgepäck. Dies wurde zu unserer Überraschung hier gewogen: wir hatten natürlich deutlich zu viel Gewicht dabei und hätten € 20,– pro Kg Übergepäck zahlen müssen. Nach langem hin- und her, vielem Umpacken, dem Entfernen der Laptops (diese dürfen extra transportiert werden und zählen beim Wiegen nicht mit) mussten wir dann doch nichts Nachzahlen, aber zwei schwere faltbare Hocker die wir neu für die Pacific High gekauft hatten schweren Herzens zurücklassen. Unser Flug südlich an Hurricane „Sandy“ vorbei, war ruhig und schnell. Schon gegen 5:15 Uhr landeten wir eine halbe Stunde zu früh in Panama. Auch die Einreise verlief problemlos. Elvir – unser Freund, der auch auf die Pacific High während unserer Abwesenheit aufgepasst hatte – holte uns vom Flughafen ab und nach einer langen Fahrt durch die morgendliche Rush Hour von Panama City (3 ½ Stunden für nur ca. 40km Strecke) und einem kurzen Stopp bei dem Supermarkt „El Rey“ um frisches Gemüse und Obst zu kaufen, fuhren wir um 10:00 Uhr mit dem Launch Boat des Balboa Yacht Club zur Pacific High. Ruhig und aus der Ferne gesehen völlig unverändert lag sie vor uns an der Mooring, Puuuhh: tonnenschwere Sorgen fielen von unseren Herzen. Ganz so, als wären wir nicht drei Monate fort gewesen, sondern nur kurz zum Einkaufen gefahren. Wir hievten unser Gepäck an Bord, machten einen kurzen Rundgang und nahmen erst einmal einen „Wieder-zurück-zu-Hause-an-Bord“ Drink (Cola und Bier). Insgesamt hat die Pacific High die letzten Monate gut überstanden: keine größeren Schäden oder Ausfälle und Dank Elvirs unermüdlichen Einsatz das Boot zu lüften und per Klimaanlage zu trocknen, auch keinerlei Schimmel an Bord. Von außen schaut die Pacific High allerdings fürchterlich aus: eine schwarz-grüne Dreckschicht bedeckt das ganze Schiff: in jede kleine Ritze ist der Smog von Panama (wohl hauptsächlich durch die vielen Containerschiffe verursacht) eingedrungen. Wie lange werden wir wohl schrubben müssen um unser Schiff wieder einigermaßen sauber zu bekommen? Am Bugstag, der unser Spifall hält, ist etwas abgebrochen, Helenas Toilette funktioniert nicht (ich vermute ein defekter Schlauch), einige Lampen im Salon leuchten nicht, eine Schublade in der Küche erfordert eine Generalüberholung (sprichwörtlich aus dem Leim gegangen), die Leisten am Salontisch haben doch unter der Feuchtigkeit gelitten und sich etwas gelöst, das Rollo einer Luke in der Eigner Kabine lässt sich nicht mehr öffnen und einige andere kleinere Schäden haben wir dann doch festgestellt.  In der Summe zwar eine Menge Arbeit, zumal wir auch die vielen neuen Teile aus Deutschland einbauen müssen, aber nichts wirklich Gravierendes. Nach einem ersten harten Arbeitstag mit viel Putzen, Einräumen und einigen kleinen Reparaturen versammelte sich die ganze Familie gegen 19:00 Panama Zeit (01:00 Uhr Nachts in Deutschland) im Salon zum Arbeitsessen. Beim Abendgespräch am Eßtisch stellte sich auch das Glücklich-wieder-an-Bord-zu-sein-Gefühl ein. Während eine große Portion Putengeschnetzeltem in Sahnesauce mit Kartoffelpüree und gemischtem Salat vertilgt wurde freuten wir uns alle Vier wieder zu Hause zu sein!