httpv://www.youtube.com/watch?v=lIJPYiHlL0I
Vorbereitungen
Bereits im Herbst 2009 waren alle Garantiearbeiten und darüber hinausgehende Wünsche unsererseits an der „Pacific High“ in Gruissan / Frankreich von der Lagoon Werft erledigt worden. Auf dem Weg zu den Kanaren, der spanischen Mittelmeerküste entlang, hatten wir begonnen unsere Ersatzteillisten zu komplettieren und weitere kleine Instandsetzungs- un Reparatur- Arbeiten durchzuführen. So kamen wir bereits gut vorbereitet Anfang Dezember in Las Palmas / Gran Canaria an. Trotzdem wurde es ein längerer Aufenthalt auf den Kanaren da wir zuerst zwei Wochen auf wichtige Ersatzteile von Lagoon warten mußten (unter anderem ein defekter Bilgenpumpensensor). Die Ersatzteile wurden in zwei Sendungen verschickt (grosser Fehler!): das eine Paket hielten wir schon nach drei Tagen in unseren Händen, das zweite, wurde vom Zoll 14 Tage lang beanstandet und drei Mal zwischen Las Palmas und Madrid hin und her geschickt (dank UPS Tracking konnten wir genau verfolgen wie viele Flugmeilen unsere Lieferung gerade mal wieder gereist war). Als endlich alle Teile angekommen und eingebaut waren begann die Warterei auf ein günstiges Wetterfenster für die Atlantiküberquerung. Wenn man
erfahrenen Atlantikseglern glauben darf heißt die Empfehlung : „je später je besser“. So steht es in „Segelrouten de Welt“ von „Jimmy Cornell“, so beschreibt es „Bobby Schenk“ auf seinen Internetseiten und so haben wir Ratschläge von vielen Seglern mit Atlantikerfahrung bekommen. Im Widerspruch dazu hatte die Aussage, die wir in den letzten Monaten sehr häufig zu hören bekommen hatten: „das Wetter ist nicht mehr so wie es früher einmal war“, auch hier seine Gültigkeit. Der (frühe) November wäre optimal für eine Atlantiküberquerung gewesen! Dagegen jagte im Dezember ein mächtiges Tiefdruckgebiet nach dem anderen von der nördlichen Karibik Richtung iberische Halbinsel über den Atlantik (und sorgte dort für heftige Unwetter – in großen Teilen Spaniens wurde der Katastrophenalarm ausgelöst). Die Tiefdruckgebiete rauschten soweit südlich über den Atlantik, dass die Passatwinde teilweise ganz zum erliegen kamen und auf den ersten 700sm Richtung Kapverden südwestliche Winde (also direkt auf die Nase) um 25kn vorherrschten. Natürlich kann man auch unter diesen Umständen über den Atlantik segeln (die Winde waren ja eher zu schwach als zu stark und das Meer ruhig). Wir wollten uns das aber für unsere erste Überquerung nicht antun, gerade die Kinder sollten diese Zeit in positiver Erinnerung behalten (und so sollte es auch kommen: wenn man heute Helena und Kolja nach ihrer bisher schönsten Zeit an Bord fragt, so antworten beide spontan: der Atlantik – aber dazu später). Auch erhielten wir Berichte von befreundeten Seglern, die Anfang / Mitte Dezember gestartet waren, und bis zu den Kapverden bereits ihre Dieseltanks leer motort hatten und dort umständlich aus Fässern betankt wurden, oder von anderen wiederum, die nach drei Wochen segeln immer noch 1000sm von Barbados entfernt waren. Wir nutzten die Zeit um uns die Insel mit einem Mietwagen anzuschauen und zum x-ten Mal unsere Vorräte zu komplettieren. Auch konnten wir während dieser Zeit viele nette Freundschaften zu anderen Blauwasser Seglern knüpfen, die wir hoffentlich auf unserer Reise wiedersehen werden.
Wenn man auf seinem Segelboot lebt, glaubt man sein „zu Hause“ bestens zu kennen und „im Griff“ zu haben und wird doch immer wieder aufs neue von kleinen und größeren Defekten und Problemen überrascht. Unsere Pacific High haben wir vor Abfahrt drei Mal von Masttop bis zur tiefsten Bilge genauestens überprüft und kontrolliert. Besonders das laufende Gut, alle Schoten, Fallen, Schäkel, Fittings und Bolzen wurden genau inspiziert. Das Beiboot wurde mit Spanngurten fest an den Davits verzurrt. Die Elektronik gecheckt – ein neues Update von Raymarine auf die Software Version 5.52 eingespielt (hat zwar nichts genützt aber man hat ein gutes Gefühl!). Die Motoren die Saildrives und der Generator wurden erst gewartet, also wurden nur das Öl, die Ölfilter und Dieselfilter, Wasserabscheider, alle Leitungen kontrolliert…
Lebensmittelbevorratung: „…oder, man kann es auch übertreiben“. Wir müssen gestehen, dass wir immer noch dem Kaufrausch erliegen. Wenn wir eine günstige Einkaufsquelle gefunden haben und die Lebensmittel auch noch leicht an Bord geschafft werden können, kaufen wir ein, als gäbe es kein Morgen. Auch 20 Gläser Nutella, 150 Cola Dosen, 50l. Orangensaft oder 20 Dosen Pringles Chips sind dann keine Seltenheit! Um es kurz zu machen: wir sind nicht verhungert und haben auch nach der Atlantiküberquerung noch Grundnahrungsmittel für mindestens ein halbes Jahr an Boot. Alle schnell verderblichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch hatten wir in drei Chargen eingekauft: einen Teil zum direkten Verbrauch den wir in Netzen im Cockpit gelagert haben, einen Teil im Null Grad Fach im Kühlschrank und einen Teil tiefgefroren im Gefrierschrank. So haben wir z. Bsp. drei Kilo rote Paprika, 8 Schlangengurken, 3kg Zucchini, etc. eingekauft und Dank null Grad Fach im Kühlschrank hatten wir noch frische Paprika nach 18 Tagen in der Ankerbucht von Martinique.
Ende Dezember hatte unser Warten dann ein Ende und wir fanden „unser“ stabiles längerfristiges Wetterfenster und konnten am letzten Tag des Jahres aufbrechen. Exakt um 15:05 Uhr hieß es Leinen los und wir fuhren zusammen mit der „JEWEL“ von Anton (einer weiteren Lagoon 500) unter viel Gewinke und Getröte zum Hafen von Las Palmas hinaus…
Crew
Lange ha
ben wir überlegt ob wir alleine oder mit einer größeren Crew über den Atlantik segeln. Obwohl vieles für die Option einer größeren Crew spricht (einfachere und kürzere Nachtwachen, leichteres Bedienen der Segel speziell des Parasailors und unsere mangelnde Atlantikerfahrung, etc.) haben wir uns doch entschieden alleine zu segeln. Unser wichtigstes Argument war, die Flexibilität bei dem uns günstig erscheinenden Wetterfenster zu starten, zu behalten (und genauso sollte es ja auch kommen!). Unsere ursprünliche Idee war es Anfang Dezember zu starten und schlussendlich haben wir es gerade noch am 31.12 geschafft. Man kann keinem noch so gutem Freund zumuten so lange – quasi standby – zu warten. Gerade deswegen vielen Dank an die lieben Angebote uns zu unterstützen und mitzusegeln! Wie von uns erhofft, waren die 16Tage Atlantik ein intensives „Familienerlebnis“ für uns vier. Es dauerte eine Weile, vielleicht 4 Tage, bevor wir unseren Rythmus an Bord gefunden hatten. Besonders Helena hatte es diesmal schwer, da Sie zum ersten Mal Seekrank wurde (nach einem Tag war Alles wieder vorbei).
.
.
Nachtwachen
Die Nachwachen haben Anita und ich uns geteilt, Helena und Kolja haben tagsüber Wachen übernommen um uns zu entlasten. Wir haben für die Nachtwachen kein starres Zeitschema eingeführt, sondern die Nacht grob in zwei Wachen eingeteilt , wobei jeder so lange Wache gehalten hat bis er Müde war. Wir sind mit dieser lockeren Einteilung die ganzen 16 Tage sehr gut zurecht gekommen und fühlten uns auch bei der Ankunft in Martinique fit. Ich habe meine Nachtwachen meistens auf der Flybridge verbracht. Am Anfang noch in die Segeljacke gehüllt, dann mit Fliespullover und am Ende im langärmeligen T-Shirt. Die Nachtluft war bis zu den Capverden 21 Grad warm und am Ende vor Martinique 25 Grad warm. Wir hatten mäßigen und trockenen (=angenehmen) Rückenwind. Da wir mondlose Nächte hatten funkelten die Sterne umso heller. Ich habe noch nie so viele Sterne mit blossem Auge sehen können. Zwischendurch habe ich viel gelesen, Filme angeschaut, Emails geschrieben, … am liebsten jedoch mich auf die Polster der Fly gelegt, Lounge Musik (Cafe del Mar) vom iPod gehört und die Sterne angeschaut!
.
.
Segeln

Segeltechnisch war der Atlantik relativ anspruchslos. Wir hatten ja lange genug auf gutes Wetter gewartet und dieses auch während der gesamten Überquerung behalten. Die 6 Tage, bis wir auf die Passatwinde westlich der Kapverden gestossen sind, waren durch wechselnde Winde geprägt. Ca. 2 Tage hatten wir Glück mit perfekten Winden um 20kn aus NO, die restlichen 4 Tage schwache Winde um 10kn aus wechselnden Richtungen. In diesen 6 Tagen haben wir häufig zwischen Groß/Genua, Parasailor und Gennaker hin- und her- gewechselt. Dadurch konnten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 kn erreichen (bei nur 6 Stunden Motorunterstützung) die wir während der ganzen Atlantiküberquerung beibehalten sollten. Seitdem wir ca. 300sm nördlich der Kapverden auf die Passatwinde gestossen sind, kannten wir nur noch ein Segel: unseren Parasailor. Von hier ab hieß es: faulenzen, nichts tun … ab und dann ein wenig den Parasailor trimmen – fertig! Einzig die ersten Nächte waren etwas spannend da wir beschlossen hatten – trotz unserer kleine zwei Mann/Frau Crew – den Parasailor auch nachts stehen zu lassen, was sich als richtig und problemlos erweisen sollte.
Navigation, Wettervorhersagen, Wetterfiles
Hier gleich ein großes Lob & Dankeschön an Jörg Drexhagen (www.yachtfunk.com) und Walter Denis (www.bonito.com). Dank Jörg’s perfekter SSB Installation, sailmail und dem Bonito MeteoCom Programm von Walter Denis hatten wir stets aktuelle Wetterdaten (Wetterfax und GRIB Files). So konnten wir ein paar mal unseren Kurs korrigieren um bessere Winde zu erreichen. Wir haben ein ICOM IC-718 HF Tranceiver mit eingebautem Pactor Modem das via Bluetooth mit unserem Navigationsrechner verbunden ist. Mit durchschnittlich 4Kbit/min (spitze war 7Kbit/min) haben wir unsere Mails versenden und empfangen können und alle zwei Tage aktuelle Grib Files abholen können.
Besondere Momente…
Spontan würde ich hier als erstes von unseren Wal-Sichtungen berichten. Es ist ein ganz besonderer Moment wenn diese großen, ruhigen und erhabenen Säugetiere neben dem Schiff auftauchen und für kurze Zeit majestetisch nebenher schwimmen. Ich hatte schon öfters Wale in Aquarien oder Zoos gesehen. Aber dass hier, ganz allein – mitten auf dem Atlantik – diese anmutigen Tiere beobachten zu können, war ein ganz anderes Gefühl! Insgesamt haben wir drei Mal Wale gesehen. Das erste Mal noch vor den Kapverden, nur kurz, einen direkt neben unserem Schiff auftauchenden ca. 10m langen Wal. Zwei Tage später konnten wir zwei über 10m lange Grauwale Backbord neben der Pacific High beobachten und noch ein paar Tage darauf umrundete uns ein weiterer Wal ca. eine halbe Stunde lang immer wieder. Er schien einen riesen Spaß daran zu haben an unser Steuerbordseite vorbeizuschwimmen, plötzlich zu beschleunigen und knapp vor unseren Bugspitzen durchzutauchen sodaß wir jedesmal damit rechneten ihn mit der Pacific High zu berühren (was aber natürlich nicht geschah!)

Nicht minder beeindruckend waren die vielen Delfinschulen die besonders am späten Nachmitag vor Sonnenuntergang unser Schiff besuchten. Manchmal waren es nur 5 bis 10 Delfine, dann wieder große Delfinschulen mit über 50 Tieren. Die Delfine schienen an den Besuchen genauso Freude zu haben wie wir. Auch schienen sie sich vergewissern zu wollen, dass wir Ihnen auch wirklich unsere Aufmerksamkeit schenkten. Oft entdeckten wir sie schon einige km entfernt wenn
sie auf die Pacific High pfeilschnell zuschossen. Auch wenn wir mit 10kn bis 12kn flott unterwegs waren, stellte dies für diese eleganten Tiere keine Herausvorderung dar. Ich schätze, sie waren mühelos drei mal so schnell wie wir. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns gerade am Anfang ihrer Besuche immer wieder mit aberwitzigen Sprüngen, Saltos, Schrauben, Drehungen gefolgt von lauten Bauchplatschern oder regelrecht senkrechten Sprüngen, beindrucken wollten. Auch wurde uns bewußt wie viele unterschiedliche Delfinarten es gibt: wir konnten kleine (unter 2m) hellgraue entdecken, gepunktete Delfine, solche die am Bauch vollkommen weiss und deren Rückenflosse im Kontrast dazu dunkelgrau war, aber auch viel größere (3m) dungelgraue bis schwarze Delfine.
Zwischendurch haben wir auch Haie gesehen. Das heisst, eigentlich haben wir die Haie nicht direkt gesehen sondern sie erst im Nachhinein auf Anitas Videoaufnahmen entdeckt!
Ein täglich wiederkehrendes Ritual waren die traumhaften Sonnenuntergänge, die wir bei einem guten Sundowner auf der Flybridge genossen haben. Da unser Kurs uns genau nach Westen zur Karibik führte segelten wir jeden Abend in die untergehende Sonne: was gibt es schöneres!?
Während meinen Nachtwachen habe ich fosphoreszierendes Plankton erlebt: WOW! Das ganze Meer erstrahlt in einem grün/gelblichen Feuerwerk! Für mich sah es aus wie viele Unterwasserexplosionen von hellgrünem Licht die besonders in unserem Kielwasser noch an Intensität gewannen: faszinierend!


.
.
.
.
.
.
Ein paar Zahlen…
Vielleicht sind die folgenden Diagramme für den einen oder anderen der auch eine Atlantiküberquerung plant von Interesse…
Wir versuchen den Schulunterricht an Bord so eng wie möglich mit den aktuellen Erlebnissen zu verknüpfen. Dies ist besonders einfach beim Sprachunterricht oder in Erdkunde (wir befassen uns immer mit dem aktuellen Land in dem wir uns befinden). Während der Atlantiküberquerung hatten wir in Physik das Thema „gleichförmige und ungleichförmige Bewegungen“ und Helena und Kolja haben jeweils ein Diagramm mit der täglich zurückgelegten Wegstrecke erstellt:


Hier dazu ein Diagramm mit unseren Etmalen:

Ich habe im Logbuch auch die Motorstunden und wie lange wir welche Segel genutzt haben eingetragen. Hier die Auswertung:

Wie man leicht erkennen kann haben wir Dank der Passatwinde meistens den Parasailor (Spi) benutzt, gefolgt von Groß und Fock…
Vorbereitungen
Bereits im Herbst 2009 waren alle Garantiearbeiten und darüber hinausgehende Wünsche unsererseits an der „Pacific High“ in Gruissan / Frankreich von der Lagoon Werft erledigt worden. Auf dem Weg zu den Kanaren, der spanischen Mittelmeerküste entlang, hatten wir begonnen unsere Ersatzteillisten zu komplettieren und weitere kleine Instandsetzungs- un Reparatur- Arbeiten durchzuführen. So kamen wir bereits gut vorbereitet Anfang Dezember in Las Palmas / Gran Canaria an. Trotzdem wurde es ein längerer Aufenthalt auf den Kanaren da wir zuerst zwei Wochen auf wichtige Ersatzteile von Lagoon warten mußten (unter anderem ein defekter Bilgenpumpensensor). Die Ersatzteile wurden in zwei Sendungen verschickt (grosser Fehler!): das eine Paket hielten wir schon nach drei Tagen in unseren Händen, das zweite, wurde vom Zoll 14 Tage lang beanstandet und drei Mal zwischen Las Palmas und Madrid hin und her geschickt (dank UPS Tracking konnten wir genau verfolgen wie viele Flugmeilen unsere Lieferung gerade mal wieder gereist war). Als endlich alle Teile angekommen und eingebaut waren begann die Warterei auf ein günstiges Wetterfenster für die Atlantiküberquerung. Wenn man
erfahrenen Atlantikseglern glauben darf heißt die Empfehlung : „je später je besser“. So steht es in „Segelrouten de Welt“ von „Jimmy Cornell“, so beschreibt es „Bobby Schenk“ auf seinen Internetseiten und so haben wir Ratschläge von vielen Seglern mit Atlantikerfahrung bekommen. Im Widerspruch dazu hatte die Aussage, die wir in den letzten Monaten sehr häufig zu hören bekommen hatten: „das Wetter ist nicht mehr so wie es früher einmal war“, auch hier seine Gültigkeit. Der (frühe) November wäre optimal für eine Atlantiküberquerung gewesen! Dagegen jagte im Dezember ein mächtiges Tiefdruckgebiet nach dem anderen von der nördlichen Karibik Richtung iberische Halbinsel über den Atlantik (und sorgte dort für heftige Unwetter – in großen Teilen Spaniens wurde der Katastrophenalarm ausgelöst). Die Tiefdruckgebiete rauschten soweit südlich über den Atlantik, dass die Passatwinde teilweise ganz zum erliegen kamen und auf den ersten 700sm Richtung Kapverden südwestliche Winde (also direkt auf die Nase) um 25kn vorherrschten. Natürlich kann man auch unter diesen Umständen über den Atlantik segeln (die Winde waren ja eher zu schwach als zu stark und das Meer ruhig). Wir wollten uns das aber für unsere erste Überquerung nicht antun, gerade die Kinder sollten diese Zeit in positiver Erinnerung behalten (und so sollte es auch kommen: wenn man heute Helena und Kolja nach ihrer bisher schönsten Zeit an Bord fragt, so antworten beide spontan: der Atlantik – aber dazu später). Auch erhielten wir Berichte von befreundeten Seglern, die Anfang / Mitte Dezember gestartet waren, und bis zu den Kapverden bereits ihre Dieseltanks leer motort hatten und dort umständlich aus Fässern betankt wurden, oder von anderen wiederum, die nach drei Wochen segeln immer noch 1000sm von Barbados entfernt waren. Wir nutzten die Zeit um uns die Insel mit einem Mietwagen anzuschauen und zum x-ten Mal unsere Vorräte zu komplettieren. Auch konnten wir während dieser Zeit viele nette Freundschaften zu anderen Blauwasser Seglern knüpfen, die wir hoffentlich auf unserer Reise wiedersehen werden.
Wenn man auf seinem Segelboot lebt, glaubt man sein „zu Hause“ bestens zu kennen und „im Griff“ zu haben und wird doch immer wieder aufs neue von kleinen und größeren Defekten und Problemen überrascht. Unsere Pacific High haben wir vor Abfahrt drei Mal von Masttop bis zur tiefsten Bilge genauestens überprüft und kontrolliert. Besonders das laufende Gut, alle Schoten, Fallen, Schäkel, Fittings und Bolzen wurden genau inspiziert. Das Beiboot wurde mit Spanngurten fest an den Davits verzurrt. Die Elektronik gecheckt – ein neues Update von Raymarine auf die Software Version 5.52 eingespielt (hat zwar nichts genützt aber man hat ein gutes Gefühl!). Die Motoren die Saildrives und der Generator wurden erst gewartet, also wurden nur das Öl, die Ölfilter und Dieselfilter, Wasserabscheider, alle Leitungen kontrolliert…
Lebensmittelbevorratung: „…oder, man kann es auch übertreiben“. Wir müssen gestehen, dass wir immer noch dem Kaufrausch erliegen. Wenn wir eine günstige Einkaufsquelle gefunden haben und die Lebensmittel auch noch leicht an Bord geschafft werden können, kaufen wir ein, als gäbe es kein Morgen. Auch 20 Gläser Nutella, 150 Cola Dosen, 50l. Orangensaft oder 20 Dosen Pringles Chips sind dann keine Seltenheit! Um es kurz zu machen: wir sind nicht verhungert und haben auch nach der Atlantiküberquerung noch Grundnahrungsmittel für mindestens ein halbes Jahr an Boot. Alle schnell verderblichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch hatten wir in drei Chargen eingekauft: einen Teil zum direkten Verbrauch den wir in Netzen im Cockpit gelagert haben, einen Teil im Null Grad Fach im Kühlschrank und einen Teil tiefgefroren im Gefrierschrank. So haben wir z. Bsp. drei Kilo rote Paprika, 8 Schlangengurken, 3kg Zucchini, etc. eingekauft und Dank null Grad Fach im Kühlschrank hatten wir noch frische Paprika nach 18 Tagen in der Ankerbucht von Martinique.
Ende Dezember hatte unser Warten dann ein Ende und wir fanden „unser“ stabiles längerfristiges Wetterfenster und konnten am letzten Tag des Jahres aufbrechen. Exakt um 15:05 Uhr hieß es Leinen los und wir fuhren zusammen mit der „JEWEL“ von Anton (einer weiteren Lagoon 500) unter viel Gewinke und Getröte zum Hafen von Las Palmas hinaus…
Crew
Lange ha
ben wir überlegt ob wir alleine oder mit einer größeren Crew über den Atlantik segeln. Obwohl vieles für die Option einer größeren Crew spricht (einfachere und kürzere Nachtwachen, leichteres Bedienen der Segel speziell des Parasailors und unsere mangelnde Atlantikerfahrung, etc.) haben wir uns doch entschieden alleine zu segeln. Unser wichtigstes Argument war, die Flexibilität bei dem uns günstig erscheinenden Wetterfenster zu starten, zu behalten (und genauso sollte es ja auch kommen!). Unsere ursprünliche Idee war es Anfang Dezember zu starten und schlussendlich haben wir es gerade noch am 31.12 geschafft. Man kann keinem noch so gutem Freund zumuten so lange – quasi standby – zu warten. Gerade deswegen vielen Dank an die lieben Angebote uns zu unterstützen und mitzusegeln! Wie von uns erhofft, waren die 16Tage Atlantik ein intensives „Familienerlebnis“ für uns vier. Es dauerte eine Weile, vielleicht 4 Tage, bevor wir unseren Rythmus an Bord gefunden hatten. Besonders Helena hatte es diesmal schwer, da Sie zum ersten Mal Seekrank wurde (nach einem Tag war Alles wieder vorbei).
.
.
Nachtwachen
Die Nachwachen haben Anita und ich uns geteilt, Helena und Kolja haben tagsüber Wachen übernommen um uns zu entlasten. Wir haben für die Nachtwachen kein starres Zeitschema eingeführt, sondern die Nacht grob in zwei Wachen eingeteilt , wobei jeder so lange Wache gehalten hat bis er Müde war. Wir sind mit dieser lockeren Einteilung die ganzen 16 Tage sehr gut zurecht gekommen und fühlten uns auch bei der Ankunft in Martinique fit. Ich habe meine Nachtwachen meistens auf der Flybridge verbracht. Am Anfang noch in die Segeljacke gehüllt, dann mit Fliespullover und am Ende im langärmeligen T-Shirt. Die Nachtluft war bis zu den Capverden 21 Grad warm und am Ende vor Martinique 25 Grad warm. Wir hatten mäßigen und trockenen (=angenehmen) Rückenwind. Da wir mondlose Nächte hatten funkelten die Sterne umso heller. Ich habe noch nie so viele Sterne mit blossem Auge sehen können. Zwischendurch habe ich viel gelesen, Filme angeschaut, Emails geschrieben, … am liebsten jedoch mich auf die Polster der Fly gelegt, Lounge Musik (Cafe del Mar) vom iPod gehört und die Sterne angeschaut!
.
.
Segeln

Segeltechnisch war der Atlantik relativ anspruchslos. Wir hatten ja lange genug auf gutes Wetter gewartet und dieses auch während der gesamten Überquerung behalten. Die 6 Tage, bis wir auf die Passatwinde westlich der Kapverden gestossen sind, waren durch wechselnde Winde geprägt. Ca. 2 Tage hatten wir Glück mit perfekten Winden um 20kn aus NO, die restlichen 4 Tage schwache Winde um 10kn aus wechselnden Richtungen. In diesen 6 Tagen haben wir häufig zwischen Groß/Genua, Parasailor und Gennaker hin- und her- gewechselt. Dadurch konnten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 kn erreichen (bei nur 6 Stunden Motorunterstützung) die wir während der ganzen Atlantiküberquerung beibehalten sollten. Seitdem wir ca. 300sm nördlich der Kapverden auf die Passatwinde gestossen sind, kannten wir nur noch ein Segel: unseren Parasailor. Von hier ab hieß es: faulenzen, nichts tun … ab und dann ein wenig den Parasailor trimmen – fertig! Einzig die ersten Nächte waren etwas spannend da wir beschlossen hatten – trotz unserer kleine zwei Mann/Frau Crew – den Parasailor auch nachts stehen zu lassen, was sich als richtig und problemlos erweisen sollte.
Navigation, Wettervorhersagen, Wetterfiles
Hier gleich ein großes Lob & Dankeschön an Jörg Drexhagen (www.yachtfunk.com) und Walter Denis (www.bonito.com). Dank Jörg’s perfekter SSB Installation, sailmail und dem Bonito MeteoCom Programm von Walter Denis hatten wir stets aktuelle Wetterdaten (Wetterfax und GRIB Files). So konnten wir ein paar mal unseren Kurs korrigieren um bessere Winde zu erreichen. Wir haben ein ICOM IC-718 HF Tranceiver mit eingebautem Pactor Modem das via Bluetooth mit unserem Navigationsrechner verbunden ist. Mit durchschnittlich 4Kbit/min (spitze war 7Kbit/min) haben wir unsere Mails versenden und empfangen können und alle zwei Tage aktuelle Grib Files abholen können.
Besondere Momente…
Spontan würde ich hier als erstes von unseren Wal-Sichtungen berichten. Es ist ein ganz besonderer Moment wenn diese großen, ruhigen und erhabenen Säugetiere neben dem Schiff auftauchen und für kurze Zeit majestetisch nebenher schwimmen. Ich hatte schon öfters Wale in Aquarien oder Zoos gesehen. Aber dass hier, ganz allein – mitten auf dem Atlantik – diese anmutigen Tiere beobachten zu können, war ein ganz anderes Gefühl! Insgesamt haben wir drei Mal Wale gesehen. Das erste Mal noch vor den Kapverden, nur kurz, einen direkt neben unserem Schiff auftauchenden ca. 10m langen Wal. Zwei Tage später konnten wir zwei über 10m lange Grauwale Backbord neben der Pacific High beobachten und noch ein paar Tage darauf umrundete uns ein weiterer Wal ca. eine halbe Stunde lang immer wieder. Er schien einen riesen Spaß daran zu haben an unser Steuerbordseite vorbeizuschwimmen, plötzlich zu beschleunigen und knapp vor unseren Bugspitzen durchzutauchen sodaß wir jedesmal damit rechneten ihn mit der Pacific High zu berühren (was aber natürlich nicht geschah!)

Nicht minder beeindruckend waren die vielen Delfinschulen die besonders am späten Nachmitag vor Sonnenuntergang unser Schiff besuchten. Manchmal waren es nur 5 bis 10 Delfine, dann wieder große Delfinschulen mit über 50 Tieren. Die Delfine schienen an den Besuchen genauso Freude zu haben wie wir. Auch schienen sie sich vergewissern zu wollen, dass wir Ihnen auch wirklich unsere Aufmerksamkeit schenkten. Oft entdeckten wir sie schon einige km entfernt wenn
sie auf die Pacific High pfeilschnell zuschossen. Auch wenn wir mit 10kn bis 12kn flott unterwegs waren, stellte dies für diese eleganten Tiere keine Herausvorderung dar. Ich schätze, sie waren mühelos drei mal so schnell wie wir. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns gerade am Anfang ihrer Besuche immer wieder mit aberwitzigen Sprüngen, Saltos, Schrauben, Drehungen gefolgt von lauten Bauchplatschern oder regelrecht senkrechten Sprüngen, beindrucken wollten. Auch wurde uns bewußt wie viele unterschiedliche Delfinarten es gibt: wir konnten kleine (unter 2m) hellgraue entdecken, gepunktete Delfine, solche die am Bauch vollkommen weiss und deren Rückenflosse im Kontrast dazu dunkelgrau war, aber auch viel größere (3m) dungelgraue bis schwarze Delfine.
Zwischendurch haben wir auch Haie gesehen. Das heisst, eigentlich haben wir die Haie nicht direkt gesehen sondern sie erst im Nachhinein auf Anitas Videoaufnahmen entdeckt!
Ein täglich wiederkehrendes Ritual waren die traumhaften Sonnenuntergänge, die wir bei einem guten Sundowner auf der Flybridge genossen haben. Da unser Kurs uns genau nach Westen zur Karibik führte segelten wir jeden Abend in die untergehende Sonne: was gibt es schöneres!?
Während meinen Nachtwachen habe ich fosphoreszierendes Plankton erlebt: WOW! Das ganze Meer erstrahlt in einem grün/gelblichen Feuerwerk! Für mich sah es aus wie viele Unterwasserexplosionen von hellgrünem Licht die besonders in unserem Kielwasser noch an Intensität gewannen: faszinierend!


.
.
.
.
.
.
Ein paar Zahlen…
Vielleicht sind die folgenden Diagramme für den einen oder anderen der auch eine Atlantiküberquerung plant von Interesse…
Wir versuchen den Schulunterricht an Bord so eng wie möglich mit den aktuellen Erlebnissen zu verknüpfen. Dies ist besonders einfach beim Sprachunterricht oder in Erdkunde (wir befassen uns immer mit dem aktuellen Land in dem wir uns befinden). Während der Atlantiküberquerung hatten wir in Physik das Thema „gleichförmige und ungleichförmige Bewegungen“ und Helena und Kolja haben jeweils ein Diagramm mit der täglich zurückgelegten Wegstrecke erstellt:


Hier dazu ein Diagramm mit unseren Etmalen:

Ich habe im Logbuch auch die Motorstunden und wie lange wir welche Segel genutzt haben eingetragen. Hier die Auswertung:

Wie man leicht erkennen kann haben wir Dank der Passatwinde meistens den Parasailor (Spi) benutzt, gefolgt von Groß und Fock…
Vorbereitungen
Bereits im Herbst 2009 waren alle Garantiearbeiten und darüber hinausgehende Wünsche unsererseits an der „Pacific High“ in Gruissan / Frankreich von der Lagoon Werft erledigt worden. Auf dem Weg zu den Kanaren, der spanischen Mittelmeerküste entlang, hatten wir begonnen unsere Ersatzteillisten zu komplettieren und weitere kleine Instandsetzungs- un Reparatur- Arbeiten durchzuführen. So kamen wir bereits gut vorbereitet Anfang Dezember in Las Palmas / Gran Canaria an. Trotzdem wurde es ein längerer Aufenthalt auf den Kanaren da wir zuerst zwei Wochen auf wichtige Ersatzteile von Lagoon warten mußten (unter anderem ein defekter Bilgenpumpensensor). Die Ersatzteile wurden in zwei Sendungen verschickt (grosser Fehler!): das eine Paket hielten wir schon nach drei Tagen in unseren Händen, das zweite, wurde vom Zoll 14 Tage lang beanstandet und drei Mal zwischen Las Palmas und Madrid hin und her geschickt (dank UPS Tracking konnten wir genau verfolgen wie viele Flugmeilen unsere Lieferung gerade mal wieder gereist war). Als endlich alle Teile angekommen und eingebaut waren begann die Warterei auf ein günstiges Wetterfenster für die Atlantiküberquerung. Wenn man
erfahrenen Atlantikseglern glauben darf heißt die Empfehlung : „je später je besser“. So steht es in „Segelrouten de Welt“ von „Jimmy Cornell“, so beschreibt es „Bobby Schenk“ auf seinen Internetseiten und so haben wir Ratschläge von vielen Seglern mit Atlantikerfahrung bekommen. Im Widerspruch dazu hatte die Aussage, die wir in den letzten Monaten sehr häufig zu hören bekommen hatten: „das Wetter ist nicht mehr so wie es früher einmal war“, auch hier seine Gültigkeit. Der (frühe) November wäre optimal für eine Atlantiküberquerung gewesen! Dagegen jagte im Dezember ein mächtiges Tiefdruckgebiet nach dem anderen von der nördlichen Karibik Richtung iberische Halbinsel über den Atlantik (und sorgte dort für heftige Unwetter – in großen Teilen Spaniens wurde der Katastrophenalarm ausgelöst). Die Tiefdruckgebiete rauschten soweit südlich über den Atlantik, dass die Passatwinde teilweise ganz zum erliegen kamen und auf den ersten 700sm Richtung Kapverden südwestliche Winde (also direkt auf die Nase) um 25kn vorherrschten. Natürlich kann man auch unter diesen Umständen über den Atlantik segeln (die Winde waren ja eher zu schwach als zu stark und das Meer ruhig). Wir wollten uns das aber für unsere erste Überquerung nicht antun, gerade die Kinder sollten diese Zeit in positiver Erinnerung behalten (und so sollte es auch kommen: wenn man heute Helena und Kolja nach ihrer bisher schönsten Zeit an Bord fragt, so antworten beide spontan: der Atlantik – aber dazu später). Auch erhielten wir Berichte von befreundeten Seglern, die Anfang / Mitte Dezember gestartet waren, und bis zu den Kapverden bereits ihre Dieseltanks leer motort hatten und dort umständlich aus Fässern betankt wurden, oder von anderen wiederum, die nach drei Wochen segeln immer noch 1000sm von Barbados entfernt waren. Wir nutzten die Zeit um uns die Insel mit einem Mietwagen anzuschauen und zum x-ten Mal unsere Vorräte zu komplettieren. Auch konnten wir während dieser Zeit viele nette Freundschaften zu anderen Blauwasser Seglern knüpfen, die wir hoffentlich auf unserer Reise wiedersehen werden.
Wenn man auf seinem Segelboot lebt, glaubt man sein „zu Hause“ bestens zu kennen und „im Griff“ zu haben und wird doch immer wieder aufs neue von kleinen und größeren Defekten und Problemen überrascht. Unsere Pacific High haben wir vor Abfahrt drei Mal von Masttop bis zur tiefsten Bilge genauestens überprüft und kontrolliert. Besonders das laufende Gut, alle Schoten, Fallen, Schäkel, Fittings und Bolzen wurden genau inspiziert. Das Beiboot wurde mit Spanngurten fest an den Davits verzurrt. Die Elektronik gecheckt – ein neues Update von Raymarine auf die Software Version 5.52 eingespielt (hat zwar nichts genützt aber man hat ein gutes Gefühl!). Die Motoren die Saildrives und der Generator wurden erst gewartet, also wurden nur das Öl, die Ölfilter und Dieselfilter, Wasserabscheider, alle Leitungen kontrolliert…
Lebensmittelbevorratung: „…oder, man kann es auch übertreiben“. Wir müssen gestehen, dass wir immer noch dem Kaufrausch erliegen. Wenn wir eine günstige Einkaufsquelle gefunden haben und die Lebensmittel auch noch leicht an Bord geschafft werden können, kaufen wir ein, als gäbe es kein Morgen. Auch 20 Gläser Nutella, 150 Cola Dosen, 50l. Orangensaft oder 20 Dosen Pringles Chips sind dann keine Seltenheit! Um es kurz zu machen: wir sind nicht verhungert und haben auch nach der Atlantiküberquerung noch Grundnahrungsmittel für mindestens ein halbes Jahr an Boot. Alle schnell verderblichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch hatten wir in drei Chargen eingekauft: einen Teil zum direkten Verbrauch den wir in Netzen im Cockpit gelagert haben, einen Teil im Null Grad Fach im Kühlschrank und einen Teil tiefgefroren im Gefrierschrank. So haben wir z. Bsp. drei Kilo rote Paprika, 8 Schlangengurken, 3kg Zucchini, etc. eingekauft und Dank null Grad Fach im Kühlschrank hatten wir noch frische Paprika nach 18 Tagen in der Ankerbucht von Martinique.
Ende Dezember hatte unser Warten dann ein Ende und wir fanden „unser“ stabiles längerfristiges Wetterfenster und konnten am letzten Tag des Jahres aufbrechen. Exakt um 15:05 Uhr hieß es Leinen los und wir fuhren zusammen mit der „JEWEL“ von Anton (einer weiteren Lagoon 500) unter viel Gewinke und Getröte zum Hafen von Las Palmas hinaus…
Crew
Lange ha
ben wir überlegt ob wir alleine oder mit einer größeren Crew über den Atlantik segeln. Obwohl vieles für die Option einer größeren Crew spricht (einfachere und kürzere Nachtwachen, leichteres Bedienen der Segel speziell des Parasailors und unsere mangelnde Atlantikerfahrung, etc.) haben wir uns doch entschieden alleine zu segeln. Unser wichtigstes Argument war, die Flexibilität bei dem uns günstig erscheinenden Wetterfenster zu starten, zu behalten (und genauso sollte es ja auch kommen!). Unsere ursprünliche Idee war es Anfang Dezember zu starten und schlussendlich haben wir es gerade noch am 31.12 geschafft. Man kann keinem noch so gutem Freund zumuten so lange – quasi standby – zu warten. Gerade deswegen vielen Dank an die lieben Angebote uns zu unterstützen und mitzusegeln! Wie von uns erhofft, waren die 16Tage Atlantik ein intensives „Familienerlebnis“ für uns vier. Es dauerte eine Weile, vielleicht 4 Tage, bevor wir unseren Rythmus an Bord gefunden hatten. Besonders Helena hatte es diesmal schwer, da Sie zum ersten Mal Seekrank wurde (nach einem Tag war Alles wieder vorbei).
.
.
Nachtwachen
Die Nachwachen haben Anita und ich uns geteilt, Helena und Kolja haben tagsüber Wachen übernommen um uns zu entlasten. Wir haben für die Nachtwachen kein starres Zeitschema eingeführt, sondern die Nacht grob in zwei Wachen eingeteilt , wobei jeder so lange Wache gehalten hat bis er Müde war. Wir sind mit dieser lockeren Einteilung die ganzen 16 Tage sehr gut zurecht gekommen und fühlten uns auch bei der Ankunft in Martinique fit. Ich habe meine Nachtwachen meistens auf der Flybridge verbracht. Am Anfang noch in die Segeljacke gehüllt, dann mit Fliespullover und am Ende im langärmeligen T-Shirt. Die Nachtluft war bis zu den Capverden 21 Grad warm und am Ende vor Martinique 25 Grad warm. Wir hatten mäßigen und trockenen (=angenehmen) Rückenwind. Da wir mondlose Nächte hatten funkelten die Sterne umso heller. Ich habe noch nie so viele Sterne mit blossem Auge sehen können. Zwischendurch habe ich viel gelesen, Filme angeschaut, Emails geschrieben, … am liebsten jedoch mich auf die Polster der Fly gelegt, Lounge Musik (Cafe del Mar) vom iPod gehört und die Sterne angeschaut!
.
.
Segeln

Segeltechnisch war der Atlantik relativ anspruchslos. Wir hatten ja lange genug auf gutes Wetter gewartet und dieses auch während der gesamten Überquerung behalten. Die 6 Tage, bis wir auf die Passatwinde westlich der Kapverden gestossen sind, waren durch wechselnde Winde geprägt. Ca. 2 Tage hatten wir Glück mit perfekten Winden um 20kn aus NO, die restlichen 4 Tage schwache Winde um 10kn aus wechselnden Richtungen. In diesen 6 Tagen haben wir häufig zwischen Groß/Genua, Parasailor und Gennaker hin- und her- gewechselt. Dadurch konnten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 kn erreichen (bei nur 6 Stunden Motorunterstützung) die wir während der ganzen Atlantiküberquerung beibehalten sollten. Seitdem wir ca. 300sm nördlich der Kapverden auf die Passatwinde gestossen sind, kannten wir nur noch ein Segel: unseren Parasailor. Von hier ab hieß es: faulenzen, nichts tun … ab und dann ein wenig den Parasailor trimmen – fertig! Einzig die ersten Nächte waren etwas spannend da wir beschlossen hatten – trotz unserer kleine zwei Mann/Frau Crew – den Parasailor auch nachts stehen zu lassen, was sich als richtig und problemlos erweisen sollte.
Navigation, Wettervorhersagen, Wetterfiles
Hier gleich ein großes Lob & Dankeschön an Jörg Drexhagen (www.yachtfunk.com) und Walter Denis (www.bonito.com). Dank Jörg’s perfekter SSB Installation, sailmail und dem Bonito MeteoCom Programm von Walter Denis hatten wir stets aktuelle Wetterdaten (Wetterfax und GRIB Files). So konnten wir ein paar mal unseren Kurs korrigieren um bessere Winde zu erreichen. Wir haben ein ICOM IC-718 HF Tranceiver mit eingebautem Pactor Modem das via Bluetooth mit unserem Navigationsrechner verbunden ist. Mit durchschnittlich 4Kbit/min (spitze war 7Kbit/min) haben wir unsere Mails versenden und empfangen können und alle zwei Tage aktuelle Grib Files abholen können.
Besondere Momente…
Spontan würde ich hier als erstes von unseren Wal-Sichtungen berichten. Es ist ein ganz besonderer Moment wenn diese großen, ruhigen und erhabenen Säugetiere neben dem Schiff auftauchen und für kurze Zeit majestetisch nebenher schwimmen. Ich hatte schon öfters Wale in Aquarien oder Zoos gesehen. Aber dass hier, ganz allein – mitten auf dem Atlantik – diese anmutigen Tiere beobachten zu können, war ein ganz anderes Gefühl! Insgesamt haben wir drei Mal Wale gesehen. Das erste Mal noch vor den Kapverden, nur kurz, einen direkt neben unserem Schiff auftauchenden ca. 10m langen Wal. Zwei Tage später konnten wir zwei über 10m lange Grauwale Backbord neben der Pacific High beobachten und noch ein paar Tage darauf umrundete uns ein weiterer Wal ca. eine halbe Stunde lang immer wieder. Er schien einen riesen Spaß daran zu haben an unser Steuerbordseite vorbeizuschwimmen, plötzlich zu beschleunigen und knapp vor unseren Bugspitzen durchzutauchen sodaß wir jedesmal damit rechneten ihn mit der Pacific High zu berühren (was aber natürlich nicht geschah!)

Nicht minder beeindruckend waren die vielen Delfinschulen die besonders am späten Nachmitag vor Sonnenuntergang unser Schiff besuchten. Manchmal waren es nur 5 bis 10 Delfine, dann wieder große Delfinschulen mit über 50 Tieren. Die Delfine schienen an den Besuchen genauso Freude zu haben wie wir. Auch schienen sie sich vergewissern zu wollen, dass wir Ihnen auch wirklich unsere Aufmerksamkeit schenkten. Oft entdeckten wir sie schon einige km entfernt wenn
sie auf die Pacific High pfeilschnell zuschossen. Auch wenn wir mit 10kn bis 12kn flott unterwegs waren, stellte dies für diese eleganten Tiere keine Herausvorderung dar. Ich schätze, sie waren mühelos drei mal so schnell wie wir. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns gerade am Anfang ihrer Besuche immer wieder mit aberwitzigen Sprüngen, Saltos, Schrauben, Drehungen gefolgt von lauten Bauchplatschern oder regelrecht senkrechten Sprüngen, beindrucken wollten. Auch wurde uns bewußt wie viele unterschiedliche Delfinarten es gibt: wir konnten kleine (unter 2m) hellgraue entdecken, gepunktete Delfine, solche die am Bauch vollkommen weiss und deren Rückenflosse im Kontrast dazu dunkelgrau war, aber auch viel größere (3m) dungelgraue bis schwarze Delfine.
Zwischendurch haben wir auch Haie gesehen. Das heisst, eigentlich haben wir die Haie nicht direkt gesehen sondern sie erst im Nachhinein auf Anitas Videoaufnahmen entdeckt!
Ein täglich wiederkehrendes Ritual waren die traumhaften Sonnenuntergänge, die wir bei einem guten Sundowner auf der Flybridge genossen haben. Da unser Kurs uns genau nach Westen zur Karibik führte segelten wir jeden Abend in die untergehende Sonne: was gibt es schöneres!?
Während meinen Nachtwachen habe ich fosphoreszierendes Plankton erlebt: WOW! Das ganze Meer erstrahlt in einem grün/gelblichen Feuerwerk! Für mich sah es aus wie viele Unterwasserexplosionen von hellgrünem Licht die besonders in unserem Kielwasser noch an Intensität gewannen: faszinierend!


.
.
.
.
.
.
Ein paar Zahlen…
Vielleicht sind die folgenden Diagramme für den einen oder anderen der auch eine Atlantiküberquerung plant von Interesse…
Wir versuchen den Schulunterricht an Bord so eng wie möglich mit den aktuellen Erlebnissen zu verknüpfen. Dies ist besonders einfach beim Sprachunterricht oder in Erdkunde (wir befassen uns immer mit dem aktuellen Land in dem wir uns befinden). Während der Atlantiküberquerung hatten wir in Physik das Thema „gleichförmige und ungleichförmige Bewegungen“ und Helena und Kolja haben jeweils ein Diagramm mit der täglich zurückgelegten Wegstrecke erstellt:


Hier dazu ein Diagramm mit unseren Etmalen:

Ich habe im Logbuch auch die Motorstunden und wie lange wir welche Segel genutzt haben eingetragen. Hier die Auswertung:

Wie man leicht erkennen kann haben wir Dank der Passatwinde meistens den Parasailor (Spi) benutzt, gefolgt von Groß und Fock…
Vorbereitungen
Bereits im Herbst 2009 waren alle Garantiearbeiten und darüber hinausgehende Wünsche unsererseits an der „Pacific High“ in Gruissan / Frankreich von der Lagoon Werft erledigt worden. Auf dem Weg zu den Kanaren, der spanischen Mittelmeerküste entlang, hatten wir begonnen unsere Ersatzteillisten zu komplettieren und weitere kleine Instandsetzungs- un Reparatur- Arbeiten durchzuführen. So kamen wir bereits gut vorbereitet Anfang Dezember in Las Palmas / Gran Canaria an. Trotzdem wurde es ein längerer Aufenthalt auf den Kanaren da wir zuerst zwei Wochen auf wichtige Ersatzteile von Lagoon warten mußten (unter anderem ein defekter Bilgenpumpensensor). Die Ersatzteile wurden in zwei Sendungen verschickt (grosser Fehler!): das eine Paket hielten wir schon nach drei Tagen in unseren Händen, das zweite, wurde vom Zoll 14 Tage lang beanstandet und drei Mal zwischen Las Palmas und Madrid hin und her geschickt (dank UPS Tracking konnten wir genau verfolgen wie viele Flugmeilen unsere Lieferung gerade mal wieder gereist war). Als endlich alle Teile angekommen und eingebaut waren begann die Warterei auf ein günstiges Wetterfenster für die Atlantiküberquerung. Wenn man
erfahrenen Atlantikseglern glauben darf heißt die Empfehlung : „je später je besser“. So steht es in „Segelrouten de Welt“ von „Jimmy Cornell“, so beschreibt es „Bobby Schenk“ auf seinen Internetseiten und so haben wir Ratschläge von vielen Seglern mit Atlantikerfahrung bekommen. Im Widerspruch dazu hatte die Aussage, die wir in den letzten Monaten sehr häufig zu hören bekommen hatten: „das Wetter ist nicht mehr so wie es früher einmal war“, auch hier seine Gültigkeit. Der (frühe) November wäre optimal für eine Atlantiküberquerung gewesen! Dagegen jagte im Dezember ein mächtiges Tiefdruckgebiet nach dem anderen von der nördlichen Karibik Richtung iberische Halbinsel über den Atlantik (und sorgte dort für heftige Unwetter – in großen Teilen Spaniens wurde der Katastrophenalarm ausgelöst). Die Tiefdruckgebiete rauschten soweit südlich über den Atlantik, dass die Passatwinde teilweise ganz zum erliegen kamen und auf den ersten 700sm Richtung Kapverden südwestliche Winde (also direkt auf die Nase) um 25kn vorherrschten. Natürlich kann man auch unter diesen Umständen über den Atlantik segeln (die Winde waren ja eher zu schwach als zu stark und das Meer ruhig). Wir wollten uns das aber für unsere erste Überquerung nicht antun, gerade die Kinder sollten diese Zeit in positiver Erinnerung behalten (und so sollte es auch kommen: wenn man heute Helena und Kolja nach ihrer bisher schönsten Zeit an Bord fragt, so antworten beide spontan: der Atlantik – aber dazu später). Auch erhielten wir Berichte von befreundeten Seglern, die Anfang / Mitte Dezember gestartet waren, und bis zu den Kapverden bereits ihre Dieseltanks leer motort hatten und dort umständlich aus Fässern betankt wurden, oder von anderen wiederum, die nach drei Wochen segeln immer noch 1000sm von Barbados entfernt waren. Wir nutzten die Zeit um uns die Insel mit einem Mietwagen anzuschauen und zum x-ten Mal unsere Vorräte zu komplettieren. Auch konnten wir während dieser Zeit viele nette Freundschaften zu anderen Blauwasser Seglern knüpfen, die wir hoffentlich auf unserer Reise wiedersehen werden.
Wenn man auf seinem Segelboot lebt, glaubt man sein „zu Hause“ bestens zu kennen und „im Griff“ zu haben und wird doch immer wieder aufs neue von kleinen und größeren Defekten und Problemen überrascht. Unsere Pacific High haben wir vor Abfahrt drei Mal von Masttop bis zur tiefsten Bilge genauestens überprüft und kontrolliert. Besonders das laufende Gut, alle Schoten, Fallen, Schäkel, Fittings und Bolzen wurden genau inspiziert. Das Beiboot wurde mit Spanngurten fest an den Davits verzurrt. Die Elektronik gecheckt – ein neues Update von Raymarine auf die Software Version 5.52 eingespielt (hat zwar nichts genützt aber man hat ein gutes Gefühl!). Die Motoren die Saildrives und der Generator wurden erst gewartet, also wurden nur das Öl, die Ölfilter und Dieselfilter, Wasserabscheider, alle Leitungen kontrolliert…
Lebensmittelbevorratung: „…oder, man kann es auch übertreiben“. Wir müssen gestehen, dass wir immer noch dem Kaufrausch erliegen. Wenn wir eine günstige Einkaufsquelle gefunden haben und die Lebensmittel auch noch leicht an Bord geschafft werden können, kaufen wir ein, als gäbe es kein Morgen. Auch 20 Gläser Nutella, 150 Cola Dosen, 50l. Orangensaft oder 20 Dosen Pringles Chips sind dann keine Seltenheit! Um es kurz zu machen: wir sind nicht verhungert und haben auch nach der Atlantiküberquerung noch Grundnahrungsmittel für mindestens ein halbes Jahr an Boot. Alle schnell verderblichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch hatten wir in drei Chargen eingekauft: einen Teil zum direkten Verbrauch den wir in Netzen im Cockpit gelagert haben, einen Teil im Null Grad Fach im Kühlschrank und einen Teil tiefgefroren im Gefrierschrank. So haben wir z. Bsp. drei Kilo rote Paprika, 8 Schlangengurken, 3kg Zucchini, etc. eingekauft und Dank null Grad Fach im Kühlschrank hatten wir noch frische Paprika nach 18 Tagen in der Ankerbucht von Martinique.
Ende Dezember hatte unser Warten dann ein Ende und wir fanden „unser“ stabiles längerfristiges Wetterfenster und konnten am letzten Tag des Jahres aufbrechen. Exakt um 15:05 Uhr hieß es Leinen los und wir fuhren zusammen mit der „JEWEL“ von Anton (einer weiteren Lagoon 500) unter viel Gewinke und Getröte zum Hafen von Las Palmas hinaus…
Crew
Lange ha
ben wir überlegt ob wir alleine oder mit einer größeren Crew über den Atlantik segeln. Obwohl vieles für die Option einer größeren Crew spricht (einfachere und kürzere Nachtwachen, leichteres Bedienen der Segel speziell des Parasailors und unsere mangelnde Atlantikerfahrung, etc.) haben wir uns doch entschieden alleine zu segeln. Unser wichtigstes Argument war, die Flexibilität bei dem uns günstig erscheinenden Wetterfenster zu starten, zu behalten (und genauso sollte es ja auch kommen!). Unsere ursprünliche Idee war es Anfang Dezember zu starten und schlussendlich haben wir es gerade noch am 31.12 geschafft. Man kann keinem noch so gutem Freund zumuten so lange – quasi standby – zu warten. Gerade deswegen vielen Dank an die lieben Angebote uns zu unterstützen und mitzusegeln! Wie von uns erhofft, waren die 16Tage Atlantik ein intensives „Familienerlebnis“ für uns vier. Es dauerte eine Weile, vielleicht 4 Tage, bevor wir unseren Rythmus an Bord gefunden hatten. Besonders Helena hatte es diesmal schwer, da Sie zum ersten Mal Seekrank wurde (nach einem Tag war Alles wieder vorbei).
.
.
Nachtwachen
Die Nachwachen haben Anita und ich uns geteilt, Helena und Kolja haben tagsüber Wachen übernommen um uns zu entlasten. Wir haben für die Nachtwachen kein starres Zeitschema eingeführt, sondern die Nacht grob in zwei Wachen eingeteilt , wobei jeder so lange Wache gehalten hat bis er Müde war. Wir sind mit dieser lockeren Einteilung die ganzen 16 Tage sehr gut zurecht gekommen und fühlten uns auch bei der Ankunft in Martinique fit. Ich habe meine Nachtwachen meistens auf der Flybridge verbracht. Am Anfang noch in die Segeljacke gehüllt, dann mit Fliespullover und am Ende im langärmeligen T-Shirt. Die Nachtluft war bis zu den Capverden 21 Grad warm und am Ende vor Martinique 25 Grad warm. Wir hatten mäßigen und trockenen (=angenehmen) Rückenwind. Da wir mondlose Nächte hatten funkelten die Sterne umso heller. Ich habe noch nie so viele Sterne mit blossem Auge sehen können. Zwischendurch habe ich viel gelesen, Filme angeschaut, Emails geschrieben, … am liebsten jedoch mich auf die Polster der Fly gelegt, Lounge Musik (Cafe del Mar) vom iPod gehört und die Sterne angeschaut!
.
.
Segeln

Segeltechnisch war der Atlantik relativ anspruchslos. Wir hatten ja lange genug auf gutes Wetter gewartet und dieses auch während der gesamten Überquerung behalten. Die 6 Tage, bis wir auf die Passatwinde westlich der Kapverden gestossen sind, waren durch wechselnde Winde geprägt. Ca. 2 Tage hatten wir Glück mit perfekten Winden um 20kn aus NO, die restlichen 4 Tage schwache Winde um 10kn aus wechselnden Richtungen. In diesen 6 Tagen haben wir häufig zwischen Groß/Genua, Parasailor und Gennaker hin- und her- gewechselt. Dadurch konnten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 kn erreichen (bei nur 6 Stunden Motorunterstützung) die wir während der ganzen Atlantiküberquerung beibehalten sollten. Seitdem wir ca. 300sm nördlich der Kapverden auf die Passatwinde gestossen sind, kannten wir nur noch ein Segel: unseren Parasailor. Von hier ab hieß es: faulenzen, nichts tun … ab und dann ein wenig den Parasailor trimmen – fertig! Einzig die ersten Nächte waren etwas spannend da wir beschlossen hatten – trotz unserer kleine zwei Mann/Frau Crew – den Parasailor auch nachts stehen zu lassen, was sich als richtig und problemlos erweisen sollte.
Navigation, Wettervorhersagen, Wetterfiles
Hier gleich ein großes Lob & Dankeschön an Jörg Drexhagen (www.yachtfunk.com) und Walter Denis (www.bonito.com). Dank Jörg’s perfekter SSB Installation, sailmail und dem Bonito MeteoCom Programm von Walter Denis hatten wir stets aktuelle Wetterdaten (Wetterfax und GRIB Files). So konnten wir ein paar mal unseren Kurs korrigieren um bessere Winde zu erreichen. Wir haben ein ICOM IC-718 HF Tranceiver mit eingebautem Pactor Modem das via Bluetooth mit unserem Navigationsrechner verbunden ist. Mit durchschnittlich 4Kbit/min (spitze war 7Kbit/min) haben wir unsere Mails versenden und empfangen können und alle zwei Tage aktuelle Grib Files abholen können.
Besondere Momente…
Spontan würde ich hier als erstes von unseren Wal-Sichtungen berichten. Es ist ein ganz besonderer Moment wenn diese großen, ruhigen und erhabenen Säugetiere neben dem Schiff auftauchen und für kurze Zeit majestetisch nebenher schwimmen. Ich hatte schon öfters Wale in Aquarien oder Zoos gesehen. Aber dass hier, ganz allein – mitten auf dem Atlantik – diese anmutigen Tiere beobachten zu können, war ein ganz anderes Gefühl! Insgesamt haben wir drei Mal Wale gesehen. Das erste Mal noch vor den Kapverden, nur kurz, einen direkt neben unserem Schiff auftauchenden ca. 10m langen Wal. Zwei Tage später konnten wir zwei über 10m lange Grauwale Backbord neben der Pacific High beobachten und noch ein paar Tage darauf umrundete uns ein weiterer Wal ca. eine halbe Stunde lang immer wieder. Er schien einen riesen Spaß daran zu haben an unser Steuerbordseite vorbeizuschwimmen, plötzlich zu beschleunigen und knapp vor unseren Bugspitzen durchzutauchen sodaß wir jedesmal damit rechneten ihn mit der Pacific High zu berühren (was aber natürlich nicht geschah!)

Nicht minder beeindruckend waren die vielen Delfinschulen die besonders am späten Nachmitag vor Sonnenuntergang unser Schiff besuchten. Manchmal waren es nur 5 bis 10 Delfine, dann wieder große Delfinschulen mit über 50 Tieren. Die Delfine schienen an den Besuchen genauso Freude zu haben wie wir. Auch schienen sie sich vergewissern zu wollen, dass wir Ihnen auch wirklich unsere Aufmerksamkeit schenkten. Oft entdeckten wir sie schon einige km entfernt wenn
sie auf die Pacific High pfeilschnell zuschossen. Auch wenn wir mit 10kn bis 12kn flott unterwegs waren, stellte dies für diese eleganten Tiere keine Herausvorderung dar. Ich schätze, sie waren mühelos drei mal so schnell wie wir. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns gerade am Anfang ihrer Besuche immer wieder mit aberwitzigen Sprüngen, Saltos, Schrauben, Drehungen gefolgt von lauten Bauchplatschern oder regelrecht senkrechten Sprüngen, beindrucken wollten. Auch wurde uns bewußt wie viele unterschiedliche Delfinarten es gibt: wir konnten kleine (unter 2m) hellgraue entdecken, gepunktete Delfine, solche die am Bauch vollkommen weiss und deren Rückenflosse im Kontrast dazu dunkelgrau war, aber auch viel größere (3m) dungelgraue bis schwarze Delfine.
Zwischendurch haben wir auch Haie gesehen. Das heisst, eigentlich haben wir die Haie nicht direkt gesehen sondern sie erst im Nachhinein auf Anitas Videoaufnahmen entdeckt!
Ein täglich wiederkehrendes Ritual waren die traumhaften Sonnenuntergänge, die wir bei einem guten Sundowner auf der Flybridge genossen haben. Da unser Kurs uns genau nach Westen zur Karibik führte segelten wir jeden Abend in die untergehende Sonne: was gibt es schöneres!?
Während meinen Nachtwachen habe ich fosphoreszierendes Plankton erlebt: WOW! Das ganze Meer erstrahlt in einem grün/gelblichen Feuerwerk! Für mich sah es aus wie viele Unterwasserexplosionen von hellgrünem Licht die besonders in unserem Kielwasser noch an Intensität gewannen: faszinierend!


.
.
.
.
.
.
Ein paar Zahlen…
Vielleicht sind die folgenden Diagramme für den einen oder anderen der auch eine Atlantiküberquerung plant von Interesse…
Wir versuchen den Schulunterricht an Bord so eng wie möglich mit den aktuellen Erlebnissen zu verknüpfen. Dies ist besonders einfach beim Sprachunterricht oder in Erdkunde (wir befassen uns immer mit dem aktuellen Land in dem wir uns befinden). Während der Atlantiküberquerung hatten wir in Physik das Thema „gleichförmige und ungleichförmige Bewegungen“ und Helena und Kolja haben jeweils ein Diagramm mit der täglich zurückgelegten Wegstrecke erstellt:


Hier dazu ein Diagramm mit unseren Etmalen:

Ich habe im Logbuch auch die Motorstunden und wie lange wir welche Segel genutzt haben eingetragen. Hier die Auswertung:

Wie man leicht erkennen kann haben wir Dank der Passatwinde meistens den Parasailor (Spi) benutzt, gefolgt von Groß und Fock…