Die letzten Tage haben wir es etwas ruhiger angehen lassen. Ich brauchte dringend noch ein bißchen Ruhe nach fast überstandener Erkältung/Grippe. Wir haben inzwischen einen Leihwagen, einen superschönen Toyota Camry mit New Yorker Kennzeichen. Damit sind wir schon die verschiedenen Einkaufscenter abgefahren. Auch einen West Marine Shop für Bootszubehör gibt es hier, wir hatten unsere Wunschliste dabei aber siehe da…der winzig kleine Bootsladen in der Marina von Le Marin auf Martinique war wesentlich besser ausgestattet. Viele Sachen haben wir leider nicht bekommen und müssen auf die nächste Gelegenheit warten. Großer Laden heißt nicht unbedingt das größere Angebot. Wir hatten viel Besuch von den Uli’s, wir waren viel zu Besuch bei Familie Spring, wir lernten über Jen und Scott Familie Burgess (www.sailingzen.com)kennen, die vor kurzem diesselbe Passage durch den Pazifik gemacht haben wie wir sie nun vorhaben. Sie haben ebenfalls zwei Kinder im Alter unserer Kinder und so sprangen plötzlich 6 Kinder auf dem Boot herum und spielten Fangen und Verstecken. Helena und Kolja genießen es, gleichaltrige Spielkameraden zu haben.
08.09.2010 Newport IKEA
IKEA!! Schon auf den Bahamas hatte Jen versprochen mit mir bei IKEA shoppen zu gehen. So fuhren wir zu IKEA in der Nähe von Boston. Ikea Boston ist identisch mit Ikea Augsburg. Diesselbe schräge Rolltreppe, dann links das Restaurant. Alles gleich. Nur die Köttbullar heißen Meatballs. Es hat Spaß gemacht mit Jen einkaufen zu gehen und ich habe viele, viele Sachen gefunden. Wie immer bei Ikea.
07.09.2010 Newport SY Pelikan
Wir haben uns innerhalb des Hafens verlegt. Erstens sind wir nun direkte Nachbarn von der SY Pelikan und können uns so ohne viel Aufhebens besuchen und zweitens muß unser Großsegel zum Segelmacher und dort gibt es ein öffentliches Dock, wo wir anlegen konnten. Die Segelmacher nahmen das Großsegel mit und wir ankerten an unserem neuen Platz. Die beiden Uli’s von der Pelikan kamen zum Kaffee zu uns und wir waren zum Abendessen bei ihnen eingeladen. Wir sahen unglaubliche Videofilme: schwimmende Elche, lachsfangende Bären, Eisberge, spielende Bärenjunge. Wow, da wollen wir auch hin! Das Essen war fantastisch und wir erhielten wie immer viele, viele Tipps von Ulrich und Ulrike.
06.09.2010 Newport Laborday
Am heutigen Feiertag haben uns Jen und Scott mit dem Auto abgeholt und wir sind gemütlich den OceanDrive entlanggerollt. Ein Wahnsinn, was hier für Häuser stehen. Uns ist der Mund offen stehen geblieben. Genannt the Sommercottages, frei übersetzt: die Sommerhütten. Die Sommerhütten der Reichen und Schönen. Newport ist lange Zeit schon die Sommerdestination der New Yorker Upperclass und geht zurück bis ins 19. Jhrd., als die märchenhaft reichen Industriemagnaten eine Kollektion ungewöhnlicher Sommerresidenzen an der Atlantikküste errichten liessen. Ein Juwel nach dem anderen reiht sich der Küste entlang inmitten riesiger gepflegter Parks. Wir werden die Häuser noch einzeln besichtigen auf dem Cliffwalk. Da viele Erben die nötigen Mittel zur Erhaltung der Häuser nicht mehr aufbringen konnten (auch ein Ergebnis der tiefen Depression der 30’er Jahre des letzten Jahrhunderts und nicht zuletzt wahrscheinlich auch die Einführung der Einkommens- und Erbschaftssteuer), sind nun viele Häuser unter dem Management der Preservation Society of Newport und man kann sie besichtigen. Schön für uns.
Auf unserem weiteren Weg kamen wir an einem Feld vorbei. Dort konnten wir die ungewöhnlichsten Drachenformationen bewundern. So viele und einfallsreiche Drachen am Himmel habe ich selten gesehen. Zum Schluss kehrten wir noch im Castle Hill ein. Auf der vorgelagerten Wiese konnten wir all die Segelschiffe bewundern die in den Hafen ein- und ausfuhren. Plötzlich trauten wir unseren Augen nicht. Die SY Pelikan, Verwandte von Klaus, die schon seit 35 Jahren auf den Weltmeeren zu Hause sind, kam um die Ecke. Wir hüpften vor Aufregung bis zum Ufer und schrieen: “Uli’s!” Und tatsächlich, sie hörten uns. Ein Gewinke und Gerufe! Wir freuten uns wie die Schneekönige, daß wir die Uli’s (Ulrich und Ulrike) endlich auch auf See treffen. Als wir noch zu Hause in Pfaffenhofen an der Glonn waren in der Vorbereitungsphase besuchten uns die Zwei und gaben uns damals viele wertvolle Tipps.
04.09.2010 Samstag – Earl ist vorbei
Es ist 07:00 Uhr Morgens. Die Sonne ist im Osten eines fast wolkenlosen Himmels aufgegangen, das Meer in unserer Bucht ist spiegelglatt. Die vergangene Hurricane Nacht war eigentlich keine richtige Sturmnacht. Earl hatte sich schon soweit abgeschwächt, dass er uns hier – gute 20km im Landesinneren – nur noch Winde unter 20 kn mit wenigen Böen um 25 kn bescherte. Wir sind froh und glücklich darüber: besser sich auf ein richtiges schweres Unwetter vorbereitet zu haben und dann eine relativ ruhige Nacht zu erleben als umgekehrt! Earl befindet sich zur Zeit östlich von Cape Cod bzw. südlich von Nova Scocia und ist zu einem Tropischen Sturm herabgestuft worden.
03.09.2010 Warten auf Earl II
Jetzt hat uns Hurricane “Earl” doch noch erwischt. Da segeln wir weit hinauf in den Norden, treiben uns wochenlang in den Bundesstaaten Maine, New Hamshire, Massachusetts und jetzt Rhode Island herum um dann doch einen ausgewachsenen Hurricane einzufangen. Due gute Nachricht zuerst: “Earl” wird schwächer, er wurde gerade von Hurricane Stufe 4 auf 3 heruntergestuft aber die derzeitigen Windgeschwindigkeiten um 190km/h sind immer noch beeindruckend. Wir haben uns daher verlegt und sind aus dem Hafen von Newport bei 25kn (45 km/h) WInd weitt ins Landesinnere gesegelt. Wir ankern derzeit vor Ocean Grove nördlich von Rhode Island ca. 20km im Landesinneren. Mal schauen was kommt… laut den letzten Wetterfiles sollten wir hier recht geschützt sein und die Wucht des Sturmes nicht mtbekommen… aber wer kann das schn genau vorraussagen. Da wir eine gute Internetverbindung haben werden wir uns Morgen und Übermorgen noch einmal melden!
Seit Tagen schon ist Earl das Hauptgesprächsthema unter Seglern. Nach 5 langen Jahren verirrt sich mal wieder ein Hurricane soweit nach Norden. Morgen soll er an Newport vorbeirauschen. Wir verlegen uns etwas weiter ins Landesinnere und hoffen so, dem größten Sturm etwas ausweichen zu können. Hoffentlich hält er sich an seine vorberechnete Bahn und streift die Küste nur. Ich bin das erste Mal während unserer Seglerzeit richtig krank und hüte das Bett. Ich habe schon ganz vergessen was das für ein elendes Gefühl ist. Der Kopf schmerzt, der Schluck tut weh, ich kann mir momentan nichts Schlimmeres vorstellen. Oder vielleicht doch. Ich bin ganz froh hier und jetzt zu leben und nicht 1850 auf einem Walfängerboot mitten auf dem Meer. Wie haben die Menschen früher das Leben nur ausgehalten?
Gestern war Klaus mit Scott und Volker bei der Safaritu, um sie winterfest zu machen. Helena war mit Anna beim Babysitten. Ich habe mich um die Pacific-High gekümmert. Da wir sie in den letzten Wochen vor lauter Sightseeing ein bißchen vernachlässigt haben, stehen ein paar Arbeiten an. Lauter Kleinigkeiten, die aber auch irgendwann gemacht werden müssen. Heute vormittag haben Klaus und ich eine kleine Runde durch Newport gemacht, nachmittag hatte ich den Luxus, ganz alleine an Bord zu sein und nutzte dies auch, um über Skype ungestört und ungehört mit meiner Freundin in Deutschland telefonieren zu können.
Samstag vormittag machten wir uns auf in Richtung Süden. Boston war für uns der für lange Zeit nördlichste Punkt unserer Reise. Vorher gingen wir nochmal ans Dock und füllten Wasser nach. 1000 Liter, die wir nicht mühsam mit dem Wassermacher herstellen müssen. Außerdem haben sich schon wieder ein paar Waschmaschinen Wäsche angesammelt, die ich während der Fahrt gewaschen habe. So war ein Großteil des 1000 Liter-Wasservorrats nach zwei Tagen schon wieder weg. Montag nachmittag waren wir wieder in Newport. Unsere Freunde Scott und Jen von der Safaritu erwarteten uns schon. Die Safaritu lernten wir auf den Bahamas kennen und sowohl Erwachsene als auch Kinder verstanden sich auf Anhieb. Die Besatzung der Safaritu hat leider ihr Segelabenteuer im Juli beendet, zu gern wären wir noch länger mit ihnen gesegelt. Sie sind wieder in Newport seßhaft geworden und haben hier ein wunderbares, gemütliches Haus. Ich kann Jen gut verstehen, daß sie auch ganz gerne wieder in einem Haus lebt mit unendlich Wasser und unendlich Strom, mit einer normalen Küche. Ein bißchen neidisch war ich ja schon als sie mir ihren Kühlschrank gezeigt hat, echt amerikanisch, mit Eiswürfelauswurf!!! Den hätten wir auch gerne. Sie hatten gerade Besuch aus Deutschland. Der ehemalige Austauschschüler Volker war zu Besuch. Vor langer, langer Zeit war Volker als 16-jähriger Austauschschüler bei Scott zu Gast (und andersrum) und bis zum heutigen Tag hält ihre Freundschaft. Hut ab vor den beiden die Freundschaft über so lange Zeit und so große Distanz aufrechtzuerhalten. Es war eine lustige Runde auf Deutsch und Englisch, da Scott und Jen eine zeitlang in Deutschland gelebt haben, sprechen beide auch perfekt deutsch. Scott hat uns mit selbstgemachten!! Tortellini verwöhnt. Mmmmh, lecker…Volker habe ich dann noch mit Erfolg seine schon gelesenen deutschen Bücher abgeschwatzt. Vielen Dank dafür, Volker!
Am Morgen hatten wir das seltene Erlebnis, die USS Constitution an unserem Boot vorbeisegeln zu sehen. Naja, sie ist nicht direkt gesegelt, sie wurde geschleppt. Aber immerhin. Um ihren Status als im Dienst befindliches Kriegsschiff zu halten muss sie zwei Mal im Jahr ihren Liegeplatz im Hafen verlassen und heute war es soweit.
Wieder ein wunderschöner Tag. Die Kinder blieben an Bord und wir sahen uns den westlichen Teil Bostons an. Ganz Boston ist schön und es gibt immer wieder neue Stadtteile zu entdecken mit wunderschönen Häusern, Strassen und Plätzen. Unser erstes Ziel war das Mapparium in der Mary Baker Library. Das Mapparium ist ein raumfüllender Globus aus buntem Glas, durch den man auf einer gläsernen Brücke gehen kann. Der Globus ist von 1935, mit den entsprechenden Grenzen. Die Akkustik überraschte selbst die Erbauer, von jedem Punkt aus hört man das leisteste Flüstern. Plötzlich hört man eine Stimme hinter sich, man dreht sich um, aber da ist niemand und man entdeckt, das die Stimme vom anderen Ende des Raumes kommt.
Auf der Newbury Street entdeckten wir eine interessante Galerie mit ausgewählten Gemälden von Matisse, Renoir, Pizzarro und auch viel zeitgenössische Kunst. Diese Galerie d’Orsay hatte fast mehr Vielfalt als das ICA. Weiter ging es zum Copley Square mit einem Meisterstück der amerikanischen Architektur, der Trinity Church. Über den wunderschön angelegten Public Garden gingen wir zum State House, wo auch heute noch das Parlament tagt. Von außen beeindruckend wegen der vergoldeten Kuppel, von innen wegen der marmornen Innenausstattung. Eigentlich wollten wir mittag wieder zurück sein aber wir waren erst wieder um 17.00 Uhr auf der Pacific-High.
Wir hatten neue Nachbarn bekommen. Die CUL8R aus Österreich, die schon in New York neben uns geankert hatten. Auch die Cayenne ist hier, die wir ebenfalls in New York kennenlernten und wir verbrachten alle zusammen einen netten Abend auf der CUL8R. Die Casulo hat Besuch aus Brasilien und macht sich morgen auf zu Martha’s Vineyard. Wir dagegen möchten so bald wie möglich nach Newport zu unseren Freunden Scott und Jen. In Newport wollen wir uns dann wieder treffen.