Unsere Überfahrt von Charleston nach Newport (ca. 800 sm 1500km) war diesmal von der “eher unangenehmen Sorte”. Wir haben die Strecke zwar in vier Tagen und fünf Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 kn oder Tagesetmalen von knapp 200 sm entspricht, auf den ersten Blick auch recht ordentlich zurückgelegt…

Wie geplant manövrierte Kolja am Dienstag Morgen gegen 9:00 Uhr die Pacific High zum Hafen von Charleston hinaus. Helena und Anita machten die Leinen klar und verstauten die Fender, während der Käptn (ich) die große Last der Verantwortung trug – mit einer leckeren Tasse Kaffee in der Hand. Toll, wenn man so eine gute Crew hat!

Etliche Stunden hatten wir in der brütenden Hitze von Charleston am Kartentisch verbracht und über Segelrouten, Windrichtungen und -stärken, Gezeitenströme inkl. Golfstrom diskutiert. Die Ostküste von Charleston nach Newport am Cape Hatteras vorbei den Golfstrom hinaufzusegeln ist berüchtigt für seine Wetterkapriolen. Unsere Idee war, zwischen zwei (schwächeren) Sturmtiefs die Küste hinaufzusegeln. Würden wir früher starten hätten wir zwar eine sichere Passage aber keinen Wind, würden wir einen Tag länger warten könnte uns das zweite Tief erwischen. In der Theorie sollte es uns vor sich herschieben…

Eigentlich tat es das auch, nur hätten wir auf die vielen Gewitter und Squalls mit ihren sintflutartigen Regenfällen, die sich beim Aufeinandertreffen der warmen Südwinde auf die kälteren Luftschichten im Norden laufend bildeten, verzichten können. Besonders die Nachtwachen machen da keinen Spaß. Dafür haben uns Helena und Kolja tagsüber entlastet und etliche Wachen übernommen.

Unsere aktives AIS hat uns wieder wertvolle Dienste geleistet, ich erachte es für genauso wichtig wie unser Radar. Während unserer dritten Segelnacht kreuzten wir den Kurs des ca. 300m langen Containerfrachters “Orange Trident”. Dieser fuhr mitten in einer Gewitterwolke und war auf dem Radar und mit dem Fernglas unmoeglich zu erkennen. Es regnete Sturzbäche, wir hatten weniger als 20 Meter Sicht. Dank der Kurs- und Geschwindigkeitsinformationen des AIS konnten wir genau abschätzen bei welchem Kurs und Geschwindigkeit wir sicher an ihm vorbeisegeln würden. Die “Orange Trident” hat ca. 1 sm achtern unser Kielwasser gekreuzt.

Während unserer Segelei im Golfstrom haben wir vier Flaschenpost (Mehrzahl von Flaschenpost?) angefertigt und dem Wasser übergeben… mal schauen, ob und wo sie irgendwo an Land gespült werden und ob wir etwas von ihnen hören werden!?


Am Samstagmorgen sind wir nur noch 40 sm von Newport entfernt. Der Wind hat wie vorhergesagt von Süd über SO auf Nord gedreht, nur sind es nicht die vorhergesagten 15 kn sondern gut 30 kn Wind auf die Nase. Schnell baut sich eine unangenehme steile Welle auf und wir bolzen mit beiden Motoren 2/3 Kraft voraus mit knapp 6,5 kn durch die rauhe See. Alle 7 Minuten folgen drei hohe Brecher aufeinender, die die Geschwindigkeit der Pacific High kurzzeitig auf 4kn abbremsen.

Kurz vor Newport wird der Wind wieder schwächer und wir haben perfektes Wochenend Segelwetter. Wir fühlen uns ein wenig betrogen nach unserem Gewittersegeln während den letzten vier Tagen.

Bei schönstem Sonnenschein laufen wir in die Bucht ein, an den Klippen von “Castle Hill” vorbei. Da tönt es laut aus dem UKW Funk:”Pacific High, Pacific High, Pacific High, here is Safaritu, do you read me”. Unsere Freunde stehen, wie per Mail angekündigt, springend und winkend auf den Klippen.

Die Crew der Pacific High grüßt zurück und Helena läßt unser Signalhorn zum Gruße ertönen.

Und schon sind wir auch schon an “Castle Hill” vorbei. Das wird bestimmt schöne Zeit in Newport, aber jetzt schlafen wir uns erst einmal so richtig aus!
