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30.05.2013 Von den Tuamotus zu den Gesellschaftsinseln

Wir sind nicht die einzigen, die am Mittwoch Morgen Anker auf gehen um nach Tahiti zu segeln: insgesamt sechs Boote nehmen heute von Apataki und Toau kommend diese Strecke in Angriff. Vier Katamarane, ein (schneller) Monohull und ein Trawler. Es ist kein Zufall, dass die Kats in der Mehrzahl sind: hier in Französisch Polynesien sind wir keine Exoten mehr wie in Europa, sondern bilden schon an manchen Ankerplätzen die Mehrheit.

Wir haben schönes Segelwetter, 15kn bis 20kn Wind, und die See ist nicht mehr so ruppig wie in den vergangenen Tagen. Die geplante Durchschnittsgeschwindigkeit von 7kn, damit wir mit nur eine Nachtfahrt Morgen bei Tageslicht in Papeete ankommen, erreichen wir locker: die ersten 12 Stunden segeln wir mit Gennaker und Groß im ersten Reff durchschnittlich knapp 9kn. Helena und Kolja halten beim Schulunterricht recht lange durch: nicht einfach bei der Wackelei! Irgendwann sitzen wir dann doch wieder alle vier auf der Fly und schwärmen davon was wir alles beim Carrefour in Tahiti einkaufen wollen: Baguettes, Croissants und Nutella, Kinder Bueno, Werther’s Echte, Nachos, Eis, italienische Salami aber auch Äpfel, Bananen und Milch stehen ganz oben auf unserer Wunschliste! Im letzten Sonnenlicht bergen wir den Gennaker und setzen die Genua im ersten Reff. Sicher ist sicher: es haben sich einige Wolkentürme am Horizont gebildet die nächtliche Squalls erahnen lassen. Danach gibt es Spaghetti Bolognese mit dem letzten Hackfleisch und Parmesan Käse aus Panama. Ich habe die erste Nachtwache. Helena und Kolja bleiben lange mit mir auf – wir schauen zusammen Filme. Alle 20 Minuten stoppen wir kurz das Video und kontrollieren von der Fly die Instrumente und suchen den Horizont nach eventuellen Squalls und anderen Schiffen ab, haben aber Glück und bleiben von Gewitterwolken und Regen verschont. Der Wind wird allmählich schwächer, dreht aber leicht auf Ostsüdost (also mehr raumschots) sodass die Pacific High weiterhin mit 8kn bis 9kn durch die Nacht segelt. Ganz anders schaut es während Anitas (zweiten) Nachtwache aus. Kaum habe ich mich um kurz nach 2:00 Uhr hingelegt zieht ein Squall nach dem anderen über die Pacific High hinweg, mit heftigen Regenschauern, Winddrehern und wechselnden Windgeschwindigkeiten zwischen 0kn und 20kn. Es ist schon frustrierend wenn man die ganze Nacht über am Kurs und Segeltrimm gearbeitet hat, keine Videos schauen und kein Buch lesen konnte und dabei mitansehen muss, wie sich die geplante Ankunftszeit immer weiter nach hinten verschiebt. Die bei Wachübergabe vom Bordcomputer berechnete Ankunftszeit in Papeete um 9:00 Uhr Morgens hat sich immer weiter nach hinten verschoben, aktuell stehen 12:30 Uhr Mittag auf der Anzeige. Nachdem die letzten Squalls angezogen sind, funkelt Tahiti vor uns in der Morgensonne. Es ist ein ganz besonderes Gefühl des Ankommens, wenn man sich langsam mit dem Segelboot seinem Zielhafen nähert. Die kräftigen Winde an der Nordost Spitze von Tahiti (Kap Effekt) treiben uns unter Segel bis zur Hafeneinfahrt von Papeete, die wir gegen Mittag erreichen. 230sm in weniger als 30 Stunden ergeben einen Schnitt von 8kn: wir sind glücklich. Es wird noch einmal spannend: wir fahren ab hier hinterm Riff am Flughafen entlang zur Marina Taina, vor der wir ankern oder eine Mooring nehmen wollen. Dazu müssen wir bei der Air und Port Control auf Kanal 12 nacheinander eine Freigabe für die Hafeneinfahrt und die nördliche und südliche Passage der Landebahn einholen. Ich bin froh mit dem Hafenkapitän auf Französisch funken zu können: mein Spanisch, das ich in Panama und auf den Galapagos bemühen musste, ist doch deutlich holpriger. Der Funkkontakt ist sehr freundlich und wir dürfen direkt nach der Schnellfähre, die mit 30kn in das Hafenbecken rauscht, einfahren. Auch am Flughafen motoren wir schnell vorbei, es landen gerade keine Flugzeuge die unseren Mast berühren könnten, und sehen das große Mooring Feld vor der Marina Taina. Den genauen Instruktionen unserer französischen Segelfreunde folgend, machen wir an einer soliden Boje am südlichen Ende nicht unweit dem Dinghidock fest. Jetzt wird erst einmal gefeiert: die letzten Dosen Cola liegen zusammen mit einem Guinness für den Käpt’n im Eisfach. Wir Vier genießen diesen ganz besonderen Moment auf dem Vorschiff der Pacific High. TAHITI – SÜDSEE !!!

Rund um uns klares türkises Wasser, wir liegen geschützt direkt hinter dem Riff, an dem sich tosend die Brandung des Pazifik in hohen Fontänen bricht. Hinter uns die üppig grünen Hänge von Tahiti, vor uns, nur wenige sm entfernt, liegt Moorea mit seinen spitzen steilaufragenden Bergen, die sich scharf vom wolkenlosen tiefblauen Himmel abheben.

Anschließend machen wir ein wenig Ordnung an Bord und erledigen die nötigsten Arbeiten die nach so einem Segeltörn anfallen. Helena und Kolja drängeln, sie wollen von Bord und machen ruck-zuck das Dinghi klar. Ganz so schnell wie sie es sich wünschen kommen wir dann doch nicht an Land: es liegen mehr als ein Dutzend befreundete Schiffe im Mooring Feld, von dehnen wir freundlich begrüßt werden. Auch am Dinghi Dock treffen wir wieder auf bekannte Gesichter und im Marina Office müssen wir auch kurz vorbeischauen – das Anmelden geht aber äußerst unkompliziert und blitzschnell. Endlich können die beiden losstürmen: sie haben bereits den Mc Donalds neben der Marina entdeckt: der erste nach fünf Monaten. Nachdem wir die Löwenfütterung beendet haben (4 Big Mac Menüs und 1x Chicken Mc Nuggets kosten übrigens 42 EUR) stürmen wir den Carrefour. Wir fühlen uns wie in Frankreich: genauso riesig, die gleiche gigantische Auswahl, alles blitzblank! Nur die Preise sind größtenteils apokalyptisch! Grundnahrungsmittel wie Milch sind subventioniert (1l. UHT Milch kostet nur 80 cent) aber Hähnchenbrustfilet 23 EUR oder 1Kg Zucchini 6 EUR !!! Wir üben also Zurückhaltung bei einigen völlig überteuerten Produkten, schlagen aber an sonst nach Herzenslust zu! Helena und Kolja sind glücklich europäische Süßigkeiten zu finden, wir decken uns mit frischem Obst und Gemüse ein, ich entdecke meine geliebten Rillettes de Canard… Ansonsten sind wir völlig überfordert: diese Auswahl, all die vielen tollen Produkte… wir fühlen uns erschlagen als wir im Dunklen den Carrefour verlassen!

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