Überfahrt von La Rochelle nach Lissabon
Endlich das ersehnte Wetterfenster und los geht’s. Fast hätten wir unseren Elektriker Christoph mitgenommen. Im letzten Moment ist er erst fertig geworden und von Bord gesprungen. Ich hatte es ihm angedroht, wenn er nicht rechtzeitig fertig wird, nehmen wir ihn einfach mit. Es hieß also Leinen los… Wir segelten in den Sonnenuntergang, unsere erste Fahrt über eine längere Distanz, Nachtfahrten inclusive. Beim Sonnenuntergang hatten wir vier, Klaus, Anita, Helena und Kolja ein besonderes Erlebnis. Wir sahen den grünen Blitz. Ein seltenes Phänomen. Kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, leuchtet sie für ein bis zwei Sekunden ganz intensiv grün auf. Ebenso schön wie schnell vorbei. Wir waren begeistert. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Es war erstaunlich lange hell. Und so segelten wir unter Gennaker und Groß über die Biscaya, die freundlicherweise sehr ruhig war.
Die erste Nachtwache überstanden wir unbeschadet. An Deck entdeckten wir am Morgen eine völlig erschöpfte Taube. Man wundert sich wirklich wo sie wohl hergekommen ist. Mit der Zeit wurde sie munterer und spazierte an Deck herum. Als sie auf unserem Tepanyaki Station machte, war der Spaß allerdings vorbei. Ich setzte sie auf den Boden. Schließlich machte sie es sich auf unseren Solarzellen bequem und verwechselte diese auch mit einem Klo. Toll! Als ich diese reinigen wollte, erschrak sie und flog davon. Aber nur kurz um dann auf unserem Baum zu landen und sie sich kurz darauf in unserem schönen neuen weißen Großsegel häuslich einrichtete. Ein kurzer Blick auf die Solarzellen genügte und ich beschloß, die Taube muß da weg. So kletterte ich in den Baum und verscheuchte sie.
Nach dieser Aktion entschloß ich mich kurzfristig zu einer Entschlackungskur, allerdings eher unfreiwillig. Zwei Tage lang, von leichter Übelkeit bis rückwärts essen… alles dabei. Nur sterben wollte ich noch nicht, daher ist eine Steigerung für das nächste Mal durchaus noch möglich. Zu meiner Beruhigung erwischte es aber ausser Freddy und Klaus früher oder später jeden von uns. Unsere zwei Skipper steuerten das Schiff unter Gennaker durch die See in Richtung Cap Finesterre. Zwischendurch besuchten uns auch Delfine. Einfach schön anzusehen, wie diese eleganten Tiere mühelos mit dem Schiff schwimmen, springen und unter dem Schiff durchtauchen. Die Kinder fanden es toll und Kolja entschloß sich spontan dazu, Delfinzüchter zu werden. Ja, und dann holten wir unseren Parasailor heraus. Der Parasailor ist ein spezielles Segel mit so einem Fallschirm in der Mitte. Mehr Informationen unter www.istec.de. Das erste Mal zogen wir nun also voller Stolz unseren schönen weiß- orange-graufarbenen Parasailor auf und was müssen wir da sehen??? Zwei Leinen sind falsch genäht. Ist das zu fassen und kann nicht einmal etwas funktionieren und richtig montiert, installiert, geliefert werden?
Zum Abendessen gab es Maultaschen, von Freddy und Doris noch aus der Heimat mitgebracht. Allerdings nicht für mich, ich hatte ja noch meine Entschlackungskur. Während der Nacht schlief dann der Wind ein und so wurde aus unserem Segelboot ein Motorboot. Das fanden wir irgendwie schon nervend, allerdings nur solange, bis beide Motoren kurz hintereinander ausfielen. Da wünschten wir uns ganz schnell unser Motorboot zurück. Ohne Motoren kann es gefährlich werden, da man in Gefahrensituationen nicht schnell reagieren kann. Und bei Windstille ist man völlig manövrierunfähig. Auch kann man in keinen Hafen ohne Motoren einlaufen. Wir segelten näher an die Küste um mit Yanmar und auch Lagoon zu telefonieren. So richtig helfen konnte uns keiner, Yanmar sagte immer nur, wir müssten zu einem Händler gehen…ja wie denn? Ohne Motor? Mit Lagoon wurde vereinbart, dass wir in die Marina von Cascais einlaufen. Dort würde sich dann der hiesige Lagoon-Händler Antonio um uns kümmern. Unter Fahrtensegler ist die Marina als Cashcais verschrien, da sie so teuer ist. Alle Fahrtensegler machen normalerweise einen großen Bogen um die Marina.