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30.07.2014 Wechselbad der Gefühle

 Es sind doch überraschend viele Fahrten Segler, die hier in Am. Samoa einen Zwischenstopp einlegen. Rund 20 Segelboote liegen in Pago Pago vor Anker und noch ein halbes Dutzend am Pier der Marina. Viele Amerikaner, aber auch Kanadier, Schweizer und Deutsche. Rund eine Woche leben wir jetzt in Pago Pago / Am. Samoa und wissen immer noch nicht so recht ob wir die Insel hassen oder lieben…

Fangen wir mit den weniger schönen Dingen an: warum nicht mit dem Wetter! Außer an den ersten beiden Tagen – da wollte man uns scheinbar in Sicherheit wiegen – regnet es hier eigentlich immer. Mal leichter Nieselregen, meistens schüttet es aber aus Kübeln. Es ist keine Übertreibung wenn wir behaupten hier auf Tutuila mehr Regen gehabt zu haben als in den letzten fünf Jahren zusammen! Der Regen prasselt zeitweise so stark auf das Deck der Pacific High, dass unsere Wassertanks (immerhin 1.000l.) innerhalb einer guten halben Stunde voll waren! Wir haben keine extra Regen-Auffang-Anlage installiert, sondern öffnen einfach nur die Wassereinfüllstutzen. Wir sind so froh auf einem Katamaran zu leben. Dank dem großen lichten Salon mit der Tür und dem Fenster zum Cockpit, die wir auch beim stärksten Regen offen stehen lassen können, lässt sich der Regen ertragen… macht ihn aber auch nicht besser! Wenn es gerade mal nicht regnet, weht ein böiger Wind mit 20kn bis 30kn durch die Bucht, oder es schüttet und weht gleichzeitig: wir haben dann Horizontal-Regen-Beschuss. Dazu kommt der schlechte Ankergrund: so einen schlechten Halt hatten wir selten (eigentlich noch nie). Ach ja, da wäre auch noch die Fischfabrik (angeblich die größte Tunfisch verarbeitende Fabrik der Welt – kann ich aber nicht so recht glauben!?) die in unregelmäßigen Abstände ihren Gestank verbreitet. Das passiert allerdings nicht oft, vielleicht einmal pro Tag und dann nur eine viertel Stunde lang. Am nervigsten ist aber das dauernde Gedröhn der Generatoren für die Stromerzeugung – nicht sehr laut aber nervig!

Warum man Am. Samoa trotzdem lieben kann? Zu allererst muss man da die Einwohner Samoas nennen: freundlich, warmherzig, ehrlich und hilfsbereit. Du stehst in der Schlange bei der Immigration: schon spricht uns ein Samoaner an ob er uns helfen kann den richtigen Schalter zu finden. Du radelst um die Insel und wirst wirklich von jedem gegrüßt, angelacht, ein kurzes Handzeichen oder bekommst Komplimente wegen Deinem verrosteten roten Klapprad. Ich laufe durch Fagatogo und suche nach Fotomotiven und werde spontan von einer Familie eingeladen mit Ihnen Hufeisenwerfen im Vorgarten zu spielen. Ich sorge für andauerndes Gelächter, da ich mit Abstand der schlechteste Werfer bin. Man hat das Gefühl wirklich willkommen zu sein, anders als in Französisch Polynesien, wo wir einige Freundschaften geschlossen haben, aber irgendwie doch immer Touristen geblieben sind. Tutuila selbst ist eine sehr schöne Insel, mit steilen, üppig bewachsenen, Berghängen und vielen kleinen Buchten. Ich finde tropische Regenwälder faszinierend: so dicht und urwüchsig wie hier in Samoa habe ich sie noch nie gesehen. Last but not least war für uns der Hauptgrund nach Am. Samoa zu segeln die einfache, kostengünstige und schnelle Möglichkeit sich Ersatzteile schicken zu lassen. Für die USA gilt Am. Samoa als Inland: der Versand für ein Paket bis 20kg kostet ca. 10$ und ist in 7-10 Tagen da.

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Der Busbahnhof von Fagatogo

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Die häufig verkehrenden 1$ Busse bringen einen an jeden noch so entlegenen Ort der Insel.

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Schwupps, da sind wir auch schon eingestiegen. Meistens wird man lautstark mit Musik beschallt, besonders völlig überdimensionierte Bässe scheinen hier ein Zeichen für Qualität zu sein.

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Es scheint auf Am. Samoa noch mehr Kirchen und verschiedene Glaubensrichtungen zu geben als in Franz. Polynesien.

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Der viele Regen kann uns die Stimmung nicht vermiesen: man muss sich nur anpassen. Hier düsen Len (mit Regenschirm) und Kolja mit ihren Freunden zum Dock um Basketball zu spielen. Es nieselt ja nur…

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Allgegenwärtig sind die Tuna Fänger im Hafen von Pago Pago. Was für ein Unterschied zwischen den großen und modernen amerikanischen Trawlern…

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… und ihren Kollegen aus China. Wir haben lange Gespräche mit unseren Kindern wie sich die Chinesischen Seeleute wohl auf ihren kleinen verrosteten Kähnen fühlen müssen…

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… der Bug schaut doch merkwürdig aus? Wir zollen den chinesischen Seeläuten großen Respekt die mit solchen Kähnen tagein, tagaus die stürmischen pazifischen Gewässer befahren.

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Im Hafen wird rund um die Uhr gearbeitet und auch nachts der Fang entladen.

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