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22.11.2010 Charleston – Boone Hall Plantation

Blick auf den Sonnenaufgang um ca. 7:00 Uhr morgens beim Beantworten von Emails

Um 12.00 Uhr holten wir unseren Mietwagen ab und fuhren zur am Mount Pleasure gelegenen Boone Hall Plantation. Nachdem wir uns passend zur Location jeden Abend Folgen von „Fackeln im Sturm“ ansehen, wollten wir die Drehorte im Original besichtigen.

So stellten wir uns eine typische Südstaten Plantage vor

Bei dem Stichwort „Südstaaten – Plantagen“ denkt wohl fast jeder an herrschaftliche Häuser aus der Zeit des Bürgerkriegs, die aus weitläufigen Anlagen hervorragen. Schon als wir ankamen zog uns die Plantage sofort in ihren Bann. Beeindruckt waren wir vor allem von der Eichenallee, die vor 250 Jahren von Thomas Boone mit Weitsicht gepflanzt wurde. Die Bäume haben 100 Jahre gebraucht um die stattliche Höhe zu erreichen und weitere 100 Jahre um über dem Weg zusammenzuwachsen.

Wer mag schon über diese Allee zur Boone Hall Plantage geritten sein?

Die Bäume sind bewachsen mit Spanish Moss, das wie Lametta von den Zweigen hängt und man fühlt sich mindestens wie im Zauberwald. Kolja machte später im Garten besondere Bekanntschaft mit einem dieser schönen alten Bäume. Beim Klettern hörten wir plötzlich wie er vor sich hin brummelt: „Das ist hier ganz schön steil…“ und rumms, lag er auch schon unten. Ausser einem ordentlichen Schreck (bei den Eltern) und ordentlichen Schrammen (bei Kolja) war weiter nichts passiert und wir sind mal wieder dankbar, dass auf unserer Reise bislang noch kein Arzt von Nöten war.

Direkt am Parkplatz gibt es ein kleines Baumwollfeld und wir waren alle aus dem Häuschen, richtige echte Baumwollpflanzen zu sehen. Wie Watte quillt die Baumwolle aus den Blüten und fühlt sich herrlich weich an.

Baumwollpflücker bei der Arbeit !?

Das Plantagenhaus ist nicht ganz echt historisch, es wurde erst 1937 anstelle des alten „Big House“ (wie die Sklaven das Herrenhaus nannten) gebaut. Die Führung erfolgte stilecht in „Vom Winde verweht“-Verkleidung. Wir durften nur das Erdgeschoß ansehen, da das Obergeschoß von den Eigentümern noch bewohnt wird (wenn sie mal hier sind). Boone Hall Plantation ist eine der wenigen Plantagen, die heute noch bewirtschaftet wird.

Blick von der Terassen des "Cotton House" auf den träge dahinfliessenden Fluß

Um 13.15 Uhr war eine Gullah-Vorführung. Gullah ist der Oberbegriff für die Sprache und Kultur/Nation der Sklaven. Da die Sklaven aus allen Teilen Westafrikas kamen, konnten sie sich weder mit den weißen Herren noch untereinander verständigen. So entstand die Sprache und Kultur Gullah. Auf Boone Hall Plantation lebten die Hausdienersklaven in den kleinen Ziegelsteinhütten. Diese stehen direkt neben der imposanten Auffahrtsallee (Slave Street genannt) und sollten den Reichtum des Plantagenbesitzers unterstreichen. Die Sklaven, die auf den Feldern arbeiteten und niedere Arbeiten verrichteten, lebten weit draußen auf den Feldern in armseligen Hütten, von denen keine mehr steht. Auch ist kein Foto oder Zeichnung davon zu sehen. Das Thema wird weitgehend totgeschwiegen unserem Gefühl nach.

Beeindruckende Gullah Vorführung

Das Ende der Sklaverei ist nun gerade mal 150 Jahre her. Richtig aufgearbeitet wurde das Thema anscheinend nie. So ist es für uns auch schwer verständlich, daß an der Weltpremiere des Films “Vom Winde verweht” 1939 Hattie Mc Daniel (die ein Jahr später für ihre Rolle der Mammy den Oscar erhalten sollte) und alle anderen schwarzen Darsteller  aufgrund der Rassentrennung im Bundesstaat Georgia nicht teilnehmen durften.

Baumwollpflückerin bei der Arbeit