Montpellier ist eine der wenigen bedeutenden französischen Städte ohne antiken Hintergrund. Montpellier wurde erstmals am 26. November 986 urkundlich erwähnt. Es wird über eine Burg, die ein Schloss und eine Kapelle beherbergte berichtet. Durch die hervorragende Lage zwischen Katalonien und Italien an der Via Domitia neben dem Hafen Lattes wurde Montpellier schnell ein Handelszentrum mit Verbindungen über das Mittelmeer, nach Spanien und nach Nordeuropa und entwickelte eine gemischte Bevölkerung mit Juden, Moslems und später auch Protestanten. Es siedelten sich Goldschmiede, Tuchmacher und auch Kaufleute an (noch heute erkennt man an den Straßennamen im historischem Zentrum, mit welcher Ware dort Handel getrieben wurde). Durch den Pilgertourismus und durch die Vertreibung der Juden und Mauren aus Spanien entwickelten sich in Montpellier einige Hospitale und karitative Einrichtungen. 1220 gründete Stadtrat Conrad – Legat des Papstes Honorius III. – die medizinische Schule Montpellier. Ende des dreizehnten Jahrhunderts war der Ruf der Schule schon legendär. 1289 erhielt die medizinische Schule vom Papst Nikolaus IV. den Status einer Universität. Die Universität wurde von der jüdischen, arabischen und christlichen Kultur gleichermaßen geprägt. Anhänger aller genannten Kulturen studierten dort. Dies war ein geradezu revolutionärer Zustand, dem die Universität seine enorme Fortschrittlichkeit zu verdanken hatte.vAnfang des 14. Jahrhundert erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung dank seines Nachbarhafens Lattes und eines kaufmännischen Genies namens Jacques Cœur, Geldgeber des Königs von Frankreich Karl VII.. In dieser wirtschaftlichen Blütezeit leistete sich die medizinische Fakultät einen Pflanzengarten (1593-Jardin des Plantes) den man noch heute besichtigen kann und der der älteste seiner Art in Frankreich ist. Die Kathedrale Saint-Pierre wurde an der Stelle des Klosters Saint-Benoît (gegründet 1364) erbaut. Im 16. Jahrhundert gewannen die Hugenotten immer mehr an Einfluss in der Stadt, bedingt auch durch die Hugenottenkriege, die dazu führten, dass die Hugenotten Frankreichs in den Süden zurückgedrängt wurden. 1693 wurde der Arc de Triomphe (Porte du Peyrou) zu Ehren Ludwig XIV. und dessen Sieg über die Hugenotten in Montpellier eingeweiht. Die Industrialisierung machte im 19. Jahrhundert ein Industriezentrum aus der Stadt und in den 1970ern sorgte die Einwanderung der französischen Algerier („Pied-noir“) für ein rasantes Wachstum (heute zählt Montpellier ca. 250.000 Einwohner).
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Montpellier ist in eine knappen Stunde Fahrt mit dem Auto von Gruissan aus zu erreichen. Wir haben direkt im Stadtzentrum im Parkhaus an der „Place de la Comédie“ unser Mietauto abgestellt (teuer aber dafür kann man die ganze Innenstadt mit Ihren Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen). Anita verbinden mit dieser Stadt viele schöne Erinnerungen und so stiegen wir vier am frühen Vormittag mit großen Erwartungen die Treppen zur „Place de la Comédie“ empor: welche faszinierende Ausstrahlung dieser Platz und die ganze Stadt auf uns ausübten! Die in der Sonne funkelnden makellos renovierten Fassaden der alten Häuser, das ruhige vormittägliche Treiben auf dem Marktplatz, diese Mischung aus Einheimischen die Ihre Besorgungen erledigten oder einfach gemütlich einen Café genossen, vielen Studenten und natürlich Touristen aus aller Welt. Es sind nicht nur die im Touristenbüro angepriesenen vielen Sehenswürdigkeiten sondern die vielen kleinen Strassen, Gassen und Plätze – jedes mit seinem eigenen Flair – die den Charme von Montpellier ausmachen.
An dieser Stelle mal ein großes Lob an unsere beiden Kinder: unser Besuchs- und Ausflugpensum in diesen Tagen und Wochen in Gruissan war schon enorm, allein in Montpellier sind wir sieben Stunden lang durch die Stadt gelaufen. Helena und Kolja haben die meisten Ausflüge gerne mitgemacht ohne groß zu Klagen oder zu Murren. Wenn es Ihnen der Kultur und Sehenswürdigkeiten zu viel wurde haben sie eigene Spiele kreiert: so waren sie zum Bsp. Agenten, Reporter oder Spione und mußten bestimmte Dinge über die Orte die wir besucht hatten, herausfinden.