Den gestrigen regnerischen Sonntag haben wir im Haus unserer Freunde verbracht (es sollte übrigens der einzige Regen unserer 12 Tage Kalifornien sein, ansonsten hatten wir nur wolkenlosen Himmel).
Heute wollen wir die Pazifikküste in nördlicher Richtung erkunden und uns das berühmte Hearst Castle anschauen. Wie schon in den letzten Tagen vertrödeln wir wieder einmal viel Zeit beim Frühstück mit unseren Freunden und fahren erst gegen halb elf Uhr los. Schon nach wenigen Kilometern gefällt uns eine nahe an der Hauptstraße gelegene Kirche im mexikanischen Stil so gut, dass wir einen ersten Stop einlegen… und so geht es weiter: hier ein grandioser Ausblick, dort eine malerische Bucht oder Strand die zum Anhalten und Entdecken einladen. So gelangen wir auch zum Refugio State Beach Park und entdecken dort ein Schild das Pferdereiten auf einer nicht weit entfernten Ranch anpreist. Wir fahren die 10km das Tal in die Berge hinauf, die Straße wir immer schmaler und kurviger und entdecken so die Circle Bar B Ranch. Mit Ranchbesitzer Francis entwickelt sich gleich eine angeregte Unterhaltung: er ist mindestens so interessiert an unserer Weltumsegelung wie wir an seinem Leben auf der Ranch und so ist es schnell beschlossene Sache, dass wir hier einen Reitausflug mit Helena und Kolja sowie unseren Freunden machen. Zum Schluss lernen wir auch noch Harry vom Bodensee kennen: er ist vor über 20 Jahren aus Deutschland ausgewandert, hat sich in Texas vier Pferde gekauft und ist quer durch die USA vom äußersten Süden bis in den hohen Norden von Montana geritten. Er hat mittlerweile in 47 Staaten der USA besucht und fast in ebensovielen auch gelebt. Was für ein Leben!!! Er hat uns Colorado als schönsten Bundesstaat sehr ans Herz gelegt und wir sind sicher, daß wir irgendwann auch diesen Staat besuchen werden.
Wir müssen weiter! Irgendwie reicht die Zeit nie aus all die spannenden Geschichten in Ruhe zu Ende zu hören! Wir verabschieden uns von Francis und Harry wie von alten Freunden und bekommen noch den guten Rat mit auf den Weg nach dem Besuch bei Hearst Castle nicht direkt zurück in den Süden zu fahren, sondern an der ersten Kreuzung rechts abzubiegen um nach ca. 10km eine frei lebende Kolonie von See-Elefanten am Strand beobachten zu können. Wir erreichen gegen 15:00 Uhr Hearst Castle und müssen überrascht feststellen, dass der Besucherparkplatz einige Kilometer von dem Schloss entfernt ist und dorthin Shuttlebusse verkehren. Die wirklich dumme zweite Überraschung ist, dass alle Besichtigungstouren für heute ausgebucht sind und wir für kein Geld der Welt und noch so viele bittende Worte zwei Extraplätze bekommen. Kurz gesagt dumm gelaufen! Nach einem kurzen aber heftigen Frustmoment fügen wir uns in unser Schicksal und suchen der Wegbeschreibung von Francis folgend die Seeelefantenkolonie am Strand. Zuerst entdecken wir sie nicht, dann sind sie aber nicht zu übersehen: zu Hunderten liegen sie am Strand, keine 5 Meter von unserem Spazierweg entfernt. In aller Ruhe können wir diese geselligen Tiere beobachten, wie sie sich in der Abendsonne räkeln, sich trotz ihrer Körperfülle geschickt mit Ihren Flossen hinter den Ohren oder am Rücken kratzen. Es ist einer dieser vielen besonderen Momente in unserem derzeitigen Leben. Nachdem wir die Kolonie ausgiebig gefilmt und fotografiert haben bleiben wir noch lange stehen und beobachten diese sozialen und geselligen Tiere. Als wir gerade gehen wollen erleben wir direkt vor uns wie zwei Jungbullen in den Pazifikwellen sich ein Scheingefecht liefern und so ihre Kräfte messen. Weiter geht es der gut ausgebauten Küstenstraße entlang zurück nach Montecito. Immer wieder laden uns spektakulären Klippen oder Buchten an zum Rasten ein. In der Nähe von San Simeon finden wir ein nettes Restaurant „Cavalier“ direkt am Meer. Nach europäischen Maßstäben ist die Inneneinrichtung eher Autobahnraststätte der 70er Jahre, für Kalifornien sind die olivgrünen Holzstühle (kein Plastik!) schon gehobener Standard. Wir sind die ersten Gäste und bekommen einen Tisch direkt am Fenster mit Blick aufs Meer. Innerhalb von Minuten füllt sich das Lokal und schon eine halbe Stunde später warten Gäste geduldig am Eingang auf einen freien Tisch. Das Essen ist eine echte Überraschung: ausgefallen, frisch zubereitet und sehr lecker!