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Segeln

09.09.2014 Segeln von Am. Samoa nach Fiji

Mittwoch 3.9.

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Der Tag beginnt mit einem leuchtenden Morgenrot während Kolja die Pacific High zur Bucht von Pago Pago hinaus steuert. Es herrscht ein ungewöhnlich reger Schiffsverkehr so früh am Morgen: die Fähre aus Apia ist gerade angekommen, ein Containerfrachter läuft in den Hafen ein und ein paar Tunafischer dümpeln im Hafenwasser. Wir bitten ein letztes Mal den Hafenkapitän um Erlaubnis diesen zu durchqueren und verabschieden uns nun auch per Funk von Am. Samoa. Der Harbor Master antwortet uns überfreundlich, wünscht uns eine gute und sichere Überfahrt und beendet seinen Funkspruch mit den Worten: „Möge Gott Euch schützen!“. Während wir das Groß Segel noch im Schutz der Bucht hochziehen, verabschieden sich am Funk weitere Segler… Ein wenig wehmütig ums Herz ist es mir schon als der Wind die Pacific High durch die breite Riff Passage auf den Pazifik hinaus schiebt…

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Es wird ein angenehmer erster Segel Tag: wir haben eine dichte Passatbewölkung mit vielen sonnigen Abschnitten. Der Wind ist gut fünf Knoten schwächer als von den Grib Files vorhergesagt (ca. 14kn aus 160Grad) und 2m Welle aus der gleichen Richtung. Unsere neuen Segel stehen gut. Mein erster Eindruck ist, dass die neue triradiale Genua ruhiger steht als die alte (nur Crosscut) und wir gut 5 Grad höher am Wind segeln können. Das Groß Segel ist einfach nur riesig. Das Square Top ist weiter geschnitten, lässt sich trotzdem leichter hochziehen. Auch in den Reffs steht das Segel gut. Mittags gibt es leckeren Eier-Kartoffelsalat und Schnitzel satt, wir haben 2kg Hähnchenbrust und 4kg Kartoffeln verarbeitet! Nachmittags versuchen wir es mit Französisch Unterricht auf der Fly. Für „normalen“ Unterricht im Salon ist es doch zu wellig. Gegen 18:00 Uhr reffen wir das Groß (2tes Reff) und beobachten dann den Sonnenuntergang am fast wolkenlosen Himmel.

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War das unser zweiter Green Flush? Wir haben alle Vier die Sonne untergehen und ein zwei Sekunden danach noch einmal aufleuchten sehen. Es war aber kein grünes sondern ein weißes Leuchten. Auf jeden Fall ein interessanter Sonnenuntergang. Anschließend kuscheln wir uns alle auf die Couch im Salon und schauen zusammen einen Film. Eine böse Überraschung erlebt die erste Nachtwache (Len /Kolja): unser Radar hat einen Totalausfall. Zusammen mit der nicht funktionierenden Windanzeige segeln wir jetzt blind durch die Nacht – super! Während meiner Wache entdecke ich gegen Mitternacht eine rot blinkende  Boje ca. 50m an Backbord an der Pacific High vorbei ziehen. Ob das eine Tsunami Warn Boje ist? Was hätte passieren können wenn wir sie gerammt hätten? Die restliche Nacht bringt keine weiteren Überraschungen und pünktlich zum Sonnenaufgang zeihen wir das Groß wieder hoch. In den ersten 24 Stunden haben wir 150sm zurückgelegt. Ganz Ok aber weniger als geplant und der Wind soll ja weiter abnehmen… wir korrigieren schon mal unsere Ankunftszeit in Suva auf Dienstag.

Donnerstag 4.9.

Der Tag verläuft ähnlich ruhig wie der vorangegangene. Wir haben viel Sonne bei unveränderten Wind und Wellen Verhältnissen. Der Crew geht es gut, wir lesen, schauen Filme, spielen zusammen oder sitzen auf der Fly und beobachten das Meer und unterhalten uns. Ab Mittag ist der Vulkankegel der Insel Tafahi am Horizont zu sehen, später erkennen wir dann auch die größere aber flachere Schwesterinsel Niuatoputapu.

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Beide Inseln gehören zu Tonga. Hier leben recht abgelegen rund 900 Menschen. Unsere Freunde Helen und Stefano von der „Novae“ waren vor ein paar Tagen hier. Per Mail haben sie uns einen ausführlichen Bericht geschickt. Auf Grund ihrer positiven Eindrücke wir es uns offen gehalten hier auch einen Stopp einzulegen. Da wir langsamer als geplant unterwegs sind, müssten wir eine Nacht warten und könnten erst Morgen durchs Riff einlaufen. Auch unsere defekten Instrumente lassen eine direkte Weiterfahrt ratsam erscheinen und so schießen wir nur ein paar Fotos von den Inseln. Gegen 16:00 Uhr kippt das Wetter rasch ohne, das wir es richtig bemerken. Ein dichtes Wolkenband zieht auf und bringt einige Squalls sowie Regen: na, das wird ja eine super Nachtwache!

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Nach Sonnenuntergang ist der Himmel dunkelgrau/schwarz und wir können heranziehende Squalls nicht mehr erkennen. Das Groß wird daher komplett eingeholt, wir segeln sicherheitshalber unter Genua mit Motorunterstützung durch die Nacht.

Freitag 5.9.

Die Pacific High kann Stolz auf Ihre Crew sein: Len, Anita und Kolja machen einen tollen Job während ihren Nachtwachen. Als ich gegen 3:00 Uhr morgens die letzte Wache übernehme sind keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Ach doch, ein Kreuzfahrschiff, die „Pacific Jewel“ hat uns mit 17kn locker überholt. Laut AIS Daten kommen Sie in Sydney an wenn wir in den Hafen von Suva einlaufen. Mit der Morgendämmerung reißt der Himmel wieder auf, die restlichen Wolken lösen sich schnell auf und ich erlebe einen wunderschönen Sonnenaufgang. In den zweiten 24 Stunden schaffen wir bei Winden um 14kn (nachts nur mit Genua) nur noch 130sm. Der Tag bleibt genauso schön wie er angefangen hat: lockere Passatbewölkung und viel Sonne. Der Wind frischt wieder etwas auf. Wir könnten den Parasailor setzen und deutlich schneller Segeln, würden dann aber voraussichtlich irgendwann nachts ankommen, was wir nicht wirklich wollen. Wir machen es uns gemütlich, spielen Karten oder Computer, lesen…

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Zwischendurch gibt es leckere Snacks, zum Beispiel Tomaten mit Mozzarella (leckere Cocktail Tomaten und italienischer Galbani Mozzarella – unser Dank geht an den CostULess in Am. Samoa). Die kommende Nacht verläuft glücklicherweise genauso ruhig.

Samstag 6.9.

Einsamer Pazifik: außer dem Kreuzfahrschiff haben wir keine weiteren Schiffe gesichtet. Auch Delfine oder Wale, die wir im Mitelmeer, Atlantik und in der Karibik so häufig angetroffen haben machen sich im Pazifischen Ozean rar. Woran das wohl liegt: wir haben keine Ahnung!?

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Es wird der bisher schönste Segel Tag unseres Törns: Viel Sonne, kaum Wolken, der Schwell ist minimal und kommt von achtern.  Leider schwächelt der Wind weiterhin und bei geschätzten 10kn Wind müssen wir immer wieder dazu motoren. Dafür ist es an Bord super gemütlich, wir leben wie vor Anker. Anita hat einen aufregenden Moment während ihrer Nachmittagswache. Sie liegt auf der Fly und liest als Sie bemerkt, dass die Tiefenanzeige unseres Echolots rasant ansteigt. Wir sind auf Position 17O34 S und 177O50 W und haben laut Echolot nur noch 13m Wasser unter den Kielen, dann fällt die Tiefenanzeige wieder genauso schnell wie sie zuvor angestiegen ist. Wir befinden uns mitten im Pazifik, auf unseren Navigationskarten ist hier keine Untiefe verzeichnet. Wir tippen auf einen Messfehler (wäre nicht das erste Mal), etwas unheimlich ist das aber schon! Beim Kaffee besprechen wir den Vorfall: normalerweise blinkt unsere Tiefenanzeige bei einer Fehlmessung oder wenn die Tiefe über 100m beträgt, das war diesmal nicht der Fall…  in Suva werden wir versuchen im Internet mehr darüber zu erfahren. Morgen werden wir den 180sten Breitengrad passieren  und damit offiziell die Datumsgrenze passieren und eine Tag verlieren. Abends kochen Len und ich Vegetarisch: Blumenkohl an Bechamel Sauce und Kartoffelpüree mit scharfer Pfeffersauce.

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Len und Kolja übernehmen wieder die ersten Wachen: wir spielen derweil noch etwas Playstation.

Sonntag 7.9

Während meiner Wache ab Mitternacht laufen wir in Fiji Gewässer ein. Wir durchsegeln die südliche Lau Gruppe. Ein Labyrinth an Inseln und Riffen. Wir nehmen daher die breite und tiefe Lakeba Passage und haben sicherheitshalber zwei getrennte GPS Systeme laufen.

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Der Mond erstrahlt hell am Himmel, trotzdem ist es mir unmöglich die flachen Inseln und Riffe, die in einigen Meilen Entfernung an uns vorüberziehen, zu sichten. Unser Echolot macht die Sache wieder einmal nicht leichter: es blinkt zwar (= Fehlmessung) springt aber immer wieder munter zwischen 10m und 30m Tiefe hin und her. Welcher Depp programmiert so einen Murks bei Raymarine !!!??? Wenn das Echolot nicht messen kann (laut Karte ist es hier 600m tief) soll es auch nichts anzeigen, oder drei Balken. Aber nicht irgendwelche Fantasietiefen die Verwirrung stiften. Einen Tiefenalarm (zum Beispiel auf 50m) kann man natürlich auch nicht setzten: der Alarm würde nicht mehr aufhören zu piepsen. Alle 15 Minuten mache ich einen Rundumblick mit dem Fernglas. Gerne sitze ich mich dazu auf eine der Rumpfspitzen und erfreue mich daran, wie die Pacific High sanft durch die Wellen gleitet. Bis zu meiner Wachablösung durch Anita um 4:00 Uhr bleibt es eine leichte und ruhige Nachtwache. Ganz anders präsentiert sich die See wenige Stunden später als ich wieder aufwache: 2-3m steile Welle rollt seitlich an, die Pacific High bäumt sich auf und bockt wie ein Esel. Immer wieder schlägt die See hart gegen die Bordwand.

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Dunkelgraue Wolken ringsherum, geschätzte 25kn bis 30kn Wind aus 110 Grad. Anita und  Kolja halten Wache auf der Fly in… Fliespulli, langen Hosen und DICKEN JACKEN !!! Bei nur 24 Grad fühlt sich der Wind richtig kalt an. Sie haben Groß und Genua ins dritte Reff gezogen, trotzdem segeln wir mit über 8kn. So haben wir uns Fiji nicht vorgestellt! Brrrrrr!!! Steuerbord querab passieren wir die Insel „Nayau“. Die See bleibt den ganzen Tag über aufgewühlt und der Himmel bedeckt. Es sind unruhige, bockige letzte 24 Stunden bis nach Suva. Das muss jetzt nicht sein, aber man kann es sich nicht aussuchen. 14_20140907_DSC07989Am Nachmittag passieren wir den 180sten Längengrad und wechseln von der westlichen in die östliche Erdhalbkugel. Wir feiern den Countdown zusammen auf der Fly und verfolgen wie die GPS Positionsanzeige von 179O59‘ West auf Ost umspringt. Erlebt man auch nicht alle Tage. Ganz offiziell überspringen wir jetzt einen Tag und haben…

Montag, 8.9.

Len und Ich zaubern zum Abendessen noch eine kleine warme Mahlzeit, Kolja und ich fahren noch ein paar Autorennen auf der PS3. Bis auf die Wackelei sind es leichte Nachtwachen. Um 23:00 Uhr passieren  wir die Insel „Gau“ in 9sm Entfernung. Obwohl der Himmel nach wie vor wolkenverhangen ist, kann man sie mit dem Fernglas schemenhaft erkennen. Wir haben immer noch hellen Vollmond. Es sind nur noch rund 50sm nach Suva, wir passen unsere Geschwindigkeit durch reffen der Fock so an, dass wir am frühen Vormittag ankommen werden.

Dienstag, 9.9.

Etwas nach 4:00 Uhr Morgens übernehme ich die letzte Wache von Anita. Das Meer hat sich etwas beruhigt, der konstante Wind ist geblieben. Nur unter gereffter Genua segeln wir immer noch mit knapp 6kn: voraussichtliche Ankunftszeit 9:00 Uhr. Um 5:00 Uhr früh überholt uns die „Mandango 3“, ein 56m langer Zweimaster an Steuerbord. Ihr Ziel sind die neuen Hebriden – weitere 700sm segeln – da möchte ich jetzt nicht tauschen. Das Meer bleibt bis zur Passage durch das Riff vor Suva aufgewühlt, der Wind bleibt uns aber auch erhalten und wir können bis zum Ankerplatz segeln – das freut den Käptain!

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Wir haben uns auf Kanal 16 sowohl bei „Suva Port Control“ als beim „Royal Suva Yacht Club“ gemeldet. Wir werden gebeten am Quarantäne Ankerplatz vor dem Suva Yacht Club auf die „Offiziellen“ zu warten, die ab 14:00 Uhr kommen sollen. Das passt uns gut, so haben wir etwas Zeit auf der Pacific High Klar-Schiff zu machen und aus den letzten frischen Kartoffeln und Tomaten eine Suppe zu kochen. Natürlich wird die Suppe nicht fertig, denn der erste Beamte ist bereits gegen 11:30 Uhr an Bord. Nacheinander haben wir Biosecurity, Customs, und Immigration an Bord. Bürokratisch aber freundlich geht es zu, kontrolliert wird nur sehr oberflächlich. Ca. 180 USD kostet der Spaß, dann verabschieden sich die Herren  mit freundlichem Winken und besuchen den nächsten Segler, mit uns sind heute Vormittag weitere fünf Segler in Suva angekommen.

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