Mittwoch Abend, 24.04: Es ist meine erste Nachwache, ich sitze auf der Fly und schreibe Logbuch. Die Pacific High gleitet weich durch die Wellen des Pazifischen Ozeans. Wir segeln Südkurs, der Passat weht aus Westen mit 9kn bis 12kn, wir haben also angenehme seitliche Winde und segeln mit 7kn bis 9kn unserem Ziel dem Atoll „Makemo“ entgegen. Vollmond gibt es auch noch gratis dazu: schöneres Nachtsegeln kann man sich wirklich nicht mehr wünschen! Dabei hat der Tag schon früh und turbulent für uns angefangen. Jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag ist Markt in Nuku Hiva. Wer nicht gleich um 6:00 Uhr früh da ist, bekommt nichts mehr, so haben es uns andere Segler wenigstens berichtet. Als ich um 5:30 Uhr in den Salon schlaftrunken in den Salon stolpere, hat sich Anita bereits einen Tee zubereitet und das Dinghi vorbereitet.
Wir stehen also brav um fünf vor sechs vor der Markhalle. Diese liegt praktischerweise direkt am Landungspier. Um kurz nach sechs werden die Tore aufgesperrt und eine Familie entlädt den einzigen davor geparktem Pick-Up Truck. Wir warten bis ihr Stand aufgebaut ist, dann dürfen wir einkaufen. Es gibt (zumindest heute) nur diesen einen Gemüsestand, aber hier bekommen wir Alles, was unser Herz begehrt und in hervorragender frischer Qualität: kleine bunte süße Paprika, herrlich duftende Tomaten, knackige Rettiche und Gurken, Salat, Auberginen und vieles mehr. An einem anderen Obststand erstehen wir eine ganze Bananenstaude. Während das Gemüse, erwartungsgemäß, nicht billig ist (in Deutschland beim Gemüsehändler hätte es weniger als die Hälfte gekostet), sind Bananen sehr günstig: für eine ganze Staude (Gewicht geschätzte 15Kg) zahlen wir 3 EUR! Wir legen unserem Einkauf offen ins Dinghi – hier klaut keiner was – und laufen noch zum Supermarkt Baguettes kaufen. In schneller Gleitfahrt kehren wir mit unserer reichen Beute zurück an Bord. Helena und Kolja erwarten uns schon um uns beim umladen der Einkäufe und „klar Schiff machen“ zu helfen.
Gegen 7:30 Uhr gehen wir Anker auf, nicht ohne eine Runde durchs Ankerfeld zu drehen um uns von einigen Seglern zu verabschieden. Begleitet von vielen guten Wünschen, setzen wir Segel und bekommen gleich einmal einen mächtigen Regenschauer ab. Die ganze Zeit, während unserem Aufenthalt in Nuku Hiva, hat es praktisch nicht geregnet, gerade jetzt wo wir auslaufen gießt es aus Köbeln und wir werden klitschnaß: Seglerpech! Kaum haben wir das Lee von Nuku Hiva verlassen, treiben uns auch die vorhergesagten Passat Winde mit 9kn Richtung Marquesas. Anita und ich machen es uns bei einem heißen Cappuccino gemütlich. Endlich, wie habe ich den Morgen bloß ohne überstanden?! Bald gesellen sich auch Helena und Kolja zu uns, für die Schule sind die seitlichen Wellen heute einfach zu ruppig. Nach gut zwei Stunden haben wir bereits das 20sm entfernte Ua Pou erreicht und werden von einem anderen Segler angefunkt. Es ist die „Bika“, die unseren Kurs kreuzt. Henrik und Mina sind aus Norwegen und segeln wie wir Richtung Marquesas. Während ich im Salon mit Henrik am Funk plaudere, hat Kolja die Steuerung der Pacific High übernommen,
und segelt gekonnt hinter dem Heck der Bika durch. Obwohl wir 10sm (18km) östlich an Ua Pou vorbeisegeln, geraten wir doch für kurze Zeit in ihren Windschatten. Wieder was dazu gelernt – unglaublich wie weit die hohen spitzen Berge der Insel die Luft verwirbeln. Südlich von Ua Pou rauscht ein mächtiger 35kn Squall über uns hinweg. Kolja und ich haben Wache und ich überlasse ihm komplett das Kommando: geschickt segelt er die Pacific High durch Wind und Regen, trimmt die Segel neu und ändert den Kurs. Der Rest des Tages verläuft ähnlich: wir haben kräftigen Wind, viel Sonne und einige Squalls. Helena und Kolja lernen doch noch für die Schule: wir lesen zum Beispiel viele französische Texte aus ihren Schulbüchern: das geht auch bei rauer See auf der Fly. Abends gibt es Brotzeit: wir haben ja frisches Gemüse und Baguette an Bord. Mit Käse, Schinken und Salami hatten wir uns in Panama reichlich eingedeckt. Große Mengen lagern immer noch im Kühl- bzw. Gefrierschrank. Ich übernehme die erste Wache. Dank Radar und Vollmond sind die Squalls nachts fast leichter zu erkennen als tagsüber.
Auf dem Display sehen wir ein genaues Bild aller Squalls im Umkreis von 12sm (20km). Wir können ihre Zugrichtung und Geschwindigkeit bestimmen, wissen daher recht genau ob und wann uns eine Regenwolke erwischt. Dies gibt Sicherheit, da wir schon im voraus die Segel reffen können, bzw. einem besonders kräftigen Regenschauer ausweichen. Gegen 22:30 Uhr zieht der letzte dicke Squall über uns hinweg, dann ist Ruhe. Ab Mitternacht haben wir nur noch leichte Passatbewölkung und auch der Wind ist schwächer geworden. Ich bin von den ruhigen Ankertagen in den Marquesas fit und übergebe die Wache an Anita um 3:00 Uhr Morgens.
Donnerstag, 25.04: In den ersten 24 Stunden sind wir 164sm gesegelt. Dafür, dass wir die ganze Zeit im ersten Reff gesegelt sind – sonst sind wir zu schnell und kommen nachts in den Tuamotus an – ist das Etmal richtig gut. Kolja hat am Morgen die Wache von Anita übernommen. Tagsüber entlasten uns die beiden jetzt immer häufiger bei den Wachen. Habe ich gestern eigentlich geschrieben ich wäre fit? Böser Fehler! Prompt fühle ich mich heute nicht gut: mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen. Meine Familie übernimmt alle (Tages-) Wachen – Danke! Die Stimmung ist gut an Bord, alle lesen viel (auch Kolja hat bald sein nächstes Harry Potter Buch durch), hören Musik bzw. Hörbücher und spielen manchmal zusammen. Oft sitzen wir auch einfach nur auf der Fly, schauen auf das Meer und die Wolken, und diskutieren über Gott und die Welt… Wir haben bald die Hälfte der Strecke von den Marquesas zu den Tuamotus zurückgelegt. Während der Nachtwache rechne ich etliche Navigations-Varianten durch und komme immer zu den gleichen Ergebnis: unser geplantes Ankunfts-Motu „Makemo“ liegt streckenmäßig ungünstig. Wir sind zu schnell unterwegs: segeln wir wie bisher weiter im ersten Reff, kommen wir irgendwann Morgen in der zweiten Nachthälfte an. Reffen wir aus und laufen so schnell wir können, sind wir schon Morgen Abend da. In beiden Fällen müssen wir bis zum darauffolgenden Mittag lange am Pass warten um in das Atoll einlaufen zu können. Ich suche nach Alternativen und stoße auf das Atoll „Kauehi“. Es liegt ca. 50sm weiter entfernt, nordwestlich von „Fakarava“. Wir müssten es, bei gleichbleibenden Segelbedingungen, gerade so bis Morgen Mittag schaffen. Ich ziehe unsere elektronische Bibliothek zu rate in der wir unzählige Segelberichte, Cruising Guides, Wetterdaten, Offline gespeicherte Internet Seiten, Törnberichte, Karten, ec. gespeichert haben. Ich lasse den Computer nach „Kauehi“ suchen und bekomme ca. 50 Treffer die ich sichte. „Kauehi“ wird als besonders grünes Atoll, mit vielen Palmen und Sandstränden beschrieben. Einen Ort, mit ca. 300 Einwohner und einem kleinen Laden gibt es auch. Obwohl die Einfahrt in den Pass als einfach beschrieben wird, scheinen nur wenige Segler dieses Atoll anzulaufen. Ich finde, das hört sich gut an und ändere unseren Kurs um 40 Grad nach Steuerbord: Ziel „Kauehi“.
Freitag, 26.05: Sonnenstrahlen, die durch unsere Heck Luke aufs Bett fallen, wecken mich gegen 8:00 Uhr. Wie selbstverständlich das schöne warme Wetter für uns ist. Ich fühle mich ausgeschlafen, hat doch Anita die Nachwache um 2:00 Uhr übernommen und ich konnte 6 Stunden am Stück schlafen. Meine Shorts und ein T-Shirt sind schnell angezogen, ich mache mir einen Kaffee und setze mich zu Kolja auf die Fly. Auch Helena kommt dazu und nachdem Kolja mich über seine Segelwache kurz informiert hat (Wind wird schwächer, ruhiges Segeln in den letzten Stunden, bisher 500sm bei 7kn Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt), dreht sich unser Gespräch um Kinofilme. Die letzten, die wir angeschaut haben waren: „Le grand bleu – Im Rasch der Tiefe“ mit Jean Reno, „Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, den Zeichentrickfilm: „Drachen zähmen leicht gemacht“ aber auch die komplette „Terminator“ Reihe. Helena ist ein Phänomen: Sie kann sich so viele Details merken, kennt die meisten Schauspieler (und ihre Synchronsprecher!), weiß wer wann und wo mitgespielt hat. Kolja und ich können da nicht mithalten, haben aber am Filme schauen und darüber diskutieren nicht weniger Spaß. Besonders gern ziehen wir auch über deutsche Serien her, die wir nach dem Abendessen anschauen… Der Rest des Tages und die darauffolgende Nachtwache verlaufen ereignislos = angenehmes Leben an Bord.
Samstag, 27.5: Um 8:00 Uhr ist es Kolja, der „unser“ erstes Tuamotu Atoll „Taiaro“ mit bloßem Auge am Horizont erkennt. Trotz aller Technik, die uns heutzutage die Navigation erleichtert, ist es ein aufregender Moment nach rund 500sm (knapp 1.000km) mitten im Pazifischen Ozean wieder Land zu entdecken. In vielen Berichten erwähnen Segler, dass sie die Motus erst in letzter Minute erkennen und gerade noch Zeit haben die Segel zu bergen. Dies können wir nicht bestätigen: „Taiaro“ hat Kolja aus ca. 15sm Entfernung gesichtet, also rund zwei Stunden im voraus. Andere Atolle konnten wir zur Mittagszeit in 20sm Entfernung erkennen. Während wir einige Meilen östlich an dem Motu vorbeisegeln, haben wir wunderschöne Ausblicke auf das türkisfarbene Meer, den weißen Sandstrand (wie sich später noch herausstellen wird sind es mehr Korallenstrände) und die üppig grünen Palmenhaine. Der Anblick ist schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Es sind nur noch gut 30sm bis „Kauehi“, bis zur „Slack Tide“ um 11:45 Uhr werden wir es wohl trotzdem nicht mehr schaffen. Es wird wohl eher 14:30 Uhr werden, bis wir am Pass sind.
Während der Wache lese ich in meinen Cruising Guides über die Tuamotus. Speziell Berichte von Seglern, über die Tuamotus und die Riffeinfahrten. Das hört sich alles ziemlich gruselig an. Obwohl es die anderen Segler scheinbar immer genau schaffen bei Stillwasser und mit der Mittagssonne im Rücken an den Pässen zu sein, lese ich von extremen Strömungen, wilden Verwirbelungen die einem das Ruder rumreißen, sich brechenden Wellen und viele andere abenteuerliche Geschichten. Mein Adrenalinpegel steigt!
Wie bei allen Neuen und Unbekanntem ist man erst einmal verunsichert, zumal wir am Nachmittag genau zwischen Ebbe und Flut zur stärksten Strömung am Pass sein werden. Auf der anderen Seite sind wir ja auch keine Neulinge mehr, haben schon einige enge Hafeneinfahrten und Kanäle bei Sturm, starker Strömung und sich brechenden meterhohen Wellen gemeistert, warum also auch nicht den Pass von „Kauehi“? Besonders gefallen und aufschlussreich waren für mich das „The Tuamotus Compendium” von Soggy Paws (kann man unter http://svsoggypaws.com/ herunterladen – meine Version L ist von Juni 2011) und die Cruising Reports der “Mahi Mahi”. Wir schaffen es doch schon um 14:00 Uhr am Pass „Arikitamiro“ die Segel zu bergen, der Wind hat wieder aufgefrischt und ich habe die letzten Stunden einen Motor mitlaufen lassen. Wir beobachten den Pass durchs Fernglas: der Wind bläst mit 18kn gegen die einlaufende Strömung, wir sehen Schaumkronen und niedrige sich brechende Wellen die aber nicht wirklich gefährlich wirken. Beruhigend sieht auch ein Fischerboot aus, das im Pass treibt und – wie wir vermuten – auf Taucher, die sich unter ihm mit der Strömung durch den Pass ziehen lassen, wartet. Beide Motoren drehen 2.000 U/min. ungefähr 1/3 Kraft voraus, wir fahren mit 6kn in den Pass. Lange Zeit passiert gar nichts, dann erfasst uns die Strömung und zieht uns mit max. 4,5kn in das Atoll. Mit gut 10kn rauschen wir völlig ungefährdet durch die niedrigen Wellen und… sind auch schon durch. Völlig unspektakulär und völlig harmlos. Wir haben ja noch keinen Vergleich, aber der Pass „Arikitamiro“ von Kauehi scheint für Tuamotus Neulinge wie uns genau richtig (= einfach) zu sein. Wir motoren die 4sm durch 30m bis 45m tiefes Wasser bis zu unserem Ankerplatz im Südosten des Atolls.
Unsere Navionics Karten scheinen recht genau zu sein, zumindest sind die beiden, von uns knapp unter der Wasseroberfläche gesichteten, Korallenblöcke korrekt in unseren Karten verzeichnet. Unser Anker fällt in 10m tiefen türkisblauem Wasser direkt vor den traumhaften Palmeninseln von Kauehi. Die Sonne steht schon recht niedrig und hüllt die Inseln in ihrem goldenen Glanz. Es gibt natürlich einen Umtrunk auf der Fly. Anita hat noch den Elan leckere „Hors d’ Oeuvre“ mit meinem geliebten Manchego Käse zu zaubern, während die Kinder kalte Getränke vorbereiten – ich bekomme ein Guinness aus dem Null-Grad-Fach – einfach köstlich! Wir sind glücklich und dankbar wieder so eine sichere Überfahrt gehabt zu haben und plaudern noch einige Zeit lustig durcheinander…
27.04.2013 Von den Marquesas in die Tuamotus
Mittwoch Abend, 24.04. Es ist meine erste Nachwache, ich sitze auf der Fly und schreibe Logbuch. Die Pacific High gleitet weich durch die Wellen des Pazifischen Ozeans. Wir segeln Südkurs, der Passat weht aus Westen mit 9kn bis 12kn, wir haben also angenehme seitliche Winde und segeln mit 7kn bis 9kn unserem Ziel dem Atoll „Makemo“ entgegen. Vollmond gibt es auch noch gratis dazu: schöneres Nachtsegeln kann man sich wirklich nicht mehr wünschen! Dabei hat der Tag schon früh und turbulent für uns angefangen. Jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag ist Markt in Nuku Hiva. Wer nicht gleich um 6:00 Uhr früh da ist, bekommt nichts mehr, so haben es uns andere Segler wenigstens berichtet. Als ich um 5:30 Uhr in den Salon schlaftrunken in den Salon stolpere, hat sich Anita bereits einen Tee zubereitet und das Dinghi vorbereitet. Wir stehen also brav um fünf vor sechs vor der Markhalle. Diese liegt praktischerweise direkt am Landungspier. Um kurz nach sechs werden die Tore aufgesperrt und eine Familie entlädt den einzigen davor geparktem Pick-Up Truck. Wir warten bis ihr Stand aufgebaut ist, dann dürfen wir einkaufen. Es gibt (zumindest heute) nur diesen einen Gemüsestand, aber hier bekommen wir Alles, was unser Herz begehrt und in hervorragender frischer Qualität: kleine bunte süße Paprika, herrlich duftende Tomaten, knackige Rettiche und Gurken, Salat, Auberginen und vieles mehr. An einem anderen Obststand erstehen wir eine ganze Bananenstaude. Während das Gemüse, erwartungsgemäß, nicht billig ist (in Deutschland beim Gemüsehändler hätte es weniger als die Hälfte gekostet), sind Bananen sehr günstig: für eine ganze Staude (Gewicht geschätzte 15Kg) zahlen wir 3 EUR! Wir legen unserem Einkauf offen ins Dinghi – hier klaut keiner was – und laufen noch zum Supermarkt Baguettes kaufen. In schneller Gleitfahrt kehren wir mit unserer reichen Beute zurück an Bord. Helena und Kolja erwarten uns schon um uns beim umladen der Einkäufe und „klar Schiff machen“ zu helfen. Gegen 7:30 Uhr gehen wir Anker auf, nicht ohne eine Runde durchs Ankerfeld zu drehen um uns von einigen Seglern zu verabschieden. Begleitet von vielen guten Wünschen, setzen wir Segel und bekommen gleich einmal einen mächtigen Regenschauer ab. Die ganze Zeit, während unserem Aufenthalt in Nuku Hiva, hat es praktisch nicht geregnet, gerade jetzt wo wir auslaufen gießt es aus Köbeln und wir werden klitschnaß: Seglerpech! Kaum haben wir das Lee von Nuku Hiva verlassen, treiben uns auch die vorhergesagten Passat Winde mit 9kn Richtung Marquesas. Anita und ich machen es uns bei einem heißen Cappuccino gemütlich. Endlich, wie habe ich den Morgen bloß ohne überstanden?! Bald gesellen sich auch Helena und Kolja zu uns, für die Schule sind die seitlichen Wellen heute einfach zu ruppig. Nach gut zwei Stunden haben wir bereits das 20sm entfernte Ua Pou erreicht und werden von einem anderen Segler angefunkt. Es ist die „Bika“, die unseren Kurs kreuzt. Henrik und Mina sind aus Norwegen und segeln wie wir Richtung Marquesas. Während ich im Salon mit Henrik am Funk plaudere, hat Kolja die Steuerung der Pacific High übernommen, und segelt gekonnt hinter dem Heck der Bika durch. Obwohl wir 10sm (18km) östlich an Ua Pou vorbeisegeln, geraten wir doch für kurze Zeit in ihren Windschatten. Wieder was dazu gelernt – unglaublich wie weit die hohen spitzen Berge der Insel die Luft verwirbeln. Südlich von Ua Pou rauscht ein mächtiger 35kn Squall über uns hinweg. Kolja und ich haben Wache und ich überlasse ihm komplett das Kommando: geschickt segelt er die Pacific High durch Wind und Regen, trimmt die Segel neu und ändert den Kurs. Der Rest des Tages verläuft ähnlich: wir haben kräftigen Wind, viel Sonne und einige Squalls. Helena und Kolja lernen doch noch für die Schule: wir lesen zum Beispiel viele französische Texte aus ihren Schulbüchern: das geht auch bei rauer See auf der Fly. Abends gibt es Brotzeit: wir haben ja frisches Gemüse und Baguette an Bord. Mit Käse, Schinken und Salami hatten wir uns in Panama reichlich eingedeckt. Große Mengen lagern immer noch im Kühl- bzw. Gefrierschrank. Ich übernehme die erste Wache. Dank Radar und Vollmond sind die Squalls nachts fast leichter zu erkennen als tagsüber. Auf dem Display sehen wir ein genaues Bild aller Squalls im Umkreis von 12sm (20km). Wir können ihre Zugrichtung und Geschwindigkeit bestimmen, wissen daher recht genau ob und wann uns eine Regenwolke erwischt. Dies gibt Sicherheit, da wir schon im voraus die Segel reffen können, bzw. einem besonders kräftigen Regenschauer ausweichen. Gegen 22:30 Uhr zieht der letzte dicke Squall über uns hinweg, dann ist Ruhe. Ab Mitternacht haben wir nur noch leichte Passatbewölkung und auch der Wind ist schwächer geworden. Ich bin von den ruhigen Ankertagen in den Marquesas fit und übergebe die Wache an Anita um 3:00 Uhr Morgens.
Donnerstag, 25.04 In den ersten 24 Stunden sind wir 164sm gesegelt. Dafür, dass wir die ganze Zeit im ersten Reff gesegelt sind – sonst sind wir zu schnell und kommen nachts in den Tuamotus an – ist das Etmal richtig gut. Kolja hat am Morgen die Wache von Anita übernommen. Tagsüber entlasten uns die beiden jetzt immer häufiger bei den Wachen. Habe ich gestern eigentlich geschrieben ich wäre fit? Böser Fehler! Prompt fühle ich mich heute nicht gut: mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen. Meine Familie übernimmt alle (Tages-) Wachen – Danke! Die Stimmung ist gut an Bord, alle lesen viel (auch Kolja hat bald sein nächstes Harry Potter Buch durch), hören Musik bzw. Hörbücher und spielen manchmal zusammen. Oft sitzen wir auch einfach nur auf der Fly, schauen auf das Meer und die Wolken, und diskutieren über Gott und die Welt… Wir haben bald die Hälfte der Strecke von den Marquesas zu den Tuamotus zurückgelegt. Während der Nachtwache rechne ich etliche Navigations-Varianten durch und komme immer zu den gleichen Ergebnis: unser geplantes Ankunfts-Motu „Makemo“ liegt streckenmäßig ungünstig. Wir sind zu schnell unterwegs: segeln wir wie bisher weiter im ersten Reff, kommen wir irgendwann Morgen in der zweiten Nachthälfte an. Reffen wir aus und laufen so schnell wir können, sind wir schon Morgen Abend da. In beiden Fällen müssen wir bis zum darauffolgenden Mittag lange am Pass warten um in das Atoll einlaufen zu können. Ich suche nach Alternativen und stoße auf das Atoll „Kauehi“. Es liegt ca. 50sm weiter entfernt, nordwestlich von „Fakarava“. Wir müssten es, bei gleichbleibenden Segelbedingungen, gerade so bis Morgen Mittag schaffen. Ich ziehe unsere elektronische Bibliothek zu rate in der wir unzählige Segelberichte, Cruising Guides, Wetterdaten, Offline gespeicherte Internet Seiten, Törnberichte, Karten, ec. gespeichert haben. Ich lasse den Computer nach „Kauehi“ suchen und bekomme ca. 50 Treffer die ich sichte. „Kauehi“ wird als besonders grünes Atoll, mit vielen Palmen und Sandstränden beschrieben. Einen Ort, mit ca. 300 Einwohner und einem kleinen Laden gibt es auch. Obwohl die Einfahrt in den Pass als einfach beschrieben wird, scheinen nur wenige Segler dieses Atoll anzulaufen. Ich finde, das hört sich gut an und ändere unseren Kurs um 40 Grad nach Steuerbord: Ziel „Kauehi“.
Freitag, 26.05 Sonnenstrahlen, die durch unsere Heck Luke aufs Bett fallen, wecken mich gegen 8:00 Uhr. Wie selbstverständlich das schöne warme Wetter für uns ist. Ich fühle mich ausgeschlafen, hat doch Anita die Nachwache um 2:00 Uhr übernommen und ich konnte 6 Stunden am Stück schlafen. Meine Shorts und ein T-Shirt sind schnell angezogen, ich mache mir einen Kaffee und setze mich zu Kolja auf die Fly. Auch Helena kommt dazu und nachdem Kolja mich über seine Segelwache kurz informiert hat (Wind wird schwächer, ruhiges Segeln in den letzten Stunden, bisher 500sm bei 7kn Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt), dreht sich unser Gespräch um Kinofilme. Die letzten, die wir angeschaut haben waren: „Le grand bleu – Im Rasch der Tiefe“ mit Jean Reno, „Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, den Zeichentrickfilm: „Drachen zähmen leicht gemacht“ aber auch die komplette „Terminator“ Reihe. Helena ist ein Phänomen: Sie kann sich so viele Details merken, kennt die meisten Schauspieler (und ihre Synchronsprecher!), weiß wer wann und wo mitgespielt hat. Kolja und ich können da nicht mithalten, haben aber am Filme schauen und darüber diskutieren nicht weniger Spaß. Besonders gern ziehen wir auch über deutsche Serien her, die wir nach dem Abendessen anschauen… Der Rest des Tages und die darauffolgende Nachtwache verlaufen ereignislos = angenehmes Leben an Bord.
Samstag, 27.5 Um 8:00 Uhr ist es Kolja, der „unser“ erstes Tuamotu Atoll „Taiaro“ mit bloßem Auge am Horizont erkennt. Trotz aller Technik, die uns heutzutage die Navigation erleichtert, ist es ein aufregender Moment nach rund 500sm (knapp 1.000km) mitten im Pazifischen Ozean wieder Land zu entdecken. In vielen Berichten erwähnen Segler, dass sie die Motus erst in letzter Minute erkennen und gerade noch Zeit haben die Segel zu bergen. Dies können wir nicht bestätigen: „Taiaro“ hat Kolja aus ca. 15sm Entfernung gesichtet, also rund zwei Stunden im voraus. Andere Atolle konnten wir zur Mittagszeit in 20sm Entfernung erkennen. Während wir einige Meilen östlich an dem Motu vorbeisegeln, haben wir wunderschöne Ausblicke auf das türkisfarbene Meer, den weißen Sandstrand (wie sich später noch herausstellen wird sind es mehr Korallenstrände) und die üppig grünen Palmenhaine. Der Anblick ist schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Es sind nur noch gut 30sm bis „Kauehi“, bis zur „Slack Tide“ um 11:45 Uhr werden wir es wohl trotzdem nicht mehr schaffen. Es wird wohl eher 14:30 Uhr werden, bis wir am Pass sind. Während der Wache lese ich in meinen Cruising Guides über die Tuamotus. Speziell Berichte von Seglern, über die Tuamotus und die Riffeinfahrten. Das hört sich alles ziemlich gruselig an. Obwohl es die anderen Segler scheinbar immer genau schaffen bei Stillwasser und mit der Mittagssonne im Rücken an den Pässen zu sein, lese ich von extremen Strömungen, wilden Verwirbelungen die einem das Ruder rumreißen, sich brechenden Wellen und viele andere abenteuerliche Geschichten. Mein Adrenalinpegel steigt! Wie bei allen Neuen und Unbekanntem ist man erst einmal verunsichert, zumal wir am Nachmittag genau zwischen Ebbe und Flut zur stärksten Strömung am Pass sein werden. Auf der anderen Seite sind wir ja auch keine Neulinge mehr, haben schon einige enge Hafeneinfahrten und Kanäle bei Sturm, starker Strömung und sich brechenden meterhohen Wellen gemeistert, warum also auch nicht den Pass von „Kauehi“? Besonders gefallen und aufschlussreich waren für mich das „The Tuamotus Compendium” von Soggy Paws (kann man unter http://svsoggypaws.com/ herunterladen – meine Version L ist von Juni 2011) und die Cruising Reports der “Mahi Mahi”. Wir schaffen es doch schon um 14:00 Uhr am Pass „Arikitamiro“ die Segel zu bergen, der Wind hat wieder aufgefrischt und ich habe die letzten Stunden einen Motor mitlaufen lassen. Wir beobachten den Pass durchs Fernglas: der Wind bläst mit 18kn gegen die einlaufende Strömung, wir sehen Schaumkronen und niedrige sich brechende Wellen die aber nicht wirklich gefährlich wirken. Beruhigend sieht auch ein Fischerboot aus, das im Pass treibt und – wie wir vermuten – auf Taucher, die sich unter ihm mit der Strömung durch den Pass ziehen lassen, wartet. Beide Motoren drehen 2.000 U/min. ungefähr 1/3 Kraft voraus, wir fahren mit 6kn in den Pass. Lange Zeit passiert gar nichts, dann erfasst uns die Strömung und zieht uns mit max. 4,5kn in das Atoll. Mit gut 10kn rauschen wir völlig ungefährdet durch die niedrigen Wellen und… sind auch schon durch. Völlig unspektakulär und völlig harmlos. Wir haben ja noch keinen Vergleich, aber der Pass „Arikitamiro“ von Kauehi scheint für Tuamotus Neulinge wie uns genau richtig (= einfach) zu sein. Wir motoren die 4sm durch 30m bis 45m tiefes Wasser bis zu unserem Ankerplatz im Südosten des Atolls. Unsere Navionics Karten scheinen recht genau zu sein, zumindest sind die beiden, von uns knapp unter der Wasseroberfläche gesichteten, Korallenblöcke korrekt in unseren Karten verzeichnet. Unser Anker fällt in 10m tiefen türkisblauem Wasser direkt vor den traumhaften Palmeninseln von Kauehi. Die Sonne steht schon recht niedrig und hüllt die Inseln in ihrem goldenen Glanz. Es gibt natürlich einen Umtrunk auf der Fly. Anita hat noch den Elan leckere „Hors d’ Oeuvre“ mit meinem geliebten Manchego Käse zu zaubern, während die Kinder kalte Getränke vorbereiten – ich bekomme ein Guinness aus dem Null-Grad-Fach – einfach köstlich! Wir sind glücklich und dankbar wieder so eine sichere Überfahrt gehabt zu haben und plaudern noch einige Zeit lustig durcheinander…
27.04.2013 Von den Marquesas in die Tuamotus
Mittwoch Abend, 24.04. Es ist meine erste Nachwache, ich sitze auf der Fly und schreibe Logbuch. Die Pacific High gleitet weich durch die Wellen des Pazifischen Ozeans. Wir segeln Südkurs, der Passat weht aus Westen mit 9kn bis 12kn, wir haben also angenehme seitliche Winde und segeln mit 7kn bis 9kn unserem Ziel dem Atoll „Makemo“ entgegen. Vollmond gibt es auch noch gratis dazu: schöneres Nachtsegeln kann man sich wirklich nicht mehr wünschen! Dabei hat der Tag schon früh und turbulent für uns angefangen. Jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag ist Markt in Nuku Hiva. Wer nicht gleich um 6:00 Uhr früh da ist, bekommt nichts mehr, so haben es uns andere Segler wenigstens berichtet. Als ich um 5:30 Uhr in den Salon schlaftrunken in den Salon stolpere, hat sich Anita bereits einen Tee zubereitet und das Dinghi vorbereitet. Wir stehen also brav um fünf vor sechs vor der Markhalle. Diese liegt praktischerweise direkt am Landungspier. Um kurz nach sechs werden die Tore aufgesperrt und eine Familie entlädt den einzigen davor geparktem Pick-Up Truck. Wir warten bis ihr Stand aufgebaut ist, dann dürfen wir einkaufen. Es gibt (zumindest heute) nur diesen einen Gemüsestand, aber hier bekommen wir Alles, was unser Herz begehrt und in hervorragender frischer Qualität: kleine bunte süße Paprika, herrlich duftende Tomaten, knackige Rettiche und Gurken, Salat, Auberginen und vieles mehr. An einem anderen Obststand erstehen wir eine ganze Bananenstaude. Während das Gemüse, erwartungsgemäß, nicht billig ist (in Deutschland beim Gemüsehändler hätte es weniger als die Hälfte gekostet), sind Bananen sehr günstig: für eine ganze Staude (Gewicht geschätzte 15Kg) zahlen wir 3 EUR! Wir legen unserem Einkauf offen ins Dinghi – hier klaut keiner was – und laufen noch zum Supermarkt Baguettes kaufen. In schneller Gleitfahrt kehren wir mit unserer reichen Beute zurück an Bord. Helena und Kolja erwarten uns schon um uns beim umladen der Einkäufe und „klar Schiff machen“ zu helfen. Gegen 7:30 Uhr gehen wir Anker auf, nicht ohne eine Runde durchs Ankerfeld zu drehen um uns von einigen Seglern zu verabschieden. Begleitet von vielen guten Wünschen, setzen wir Segel und bekommen gleich einmal einen mächtigen Regenschauer ab. Die ganze Zeit, während unserem Aufenthalt in Nuku Hiva, hat es praktisch nicht geregnet, gerade jetzt wo wir auslaufen gießt es aus Köbeln und wir werden klitschnaß: Seglerpech! Kaum haben wir das Lee von Nuku Hiva verlassen, treiben uns auch die vorhergesagten Passat Winde mit 9kn Richtung Marquesas. Anita und ich machen es uns bei einem heißen Cappuccino gemütlich. Endlich, wie habe ich den Morgen bloß ohne überstanden?! Bald gesellen sich auch Helena und Kolja zu uns, für die Schule sind die seitlichen Wellen heute einfach zu ruppig. Nach gut zwei Stunden haben wir bereits das 20sm entfernte Ua Pou erreicht und werden von einem anderen Segler angefunkt. Es ist die „Bika“, die unseren Kurs kreuzt. Henrik und Mina sind aus Norwegen und segeln wie wir Richtung Marquesas. Während ich im Salon mit Henrik am Funk plaudere, hat Kolja die Steuerung der Pacific High übernommen, und segelt gekonnt hinter dem Heck der Bika durch. Obwohl wir 10sm (18km) östlich an Ua Pou vorbeisegeln, geraten wir doch für kurze Zeit in ihren Windschatten. Wieder was dazu gelernt – unglaublich wie weit die hohen spitzen Berge der Insel die Luft verwirbeln. Südlich von Ua Pou rauscht ein mächtiger 35kn Squall über uns hinweg. Kolja und ich haben Wache und ich überlasse ihm komplett das Kommando: geschickt segelt er die Pacific High durch Wind und Regen, trimmt die Segel neu und ändert den Kurs. Der Rest des Tages verläuft ähnlich: wir haben kräftigen Wind, viel Sonne und einige Squalls. Helena und Kolja lernen doch noch für die Schule: wir lesen zum Beispiel viele französische Texte aus ihren Schulbüchern: das geht auch bei rauer See auf der Fly. Abends gibt es Brotzeit: wir haben ja frisches Gemüse und Baguette an Bord. Mit Käse, Schinken und Salami hatten wir uns in Panama reichlich eingedeckt. Große Mengen lagern immer noch im Kühl- bzw. Gefrierschrank. Ich übernehme die erste Wache. Dank Radar und Vollmond sind die Squalls nachts fast leichter zu erkennen als tagsüber. Auf dem Display sehen wir ein genaues Bild aller Squalls im Umkreis von 12sm (20km). Wir können ihre Zugrichtung und Geschwindigkeit bestimmen, wissen daher recht genau ob und wann uns eine Regenwolke erwischt. Dies gibt Sicherheit, da wir schon im voraus die Segel reffen können, bzw. einem besonders kräftigen Regenschauer ausweichen. Gegen 22:30 Uhr zieht der letzte dicke Squall über uns hinweg, dann ist Ruhe. Ab Mitternacht haben wir nur noch leichte Passatbewölkung und auch der Wind ist schwächer geworden. Ich bin von den ruhigen Ankertagen in den Marquesas fit und übergebe die Wache an Anita um 3:00 Uhr Morgens.
Donnerstag, 25.04 In den ersten 24 Stunden sind wir 164sm gesegelt. Dafür, dass wir die ganze Zeit im ersten Reff gesegelt sind – sonst sind wir zu schnell und kommen nachts in den Tuamotus an – ist das Etmal richtig gut. Kolja hat am Morgen die Wache von Anita übernommen. Tagsüber entlasten uns die beiden jetzt immer häufiger bei den Wachen. Habe ich gestern eigentlich geschrieben ich wäre fit? Böser Fehler! Prompt fühle ich mich heute nicht gut: mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen. Meine Familie übernimmt alle (Tages-) Wachen – Danke! Die Stimmung ist gut an Bord, alle lesen viel (auch Kolja hat bald sein nächstes Harry Potter Buch durch), hören Musik bzw. Hörbücher und spielen manchmal zusammen. Oft sitzen wir auch einfach nur auf der Fly, schauen auf das Meer und die Wolken, und diskutieren über Gott und die Welt… Wir haben bald die Hälfte der Strecke von den Marquesas zu den Tuamotus zurückgelegt. Während der Nachtwache rechne ich etliche Navigations-Varianten durch und komme immer zu den gleichen Ergebnis: unser geplantes Ankunfts-Motu „Makemo“ liegt streckenmäßig ungünstig. Wir sind zu schnell unterwegs: segeln wir wie bisher weiter im ersten Reff, kommen wir irgendwann Morgen in der zweiten Nachthälfte an. Reffen wir aus und laufen so schnell wir können, sind wir schon Morgen Abend da. In beiden Fällen müssen wir bis zum darauffolgenden Mittag lange am Pass warten um in das Atoll einlaufen zu können. Ich suche nach Alternativen und stoße auf das Atoll „Kauehi“. Es liegt ca. 50sm weiter entfernt, nordwestlich von „Fakarava“. Wir müssten es, bei gleichbleibenden Segelbedingungen, gerade so bis Morgen Mittag schaffen. Ich ziehe unsere elektronische Bibliothek zu rate in der wir unzählige Segelberichte, Cruising Guides, Wetterdaten, Offline gespeicherte Internet Seiten, Törnberichte, Karten, ec. gespeichert haben. Ich lasse den Computer nach „Kauehi“ suchen und bekomme ca. 50 Treffer die ich sichte. „Kauehi“ wird als besonders grünes Atoll, mit vielen Palmen und Sandstränden beschrieben. Einen Ort, mit ca. 300 Einwohner und einem kleinen Laden gibt es auch. Obwohl die Einfahrt in den Pass als einfach beschrieben wird, scheinen nur wenige Segler dieses Atoll anzulaufen. Ich finde, das hört sich gut an und ändere unseren Kurs um 40 Grad nach Steuerbord: Ziel „Kauehi“.
Freitag, 26.05 Sonnenstrahlen, die durch unsere Heck Luke aufs Bett fallen, wecken mich gegen 8:00 Uhr. Wie selbstverständlich das schöne warme Wetter für uns ist. Ich fühle mich ausgeschlafen, hat doch Anita die Nachwache um 2:00 Uhr übernommen und ich konnte 6 Stunden am Stück schlafen. Meine Shorts und ein T-Shirt sind schnell angezogen, ich mache mir einen Kaffee und setze mich zu Kolja auf die Fly. Auch Helena kommt dazu und nachdem Kolja mich über seine Segelwache kurz informiert hat (Wind wird schwächer, ruhiges Segeln in den letzten Stunden, bisher 500sm bei 7kn Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt), dreht sich unser Gespräch um Kinofilme. Die letzten, die wir angeschaut haben waren: „Le grand bleu – Im Rasch der Tiefe“ mit Jean Reno, „Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, den Zeichentrickfilm: „Drachen zähmen leicht gemacht“ aber auch die komplette „Terminator“ Reihe. Helena ist ein Phänomen: Sie kann sich so viele Details merken, kennt die meisten Schauspieler (und ihre Synchronsprecher!), weiß wer wann und wo mitgespielt hat. Kolja und ich können da nicht mithalten, haben aber am Filme schauen und darüber diskutieren nicht weniger Spaß. Besonders gern ziehen wir auch über deutsche Serien her, die wir nach dem Abendessen anschauen… Der Rest des Tages und die darauffolgende Nachtwache verlaufen ereignislos = angenehmes Leben an Bord.
Samstag, 27.5 Um 8:00 Uhr ist es Kolja, der „unser“ erstes Tuamotu Atoll „Taiaro“ mit bloßem Auge am Horizont erkennt. Trotz aller Technik, die uns heutzutage die Navigation erleichtert, ist es ein aufregender Moment nach rund 500sm (knapp 1.000km) mitten im Pazifischen Ozean wieder Land zu entdecken. In vielen Berichten erwähnen Segler, dass sie die Motus erst in letzter Minute erkennen und gerade noch Zeit haben die Segel zu bergen. Dies können wir nicht bestätigen: „Taiaro“ hat Kolja aus ca. 15sm Entfernung gesichtet, also rund zwei Stunden im voraus. Andere Atolle konnten wir zur Mittagszeit in 20sm Entfernung erkennen. Während wir einige Meilen östlich an dem Motu vorbeisegeln, haben wir wunderschöne Ausblicke auf das türkisfarbene Meer, den weißen Sandstrand (wie sich später noch herausstellen wird sind es mehr Korallenstrände) und die üppig grünen Palmenhaine. Der Anblick ist schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Es sind nur noch gut 30sm bis „Kauehi“, bis zur „Slack Tide“ um 11:45 Uhr werden wir es wohl trotzdem nicht mehr schaffen. Es wird wohl eher 14:30 Uhr werden, bis wir am Pass sind. Während der Wache lese ich in meinen Cruising Guides über die Tuamotus. Speziell Berichte von Seglern, über die Tuamotus und die Riffeinfahrten. Das hört sich alles ziemlich gruselig an. Obwohl es die anderen Segler scheinbar immer genau schaffen bei Stillwasser und mit der Mittagssonne im Rücken an den Pässen zu sein, lese ich von extremen Strömungen, wilden Verwirbelungen die einem das Ruder rumreißen, sich brechenden Wellen und viele andere abenteuerliche Geschichten. Mein Adrenalinpegel steigt! Wie bei allen Neuen und Unbekanntem ist man erst einmal verunsichert, zumal wir am Nachmittag genau zwischen Ebbe und Flut zur stärksten Strömung am Pass sein werden. Auf der anderen Seite sind wir ja auch keine Neulinge mehr, haben schon einige enge Hafeneinfahrten und Kanäle bei Sturm, starker Strömung und sich brechenden meterhohen Wellen gemeistert, warum also auch nicht den Pass von „Kauehi“? Besonders gefallen und aufschlussreich waren für mich das „The Tuamotus Compendium” von Soggy Paws (kann man unter http://svsoggypaws.com/ herunterladen – meine Version L ist von Juni 2011) und die Cruising Reports der “Mahi Mahi”. Wir schaffen es doch schon um 14:00 Uhr am Pass „Arikitamiro“ die Segel zu bergen, der Wind hat wieder aufgefrischt und ich habe die letzten Stunden einen Motor mitlaufen lassen. Wir beobachten den Pass durchs Fernglas: der Wind bläst mit 18kn gegen die einlaufende Strömung, wir sehen Schaumkronen und niedrige sich brechende Wellen die aber nicht wirklich gefährlich wirken. Beruhigend sieht auch ein Fischerboot aus, das im Pass treibt und – wie wir vermuten – auf Taucher, die sich unter ihm mit der Strömung durch den Pass ziehen lassen, wartet. Beide Motoren drehen 2.000 U/min. ungefähr 1/3 Kraft voraus, wir fahren mit 6kn in den Pass. Lange Zeit passiert gar nichts, dann erfasst uns die Strömung und zieht uns mit max. 4,5kn in das Atoll. Mit gut 10kn rauschen wir völlig ungefährdet durch die niedrigen Wellen und… sind auch schon durch. Völlig unspektakulär und völlig harmlos. Wir haben ja noch keinen Vergleich, aber der Pass „Arikitamiro“ von Kauehi scheint für Tuamotus Neulinge wie uns genau richtig (= einfach) zu sein. Wir motoren die 4sm durch 30m bis 45m tiefes Wasser bis zu unserem Ankerplatz im Südosten des Atolls. Unsere Navionics Karten scheinen recht genau zu sein, zumindest sind die beiden, von uns knapp unter der Wasseroberfläche gesichteten, Korallenblöcke korrekt in unseren Karten verzeichnet. Unser Anker fällt in 10m tiefen türkisblauem Wasser direkt vor den traumhaften Palmeninseln von Kauehi. Die Sonne steht schon recht niedrig und hüllt die Inseln in ihrem goldenen Glanz. Es gibt natürlich einen Umtrunk auf der Fly. Anita hat noch den Elan leckere „Hors d’ Oeuvre“ mit meinem geliebten Manchego Käse zu zaubern, während die Kinder kalte Getränke vorbereiten – ich bekomme ein Guinness aus dem Null-Grad-Fach – einfach köstlich! Wir sind glücklich und dankbar wieder so eine sichere Überfahrt gehabt zu haben und plaudern noch einige Zeit lustig durcheinander…
27.04.2013 Von den Marquesas in die Tuamotus
Mittwoch Abend, 24.04. Es ist meine erste Nachwache, ich sitze auf der Fly und schreibe Logbuch. Die Pacific High gleitet weich durch die Wellen des Pazifischen Ozeans. Wir segeln Südkurs, der Passat weht aus Westen mit 9kn bis 12kn, wir haben also angenehme seitliche Winde und segeln mit 7kn bis 9kn unserem Ziel dem Atoll „Makemo“ entgegen. Vollmond gibt es auch noch gratis dazu: schöneres Nachtsegeln kann man sich wirklich nicht mehr wünschen! Dabei hat der Tag schon früh und turbulent für uns angefangen. Jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag ist Markt in Nuku Hiva. Wer nicht gleich um 6:00 Uhr früh da ist, bekommt nichts mehr, so haben es uns andere Segler wenigstens berichtet. Als ich um 5:30 Uhr in den Salon schlaftrunken in den Salon stolpere, hat sich Anita bereits einen Tee zubereitet und das Dinghi vorbereitet. Wir stehen also brav um fünf vor sechs vor der Markhalle. Diese liegt praktischerweise direkt am Landungspier. Um kurz nach sechs werden die Tore aufgesperrt und eine Familie entlädt den einzigen davor geparktem Pick-Up Truck. Wir warten bis ihr Stand aufgebaut ist, dann dürfen wir einkaufen. Es gibt (zumindest heute) nur diesen einen Gemüsestand, aber hier bekommen wir Alles, was unser Herz begehrt und in hervorragender frischer Qualität: kleine bunte süße Paprika, herrlich duftende Tomaten, knackige Rettiche und Gurken, Salat, Auberginen und vieles mehr. An einem anderen Obststand erstehen wir eine ganze Bananenstaude. Während das Gemüse, erwartungsgemäß, nicht billig ist (in Deutschland beim Gemüsehändler hätte es weniger als die Hälfte gekostet), sind Bananen sehr günstig: für eine ganze Staude (Gewicht geschätzte 15Kg) zahlen wir 3 EUR! Wir legen unserem Einkauf offen ins Dinghi – hier klaut keiner was – und laufen noch zum Supermarkt Baguettes kaufen. In schneller Gleitfahrt kehren wir mit unserer reichen Beute zurück an Bord. Helena und Kolja erwarten uns schon um uns beim umladen der Einkäufe und „klar Schiff machen“ zu helfen. Gegen 7:30 Uhr gehen wir Anker auf, nicht ohne eine Runde durchs Ankerfeld zu drehen um uns von einigen Seglern zu verabschieden. Begleitet von vielen guten Wünschen, setzen wir Segel und bekommen gleich einmal einen mächtigen Regenschauer ab. Die ganze Zeit, während unserem Aufenthalt in Nuku Hiva, hat es praktisch nicht geregnet, gerade jetzt wo wir auslaufen gießt es aus Köbeln und wir werden klitschnaß: Seglerpech! Kaum haben wir das Lee von Nuku Hiva verlassen, treiben uns auch die vorhergesagten Passat Winde mit 9kn Richtung Marquesas. Anita und ich machen es uns bei einem heißen Cappuccino gemütlich. Endlich, wie habe ich den Morgen bloß ohne überstanden?! Bald gesellen sich auch Helena und Kolja zu uns, für die Schule sind die seitlichen Wellen heute einfach zu ruppig. Nach gut zwei Stunden haben wir bereits das 20sm entfernte Ua Pou erreicht und werden von einem anderen Segler angefunkt. Es ist die „Bika“, die unseren Kurs kreuzt. Henrik und Mina sind aus Norwegen und segeln wie wir Richtung Marquesas. Während ich im Salon mit Henrik am Funk plaudere, hat Kolja die Steuerung der Pacific High übernommen, und segelt gekonnt hinter dem Heck der Bika durch. Obwohl wir 10sm (18km) östlich an Ua Pou vorbeisegeln, geraten wir doch für kurze Zeit in ihren Windschatten. Wieder was dazu gelernt – unglaublich wie weit die hohen spitzen Berge der Insel die Luft verwirbeln. Südlich von Ua Pou rauscht ein mächtiger 35kn Squall über uns hinweg. Kolja und ich haben Wache und ich überlasse ihm komplett das Kommando: geschickt segelt er die Pacific High durch Wind und Regen, trimmt die Segel neu und ändert den Kurs. Der Rest des Tages verläuft ähnlich: wir haben kräftigen Wind, viel Sonne und einige Squalls. Helena und Kolja lernen doch noch für die Schule: wir lesen zum Beispiel viele französische Texte aus ihren Schulbüchern: das geht auch bei rauer See auf der Fly. Abends gibt es Brotzeit: wir haben ja frisches Gemüse und Baguette an Bord. Mit Käse, Schinken und Salami hatten wir uns in Panama reichlich eingedeckt. Große Mengen lagern immer noch im Kühl- bzw. Gefrierschrank. Ich übernehme die erste Wache. Dank Radar und Vollmond sind die Squalls nachts fast leichter zu erkennen als tagsüber. Auf dem Display sehen wir ein genaues Bild aller Squalls im Umkreis von 12sm (20km). Wir können ihre Zugrichtung und Geschwindigkeit bestimmen, wissen daher recht genau ob und wann uns eine Regenwolke erwischt. Dies gibt Sicherheit, da wir schon im voraus die Segel reffen können, bzw. einem besonders kräftigen Regenschauer ausweichen. Gegen 22:30 Uhr zieht der letzte dicke Squall über uns hinweg, dann ist Ruhe. Ab Mitternacht haben wir nur noch leichte Passatbewölkung und auch der Wind ist schwächer geworden. Ich bin von den ruhigen Ankertagen in den Marquesas fit und übergebe die Wache an Anita um 3:00 Uhr Morgens.
Donnerstag, 25.04 In den ersten 24 Stunden sind wir 164sm gesegelt. Dafür, dass wir die ganze Zeit im ersten Reff gesegelt sind – sonst sind wir zu schnell und kommen nachts in den Tuamotus an – ist das Etmal richtig gut. Kolja hat am Morgen die Wache von Anita übernommen. Tagsüber entlasten uns die beiden jetzt immer häufiger bei den Wachen. Habe ich gestern eigentlich geschrieben ich wäre fit? Böser Fehler! Prompt fühle ich mich heute nicht gut: mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen. Meine Familie übernimmt alle (Tages-) Wachen – Danke! Die Stimmung ist gut an Bord, alle lesen viel (auch Kolja hat bald sein nächstes Harry Potter Buch durch), hören Musik bzw. Hörbücher und spielen manchmal zusammen. Oft sitzen wir auch einfach nur auf der Fly, schauen auf das Meer und die Wolken, und diskutieren über Gott und die Welt… Wir haben bald die Hälfte der Strecke von den Marquesas zu den Tuamotus zurückgelegt. Während der Nachtwache rechne ich etliche Navigations-Varianten durch und komme immer zu den gleichen Ergebnis: unser geplantes Ankunfts-Motu „Makemo“ liegt streckenmäßig ungünstig. Wir sind zu schnell unterwegs: segeln wir wie bisher weiter im ersten Reff, kommen wir irgendwann Morgen in der zweiten Nachthälfte an. Reffen wir aus und laufen so schnell wir können, sind wir schon Morgen Abend da. In beiden Fällen müssen wir bis zum darauffolgenden Mittag lange am Pass warten um in das Atoll einlaufen zu können. Ich suche nach Alternativen und stoße auf das Atoll „Kauehi“. Es liegt ca. 50sm weiter entfernt, nordwestlich von „Fakarava“. Wir müssten es, bei gleichbleibenden Segelbedingungen, gerade so bis Morgen Mittag schaffen. Ich ziehe unsere elektronische Bibliothek zu rate in der wir unzählige Segelberichte, Cruising Guides, Wetterdaten, Offline gespeicherte Internet Seiten, Törnberichte, Karten, ec. gespeichert haben. Ich lasse den Computer nach „Kauehi“ suchen und bekomme ca. 50 Treffer die ich sichte. „Kauehi“ wird als besonders grünes Atoll, mit vielen Palmen und Sandstränden beschrieben. Einen Ort, mit ca. 300 Einwohner und einem kleinen Laden gibt es auch. Obwohl die Einfahrt in den Pass als einfach beschrieben wird, scheinen nur wenige Segler dieses Atoll anzulaufen. Ich finde, das hört sich gut an und ändere unseren Kurs um 40 Grad nach Steuerbord: Ziel „Kauehi“.
Freitag, 26.05 Sonnenstrahlen, die durch unsere Heck Luke aufs Bett fallen, wecken mich gegen 8:00 Uhr. Wie selbstverständlich das schöne warme Wetter für uns ist. Ich fühle mich ausgeschlafen, hat doch Anita die Nachwache um 2:00 Uhr übernommen und ich konnte 6 Stunden am Stück schlafen. Meine Shorts und ein T-Shirt sind schnell angezogen, ich mache mir einen Kaffee und setze mich zu Kolja auf die Fly. Auch Helena kommt dazu und nachdem Kolja mich über seine Segelwache kurz informiert hat (Wind wird schwächer, ruhiges Segeln in den letzten Stunden, bisher 500sm bei 7kn Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt), dreht sich unser Gespräch um Kinofilme. Die letzten, die wir angeschaut haben waren: „Le grand bleu – Im Rasch der Tiefe“ mit Jean Reno, „Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, den Zeichentrickfilm: „Drachen zähmen leicht gemacht“ aber auch die komplette „Terminator“ Reihe. Helena ist ein Phänomen: Sie kann sich so viele Details merken, kennt die meisten Schauspieler (und ihre Synchronsprecher!), weiß wer wann und wo mitgespielt hat. Kolja und ich können da nicht mithalten, haben aber am Filme schauen und darüber diskutieren nicht weniger Spaß. Besonders gern ziehen wir auch über deutsche Serien her, die wir nach dem Abendessen anschauen… Der Rest des Tages und die darauffolgende Nachtwache verlaufen ereignislos = angenehmes Leben an Bord.
Samstag, 27.5 Um 8:00 Uhr ist es Kolja, der „unser“ erstes Tuamotu Atoll „Taiaro“ mit bloßem Auge am Horizont erkennt. Trotz aller Technik, die uns heutzutage die Navigation erleichtert, ist es ein aufregender Moment nach rund 500sm (knapp 1.000km) mitten im Pazifischen Ozean wieder Land zu entdecken. In vielen Berichten erwähnen Segler, dass sie die Motus erst in letzter Minute erkennen und gerade noch Zeit haben die Segel zu bergen. Dies können wir nicht bestätigen: „Taiaro“ hat Kolja aus ca. 15sm Entfernung gesichtet, also rund zwei Stunden im voraus. Andere Atolle konnten wir zur Mittagszeit in 20sm Entfernung erkennen. Während wir einige Meilen östlich an dem Motu vorbeisegeln, haben wir wunderschöne Ausblicke auf das türkisfarbene Meer, den weißen Sandstrand (wie sich später noch herausstellen wird sind es mehr Korallenstrände) und die üppig grünen Palmenhaine. Der Anblick ist schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Es sind nur noch gut 30sm bis „Kauehi“, bis zur „Slack Tide“ um 11:45 Uhr werden wir es wohl trotzdem nicht mehr schaffen. Es wird wohl eher 14:30 Uhr werden, bis wir am Pass sind. Während der Wache lese ich in meinen Cruising Guides über die Tuamotus. Speziell Berichte von Seglern, über die Tuamotus und die Riffeinfahrten. Das hört sich alles ziemlich gruselig an. Obwohl es die anderen Segler scheinbar immer genau schaffen bei Stillwasser und mit der Mittagssonne im Rücken an den Pässen zu sein, lese ich von extremen Strömungen, wilden Verwirbelungen die einem das Ruder rumreißen, sich brechenden Wellen und viele andere abenteuerliche Geschichten. Mein Adrenalinpegel steigt! Wie bei allen Neuen und Unbekanntem ist man erst einmal verunsichert, zumal wir am Nachmittag genau zwischen Ebbe und Flut zur stärksten Strömung am Pass sein werden. Auf der anderen Seite sind wir ja auch keine Neulinge mehr, haben schon einige enge Hafeneinfahrten und Kanäle bei Sturm, starker Strömung und sich brechenden meterhohen Wellen gemeistert, warum also auch nicht den Pass von „Kauehi“? Besonders gefallen und aufschlussreich waren für mich das „The Tuamotus Compendium” von Soggy Paws (kann man unter http://svsoggypaws.com/ herunterladen – meine Version L ist von Juni 2011) und die Cruising Reports der “Mahi Mahi”. Wir schaffen es doch schon um 14:00 Uhr am Pass „Arikitamiro“ die Segel zu bergen, der Wind hat wieder aufgefrischt und ich habe die letzten Stunden einen Motor mitlaufen lassen. Wir beobachten den Pass durchs Fernglas: der Wind bläst mit 18kn gegen die einlaufende Strömung, wir sehen Schaumkronen und niedrige sich brechende Wellen die aber nicht wirklich gefährlich wirken. Beruhigend sieht auch ein Fischerboot aus, das im Pass treibt und – wie wir vermuten – auf Taucher, die sich unter ihm mit der Strömung durch den Pass ziehen lassen, wartet. Beide Motoren drehen 2.000 U/min. ungefähr 1/3 Kraft voraus, wir fahren mit 6kn in den Pass. Lange Zeit passiert gar nichts, dann erfasst uns die Strömung und zieht uns mit max. 4,5kn in das Atoll. Mit gut 10kn rauschen wir völlig ungefährdet durch die niedrigen Wellen und… sind auch schon durch. Völlig unspektakulär und völlig harmlos. Wir haben ja noch keinen Vergleich, aber der Pass „Arikitamiro“ von Kauehi scheint für Tuamotus Neulinge wie uns genau richtig (= einfach) zu sein. Wir motoren die 4sm durch 30m bis 45m tiefes Wasser bis zu unserem Ankerplatz im Südosten des Atolls. Unsere Navionics Karten scheinen recht genau zu sein, zumindest sind die beiden, von uns knapp unter der Wasseroberfläche gesichteten, Korallenblöcke korrekt in unseren Karten verzeichnet. Unser Anker fällt in 10m tiefen türkisblauem Wasser direkt vor den traumhaften Palmeninseln von Kauehi. Die Sonne steht schon recht niedrig und hüllt die Inseln in ihrem goldenen Glanz. Es gibt natürlich einen Umtrunk auf der Fly. Anita hat noch den Elan leckere „Hors d’ Oeuvre“ mit meinem geliebten Manchego Käse zu zaubern, während die Kinder kalte Getränke vorbereiten – ich bekomme ein Guinness aus dem Null-Grad-Fach – einfach köstlich! Wir sind glücklich und dankbar wieder so eine sichere Überfahrt gehabt zu haben und plaudern noch einige Zeit lustig durcheinander…