Klaus’ derzeitiger Lieblingsplatz ist unser Steuerbord-Motorraum. Das durchkorridierte Kupferband, mit dem unsere Kupfermasse der Funkanlage verbunden war um die notwendige Masse für die SSB-Funkanlage bereitzustellen, bereitet ihm Kopfzerbrechen. Ein Ersatz war in Panama nicht zu bekommen. Jetzt verlegt Klaus Alufolie im Motorraum. Das soll angeblich (fast) genausogut funktionieren wie die sündhaft teure Kupferfarbe. Wir probieren es aus.
Um 11.00 Uhr machen wir uns dann auf zum Portcaptain um auszuklarieren. Für die ganze Prozedur will er 30,– US $. Das erscheint uns zuviel und wir fragen nach einer Quittung. Ratlosigkeit auf den Gesichtern. Er meint, da gäbe es keine Quittung und wiederholt seine Forderung von 13,– US $. Aha, da müssen wir uns wohl verhört haben. Wir bezahlten und bekommen die für uns so wichtige Zarpe, ohne die wir in Ecuador nicht einreisen dürfen.
Und weil uns nun eine lange, lange Zeit ohne Shoppingmalls bevorsteht, nutzten Klaus und ich nochmal die Gelegenheit, in die Albrook Mall zu fahren. Plötzlich fallen einem nämlich noch 1000 Sachen ein, die man unbedingt braucht und ohne die man praktisch nicht losfahren kann.
Kategorie: Allgemein
03.01.2013 Vorbereitungen
Panama City – Las Brisas Anchorage
Die letzten Tage waren bestimmt von Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt. Wir haben nochmals versucht, Gewicht zu reduzieren. Wir haben uns von vielen Büchern getrennt. Mit dem Einzug des Kindles hat die Seglerwährung Buch einiges an Wert verloren. Segler mit Kindle winken müde lächelnd ab, wenn man versucht, bei ihnen gelesene Bücher loszuwerden. Früher heiß begehrt, heutzutage will sie keiner mehr haben. Der Kindle ist aber auch praktisch. Ein paar Gramm leicht und enthält tausende von Büchern. Ideal für Fahrtensegler.
Wir haben uns auch von unserer Eiswürfelmaschine getrennt. Erst vor zwei Jahren mühsam aus Deutschland mitgebracht, erfüllte sie unsere Erwartungen nicht. Bei Temperaturen über 30° C tat sie sich schwer, ordentliche Eiswürfel zu fabrizieren. Das Gerät ist groß, schwer und macht nicht, was es soll. Also weg damit. Alle Schränke wurden inspiziert, was braucht man noch und was kann weg. Vor allem die schweren Sachen wurden mißtraurisch begutachtet. Und so fand vieles seinen Weg in den Müllcontainer in Las Brisas. Nun sind wir wieder ein Stück leichter. Aber nicht lange, denn schon wieder stand ein Verproviantierungseinkauf an. Diesmal bei El Rey, was den Vorteil hat, daß man bei großem Einkauf mit dem Lieferwagen zurückgebracht wird und sich das Taxi spart. Das gesparte Geld gibt man dann dem Fahrer und Einpackern als Trinkgeld.
Nach einigen Dinghyfahrten war dann auch alles an Bord und wir konnten mit dem Einräumen beginnen. Das Obst und Gemüse wird erst in Salzwasser gebadet. Die TetraPack-Tüten mit H-Milch werden sorgfältig im Chlorbad abgewaschen. 120 Liter, das dauert. Einige der Vorräte wie Zucker, Mehl oder ähnliches wird sofort in unsere ClickContainer (Luft- und wasserdicht) umgefüllt. Jetzt können wir nur hoffen, daß sich trotz unserer Sicherheitsmaßnahmen keine Kakerlaken oder Bohrkäfer eingeschlichen haben. Kakerlaken sind zwar nicht schädlich aber eklig, und Bohrkäfer vernichten schon mal die gesamten Reis- oder Nudelbestände. Das wäre fatal.
31.12.2012 Auf Kupfersuche
Einmal mehr wollen wir uns verproviantieren für die nächsten Monate. Der PriceSmart ist unser Ziel und wir erwischen lustigerweise denselben Taxifahrer (Samuel Bustamento) mit Minivan, mit dem wir auch schon im Juni unsere Großeinkäufe erledigt hatten.
Ich werde beim PriceSmart abgesetzt, denn Klaus muß für unsere SSB-Funkanlage dringend einige Meter Stück Kupferband besorgen. Die Verbindung zwischen Antennentuner und unserer Masse ist leider durchoxidiert und nun brauchen wir Ersatz, sonst bekommen wir keine vernünftige Funkverbindung zustande.
Während Klaus vergeblich diverse Läden nach Kupferband durchsucht schlage ich beim PriceSmart so richtig zu. Leider waren die leckeren dänischen Kekse, auf die wir uns besonders gefreut haten, ausverkauft – Schade!
Die vorherige Suche nach Kupfer war wie gesagt erfolglos, aber unser Taxifahrer fragt ob es den auch gebrauchtes Kupfer sein dürfte, er kenne da noch einen Laden… Auf dem Weg dorthin verschliesst Samuel plötzlich alle Türen und Fenster und legt auch einen Zahn zu. Bald merken wir auch warum. Fahren wir doch direkt in die Slums von Panama City, wo jedem Gringo dringend geraten wird, einen weiträumigen Bogen um dieses Gebiet zu machen. Wo wir bisher immer nur in ausreichender Entfernung auf der Hochautobahn daran vorbeifuhren, plötzlich sind wir mittendrin. Schluck! Samuel fährt rasant an den Fahrbahnrand, kommt neben einem wenig vertrauenserweckenden Ladenbesitzer zu stehen, kurbelt sein Fenster nur einen minimalen Spalt herunter und reichte dem Mann unser mitgebrachtes Stück Kupfer. Leider kann man uns auch hier nicht weiterhelfen, denn der Kupferladen hat heute (oder vielleicht für immer?) zu. Also nix wie weg von hier. Schnell das Fenster wieder hochgekurbelt und mit Vollgas wieder raus aus der Gegend.
Auf das Feuerwerk waren wir gespannt. Wenn schon Weihnachten soviele Raketen in den Himmel steigen, wie wird das erst an Silvester werden? Wir wurden nicht enttäuscht. Auf der Fly sitzend genossen wir sozusagen in erster Reihe das Feuerwerk über der Skyline von Panama City. Von 23.00 Uhr an bis 1.00 Uhr wurden tausende von Raketen abgefeuert.
Hurraaaa!!! Die neue Ankerkette ist an Bord. Wochenlanges Hin und Her, Studieren der Möglichkeiten, Abwägen der Risiken, Ausklügeln von Plänen, wie wir die Ankerkette am besten an Bord bringen…alles vorbei. Die Ankerkette ist an Bord und wir sind glücklich. Jeden Laden in Panama City, der nur irgendwie mit Ketten in Verbindung gebracht werden konnte, haten wir erfolglos abgeklappert: nicht auf Lager, keine Lust zu recherchieren oder zu bestellen waren die gängigen Antworten – dabei sprechen wir von einem Kaufpreis von ca. 2.000,– US$!!! Nachdem wir schon fast eine neue Ankerkette in Deutschland oder den USA bestellen wollten (mit all den Problemen einer Verschiffung und dem Zoll, bekamen wir eher zufällig einen heißen Tipp von Peter: “… habt Ihr es schon bei REDEMAR probiert?” Redemar ist eigentlich ein professioneller Ausrüster für Containerschiffe und Tunafischer. Sie verkaufen Schekel, so groß wie unsere Luken und Ketten in km-Längen, haben aber exakt auch eine 7/16 Zoll Tuna Grade Ankerkette (ich liebe amerikanische Maßeinheiten 👿 ) die genau auf unser europäisches 13mm Ankerspill passt.
Das war vor zwei Wochen und bisher haben wir jeden Tag eine Ausrede gefunden, warum es gerade heute nicht passt die neue Kette zu holen. Einmal war Wochenende, da muß man dann bestimmt Overtime-Gebühren beim Zoll bezahlen. Ein anderes Mal war zuviel Wind. Dann wieder zuviel Regen. Aber heute sollte es soweit sein. Die Ausreden gingen uns aus und außerdem schien heute ein ruhiger Tag zu sein. Das war wichtig, denn wir mußten die Kette mit dem Dinghy in der Flamenco Marina abholen. Ein Zollbeamter war mit von der Partie. Er mußte sich davon überzeugen, daß die Kette auf unser Boot kommt, damit wir die Kette zollfrei kaufen konnten.
Der Zollbeamte ordnete an, daß die Kette in der Flamenco Marina vor dem Zollgebäude ins Dinghy verladen werden muß. Kolja war inzwischen mit dem Dinghy in der Flamenco Marina angekommen. Vater und Sohn ließen mit Hilfe des Redemar-Mitarbeiters die Kette ins Dinghy. Plötzlich kommen 2 Marinaangestellte und machen einen Aufstand. Wir hätten die Facilities der Marina unberechtigt benutzt und gleich käme die Polizei. Geht’s noch? Klaus machte ihnen dann auch schnell klar, daß der Zollbeamte das angeordnet hat. Trotzdem kamen wir um die 22,– US $ für die “Benutzung der Marina Facilities” nicht drum herum. Dafür hätten wir zwar nun das Dinghy den ganzen Tag über in der Marina lassen können, aber das wollten wir ja nicht.
Das Meer war spiegelglatt und so war der weite Weg von der Marina bis zum Boot kein Problem. Auch nicht mit einer 330 kg-Ankerkette im Beiboot. Mit tatkräftiger Hilfe von Helena und Kolja hatten wir sie bald darauf an Bord. Nun liegt sie im vorderen Bereich auf dem Teakdeck und wartet auf ihren Einsatz. Denn ganz vorbei ist die Geschichte mit der Ankerkette doch noch nicht. Wir müssen die alte Kette erst noch loswerden, bevor wir die neue Kette anbringen können. Aber das ist eine andere Geschichte.
.
.
.
.
Helena und Kolja geben die Kette vom Beiboot aus an
Momentan hat die Pacific High doppeltes Gewicht zu tragen: sowohl die alte Kette im Ankerkasten als auch die neue auf dem Vordeck
22.12.2012 Aufregung am Ankerplatz
Mittags stelle ich den VHF-Funk auf Kanal 74 ein. Wir haben ihn nicht immer an, da uns und die Kinder beim Schulunterricht am Vormittag im Besonderen, das viele Gequatsche einfach zu viel wird. Ich höre gerade noch das Ende eines aufgeregten Funkspruches. Es folgen weitere Funksprüche: es geht um Dinghies ins Wasser lassen, dringende Hilfsmaßnahmen. Ich schaue übers Ankerfeld und entdecke das russische Segelboot mit den vielen bunten Aufklebern am Rumpf durch das Ankerfeld slippen. Sie sind erst gestern mit ihrer Hanse 545 angekommen, hatten sich mitten ins Ankerfeld gelegt, heute früh bereits einmal umgeankert und drifteten jetzt durchs Ankerfeld. Peter von der “Kokomo” hatte ihr Malheur als erster bemerkt und war schon unterwegs. Auch wir lassen sofort unser Dinghy ins Wasser. Klaus und Kolja düsen mit Vollgas zu Hilfe. Peter ist schon an Bord, die Mannschaft des russischen Bootes auch (ich dachte, es wäre keiner an Bord) und sie starten endlich ihren Motor und holen den Anker ein – warum hat das so lange gedauert? Ein halbes Dutzend Beiboote versuchen zu helfen und das slippende Segelboot so zu manövrieren, dass es mit keinem ankernden Boot kollidiert. Eine Kommunikation mit der Crew ist (fast) unmöglich, da diese ausschliesslich (und von uns Seglern keiner) russisch spricht. Peter lotst sie durchs Ankerfeld ganz nach vorne und legt alle Kette die sie haben. Allerdings sind sowohl Kette als auch Anker scheinbar unterdimensioniert für eine Hanse 545, wie uns später Peter bei einem Bier berichtet. Richtig erschreckt hatte er sich allerdings als er Anker auf gehen wollte: dort wo sich normalerweise die Bedienschalter für die Ankerwinsch befinden hingen nur drei lose Kabel! Geistesgegenwärtig probierte er diese losen Stromkabel kurzzuschliessen und hatte Glück… abenteuerlich! Wir hätten uns das wohl auf einem fremden Boot nicht getraut.
21.12.2012 Weihnachtseinkäufe
Da Klaus immer noch mit der Erkältung kämpft, begleitet mich Kolja für die Einkäufe bei Price Smart und Riba Smith vor den Weihnachtsfeiertagen. Elvir holt uns ab und wir fahren zu Price Smart. Wie wohl überall üblich ist vor Weihnachten viel los und wir können mit viel Glück einen Parkplatz ergattern. Nach einer Stunde haben wir alles gefunden und stellen uns an die langen Schlangen an. Überraschenderweise geht es dann aber doch recht schnell und wir machen uns auf zur nächsten Station. Wie angenehm es ist, mit einem Auto die Einkäufe zu erledigen und nicht nach jedem Supermarkt von Neuem ein Taxi zu organisieren. Riba Smith war außerordentlich gut sortiert im Gemüse- und Obstbereich. Traditionell gibt es in Panama um die Weihnachtszeit einen speziellen Brotkranz, Rosca de Navidad genannt. Die Supermärkte sind voll davon, aber leider gibt es zu dieser Zeit kein anderes Brot oder Toast.
Zum Glück war auch die Schranke zur Zufahrt zum Dinghydock nicht abgesperrt und wir konnten mit dem Auto bis zur Treppe fahren.
Andere Yachties waren gerade dabei, ihre Einkäufe ins Dinghy zu verstauen. Plötzlich kamen Riesenwellen, ausgelöst durch ein Pilotboot, in die Bucht und überschwemmten die Treppe und Dinghydock und versenkten fast das arme Beiboot. Die Einkäufe der beiden und sie selbst wurden pitschepatschenass und Elvir schimpfte über die Rücksichtslosigkeit des Kapitän.
20.12.2012 Kinobesuch mit Folgen
Vor zwei Tagen waren Klaus und Helena im Kino. “Der Hobbit” von J.R.R. Tolkien. Film mit Überlänge. Warum ich das hier extra erwähne? Weil die Überlänge Folgen hatte. Obwohl die zwei Kinobesucher extra warme Kleidung mitgenommen hatten, kamen sie um eine Erkältung nicht herum. 3 Stunden Tiefkühlung hält niemand aus. Unser Freund Elvir hatte dann auch folgenden Tip parat (allerdings erst nach dem Kinobesuch): unverzichtbar bei einem Kinobesuch in Panama City sind warme Socken und feste Schuhe, am besten Stiefel, lange Hose, Wollpullover, Jacke, Earmufflers (Ohrenschützer) und Mütze. Das alles hatten Klaus und Helena nicht und deswegen bekamen sie zwei Tage später eine Erkältung. Zu den Eintrittspreisen: Während Helena den Schülertarif von 3,– US $ bezahlte, mußte Klaus wegen des Jubilado-Tarifs (ich schreib’s ja ungern, aber es handelt sich hier tatsächlich um den Seniorentarif) nur unfaßbare 1,50 US $ bezahlen.
Kolja und ich blieben an Bord. Im Regen. Eigentlich wollte ich die Wasserlinie saubermachen, aber nachdem ich das dritte Mal rein ins Dinghy und raus aus dem Dinghy gehüpft bin, weil wieder ein Regenschauer kam, habe ich es aufgegeben.
15.12.2012 Trockenzeit in Panama
Heute beginnt ganz offiziell die Trockenzeit in Panama: leider spüren wir bisher davon noch nichts. Während den letzten Tage empfanden wir das Wetter eher als besonders schwül-heiß. Die Hitze entlud sich gestern Abend prompt in einer gewaltigen Sturmfront die – Gott sei Dank – weit südlich von uns durchzog. Die Gewitterwolke hatte einen Durchmesser von über 350km und ihre Spitzen ragten 15km in den Himmel (die rosa und weißen Gebiete auf der Karte). Nach dem Abendessen versammelten wir uns auf der Flybridge und genossen eine ganz besondere Lightshow: gewaltige Blitze zuckten in geschätzten 5km bis 10km Höhe zwischen den Wolken hin- und her. Wir zählten zeitweise über 40 Blitze pro Minute, der Himmel war taghell erleuchtet, man hätte dabei (fast) lesen können. Obwohl sich das Spektakel weit weg, in ca. 200km Entfernung abspielte, hatten wir doch ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend. Solche extremen Naturgewalten erhöhen instinktiv den Adrenalinspiegel und suggerieren Gefahr.
.
Gestern hat es eigentlich den ganzen Tag über geregnet, ich glaube ich erwähnte es schon: wir haben Trockenzeit! So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass unsere Solar Stromausbeute zur Zeit deutlich niedriger ausfällt als im vergangenen Jahr. Obwohl wir uns letztes Jahr deutlich nördlicher aufgehalten haben (USA Ostküste und Bahamas) und dort die Sonne im Spätherbst viel niedriger steht als hier direkt am Equator, konnten wir vor einem Jahr mit durchschnittlich 330 Amp./Tag rund 30% mehr Strom in die Batterien laden. Dies liegt an der geringeren Sonnenscheindauer da häufig die Sonne von dichten Wolken verdeckt wird. Unsere
Stromausbeute, wenn die Sonne Mittags senkrecht auf die Solarzellen scheint, ist immer wieder beeindruckend. Bei installierten 1000 Watt Peak/Power laden wir netto! bis zu 940Watt (69 Amp.) in die Batterien, effektive Solarzellen aus deutscher Produktion (SUNSET AS100 HPC) und ein perfekter Laderegler aus den USA (OUTBACK FLEXMAX 80) sei Dank. Alle Werte werden 128 Tage in unserem System gespeichert und regelmäßig auf den Laptop übertragen.
Leider bringen die häufigen Regenfälle noch ein weiteres Übel mit sich: jede Menge Dreck und Schmutz. Wir können uns nicht daran erinnern in den vergangenen knapp vier Jahren die Pacific High jemals so oft geputzt zu haben. Nach jedem Regen ist der ganze Katamaran von einer neuen grauen, leicht öligen, Schmutzschicht überzogen. Da Panama über keine nennenswerte Industrie verfügt, können wir uns nur vorstellen, dass die Luftverschmutzung durch die vielen Container und Kreuzfahrtschiffe im Panama Kanal und durch den enormen Straßenverkehr entsteht. Naja, bald sind wir im Pazifik… da gibt es keinerlei Luftverschmutzung.
.
Während das Ankerfeld noch in der Sonne funkelt naht bereits die nächste Regenfront von der “Puente de las Americas”
Panama ist eines der unsichersten Länder unserer bisherigen Reise. Leider steigt die Kriminalitätsrate um die Weihnachtszeit noch einmal signifikant. Der Grund: eine bestimmte Bevölkerungsschicht beschafft sich auf diese Weise das nötige Weihnachtsgeld! Es vergeht kaum ein Tag an dem nicht eine neue Hiobsbotschaft über die Funkrunde verkündet wird. Abgeschlossene Beiboote samt Außenborder werden immer häufiger versucht vom Dinghydock zu stehlen. Auch am Ankerplatz bleibt man nicht verschont. Es wird geraten, das Beiboot in jedem Fall nachts an Bord zu nehmen und mit Ketten zu sichern. Als Katamaran mit soliden Davits und der elektrischen Winch ziehen wir so wie so jeden Abend unser Beiboot aus dem Wasser – allerdings wird es hier in Panama von Kolja jeden Abend zusätzlich mit einer Edelstahlkette gesichert. Andere L-nder, andere Sitten!
Mehrere Seglerfreunde vom Ankerplatz wurden beriets beim Einkaufen um ihre Geldbörsen, Handtaschen oder Schmuck erleichtert. Einem anderen wurde der Rucksack aus dem, an der Ampel wartenden Taxi, durch das Fenster geklaut. Natürlich immer mit Kreditkarten und Ausweisen. Auch vor den Geldautomaten wird gewarnt. Einige wurden von kriminellen Banden “gehackt” und kopieren jetzt automatisch die Kreditkarten und Zugangsdaten der Benutzer. EInige Segler mußten nach einer Abhebung feststellen, daß die Karte geklont, und das Konto abgeräumt wurde.
Eine deutsche Familie mit zwei kleinen Kindern wurde hier auf der Pazifikseite an einem einsamen Ankerplatz ausgeraubt. Acht bewaffnete Männer kamen abends um 21.00 Uhr plötzlich an Bord. Die Polizei sagte, daß wäre sehr unüblich, aber da die Diebe gute Beute machten, wird es wohl kein Einzelfall bleiben.
So richtig wohl fühlen wir uns nicht. Gestern waren wir zum traditionellen Donnerstag-Pizzaessen der Segler. Allerdings immer mit den Gedanken beim Beiboot, das wir am Dock mit Ketten gesichert zurückgelassen haben. Ist es noch da, wenn wir wiederkommen? Wenn nicht, wie kommen wir wieder an Bord? Und wie bekommen wir auf die Schnelle ein neues Beiboot mit Motor? Aber wir hatten Glück, es war noch da, als wir wiederkamen.
Einige Segler haben sich am Dinghi Dock versammelt um gemeinsam zur Pizzeria zu gehen
Es ist nicht so, das wir uns in Panama generell unsicher fühlen. In weiten Bereichen des Landes wie Panama City, der historischen Altstadt oder in den Shopping Malls fühlen wir uns sicher und wohl. Man sollte sich aber den “Geflogenheiten” anpassen und Vorsicht walten lassen. Auch unsere panamesischen Freunde verhalten sich so und fahren durch gewisse Stadtteile mit verschlossenen Türen oder nehmen in anderen Stadtteilen Frauen in die Mitte…Wenn wir einkaufen gehen, dann passen wir auf: wir haben nicht zuviel Bargeld dabei und Ausweise nur in Kopie. Keinen Schmuck und meist keine Handtasche…
Abendstimmung am “Causeway Amador” der Einfahrt in den Panama Kanal vom Pazifischen Ozean
(Digital bearbeitete HDR Aufnahme – wie immer öffnet ein Doppelklick auf das Bild ein neues Fenster mit der vollen Auflösung)
01.12.2012 Weihnachtskalender und mehr
Weihnachtskalender stehen bei unseren Kindern hoch im Kurs. Irgendwie scheint es Ihnen ein wenig von dem heimatlichen Weihnachtsgefühl zurückzubringen. Weihnachten in den Tropen, so wie wir es in den vergangenen Jahren erleben, ist einfach nicht das Gleiche. Leider sind Weihnachtskalender eine deutsche bzw. europäische Erfindung und außerhalb des „alten“ Kontinent nicht sehr verbreitet – eigentlich gar nicht zu bekommen, so wie wir auch letztes Weihnachten in den USA keinen kaufen konnten. Um so überraschter waren wir einen Peanuts Weihnachtskalender (meine Lieblings Comic Figur ist „Snoopy“!) im Riba Smith Supermarkt in Panama City zu finden und damit Kolja und Helena am ersten Dezember zu überraschen!
.
.
.
.
.
.
.
Auch unser Silberreiher Pärchen war neugierig geworden und stattete der Pacific High einen Besuch ab. Einträchtig standen die beiden auf unseren zwei Bugspitzen und beobachteten abwechselnd die Fische im Wasser und unser Treiben an Bord…
Silberreiher auf dem Backbordbug… … und Silberreiher auf dem Steuerbordbug
Während die Kinder, trotz Weihnachtskalender, mit ihrem „geliebten“ Schulunterricht beschäftigt waren, kam Jean-Yves vom MotorKat „Domino20“ zum Kaffee an Bord, um uns von seinen umfangreichen Gewitterschutzmaßnahmen zu berichten. Jean-Yves und seine Frau Marie wurden hier in Panama vor knapp einem halben Jahr vom Blitz getroffen der ihre komplette Elektronik zerstörte. Er ist seitdem zum Blitzexperten geworden und hat uns viele gute Ratschläge und genaue Einbaumaßnahmen geschildert um ein Boot vor Blitzen zu schützen. Jean-Yves und Marie sind überhaupt sehr interessante Ankernachbarn. Die beiden Franzosen haben lange in den USA gelebt um sich dann ihren Traum von einer Blauwasserfahrt auf einem Motorkatamaran zu erfüllen. Da es keinen Motorkat mit der von Ihnen gewünschten Trans-Pazifik Reichweite gab (6000sm plus), beauftragten sie kurzfristig den amerikanischen Schiffsarchitekten Tennant Ihren Kat zu designen, um ihn dann in einer Schiffswerft in Paraguay bauen zu lassen (zur Erinnerung: Paraguay liegt mitten im Südamerikanischen Kontinent ohne Zugang zum Meer!). Gestern zeigten Sie mit Stolz Ihren tollen Kat der konsequent für ein gemütlich-luxuriöses Leben zu zweit konstruiert wurde…
Am Nachmittag hörten wir plötzlich wieder der Anker des Katamaran „My Muse“ neben uns ins Wasser platschen. Eigentlich waren doch Cam, Graham und ihre drei Kinder Vorgestern endgültig Richtung Ecuador und Neuseeland aufgebrochen… Sie hatten bereits einmal von den Islas Perlas, wegen einem gerissenen Keilriemen, zurückkommen müssen… was war diesmal passiert? Wir sprangen ins Dinghi und trafen uns am Heck der „Kokomo“: Graham hatte heftige Schmerzen an den Nieren bekommen… Nierensteine! Wie sich in den kommenden Tagen herausstellen sollte konnten diese aber einfach und sicher ambulant in Panama City entfernt werden. Während ich diese Zeilen tippe liegt die „My Muse“ schon sicher vor der Ecuadorianischen Küste…
.
.
Auch Donna und Peter von der “Kokomo” sind gespannt auf Neuigkeiten von der “My Muse”