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19.03.2012 Segeln von Cayo Algodon nach Cienfuegos

Ein Tag Cayo Algodon reicht. Mangroven Inseln haben wir in den letzten Tagen zur Genüge gesehen auch wenn die Fahrt mit dem Dinghi durch die stillen Gewässer der Mangrovensümpfe von Algodon schon ein interessanter Ausflug war. Leider haben wir in den “Jardines de la Reina” bisher nicht die vielen Haie, Schildkröten, bunten Fischschwärme, Salzwasserkrokodile und Flamingos gesichtet die hier leben sollen. Vielleicht liegt es an dem zwar sauberen, aber immer etwas trüben Wasser und dem matschig-grauen Ankergrund, dass wir nicht so viel erkennen können. Dafür freunden wir uns mit Val (Valois) und Gigi (Ghislaine) von der “Giva” an, die aus Quebec / Kanada stammen, aber schon seit Jahrzehnten segeln und zwischendurch zehn Jahre auf Hawaii gearbeitet haben. Val ist ein begeisterter Fischer und fängt alles was man essen kann. Er ist so nett und nimmt Kolja und mich mit zum Langusten fangen. Wir steuern zielsicher einen verdorrten Baumstamm an der mitten auf dem Innenriff halb aus dem Wasser ragt. Da drunter verstecken sich Langusten, todsicher. Wir schnorcheln die letzten Meter zum Baumstamm im flachen Wasser und ich sehe erst einmal nichts. Val deutet andauernd auf diverse Stellen unter dem Baumstamm aber für mich besteht die Welt immer noch nur aus Sand, dem Baumstamm, Gräsern und einigen Seeigeln. Erst bei der zweiten Languste die er fängt fange ich an zu verstehen wonach ich suchen muss: die langen Fühler! Innerhalb einer halben Stunden fangen wir 7 Langusten, vier davon ich. Val überlässt sie uns alle, da er gestern schon auf Langusten Jagd war – vielen, vielen Dank Val! Bei einem gemütlichen Sundowner an Bord der Pacific High geben uns die beiden viele interessante Tipps für unsere zukünftige Reiseroute (sie sind lange im Pacific gesegelt) und natürlich auch viele weitere Tricks beim Fischen. Danach kommen die Langusten in den Kochtopf und wir verspeisen sie alle sieben noch am gleichen Abend mit Spaghetti und einem leckeren Salat! Da wir tagsüber kaum Wind haben, dafür aber nachts umso mehr, gehen wir bereits vor 7:00 Uhr morgens Anker auf und segeln die 19sm nach Cayo Cuervo mit Rückenwind in zwei Stunden. Gegen 9:15 Uhr fällt der Anker bereits wieder im Nordwesten der weiten Bucht. Laut Cruising Guide hat man hier einen fantastischen Ankerplatz vor einem Sandstrand, und guten Halt in knapp 2m Wassertiefe. Wir sehen wieder nur Mangrovenwälder und das Echolot misst konstant um die 5m Wassertiefe. Ja, es gibt einen sandbeigen Fleck am Ufer, aber diesen als Sandstrand zu bezeichnen fällt uns, die wir gerade von den Bahamas kommen, schwer. Auch im ungeschützten Südosten sehen wir mit dem Fernglas in 3sm Entfernung weitere kleine “Sandstrände”. Die Kinder sind langsam doch etwas enttäuscht, da ihnen das schwimmen in diesen dunkelgrünen Gewässern ohne Sicht keinen Spaß macht. Auch hält unser Anker trotz mehreren Versuchen an verschiedenen Stellen hier nicht optimal… und das zum ersten Mal während unserer ganzen Segelzeit. Da der Wind schon früh am Nachmittag wieder auffrischt und bald mit 25kn bläst beschließen wir die „Jardines de la Reina“ zu verlassen und in einem Schlag die rund 120sm über Nacht nach Cienfuegos zu segeln. Gegen 17:00 Uhr gehen wir Anker auf und verabschieden uns von unseren Freunden. Bald haben wir um 35kn Wind von achtern. Die Pacific High rauscht im zweiten Reff mit den Wellen genau in die untergehende Sonne. Zwischen 19:00 Uhr und 20:00 Uhr segeln wir durch die Riffpassage “Boca Grande” bei völliger Dunkelheit. Bei Tiefen um 4m und Wind über 30kn (wir laufen 10kn) umsegeln wir alle Untiefen und müssen uns 100% auf unsere elektronische Seekarte und das GPS verlassen. Dementsprechend hoch ist mein Adrenalinspiegel und mein Herzschlag beruhigt sich erst als wir wieder auf dem offenen Meer segeln. Normalerweise würden wir nie durch ein uns unbekanntes Riff bei stockdusterer Nacht (der Mond ging erst um 4:30 Morgens auf) segeln. Aber zur Zeit haben wir hier an der Südküste Kubas nur die Wahl tagsüber bei Flaute zu motoren oder nachts bei ordentlich Wind schnell zu segeln. Nachdem wir den Schutz der Inseln und Riffe der “Jardines de la Reina” verlassen haben wird das Meer ruppiger aber wir kommen weiterhin schnell voran. Um 6:00 Uhr Morgens segeln wir bereits wenige Seemeilen vor Cienfuegos, wir haben die 115sm in knapp 12 Stunden zurückgelegt, ein ordentlicher Schnitt für die Pacific High. Plötzlich ist auch der Wind eingeschlafen und wir schleichen die letzten Meilen dahin, da der Käpt’n bis zum bitteren Ende segeln will. Die schmale Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos am Leuchtturm, dem spanischen Castillo und vielen alten Villen vorbei ist sehr interessant. Ich probiere laufend die Marina anzufunken, bekomme aber wieder einmal keine Antwort selbst als wir direkt davor ankern wollen. Durchs Fernglas entdecke ich zwei Marineros am Pier wild gestikulieren und uns zuwinken. Wir werden sehr freundlich empfangen und unsere Leinen fachmännisch vertäut.