Wir stopften unsere zwei Fahrräder auf den Rücksitz unseres Mietwagens und brachten es zurück. Ich wollte noch das Aiken-Rhett-House, das Charleston Museum und das Gibbs Museum of Art ansehen. Zu dumm nur, daß ich vergessen hatte, ein Fahrradschloss mitzunehmen. Im Visitorcenter hatte uns eine Angestellte erzählt, daß schon 3 x Fahrräder von ihrer Veranda gestohlen wurde und es heißt auch, daß Charleston die 10.gefährlichste Stadt in ganz USA sei. Da wir gebrannte Kinder bezüglich Fahrraddiebstahl sind, kauften wir uns erstmal ein neues Fahrradschloss. Kann man ja immer mal brauchen.
Da Klaus das Charleston Museum nicht so sehr interessiert (ich erhoffe mir davon etwas Aufklärung über die Lebensumstände der Sklaven und auch der weißen Herren) und auch das Kunstmuseum lieber auslassen möchte, sehen wir uns zunächst das Aiken-Rhett-House an.
Mit unserem schönen neuen grünen Schloss schliessen wir die Räder davor ab und klingeln an der eindrucksvollen Haustür. Die Führung findet per AudioGuide statt, d.h. man kann selbst umhergehen und sich Zeit lassen.
Gebaut wurde das Haus 1818 und nach nur 8 Jahren mußte der Erbauer das Haus wegen finanzieller Schwierigkeiten veräußern an die Familie Aiken. In deren Besitz blieb es bis 1975. Die Erben verschenkten es dann an das Charleston Museum.
Der Gebäudekomplex umfasst zwölf Zimmer im Haupthaus (vier Zimmer auf jeder Etage) sowie Stallungen, ein Kutschhaus und die ehemaligen Sklavenquartiere, die sich im Keller befinden. Die Familie Aiken besaß an die 800 Sklaven, aber nur die Haussklaven (Diener, Köche, Kutscher usw.) wohnten im Keller. Die anderen Sklaven lebten hinter dem Haus in den Stallungen, in der Waschbaracke oder auf der nahegelegenen Jehossee Reis Plantage, die ebenfalls den Aikens gehörte.
Seit 1858 wurden an dem Haus keine baulichen Veränderungen mehr vorgenommen und auch die meisten Möbelstücke stehen noch an den Plätzen, für die sie gekauft wurden. Ich fand’s toll, alles ist so authentisch. Klaus fand’s nicht so toll, er meinte, es wäre schon alles sehr verkommen. Naja, gut, die Sklavenhäuser würden bei uns als Abbruchhäuser gelten, deren Betreten wegen Einsturzgefahr verboten ist. Ich mußte Klaus auch erst überreden, mit mir die Stufen in den ersten Stock zu erklimmen. Die Möbel zerfallen so langsam zu Staub, die Tapeten an den Wänden kommen in ganzen Bahnen herunter und in den Decken sind große Löcher. Ich fand es trotzdem oder gerade deswegen toll. Eine Zeitkapsel, die die letzten 150 Jahre überdauerte.
Anschließend gingen wir noch kurz was Essen (Burger für mich, Crab Cake für Klaus) in der Broad Street und fuhren durch die schönen Häuser am Waterfront Park zurück.
Immer wieder sind wir hin und weg von Charleston. Die Stadt stellt sich wie ein Architektur-Museum dar. Heute noch sind 73 Häuser aus der Kolonialzeit, 136 aus dem späten 18. Jahrhundert und 623 aus der Zeit vor 1840 erhalten.
Hauptkennzeichen der Stadthäuser sind neben den Gärten die luftigen Terassen. Bis zu drei Meter breit, meist über alle Etagen und entlang mehrerer Seiten, dienten sie der Belüftung und dem Sonnenschutz.
Die Museen werde ich mir ein andermal ansehen. Jetzt zog es uns zum Boot zurück. Wir freuten uns auf einen guten Kaffee auf unserem Vorderdeck in der Sonne. Es ist wieder unglaublich warm geworden. Wir können bis abends 20.00 Uhr im T-Shirt sitzen.