Hier das zugehörige Video zum Eintrag von gestern:
Norfolk-Cape Hatteras-Charleston from Pacific High on Vimeo.
Hier das zugehörige Video zum Eintrag von gestern:
Norfolk-Cape Hatteras-Charleston from Pacific High on Vimeo.
Heute sollten endlich die lang ersehnten Pakete ankommen und bis dahin wollten wir den Tag mit einem Bummel durch das Westfield Shopping Center nutzen.
Als wir mit dem Dinghy am Dinghydock ankamen, standen dort Uli und Imke von der SY Eiland. Das ist immer wieder ein tolles Gefühl. Man ist in einer fremden Stadt und zufällig trifft man auf Freunde. Wir freuten uns alle sehr uns wiederzusehen. Wir verabredeten uns für abends bei uns auf dem Boot. Sie waren so nett, uns bei ihrem letztem Heimaturlaub neue Flaggen und noch so ein paar lebensnotwendige Dinge (wie Wick MediNait und Dr. Oetker-Pudding-Pulver) aus Deutschland mitzubringen. Unsere jetzige deutsche Flagge ist kaum mehr zu erkennen, so kommt der Ersatz gerade rechtzeitig.
Wir verabschiedeten uns und wir fuhren mit dem Bus ins nahe gelegene ShoppingCenter (Fahrtzeit ca. 8 Minuten). Im Internet suchten wir uns vorher die richtige Buslinie heraus. Die grüne Linie. Aber der Bus kam nicht. Wir warteten und warteten… Annapolis hat seit zwei Tagen ein komplett neues Bussystem, leider funktioniert es nicht. Endlich kam ein Bus, leider die goldene Linie. Aber auf meine Frage hin antwortete der Busfahrer, diese Linie fährt auch zur Shopping Mall. Aber es kam mir gleich komisch vor, warum der Busfahrer bei der Zentrale anfragte, wieviel der Fahrpreis wäre. Nach einer Stunde Fahrt sassen wir immer noch im Bus und wir waren uns nicht sicher, ob wir uns noch im selben Bundesstaat befanden. Für die kurze Strecke von eigentlich nur 10 Minuten brauchten wir insgesamt 1 ½ Stunden, da der Bus erst noch ich-weiß-nicht-wohin gefahren ist. Sicher, nach 1 ½ Stunden kamen wir tatsächlich bei der Shopping Mall an, aber der Busfahrer hätte ja auch gleich sagen können, daß er nicht auf direktem Weg fährt. Naja, immerhin haben wir viel von der Landschaft gesehen.
Endlich waren wir im Einkaufsparadies. Wir brauchen alle wärmere Sachen. Das Wetter ist sonnig, aber trotzdem kalt. Da kommen wir mit unseren leichten Sommersachen nicht weit. Glück für uns, daß im Aeropostale ein „SALE“ mit bis zu 50 – 70 % stattfand. Wir kauften ein…je mehr wir kauften, desto mehr sparten wir schließlich. So wurde jeder von uns mit Pullover und Jacken ausgestattet. Mit vielen Tüten bepackt riefen wir Amelia an, die uns netterweise vom ShoppingCenter abholte, denn dem öffentlichen Bussystem trauten wir nicht mehr so ganz. Sie brachte auch unsere ganzen Pakete mit und so steht dem Weitersegeln nichts mehr im Weg, außer…
Ja, außer unseren Freunden von der SY Eiland und der SY Cayenne. Wir waren abends beim Essen mit ihnen in einer großen Runde. Mit dabei waren auch Imke’s Schwester Meike, die hier in der Gegend wohnt. Und außerdem zwei „neue“ Weltumsegler aus Boston. Sie haben ihre Weltumsegelung gerade erst vor drei Wochen begonnen, da fühlen wir uns direkt schon wie alte Hasen. Jetzt haben uns Imke und Uli, Sabine und Hannes gerade eingeholt und wir sollten dann am nächsten Tag gleich weitersegeln? Eine kurze Lagebesprechung und es war klar: Wir warten noch einen Tag.
Nachdem wir schon fast zwei Wochen in Annapolis sind und bisher von der Stadt noch nicht allzuviel gesehen haben, stand heute Sightseeing in Annapolis an. Ein wirklich schönes kleines Städtchen. Allerdings war trotz Nachsaison viel los. Das liegt vielleicht auch an der Naval Academy, die in Annapolis beheimatet ist. Die vielen (künftigen) Marineoffiziere in ihren Ausgehuniformen bestimmten das Strassenbild. Wir sahen uns dann auch gleich die Naval Academy an, die jeder kostenfrei ansehen kann, solange er einen Lichtbildausweis am Eingang vorzeigt. So konnten wir ungehindert durch das Gelände schweifen, in dem etwa 4000 Offiziersanwärter vier Jahre lang ausgebildet werden. Danach besuchten wir noch das Maryland State House mit der obligatorischen Holzkuppel, die zwanzig Jahre älter ist als ihr Gegenstück in Washington. Annapolis diente nach dem Ende der Unabhängigkeitskrieges sogar neun Monate lang als Hauptstadt der Vereinigten Staaten.
Anschließend stärkten wir uns und aßen die Crab Cakes, die es so nur hier in der Chesapeake Bay gibt. Wir fuhren mit dem Dinghy unter der Brücke zum Boot zurück, waren die Heizung an und machten es uns gemütlich.
Gestern hatten wir fest vor, uns endlich Annapolis anzusehen. Die Sonne lachte vom blauen Himmel, ein schöner Tag. Aber als wir endlich mit der Schule fertig waren, hatte der Himmel sich zugezogen und wir entschieden uns, an Bord zu bleiben. So wie es aussieht, hängt unser Paket aus Frankreich übers Wochenende im Zoll und vor Dienstag werden wir sowieso nicht wegkommen. Schade, denn eigentlich hätte am Dienstag ein tolles Wetterfenster mit wenig Wind kommen sollen, das es uns ermöglicht hätte, gefahrlos um das Cape Hatteras herumzukommen. Es waren Windstärken von 10 – 15 Knoten angesagt, erfahrungsgemäß kann man nochmal 10 Knoten draufpacken und das wären dann 25 Knoten. Reicht vollkommen. Wenn aber 25 Knoten angesagt sind, sind es in Wirklichkeit 35 Knoten und dann ist es mit angenehmen Segeln (zumindest bei diesen Temperaturen) vorbei.
Im Netz habe ich eine anschauliche Grafik über die Beaufort-Skala (Einteilung der Windstärken) gefunden, wirklich sehenswert:
Der Link:
http://magazine.web.de/sync/afp_animationen/wind_beaufort/index.html
Ich habe gerade nochmal die Passageweather im Internet überprüft. Das Fenster hat sich ohnehin schon wieder geschlossen und die ganze Woche über werden 25 – 30 Knoten erwartet. Also können wir uns Zeit lassen.
Meine Freundin Carolin (aus der Grundschule), ihr Mann Henner und ihre beiden Töchter kamen uns dafür besuchen. Es war ein wunderschöner Nachmittag mit den beiden und auch die Kinder verstanden sich auf Anhieb. Endlich mal wieder jemand, mit dem man Deutsch sprechen kann! Wir holten sie mit unserem Dinghy vom Steg ab und verbrachten einen schönen Nachmittag auf der Pacific-High bei leckerem Apfelkuchen. Später machten wir uns zusammen auf in die Altstadt Annapolis.
Direkt am Dinghyanlandesteg ist das Kunta Kinte – Alex Haley Memorial. Ende der 70’er strahlte das Deutsche Fernsehen die Fernsehserie „Roots“ aus. Die Geschichte um den Sklaven Kunta Kinte und seine Nachkommen hat mich damals als Kind tief beeindruckt. Hier also soll Kunta Kinte mit seinem Sklavenschiff aus Afrika angekommen sein und in einer Auktion an einen Pflanzer in Virginia verkauft worden sein. Der Hafen Annapolis wäre das Ellis Island für die African Americans, so steht es auf der Internetseite der Alex Haley Foundation. Das Memorial ist schön gestaltet, es zeigt den Autor von „Roots“ Alex Haley mit drei Kindern mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund.
Es war ungeheuer viel los und nach einem kurzem Spaziergang und kurzem Besuch in einer Galerie kehrten wir in dem irischen Pub „Galway Bay“ ein. Vorher fand natürlich noch die obligatorische Suche mit dem I-Phone statt. Was hat man früher nur gemacht? Wie hat man den Weg gefunden? Und es war schön zu sehen, daß überall auf der Welt die gleichen Späße (Hasenohren) gemacht werden:
Im Galway Bay gab es die Crab Cakes, für die die Chesapeake Bay berühmt ist. Henner war so nett und ließ mich davon probieren. Die sind wirklich lecker, das nächste Mal bestelle ich mir auch Crab Cakes.
Die Zeit verging wie im Flug und viel zu früh mußten wir uns leider schon wieder von unseren neuen/alten Freunden verabschieden. Auf dem Weg zum Dinghy trafen wir noch diese zwei netten Herren von der United States Naval Academy, die in Annapolis heimisch ist. Also, ich muß sagen, so eine Uniform hat schon was, vor allem, wenn sie von zwei so schmucken jungen Männern getragen wird.
Gestern früh gaben wir unseren Mietwagen zurück. Wir nahmen dazu unsere Räder mit. Wie sonst sollten wir wieder nach Hause kommen? Bei Westmarine sollte noch eine Lieferung für uns eintreffen und um die Zeit totzuschlagen fuhren wir zur nahe gelegenen Westfield Shopping Mall. Dort erstanden wir Fleece-Pullover, Schals und was man sonst noch so im Winter braucht. Die Lieferung brauchte länger als erwartet und anstatt Annapolis bei Sonne anzusehen, liefen wir im Einkaufscenter herum und gaben Geld aus. Die Heimfahrt mit dem Radl war wieder wunderbar (nachdem wir die Hauptstrasse verlassen und durch Wohngebiete fahren konnten). Die Autofahrer sind alle sehr aufmerksam und es wird immer angehalten um uns Vorfahrt zu gewähren.
Heute regnet es den ganzen Tag. Wir verkriechen uns im Boot und machen Schule, surfen im Internet, fangen Regenwasser auf, räumen hin- und her, schalten die Heizung ein und aus und wieder ein. Außerdem lassen wir nun doch den Wassermacher laufen. Unsere riesigen Tanks sind trotz eisernen Wassersparens leer und es sieht so aus, als würden wir noch einige Tage warten müssen, bis alle Pakete eingetroffen sind. Klaus und ich sind froh, daß wir auch endlich mal wieder einen Tag an Bord verbringen dürfen und lassen es uns gut gehen.
Noch einmal sind wir heute nach Washington gefahren. Das Lincoln-Memorial stand auf dem Programm und das Hirshhorn-Museum. Wir suchten uns einen Parkplatz am Strassenrand. Für 2 Stunden kann man umsonst am Straßenrand parken.
Da wir direkt neben dem Albert-Einstein-Memorial parkten, haben wir uns dieses zuerst angesehen. Eine massive überlebensgroße 4 Tonnen schwere Bronzestatue, 1979 von Robert Berks gestaltet. Nach dem obligatorischen Foto sind wir durch das Vietnam Veterans Memorial zum Lincoln Memorial gewandert.
Majestätisch sitzt er da. Abraham Lincoln, der 16. Präsident der USA. Seine Präsidentschaft gilt als eine er Bedeutendsten in der Geschichte der USA. Die Wahl des Sklaverei-Gegners veranlasste 11 skalvenhaltende Südstaaten zur Sezession. Lincoln führte die verbliebenen Nordstaaten durch den daraus entstandenen Bürgerkrieg, setzte die Wiederherstellung der Union durch und betrieb erfolgreich die Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und schlug so den Weg zum modernen Industriestaat ein und schuf die Basis für den Aufstieg zur Weltmacht. Überraschenderweise war Lincoln Republikaner.
5,80 Meter hoch ist die Statue des sitzenden Lincoln. Die Statue aus weißem Marmor ist ein Werk des Bildhauers Daniel Chester French. Beeindruckend. Im Memorial darf man nicht mit Stativ filmen und obwohl meines wirklich klitzeklein ist und außerdem weiße Füße hat (hinterläßt keine Abdrücke) mahnte mich der Wärter ab. Gottseidank erst nachdem ich die Aufnahmen im Kasten hatte.
Wir wanderten zurück zum Auto und fuhren zum Hirshhorn Museum. Wir bekamen einen kostenlosen Parkplatz direkt vor dem Museum.
Das Hirschhorn Museum war geprägt von einer Einzelausstellung des argentinischen Künstlers Guillermo Kuitca. Der sagte uns jetzt nicht so zu.
Ansonsten gab es Skulpturen zu bewundern und naürlich das Gebäude an sich.
Ziemlich bald waren wir fertig und gingen zum „The Castle“ um im Cafe eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen. Im „Castle“ selbst sind auch einige tolle Exponate ausgestellt, wie z.B. ein Fragment der Hindenburg:
Und noch ein paar tolle Ausstellungsstücke:
Da wir noch Zeit hatten, sahen wir uns die Freer Gallery und die Arthur M. Sackler Gallery auch noch an, aber mehr deswegen, um sagen zu können, daß wir auch dort waren. Beide Museen spezialisierten sich hauptsächlich auf asiatische Kunst.
.
.
Dann stand noch das National Museum of the American Indian an.
Schon beim letzten Besuch in Washington hat es uns dieses Museum wegen seiner außergewöhnlichen Architektur angetan. Die Fassade aus Natursandstein weist weder Ecken noch Kanten auf, kurvenreiche Linien betonen den Einklang mit der Natur. Indianische Planer wie Architekt Douglas Cardinal von den kanadischen Blackfoot und Johnpaul Jones von den Cherokee waren federführend beim Bau. Das NMAI wurde 2004 eröffnet.
Wegen eines völlig irreführenden Parkschildes hätten wir beinahe einen Strafzettel von 100,– USD kassiert und unser kostenloser Parkplatz wäre uns teuer zu stehen gekommen, aber die Politesse hatte ein Einsehen.
Wir fuhren nach Potomac, etwa 15 Meilen von Washington entfernt. Meine beste Grundschulfreundin Carolin wohnt seit 6 Jahren in Potomac. Seit der Grundschulzeit haben wir uns nicht mehr gesehen und nun hat mir unsere Weltumsegelung zu einem weiteren unverhofften Treffen mit lange verschollenen Freunden verholfen.
Sie hat zwei Töchter im selben Alter wie meine Kinder, die beide perfekt Deutsch und Amerikanisch ohne Akzent sprechen. Da sich das Treffen sehr kurzfristig ergeben hatte waren wir leider ohne unsere Kinder unterwegs. Schade, für Helena und Kolja wäre es toll gewesen, mal wieder mit deutschen Kindern, noch dazu im selben Alter zu spielen. Aber vielleicht ergibt sich noch ein Treffen, wenn wir noch lange genug in Annapolis bleiben.
Das Steven F. Udvar-Hazy Center ist nahe am Washingtoner Flughafen gelegen und eine Außenstelle des Smithsonian Air and Space Museum. Alles was in Washington keinen Platz hat wird hier ausgestellt. Das Museum ist wie alle Smithsonian frei, aber für den obligatorischen Parkplatz muß man 15,– USD bezahlen. Das finden wir aber in Ordnung. Das Museum ist einfach klasse. Absolut empfehlenswert. Da Montag vormittag war, hatten wir das Museum fast für uns alleine. Kurz nach dem Eingang wartet schon das erste Highlight: Die Lockheed SR-71 Blackbird. Ein Mach-3-schnelles, sehr hoch fliegendes Aufklärungsflugzeug. Der Blackbird (auf Deutsch: Amsel) gelang die schnellste Atlantiküberquerung.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2.925 km/h (wegen der notwendigen Luftbetankung konnte sie ihre normale Reisegeschwindigkeit von 3500 km/h nicht einhalten) dauerte die Strecke New York – London 1 Stunde und 55 Minuten!!!! Wir haben 16 TAGE gebraucht!!!!
Auch ein echtes Space-Shuttle kann man besichtigen. Gigantisch, viel größer als gedacht. Aber auch viel globiger. Und auch wenn dieses Exemplar nie wirklich im All war (sie diente als Prototyp zur Erprobung), steht sie doch majestätisch auf ihrem Platz.
Für heute war übrigens ein Space-Shuttle-Start am Cape Canaveral geplant. Wir wollten eigentlich um diese Zeit schon viel weiter im Süden sein, nämlich bei Cape Canaveral, um den Start aus nächster Nähe anzusehen. In Block Island haben wir uns aber dagegen entschieden. Zu sehr hätten wir hetzen müssen und viele interessante Orte wie z.B. Washington D.C. auslassen müssen. Jetzt allerdings kribbelt es schon ein bißchen. Zu gern wären wir bei dem Shuttle-Launch dabeigewesen. Aber der Start wurde verschoben auf übermorgen. Vielleicht wird er ja nochmal verschoben…
Für mich interessant war auch die Begegnung mit der Enola Gay. Dieser B-29-Bomber (Superfortress) wurde eingesetzt, um die erste Atombombe über Hiroshima abzuwerfen. Da es sich um ein Ganzmetallflugzeug handelt, glänzt es wie frisch poliertund sieht wirklich schön aus. Benannt wurde das Flugzeug nach der Mutter des Piloten, der das Flugzeug bei dem Abwurf der Atombombe geflogen hat. Wie man sich da wohl so fühlt?
2010-11 Steven F. Udvar-Hazy Center Smithsonian Air and Space Museum from Pacific High on Vimeo.
Wir sahen im IMAX einen interessanten Film: Fighter Pilot. Operation Red Flag ist die Bezeichnung für die größte und zugleich intensivste Luftkampf-Übung, an der neben den U.S. Piloten auch Piloten aus anderen NATO-Ländern teilnehmen. Gefilmt über der Wüste Nevadas und mit historisch einmaligen Einblicken in die militärischen Kampfabläufe. Mit am Start: F-15C Eagles, F-15E Strike Eagles, F-16 Aggressors, Stealth F-117s, B-1B Lancers, B-2 Stealth, C-17 Globemaster III, U-2S und viele andere mehr…
Eine weitere Attraktion war wieder mal der McDonalds, der sich auch im Museum befindet. Eigentlich keine schlechte Idee. Die meisten Kinder mögen es, es geht schnell und man muß nicht im überteuerten Museumskiosk trockene Sandwiches kaufen. Wir erfüllten Kolja gerne den Wunsch, denn es war SEIN Tag. Helena hatte es vorgezogen alleine an Bord zu bleiben. Für Kolja war es toll, einmal die ungeteilte Aufmerksamkeit von beiden Elternteilen zu haben. Und Helena war im 7. Himmel, den ganzen Tag völlig ungestört an Bord verbringen zu dürfen.
Auf dem Rückweg kamen wir bei ALDI vorbei und deckten uns reichlich mit Schokolade und sonstigen Sachen ein. Aber an der Kasse nahmen sie unsere Kreditkarten nicht an. Sie nehmen nur Debit-Karten, keine Credit-Karten, also können wir nur Cash bezahlen. Wir hatten gerade noch so viel dabei. Es entpuppt sich als Märchen, Amerika sei das Kreditkartenland. Bei Aldi kann man nicht bezahlen, American Express wird oft nicht genommen, dagegen bei Costco kann man nur mit Amexco bezahlen. In vielen Restaurants, besonders in Maine konnte man nur bar bezahlen. Bei Tankstellen haben wir auch schon gesehen, daß man bei Barzahlung den Sprit günstiger bekommt. Also, von wegen, in Amerika wird jeder Kaugummi mit Kreditkarte bezahlt. Nur Bares ist Wahres.
Da heute in Washington ein Marathon stattfindet und dazu etliche Strassen gesperrt sind, ziehen wir es vor, in Annapolis zu bleiben. Wir helfen Anton, seinen Mietwagen zurückzubringen und so gibt es für uns ein Wiedersehen mit der Jewel.
Wir kommen auch in den Genuß, über die Bay Bridge zu fahren, nachdem wir bei unserer Ankunft in Annapolis darunter hergesegelt sind. Und mit ihrer beeindruckenden Höhe hatten selbst wir keine Angst, dass wir nicht durchpassen würden. Also, diesmal mit dem Auto. Die Jewel liegt in einer kleinen Marina und da sich unsere Wassertanks langsam leeren und wir in dem Creek kein Wasser machen wollen, nutzen wir die Gelegenheit und duschen lange mit heißem Wasser in der Marina. Auch unseren Müll entsorgen wir legal (einen ganzen Kofferraum voll, unglaublich, was sich immer so ansammelt!). Auf dem Rückweg schauen wir noch bei Amelia vorbei, da noch ein Paket angekommen ist. Sie wohnt sehr idyllisch inmitten eines Waldgebietes direkt am Wasser. Anschließend geht es nochmal zum einkaufen und bei Target gibt es sogar Milka-Schokolade und Gummibärchen. Auf dem Rückweg sehen wir Heerscharen von Halloween-Kindern, die an den Haustüren klingeln: Trick or treat. Wehe dem, der keine Süßigkeiten vorbereitet hat…
Wir machten uns ziemlich früh auf den Weg. Da wir in der Parkgarage eines Regierungsgebäudes parkten, mussten wir Kofferraum und Motorhaube öffnen. Dafür kostet es nur 10,– USD. Die horrenden Parkgebühren erweisen sich als Ammenmärchen.
Für heute wurden einige zehntausend Menschen in Washington zur „Rally to Restore Sanity“ erwartet. Jon Stewart, einer der angesehensten politischen US-Komiker, rief auf zur „Demonstration zur Wiederherstellung der Vernunft.“ Und wir mittendrin! Die Demo wird nicht irgendwo abgehalten, sondern auf der National Mall in Washington D.C. Dort, wo Martin Luther King seine berühmte „I Have a Dream“ Rede hielt – und wo der erzkonservative TV-Moderator Glenn Beck im August Zentausende seiner Anhänger versammelte. Hauptrednerin war damals Sarah Palin. “Die nationale Debatte über die Probleme unseres Landes wird von den lauten Menschen dominiert”, sagte Stewart in seiner Show. Und das seien meist die mit den extremsten Meinungen auf beiden Seiten des politischen Spektrums: die Obama-ist-ein-Muslim-Schreier genauso wie die Bush-gleicht-Hitler-Fraktion. Es sei Zeit, dass die politische Mitte gehört werde.
Wir sind jedenfalls froh, daß wir in diese Demonstration gerieten und nicht in die vom August. Viele Demonstranten sind fantasievoll gekleidet, noch mehr halten Schilder mit den unterschiedlichsten Aussagen hoch. Die Veranstaltung ist trotz der Menschenmassen (215.000 – 250.000 Teilnehmer) friedlich und gerät zu einem Happening mit Rockkonzerten (unter anderem waren Sheryl Crow und Ozzy Osbourne dabei). Wir haben nach einer Weile genug von der Menschenmenge und verdrücken uns in die National Gallery of Art. Viele Highlights der Kunstgeschichte erwarteten uns hier wie Leonardo da Vinci’s „Ginevra“, ein Selbstporträt von Rembrandt, Augustus Saint-Gaudens „Diana of the Tower“, Edgar Degas Wachsstatue „Little Dancer Agend 14“ und „Der Denker“ von Auguste Rodin. Zudem wird in einer Sonderausstellung „The Chester Dale Collection“ gezeigt, eine Sammlung bemerkenswerter Gemälde (Picasso, Renoir, Cézanne, van Gogh, Matisse, Modigliani, Monet, Manet und viele mehr).
Anschließend wühlten wir uns wieder durch die Menschenmassen. Manchmal gab es kaum ein Weiterkommen, wir hatten nur Glück, daß wir in die entgegengesetzte Richtung wollten und je weiter wir kamen, desto ruhiger wurde es.
Unser Weg führte uns zum American Art Museum + National Portrait Gallery. Die beiden Museen sind in einem der ältesten Gebäude Washingtons untergebracht, 1836 als U.S. Patentamt erbaut. Neben einer sehenswerten Sammlung zeitgenössischer Kunst beherbergt es auch die einzig komplette Portraitsammlung aller US-Präsidenten. Auf den Schildern neben den Portraits gibt es viele Informationen dazu.
Anton war auch in Washington und wir trafen uns im Museum. Wir besuchten anschließend den Skulpturengarten mit einer Skulptur von Louise Bourgeois, die leider unlängst verstorben ist. Die riesigen bronzenen Spinnen waren ihr Markenzeichen.
Da die Museen um 17.30 Uhr schliessen, blieb uns für das Natural History und das American History Museum nur noch eine Stunde. Eigentlich eine Schande! Ein kurzer Rundumblick im Natural History Museum genügte, immerhin war Klaus mit den Kindern schon in New York im Natural History Museum. So hatten wir im American History Museum noch die Gelegenheit, den „Star-Spangled-Banner“ anzusehen.
Mittlerweile ist die Fahne knapp 200 Jahre alt und sieht schon ein wenig mitgenommen aus, ist aber fast vollständig erhalten. Und sie ist viel, viel größer als ich angenommen hatte. Die Frau, die das riesige Sternenbanner nähte, hat (außer Unsterblichkeit) als Entgelt 405,– USD erhalten. Es waren noch andere interessante Dinge ausgestellt, wie z.B. ein Care-Paket.
Abschließend gingen wir mit Anton im abendlichen Washington zum Essen. Es war ein letzter schöner Abend und wir genossen seine Gesellschaft.
Die Stadt leerte sich langsam wieder und es erstaunte uns, wie sauber die Stadt sich uns präsentierte nach diesen vielen hunderttausenden von Menschen. Nur noch an den übervollen Mülleimern konnte man erkennen, was sich tagsüber hier abgespielt hatte.
Eigentlich wollten wir heute nochmal ohne Kinder nach Washington fahren. Da aber der Wind aufgefrischt hat und zudem noch aus einer anderen Richtung kommt, haben wir uns gedreht und liegen nurmehr eine Bootslänge von einem anderen Boot entfernt. Da uns das Vertrauen in den Ankergrund fehlt, beschliessen wir, an Bord zu bleiben. Wir wollen den Kindern nicht die Verantwortung für das Boot aufbürden, falls doch mehr Wind aufkommt und wir slippen.
Aber so hatten wir auch Zeit für Amelia. Sie ist eine Freundin der Familie Spring und wir durften ihre Adresse nutzen, um uns ein paar Sachen schicken zu lassen. Amelia und ihr Freund kamen zu uns an Bord, und da sie nächstes Jahr auch zu einer Weltumsegelung aufbrechen wollen hatten wir viel zu besprechen.