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21.10. bis 25.10.2014 Segeln von Fiji nach Neu Kaledonien

Fiji (Lautoka) nach Neu Kaledonien (Ile des pins)

683sm / 4 Tage 1 Stunde

Fiji verabschiedet uns mit einer letzten ruhigen und entspannten Nacht. Um kurz vor 6 Uhr früh stehen wir auf und rufen noch schnell die neuesten Wetterdaten für unsere Passage nach Neukaledonien ab, bevor wir Anker auf gehen. Daraus wird aber erst Mal nichts, denn während dem Anker Manöver zickt wieder einmal  die elektronische Schaltung am Backbord Motor. Ich erkenne mittlerweile am Geräusch der Stellmotoren wann diese asynchron laufen und kann schon vorab eventuellen Steuerausfällen vorbeugen. Routine ist alles: in einer guten Stunde habe ich die komplette Stelleinheit ausgebaut, zerlegt (rund 40 Schrauben), das Getriebe neu justiert, gefettet und alles wieder zusammengebaut. Diesmal programmiere ich auch noch den Stellweg der Kupplung neu – mal schauen ob das hilft!?

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So fahren wir erst um kurz nach 8:00 Uhr zur Saveni Bay hinaus, über das immer noch spiegelglatte Wasser. Wir haben null Wind und motoren an den Mangrovenwäldern entlang zur Malolo Passage um die Gewässer Fiji’s zu verlassen.

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Leider hat ja gestern das Ausklarieren zu lange gedauert, so dass wir es nicht mehr bis zu einem Ankerplatz nahe am Riff geschafft hatten.

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Auf dem Weg ins offene Meer hinaus nutzen Anita und Len die ruhige See um Trinkwasser abzufüllen. Kolja steuert die Pacific High und den schwersten Job habe natürlich wie immer ich…

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Erst gegen Mittag erreichen wir die Malolo Passage. Kaum sind wir durch, schnellt der Wind von null auf gut 25kn aus Südwest und die Pacific High beschleunigt bei Groß und Fock im ersten Reff auf 10kn plus. In Rund 5sm Entfernung an Backbord sehen wir ein weiteres Segelschiff Richtung Neukaledonien durch die See stapfen. Durch das Fernglas erkennen wir Fock, Groß- und Besan- Segel: das könnten Jutta und Jochen von der Chessie sein! Ein Anruf auf Kanal 16 bringt die Bestätigung: die beiden haben sich auch heute aufgemacht: schön zu zweit zu segeln! Wir machen noch eine Funkfrequenz auf Kurzwelle aus falls, wir uns auf UKW nicht mehr erreichen sollten.

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Im Laufe des Nachmittags nimmt der Wind noch etwas zu und wir gehen ins zweite Reff, segeln aber weiter im zweistelligen Geschwindigkeitsbereich. Kolja und ich sitzen die meiste Zeit auf der Fly und unterhalten uns über Gott und die Welt. Kolja kümmert sich um das Trimmen der Segel und achtet auf den Kurs – er ist ein richtig guter Segler geworden, da habe (fast) nichts mehr zu tun. Das Meer ist ruppig, wir haben 2 bis 3m Schwell aus Südwest, der sich mit den Wellen aus Südost kabbelt. Immer wieder schlägt eine besonders hohe Welle so heftig gegen die Bordwände, dass es bis auf die Fly spritzt. Der Himmel ist von einer geschlossenen dunkelgrauen Wolkendecke verhüllt, die aber nicht bedrohlich wirkt. Bei unveränderten Winden gehen wir abends sicherheitshalber ins dritte Reff und rauschen immer noch mit 9kn durch die pechschwarze Nacht: kein Mond und keine Sterne erhellen den Himmel. Radar und AIS, sowie das gestochen scharfe Bild des neuen Chartplotters leiten uns durch die Nacht. Es ist trotzdem ein komisches Gefühl, alle halbe Stunde einen Rundumblick mit dem Fernglas zu machen und außer der schwärze der Nacht absolut nichts zu erkennen. Während meiner nächtlichen Wache wird mir allmählich übel und ich bekomme heftige Kopfschmerzen. Normalerweise werde ich kaum Seekrank. Vielleicht habe ich beim Abendessen zu viel von den Rinderfiletspitzen in Rum-Sahne Sauce in mich hineingestopft!? Ansonsten ist die Nacht ereignislos und segeltechnisch einfach bei konstanten seitlichen Winden um 20kn. Nur die See wird noch ruppiger – oder kommt einem dies nachts nur so vor!? Auf jeden Fall hämmern die Wellen weiterhin auf die Rümpfe der Pacific High ein: es ist ein Stakkato aus Schlägen, Rauschen, Gurgeln und das ganze Schiff knarzt wenn eine besonders mächtige Welle die Pacific High zur Seite schiebt.

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Der zweite Tag beginnt unverändert mit bedecktem Himmel, durch den die Sonne es nur selten schafft durchzubrechen. Dafür sind wir schnell unterwegs: obwohl wir bis gestern Mittag nur mit 5 ½ kn motort sind, schaffen wir ein Etmal von 200sm in den ersten 24 Stunden. Wir haben aber durch unser Ausklarieren in Lautoka zu viel Zeit verloren und werden es in drei Tagen nur schwer bis nach Neukaledonien schaffen. Geplante Ankunftszeit bei aktueller Geschwindigkeit wäre 9:00 Uhr abends und wir laufen grundsätzlich nicht nachts in uns unbekannte Riffe ein.  Daher bleiben wir auch tagsüber im 3ten Reff und versuchen langsamer aber so angenehm wie möglich durch die wilde Kabbelsee zu segeln. Wie es Len dabei schafft in ihrem Zimmer am Laptop zu Zeichnen ist mir völlig schleierhaft. Mir ist nach wie vor übel und die Kopfschmerzen lassen auch nach zwei Aspirin nicht nach. Es gibt daher nur ein Schmalspur Essen: Asiatische Nudelsuppe (nicht aus der Tüte!) dazu Toast und Tunfisch Mousse. Überhaupt hängen wir alle in den Seilen: der Pazifik schafft uns! Wer hat behauptet, das Segeln Spaß macht?

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Erst zum Sonnenuntergang reißt der Himmel auf und beschert uns ein schönes Abendrot.

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Der Wetterumschwung bestätigt sich am nächsten Morgen: nur noch einige Wolkenbänder ziehen – Autobahnen gleich – in geraden Bahnen über den Himmel, ansonsten gibt es viel Sonnenschein. Mir geht es besser: die Kopfschmerzen sind erträglich und die Übelkeit verflogen. Dafür fühlt sich Anita jetzt ein wenig unwohl: was ist bloß los mit uns? Über fünf Jahre sind wir jetzt unterwegs und waren eigentlich nie richtig Seekrank. Wir schieben die Schuld auf den aufgewühlten und kabbeligen Pazifischen Ozean!

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Auch der dritte Abend beschert uns einen sehenswerten Sonnenuntergang. Die Nacht verläuft wie gehabt: rabenschwarz aber ohne besondere Vorkommnisse: sprich einfaches Segeln. Kolja übernimmt am vierten Segel Tag (fast) die komplette Wache. Häufig sitzen wir bei ihm, er hat aber auch Spaß daran alleine die Segel zu trimmen und dabei Musik zu hören. Wir segeln weiterhin mit angezogener Handbremse im dritten Reff, sonst kommen wir zu früh – mitten in der Nacht – an. Nur Mittags lässt es Kolja für zwei Stunden krachen: er refft die Segel raus und setzt einen Kurs höher am Wind. Bei 20kn scheinbarem Wind segelt er unsere doch sehr schwere Pacific High (wir haben allein zwei Tonnen Diesel und Wasser gebunkert) konstant zwischen 12kn und 13kn. Dann holen wir das Groß ganz ein und segeln die letzte Nacht nur unter Genua. Es wird unsere angenehmste Nacht.

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Am Morgen heißt es Land in Sicht: wir segeln auf die Südost Spitze Neukaledoniens zu.

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Anita und Kolja wechseln wieder einmal unsere Gastlandflagge: die Flagge von Fiji wird eingeholt, dafür die von Frankreich zusammen mit der Q-Flagge gesetzt (die Flagge Neukaledoniens haben wir leider vorab nicht besorgen können).

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So sieht segeln in der Südsee aus: dick vermummt mit Fließpulli und dicken Segeljacken! Bei 20kn Wind fühlen sich auch 20 Grad ziemlich kalt an! Zusammen mit uns ist ein 300m langes Kreuzfahrtschiff, die „Rhapsody oft the Seas“ eingelaufen.

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Endlich wieder weites klares türkises Wasser. Anita hat Neukaledonien gleich in ihr Herz geschlossen.

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Wir laufen in die Kuto Bucht der „Ile des Pins“ ein.

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Unser aktueller Ankerplatz

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Unsere Route von Lautoka / Fiji in die Kuto Bucht / Ile des Pins / Neukaledonien (683sm).

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20.10.2014 Ausklarieren in Lautoka

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Unser letzter Morgen in der Denarau Marina beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang – leider wird sich das aber nicht als ein gutes Omen herausstellen…

Der frühe Vormittag ist angefüllt mit vielen Aufgaben / Erledigungen: ein letzter kleiner Einkauf im Marina Supermarkt, bei „Yachthelp“ die Rechnung für die Reparatur der Kupplung bezahlen (so teuer wie die Ersatzteile waren, so überraschend günstig sind die Mechaniker Stunden), im Marina Büro ausklarieren und eine Schlüsselkarte zurückbringen (die zweite haben wir leider verschludert), eine kurze Verabschiedungs-Runde bei Segler Freunden, die Pacific High wird noch einmal mit Süßwasser gereinigt, die letzten Mülltüten zum Container gebracht… Um 10:00 Uhr ist alles erledigt und Yannick, unser französischer Stegnachbar, löst unsere Leinen. Er und seine Familie machen sich in den nächsten Tagen auf den Weg nach Neuseeland, wo sie nach drei Segeljahren, sesshaft werden wollen, um ihre Kinder auf eine „normale“ Schule zu schicken – irgendwie haben wir Familien mit Jugendlichen im schulpflichtigen Alter alle die gleichen Probleme.

Wir haben wenig Wind, den aber auf die Nase und motoren gemütlich nach Lautoka. So freundlich, hilfsbereit und unkompliziert wie die Fidschianer sind, so bürokratisch und starrsinnig ist ihre Verwaltung. Der einzige mögliche Ausklarierungshafen, wenn man in südlicher oder westlicher Richtung (Neuseeland bzw. Australien) weitersegeln will (und welcher Segler tut das nicht!) ist der Industriehafen in Lautoka. Wenn man beispielsweise aus der Yasawa Gruppe kommt, üblicher Treffpunkt vieler Segler ist Malolo Lai, sind das 45sm Umweg oder 7 bis 8 Stunden motoren.

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Dazu kommt, das man offiziell nur 3 Stunden nach dem Ausklarieren Zeit hat Anker auf zu gehen um die Gewässer Fidschis zu verlassen. Wenn man nicht in der Dunkelheit durchs Riff will, ist das kaum zu schaffen und die meisten Segler ankern „illegal“ noch eine Nacht in einer einsamen Bucht. Wir hatten uns, bei offizieller Stelle, über die Bürozeiten der Zollbehörde in Lautoka erkundigt und dies auch in unserem letzten Positionsreport per Mail angefragt. Auch so ein Ding: außer in Fidschi mussten wir bisher nur im kommunistischen Kuba wöchentlich unsere aktuelle Position melden. Unsere Anfrage per Mail blieb unbeantwortet (die Reports liest bestimmt kein Mensch!) aber die Zollbeamten in der Hauptstadt Suva meinten, das Zoll Büro wäre ganztägig, ohne Mittagspause, besetzt. Kurz vor der Einfahrt in den Industriehafen von Lautoka erleben wir noch eine Überraschung…

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Wir motorsegeln mit 8kn bei Schleierbewölkung und schlechter Sicht, als mir direkt voraus ein dunkler Schatten im Wasser auffällt. Wir machen eine abrupte Kursänderung und holen die Segel ein: meines Erachtens stimmen unsere drei elektronischen Seekarten an dieser Stelle nicht und das Taulolo Riff erstreckt sich um mindestens eine Meile weiter südlich als wie in den Karten verzeichnet. In Lautoka müssen wir erst einmal das Zoll Büro suchen. Einheimische Fischer und ein amerikanische Segler zeigen uns wo wir ankern können um mit dem Dinghi an Land zu fahren. Der Ankergrund ist schlecht, Kolja bleibt zur Sicherheit an Bord, denn der Wind hat aufgefrischt. Anita, Len und ich düsen zum Ausklarieren und machen an diesem Treppengeländer unser Beiboot fest. Das ist die offizielle Anlande Möglichkeit, hier müssen alle Segler die in Lautoka ausklarieren durch!? Das erinnert uns irgendwie an die Zustände am Playita Ankerplatz in Panama. Wir stehen um fünf vor eins vor dem verschlossenen Zoll Büro. Ein Hafenarbeiter klärt uns auf, dass von 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr Mittagspause wäre: na super!!!

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Die Zeit läuft uns davon… wir machen das Beste daraus und halten an der Hauptstraße ein Taxi an, das uns zum MH Supermarkt nach Lautoka fährt. Hier verprassen wir unsere letzten Fiji Dollar, ein hilfsbereiter Mitarbeiter fährt den Einkaufswagen bis zum Taxi, wir liefern die Einkäufe schnell an Bord bei Kolja ab (der sich schon wundert, wo wir denn so lange bleiben) und stehen um 14:00 Uhr wieder vor dem Zoll Büro.

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Die Beamten sind freundlich aber die Bürokratie unerbittlich. Um unser Ausklarierungspapier zu erhalten, müssen wir die gleichen Formulare  (fünf Seiten), die wir bereits vorab aus Am. Samoa an die Behörden in Fiji gemailt und beim Einklarieren in Suva schon ein zweites Mal ausgefüllt hatten noch ein drittes Mal ausfüllen.

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Es hilft auch kein Hinweis, dass der nette Zollbeamte genau diese Formulare in seinen Händen hält. So dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich wieder Anker auf gehen können. Natürlich hat der Wind gedreht und bläst jetzt aus entgegengesetzter Richtung wieder auf die Nase, es würde spät abends bis wir am Riff wären. Der Himmel hat sich weiter zugezogen und nach unserer Erfahrung mit dem „Überraschungs-Riff“ vor Lautoka ziehen wir es vor in der nahe gelegenen Saveni Bay die Nacht zu verbringen. Die bedeutet leider, dass wir Morgen auf dem Weg nach Neukaledonien einige Stunden verlieren werden…