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08.06.2013 Heiva des écoles de ori Tahiti

Die „Heiva“ ist das größte Fest in Französisch Polynesien und findet alljährlich von ca. Ende Mai bis Mitte Juli statt. Es ist der älteste Tanz- und Gesangs Wettbewerb im ganzen pazifischen Raum und wurde erstmals 1881 ausgetragen. Tausende Sänger und Tänzer nehmen an den Festivitäten und Wettbewerben teil und allein zu den offiziellen Tanzveranstaltungen  auf der „Scène de To’ata“ kommen über 30.000 Zuschauer. Während der Heiva gibt es außerdem , Kanu, Pirogen und Segelwettbewerbe, Wettbewerbe in den „alten“ Sportarten wie Speerwerfen, Steine heben, auf Kokosnuss Palmen klettern…

Vor den offiziellen Wettbewerben der Heiva findet die „Heiva des écoles de ori Tahiti“ statt. Zwei Wochen lang präsentieren jeden Abend zahlreiche Tanzschulen aus Tahiti und den umliegenden Inseln auf der großen Bühne der „Scène de To’ata“ ihr Können. Es ist kein eigentlicher Wettbewerb, sondern mehr eine Plattform für die tausenden Schüler der traditionellen polynesischen Tänze, die ein ganzes Jahr lang geübt und geprobt haben, ihr Können einem großen Publikum zu zeigen. Viele Familienangehörige und Freunde sind im Publikum und feiern Ihre Tanzschulen frenetisch. Wir haben erst spät von dieser Veranstaltung erfahren und kurzfristig beschlossen am heutigen Freitag, dem letzten Abend, uns diese Tänze anzuschauen. Frei nach dem Motto: was schief gehen kann läuft schief, ist unsere Hinfahrt mit Stolpersteinen gespickt. Eigentlich wollen wir mit dem Dinghi nach Papeete düsen, wie wir es schon so oft gemacht haben: 14 Minuten Vollgas und wir sind da. Ausgerechnet heute Abend haben wir Fallwinde, die das Meer auch in der Lagune so aufpeitschen, das wir die Fahrt nach einem Drittel der Strecke abbrechen: besonders die Rückfahrt im Dunklen erscheint uns zu abenteuerlich. Also zurück zum Dinghi Dock und schnell zur Bushaltestelle. Es ist 16:30 Uhr als wir an dort ankommen, die Tänze beginnen um 18:00 Uhr – das kann knapp werden. Wir waren uns nicht sicher ob überhaupt noch ein Bus fährt, aber eine wartende Mutter mit drei Kindern versichert uns, der Bus müsse jeden Moment kommen – sie warte schon lange mit ihren Einkäufen vom Carrefour. Eine dreiviertel Stunde später kommt dann auch ein Bus und wir lösen, auf Anraten des Busfahrers, gleich Hin- und Rückfahrt Tickets – hoffentlich schaffen wir es noch! Leider hat unser Busfahrer keine Michael Schuhmacher Qualitäten und bei der nächsten Tankstelle hält er auch noch an: na klar, um zu tanken was sonst (doch, es handelt sich um einen öffentlichen Linienbus!). Wir schleichen weiter Richtung Papeete, ich nutze die nächste rote Ampel, um mich bei unserem Fahrer zu erkundigen, wie lange am Abend die Busse fahren. Ganz erstaunt antwortet er mir, das dies die letzte Fahrt des Tages sei… warum hat er mir dann Rückfahrkarten verkauft!? Die Scheinwerfer von der „Scène de To’ata“ sieht man von weitem und – Oh Wunder – stehen wir um kurz vor sechs Uhr in der Schlange am Kartenschalter. Die Veranstaltung ist eigentlich ausverkauft, wir erwischen die letzten Rest Tickets auf den seitlichen Billigplätzen, die aber einen hautnahen Blick auf die Tänzer bieten. Kaum haben wir Platz genommen gehen auch schon die Scheinwerfer an und wir tauchen in die magische Welt der Polynesischen Tänze ein. Mal sind es ruhige, einschmeichelnde Rhythmen zu dehnen sich die Tänzerinnen wiegen, dann wechseln die Trommeln das Tempo und steigern sich zusammen mit den Ukulelen in einen frenetischen Rhythmus, dem Tänzer wie Publikum verfallen. Oft stehen mehr als 150 Tänzer und (hauptsächlich) Tänzerinnen auf der riesigen Bühne und weitere 20 Musiker auf dem Podium dahinter entfachen einen höllischen Lärm. Anmutig und doch kraftvoll, so würde ich die Ausstrahlung ihrer Tänze beschreiben. Einige sind ernsthaft und konzentriert, die meisten aber Lächeln und Strahlen, man sieht ihnen an wie sehr Ihnen die Aufführung Spaß macht. Verstohlen beobachte ich ab und zu die Gesichter meiner Familie und anderer Zuschauer um mich herum und ich fühle, dass sie genauso begeistert sind wie ich. Besonders die Gruppe „RAINEARII“ aus Papeete hat es mir angetan. An diesem Abend spüre ich ihn ganz deutlich: den Zauber Französisch Polynesiens! Über vier Stunden dauern die Tanzvorführungen, bei aller Begeisterung vielleicht für Helena und Kolja doch etwas lang. Einer der Höhepunkte des Abends kommt für uns erst ganz rum Schluss. Es ist die Seniorengruppe (auf Französisch höflich mit „adultes“ umschrieben) der Tanzschule „TAMARIKI POERANI“. Mit so viel Grazie und Ausdruckskraft hat keine andere Schule bisher Ihre Tänze vorgetragen. Die eleganten und harmonischen Bewegungen, die Perfektion der Schritte und das allgegenwärtige, freundliche Lächeln werden für uns unvergesslich bleiben. Noch völlig benommen verlassen wir die Tribünen und gehen Richtung Zentrum um ein Taxi zu suchen. Wir haben Glück und erwischen recht schnell eins für die Rückfahrt. Welcher Zufall, es sitzt eine der Tänzerinnen des heutigen Abends neben dem Taxifahrer (ihrem Freund). Sie ist genauso wissbegierig zu Erfahren wie es uns gefallen hat, wie wir Ihr Löcher in den Bauch fragen. Apropos Bauch: unsere Mägen knurren, haben wir doch seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Gott sei Dank gibt es noch den Mc Donalds neben der Marina, zu dem wir es gerade noch so vor Ladenschluss um halb elf Uhr schaffen. Während wir unseren Hunger stillen, diskutieren wir darüber ob die „richtige“ Heiva der Profitänzer Anfang Juli, für die wir auch schon Eintrittskarten haben, noch schöner sein kann? Können wir uns eigentlich nicht vorstellen!

Hier einige Bilder … ein Video folgt später, sobald die Version 3.6 von WordPress erschienen ist und wir Videos direkt in unser Blog einbinden können…

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