Am heutigen Montag wollen wir nach Panama City fahren um dort für Helena und Kolja Brillen anfertigen zu lassen, zum Zahnarzt zu gehen und dort Geschäfte zu suchen, in denen wir noch Ausrüstung für den Pazifik zu finden hoffen. Im Gegensatz zu Colon ist Panama City mit 700.000 Einwohnern eine richtige moderne Großstadt. Anita hat unseren Trip, wie immer, vorbereitet und eine Übersicht aller Ärzte, Optiker, Shopping Malls, Supermärkte, Baumärkte und vielen weiteren Spezialgeschäften zusammengestellt. Die Liste kopieren wir zusammen mit Adressen, Telefonnummern sowie Straßenplänen auf unser neues iPad und hoffen so gut gerüstet zu sein, um möglichst viele Ziele davon am heutigen Tag abarbeiten zu können.
Los geht’s, wie immer, um 8:00 Uhr mit dem Marina Bus nach Colon. Wir müssen nur kurz an der Gatun Schleuse warten und sitzen schon um 9:00 Uhr im klimatisierten Express Bus, der vom Busbahnhof in Colon zum riesigen Busterminal neben der Albrook Mall in Panama City fährt. Der Express Bus ist, wie alle Transportmittel in Panama, sehr günstig (3,50$ für die ca. 80km). Nach gut 1 ½ Stunden kommen wir in Panama City an und stürzen uns gleich auf die direkt daneben gelegene Albrook Shopping Mall. Ein Einkaufstempel wie in den USA: ähnlich gigantomanisch, die gleichen Marken Geschäfte. Auf der Suche, nach den von Anita gefundenen drei Optikern in dieser Mall, verlieren wir uns erst einmal in den schier unendlichen Ladenpassagen. Gegen Mittag stärken wir uns, zur Freude der Kinder, im zentral gelegenen „Food Court“ bei Mc Donalds. Direkt daneben befinden sich auch die drei Optiker. Es dauert knapp zwei Stunden bis Helena und Kolja sich neue Sonnenbrillen ausgesucht haben und ihre Augen vermessen wurden. Jetzt aber schnell in ein Taxi und ab zum Hospital Punta Pacífica, das direkt neben der Plaza Mall liegt. Dort haben wir unsere Zahnarzttermine und nach dem üblichen Ausfüllen der Anmeldungsformulare im ansprechenden, in warmen Farbtönen gestrichenen Wartezimmer, wartet Frau Dr. Arlette Miller auch schon im Behandlungszimmer auf uns. Helena kommt mit einem besonders breitem Lachen zurück: Alles in bester Ordnung! Wir wollen uns wenigstens noch den PriceSmart (Costco) Supermarkt anschauen und springen ins nächste Taxi um in die Via Espana zu fahren. Der Besuch lohnt sich: wir finden hier italienische Salami, Fleisch aus den USA in guter Qualität, leckere Süßigkeiten und vieles mehr. Im Nachhinein gesehen, hätten wir uns diese Fahrt lieber sparen sollen. Als wir um Viertel vor vier den Supermarkt verlassen ist kein Taxi mehr zu bekommen. Wie ist das möglich? Bisher konnten wir in dieser Stadt keinen Schritt zu Fuß gehen ohne dass nicht gleich eines angehalten hätte um uns seine Dienste anzubieten! Wir sind mitten in Panama City an einer belebten Hauptstraße, es fahren laufend dutzende Taxis an uns vorbei, aber sie sind entweder besetzt, winken ab oder ignorieren unsere eindeutigen Bemühungen sie zu stoppen. Wie wir später lernen werden, beginnt nach 16:00 Uhr die Rush Hour, der Feierabend Verkehr in Panama City. Alle Taxifahrer suchen jetzt das schnelle Geschäft, weigern sich ihr Stadtviertel zu verlassen, oder machen selber Feierabend und sind nicht mehr daran interessiert uns dumme Touris quer durch die Stadt in einen anderen Stadtteil zu kutschieren. Nach einer Stunde vergeblichen Winken geben wir es an dieser Kreuzung auf und laufen die Via Espana hinunter, immer im Versuch doch noch ein Taxi zu ergattern. Es ist schwül-heiß. An der nächsten Tankstelle kaufen Anita und Helena eine Flasche Wasser. Ihr könnt es Euch schon denken: genau jetzt gelingt es Kolja durch heftigstes Wedeln mit den Armen ein Taxi zu stoppen. Als er unser Ziel hört, ist er zunächst nicht begeistert, nennt dann aber doch, wohl eher um uns abzuschrecken, einen völlig überhöhten Fahrpreis. Zu seiner Verblüffung stimme ich gleich zu, Anita und Helena kommen auch gerade… bevor wir jedoch einsteigen können überlegt er es sich doch noch einmal, schlägt uns die Tür vor der Nase zu und braust los! Es wird langsam eng für uns wenn wir noch im Hellen in Colon (ein gefährliches Pflaster) ankommen wollen. Wenigstens hat Anita von der netten Tankstellenangestellten einen guten Tipp bekommen wie wir doch noch den Busbahnhof erreichen: zwei Blocks nördlich und dann nach links abbiegen: dort liegt eine Bushaltestelle von der wir zur Albrook Mall fahren können. Anita übernimmt die Führung und wir folgen ihr mit schnellen Schritten. Der Verkehr ist mittlerweile in Panama City zum Erliegen gekommen und wir sind zu Fuß deutlich schneller als die Autos auf der Straße. Nach kurzem Warten hält auch ein Bus mit der großen elektronischen Aufschrift „Albrook Mall“ auf seiner Anzeigetafel. Es ist 17:30 Uhr, es wird dunkel, jetzt wollten wir eigentlich längst in Colon im Taxi Richtung Shelter Bay Marina sitzen… Als wir, der Schlange folgend, in den Bus einsteigen wollen, versperrt uns ein Drehkreuz das Einsteigen. Man benötigt eine elektronische Transponder Karte um den Fahrpreis zu bezahlen, sonst könne er uns nicht mitnehmen, erklärt uns bedauernd der Busfahrer. Die Karte kann man hier natürlich weit und breit nirgends kaufen. Wir müssen aber doch nicht in Panama City übernachten, denn ein freundlicher Panamese hält für uns seine Karte vier Mal vor das Lesegerät und wir erstatten ihm den Fahrpreis von 25 cent! pro Person in bar. Geschafft! Es folgt eine quälend langsame Fahrt quer durch Panama City und wir treffen erst gegen 19:00 Uhr am Busterminal ein. Hier ist jetzt High Noon: tausende Panamesen warten in langen Schlangen und wir mit ihnen. Eine halbe Stunde später setzt sich auch unser Express Bus Richtung Colon in Bewegung und kommt dort planmäßig um 21:00 Uhr an. Colon ist schon tagsüber ein gefährliches Pflaster, das Touristen nicht zu Fuß erkunden sollten, bestimmt aber nicht der richtige Aufenthaltsort für eine Familie mit Kindern, nachts um diese Zeit. Ich bitte den Busfahrer und seine beiden Helfer uns sicher bei einem Taxi aussteigen zu lassen und das tun sie gewissenhaft. Der große Express Bus stoppt mitten auf der Hauptstraße direkt Tür an Tür neben einem Taxi, die beiden Helfer postieren sich vor und hinter uns und wir werden mit einem herzlichen Händedruck und der Ermahnung gut auf uns aufzupassen, verabschiedet. Unser netter Taxifahrer bringt uns zügig zur Marina, auch an der Gatun Schleuse ist nicht viel los und wir sitzen kurz vor 22:00 Uhr alle vier zusammen im Salon der Pacific High und lassen bei Cola und Wein den langen Tag noch einmal Revue passieren…