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Segeln

16.12.2014 Segeln an der Australischen Ostküste

(Coffs Harbour – Port Stephens / 175sm / 19 Sunden / 9,3kn durchschnittl.)

Das Segeln die Australische Ostküste hinunter will genau geplant werden. Windwechsel in dieser Häufigkeit haben wir noch nirgendwo anders erlebt. Hier eine Zusammenfassung der Segelbedingungen zwischen Coffs Harbour und Sydney: … bis Montag (15.12) nachmittags 15kn aus Südost. In der Nacht auf Dienstag Windwechsel auf Nord schnell bis 30kn auffrischend. Schon am Dienstagmorgen gegen 5:00 Uhr wieder ein Windwechsel auf Süd um 25kn der auch wiederum nur 24 Stunden anhält und wieder zurück auf Nord (15kn) dreht. Und so geht es weiter…

Wir beschließen am Dienstagmorgen in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen und unser Glück zu wagen. Bis Sydney schaffen wir es in diesem kurzen Zeitfenster allerdings nicht, aber bis in die geschützte Bucht von Port Stephens sollte es reichen, wenn wir einen Schnitt von mindestens 7,5kn segeln. Es ist ein wenig ein Vabanque Spiel: sind wir nicht schnell genug laufen wir Gefahr die letzten 50sm gegen 25kn Wind und 1,5m Welle anzulaufen: das macht dann weniger Spaß. Außerdem weiß man nie was bei so einem Winddreher passiert: Squalls oder Gewitterwolken können sich da leicht bilden. Der Wetterbricht enthält keinerlei solcher Unannehmlichkeit sondern verspricht sonniges Wetter. So gehen Kolja und ich um 4:00 Uhr früh Anker auf und motoren im ersten Morgenlicht zur Hafenausfahrt hinaus. Wir melden uns per Funk beim MRC (Marine Rescue Service) Coffs Harbour ab und geben unser heutiges Ziel Port Stephens und unser ETA (fünf Uhr morgens) an. Diese Daten werden an alle Coast Guard Station auf dem Weg weitergeleitet und sollten wir überfällig sein würde nach uns gesucht. Bald kommt Wind auf und wir können Segel setzen und die Motoren abstellen. Wir werden immer schneller: schnell segeln wir mit 8kn bis 9kn. Wind und Welle von achtern bedeuten angenehmes ruhiges Segeln. Len und Kolja können „ganz normal“ Schule machen, wir leben einen ruhigen Bordalltag. Gegen Mittag hat der Wind auf 30kn aufgefrischt und der Himmel zieht langsam zu. Auch Dank der Ostaustralischen Strömung laufen wir mittlerweile mit 10kn plus. Wir reffen die Segel immer weiter, denn es hat sich eine 3m steile Welle aufgebaut und im Surf erreichen wir häufig um die 15kn. Am Nachmittag hat sich der Himmel komplett verdunkelt und plötzlich zucken Blitze an Backbord und Steuerbord voraus. In Böen weht es jetzt mit über 40kn, wir haben nur noch die Fock im dritten Reff draußen und segeln weiterhin mit 9kn bis 10kn.

06_20141216_DSC01064Auf den Fotos schauen die Wellen nie bedrohlich aus. Man erkennt aber – glaube ich – am Wellenbild wie schnell wir unterwegs sind.

Mit dem Wind haben wir keine Probleme aber vor Gewittern fürchten wir uns. Wir wechseln mehrfach den Kurs um den dicksten Gewitter Herden auszuweichen, die man auf dem Radar gut erkennen kann. Am Abend haben wir die Gewitter – Gott sei Dank – hinter uns gelassen, nur der Wind bläst unvermindert weiter. Wir sind gut zwei Stunden vor unserem ETA.

01_20141216_DSC01044Sonnenuntergang durch die Salonfenster fotografiert

02_20141216_DSC01049Sonnenuntergang von der Fly aus gesehen

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Im Sonnenuntergang sind keine weiteren Gewitterzellen oder schwere Regenwolken auszumachen: vielleicht wird die Nacht ja ruhiger als der Nachmittag!? Einige Frachter, Tanker und Kreuzfahrtschiffe ziehen nahe an uns vorbei, Dank AIS ist eine Abstimmung der Kurse aber unproblematisch. Erst kurz vor Port Stephens nimmt der Wind ab und wir laufen bei Windstille in die Bucht ein. Das haben wir bisher noch nie gewagt, bei stockdunkler Nacht in eine fremde unbekannte Bucht einzulaufen. Die Einfahrt ist zwar 1km breit aber es gibt vorgelagerte Insel und Untiefen. Bevor wir aber in den Windwechsel hineinsegeln und 25kn auf die Nase bekommen laufe ich lieber bei Nacht in Port Stephens ein. Wir haben uns wieder beim MRC angemeldet der uns freundlich und kompetent begrüßt. Er hat unsere Daten von Coffs Harbour übermittelt bekommen und ist erstaunt, dass wir fast drei Stunden vor unserem ETA liegen. Wir bekommen noch Ratschläge für die Einfahrt. Bis auf den Nervenkitzel, da man ohne Mond in der Nacht wirklich kaum etwas sieht ist die Einfahrt gar nicht so schwer. Wir halten uns genau an die Leuchtfeuer und unser GPS, Len hat immer unser Echolot im Auge. Bereits um kurz vor 2:00 Uhr liegen wir vor dem hell erleuchteten Sandstrand der Shoal Bay vor Anker. Ein letzter kurzer Funkspruch an den MRC, wir werden freundlich willkommen geheißen, und wir fallen noch NICHT in die Kojen. Bei dem Gewitter und dem Starkwind hatten wir uns noch kein Abendessen zubereitet. Ich hatte vorab Pizza und eine Gemüse Frittata vorbereitet, die wir jetzt im Ofen schnell fertig backen, denn alle Vier sind recht hungrig nach dem langen Segel Tag. Beim späten Nachtessen durchleben wir noch einmal zusammen unser heutiges Abenteuer und freuen uns so viel Glück gehabt zu haben und diese doch schwierige Wetterlage sicher und wohlbehalten durchsegelt zu sein. Wir stoßen noch einmal auf unseren Schutzengel an, dann wind wir wirklich müde und lassen Alles stehen und liegen: Aufräumen können wir auch Morgen früh.

Nachtrag: exakt um 5:10 Uhr morgens werden wir von unserem Windalarm geweckt: der Wind hat wie vorhergesagt auf Süd gedreht und weht in Böen mit bis zu 30kn. Die 175sm von Coffs Harbour nach Port Stephens haben wir in 19 Stunden zurückgelegt, das entspricht einem Schnitt von über 9kn.

07_20141217_Panorama_DSC01066Unser aktueller Ankerplatz Port Stephens / Shoal Bay am frühen Morgen

2 Antworten auf „16.12.2014 Segeln an der Australischen Ostküste“

Recht schoene Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr – natürlich immer mit einer Handbreit Wasser unter dem Kiel. Herzliche Gruesse Helene

Da habt Ihr wieder mal echt Glück gehabt (aber auch Verstand!) und ich bin froh, dass Ihr Euch mal wieder erholen könnt, meine Lieben ! Hier bin ich am Packen und bereite mich auf Weihnachten in Suberg vor……
Seid herzlich gedrückt und gegrüsst bis später !
Alles Gute weiterhin !

Herzlichtst Eure Blanka

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