Die kurze Überfahrt zur Hakatea-Bucht meisterten wir unter Fock. Das Großsegel ist noch nicht wieder einsatzbereit. Direkt vor dem Dorf ist der Ankerplatz schwellig, daher sind wir in die Hakatea-Bucht abgebogen, wo schon 3 andere Schiffe vor Anker lagen.
Mit dem Hakaui-Tal verbindet uns eine Tragödie. Vor eineinhalb Jahren ist hier ein Freund unter tragischen Umständen ums Leben gekommen. Jetzt bin ich hier, um seiner zu gedenken, Abschied zu nehmen.
Zunächst machen wir unser Dinghy klar und besuchen den weißen Sandstrand der Hakatea-Bucht. Sofort überfallen uns No-No’s, lästige klitzekleine Sandfliegen, deren Bisse im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Körpergröße großen Schaden an der Haut anrichten. Zunächst unscheinbar, entwickeln diese Bisse einen Juckreiz, der tagelang anhält.
Eine seltsame Atmosphäre empfängt uns. Der Strand an sich ist eigentlich schön, weißer Sand, ein paar Palmen, sogar ein blühender Busch. Dahinter jedoch Verhau, Müll, achtlos hingeworfene Dosen. Sperrmüll. Gar nicht so wie wir es bisher kannten. Wir sind froh, daß die anderen drei Schiffe da sind.
Bis wir aber wieder zurück am Schiff sind, sind zwei Schiffe Anker auf gegangen und auch das letzte Schiff verlässt uns bald darauf. Nun sind wir alleine.
Der Ankerplatz ist trotzdem wunderschön. Von hier aus kann man das Meer nicht sehen, die Berge schliessen uns vollkommen ein. Wir liegen absolut ruhig. Auf den steilen Berghängen können wir mit dem Fernglas Ziegen beobachten.
Am nächsten Tag kann ich Klaus nicht mehr dazu bewegen, an den Strand zu fahren. Zu sehr wurde er von den No-No’s gebissen, seine Beine sind über und über mit roten Bissen bedeckt. Also nehme ich mir das Kajak und paddle allein zum Strand vor dem Dorf. Ich bin überwältigt von der wilden Schönheit dieser Bucht. Schwarzer Sandstrand, Palmen, hoch aufragende Bergkämme. Sobald ich den schwarzen Sandstrand betreten habe, bin ich eingehüllt in einer Wolke No-No’s. Aber diesmal habe ich Avon Skin-So-soft aufgetragen (ein Tip von Katrin aus den San Blas) und die Biester lassen mich tatsächlich in Ruhe. So gehe ich durch den Palmenhain ins Dorf. Kein Mensch ist zu sehen.
Das Dorf sieht nett aus, ordentlich. Ein überdachter Grillplatz mit Skulpturen aus Treibholz. Eine Telefonzelle mit Solarpaneel. Nette Häuser mit gepflegten Vorgärten. Aber kein Mensch weit und breit. Hier würde es weitergehen zum dritthöchsten Wasserfall der Welt. Leider führt er derzeit kein Wasser, da es schon länger nicht mehr geregnet hat. Weil ich auch weiß, daß Klaus und die Kinder an Bord warten, kehre ich um. Jetzt sehe ich Stiefelabdrücke auf meinem Weg zurück, die vorher noch nicht dagewesen sind. Ich sehe aber weiterhin keinen Menschen. Am Strand sammle ich noch Sand und ein paar Steine und denke an meinen Freund. Als ich zu meinem Kajak komme, sind nun auch dort die Stiefelabdrücke zu finden. Mir ist unheimlich.