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24.02.2011 Space Shuttle Discovery startet ins All

Darauf haben wir lange gewartet, nun ist es so weit: das Space Shuttle Discovery soll heute gegen ca 16:50 Uhr zu ihrem letzten Flug ins All abheben. Seit Tagen gibt es hier in Cape Canaveral kein anderes Thema mehr, Alles dreht sich rund um den Shuttle Start. Wir haben lange überlegt wie, wo, was wir den Start erleben woillen: einfach nebenan bequem von der Terrasse des Club Hauses bei einem Drink, oder doch mit dem Auto an einen besseren Platz fahren und dort den ganzen Tag warten?

Gegen halb zehn Uhr Morgens knapp acht Stunden vor dem Start sind wir doch so aufgeregt, dass wir zu einer Erkundungstour mit unserem Mietwagen starten. Ganz in der Nähe haben wir durch Google Earth und Internet einen Platz ausgemacht der zwar etwas weiter Weg vom Launchpad 39a ist, aber optimale Sicht verspricht. Etliche Autos parken schon dort, man hat es sich auf Campingstühlen und Decken schon gemütlich gemacht. Wir erfahren von einigen der Wartenden das es bald voll wird und wir beschliessen kurz zum Boot zurückzufahren und Alles für ein gemütliches Picknik während dem Warten auf das Shuttle einzupacken. Gegen 10:00 Uhr sind wir mit einem vollbeladenen Kofferraum wieder zurück und finden einen Platz mit optimaler Sicht auf’s Shuttle: zwischen uns und dem Launchpad ist nur Wasser und das Shuttle steht mit seiner Vorderseite zu uns gerichtet, die Sonne haben wir im Rücken.

Also machen wir es uns gemütlich und packen die vielen Leckereien, Süßigkeiten, Getränke, Spiele und Bücher aus. Doch so ein Familienpicknik wird es dann doch nicht – dazu haben wir viel zu interessante und freundliche amerikanische Nachbarn. Rechts von uns stehen Steve und seine Freunde, sie sind 2000 Meilen (ca. 3600km) aus Tennessee angereist! Links neben uns campieren Tony und Heather, sie leben zur Hälfte in Louisiana und in Alaska (noch viel weiter weg). Beide verwickeln uns gleich in interessante Gespräche – sie interessieren sich sehr für unser Leben als Weltumsegelerfamilie und wir uns sehr für Leben als professionelle Lachsfischer in Alaska. Sie leben von Anfang Mai bis Ende September in King Salmon / Alaska (welch passender Name!) und fangen während dieser Zeit – man halte sich fest – 180.000 Pfund Wildlachs direkt aus den Flüssen neben Ihrem Haus und Lachsverarbeitungshallen. Der Ort ist wirklich total abgelegen, es gibt keine Strassen, die Kinder fliegen mit einem Wasserflugzeug zur Schule! Während wir mit verschiedensten Lachsköstlichkeiten versorgt werden erzählen sie uns mehr von Ihrem Leben und zeigen uns auch etliche Foto’s auf Ihrem Laptop: wunderschöne unberührte Natur, rauschende Flüße und natürlich Lachse, Lachse und noch einmal Lachse. Sie haben Aufnahmen von Braunbären die einfach mit offenem Maul Mitten im Fluß stehen und darauf warten, dass Ihnen ein Lachs genau hineinspringt!

Zu unseren interessanten Gesprächen gesellen sich Ihre Freunde Karen und Mike aus -wie langweilig – Florida. Mike ist Fotograf und sieht heute, ich konnte es zuerst nicht glauben, seinen 132zigsten Shuttle Start (es ist STS-133)! Er ist also unser Experte und muss dutzende dumme Fragen von uns beantworten…

Die Zeit vergeht wie im Fluge, zumal Kolja einen Freund gefunden hat mit dem er durch die Büsche streift… Der Countdown läuft, es sind nur noch 10 Minuten bis zum Start… aufgeregt gehen wir nun doch noch die zehn Meter zum kleinen Stand hinunter, obwohl man von den gemütlichen Decken vorm Auto genausogut sieht.

Mit uns warten hunderte andere aufgeregte Menschen, insgesamt sollen über 300.000 Besucher den Start verfolgt haben. Mehrere Radio’s und Funkgeräte laufen…

Es ist 16:50 Uhr, die Discovery sollte jetzt abheben, aber nichts tut sich. Sie steht unverändert auf der Startrampe, bitte jetzt keinen weiteren Startabbruch, wir haben schon sooo lange gewartet! Aus den Lausprechern wird aber weiter munter vom Start gesprochen auch wenn der Countdown: T – one minute mehrfach von neuem beginnt (wie wir erst später erfahren hatte sich ein Zentralrechner der Air Force aufgehangen und konnte erst wenige Sekunden vor dem endgültigen Startabbruch neu gebootet werden – puuuuh was für ein Glück!)…

Um exakt 4:53:24 sehen wir zuerst eine Rauchsäule – die Discovery bewegt sich immer noch nicht…

… dann verdeckt die weisse Rauch- und Staubwolke das Shuttle komplett…

… dann erst steigt die Discovery hinter ihrer eigenen Abgaswolke empor…

… was für ein Gefühl den Feuerschweif der Hauptantriebe und Boosterraketen zu sehen…

… der Feuerschweif der gewaltigen Raketen wird immer länger und mit ihm unsere Freude über diesen gelungenen Start!

Es ist nun schon einige Zeit seit dem Abheben der Discovery vergangen und ausser dem Beifall und Freudesgeschrei der Zuschauer hört man nichts…

… gut erkennen kann man wie die Discovery sich um ihre eigene Achse dreht…

… und immer weiter, immer mächtiger in den Himmel emporsteigt. Bilder können leider das wahre Schauspiel nur unzureichend wiedergeben…

… wir hören noch immer nichts. Erst 50 Sekunden nach dem Start, dachdem die Discovery bereits in den Wolken verschwunden ist, erreicht uns das Grollen und Krachen der Triebwerke.

Das ganze Spektakel hat zwar nur gut eine Minute gedauert, es war aber umso beeindruckender und mit Sicherheit jede der 420 Minuten die wir seit heute Morgen darauf gewartet hatten wert!

Wir sind alle sehr berührt von dem Ereignis, es wird geklatscht, gefeiert, Sektkorken knallen. Anita, Helena, Kolja und ich schauen Arm in Arm auf die Rauchsäule die noch lange Zeit am Himmel steht und haben alle vier den gleichen Gedanken: möge dies eine erfolgreiche Mission werden und mögen vor allen Dingen die sechs Astronauten in 11 Tagen wider gesund und wohlbehalten auf die Erde zurückkehren!

P.S. Alle Aufnahmen wurden von mir aus der freien Hand ohne Stativ geschossen. Wir waren ungefähr 9,4 Meilen = 15 km von der Startrampe entfernt.